Noch einmal möchte ich Herbstluft schnuppern, schöne bunte Herbstwälder sehen. Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Bäume kahl und die Wiesen und Felder trist aussehen. Also gönne ich mir eine lange Anfahrt, um die vorletzte der neuen Rheinschleifen zu wandern, die Stahlbergschleife mit rd. 14km Wanderweg, bei mir waren es dank vieler Abstecher dann rd. 15km. Mein GPS Track

Bacharach

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Bacharach ist einer der Städte am Mittelrhein, mitten im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Wer den Ort betritt wird gleich gefangen genommen, von seiner historischen Ausstrahlung.

Altes Fachwerk, liebevoll erhalten und saniert lässt seiner Besucher ein ums andere Mal nach oben schauen, in die schönen Giebel oder auf die Werner Kapelle, die auf dem Weg zur Burg Stahleck liegt und damit hoch über der Stadt trohnt.

Ich parke auf dem großen, gebührenpflichtigen Parkplatz direkt am Rhein und schlendere zunächst an der Rheinpromenade entlang, wo sich schon früh um 8 Uhr die ersten Frischluftfans treffen. Ich zeige nun gleich zu Beginn meine Eindrücke von Bacharach, bevor ich mich dem Wanderweg zuwende.

Es ist herrlich sich so langsam auf einen Wandertag einzustimmen. Es herrscht noch nicht das geschäftige Treiben der Touristen, die Stadt liegt noch im Halbschlaf. Nach ausgiebigem Erkunden wende ich mich dem Malerwinkel zu und strebe der Burg Stahleck entgegen. Hier erwartet mich schon munteres Treiben.Stahlbergschleife_0056

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Eine Jugendherberge erlaubt Familien mit Kindern, aber natürlich auch Einzelreisenden, das Burggelände zu bewohnen und das tun die Kids mit gut hörbarer Begeisterung :-)

Auch die Eroberung einer Burg findet kindgerecht statt. Es wird geklettert, statt Treppen zu nutzen. Ein Paradies für Kinder, das ist sicher! Die Sicht auf den Rhein ist aufgrund des Nebel äußerst mäßig, also wende ich mich schon bald dem weiteren Weg zu, immerhin war ich hier oben schon einige Male.

Ein Stück hinter der Burg, nach einem kleinen Anstieg, überquere ich die K 24 und tauche danach gleich in die grüne Idylle eines Grasweges ein. Bald landen wir in einem Wäldchen, um kurz darauf auf einem Wiesenpfad durch das Steeger Wildgehege zu wandern.

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Der Boss im Wald

Spike findet diese Gerüche und Anblicke sehr spannend und lässt kein Auge von den friedlichen Tierchen. Wachsam verfolgen die wiederum, ob der stierende Vierbeiner auch auf seiner Zaunseite bleibt. Wir ziehen weiter und wenn der Nebel nicht wäre, könnten wir nun schon die ersten Blicke auf die Burgruine Stahlberg werfen, so begnügen wir uns zunächst mit dem Örtchen Steeg, das sich zwischen die hügelige Landschaft gelegt hat.

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Steeg und sein Befestigungsturm

Wir erreichen die Ruine eines alten Befestigungsturms von Steeg. Hier wird an einem Platz gearbeitet, der wohl der Ruine eine besondere Bedeutung verleihen soll, den Zugang attraktiver macht. Erhaltenswerte Zeugnisse unserer Vergangenheit, dieser Umgang erfreut mich immer wieder sehr, macht es das Wandern doch um einen guten Teil attraktiver und spannender.

Der Nebel verleiht dieser Wanderung die typisch herbstliche, etwas schaurige Stimmung, je nachdem welche Landschaftsformen wir durchwandern. Höhlen, die erst spät im Nebel erkennbar werden. Schemen der Burg Stahlberg, die auf dem Hügel erkennbar werden.

Übrigens wandern wir hier wegegleich auf dem Eselsweg. Der Esel, bzw. bevorzugt Eselsstuten wurden früher zum Transport der Trauben benötigt, da die Weinberge damals selten über befestigte Wege verfügten. Daraus abgeleitet erhielten die Bewohner den Spottnamen „Steeger Esel“

Burgruine Stahlberg

Dann liegt sie vor mir, die Burgruine (Anfang 13. JH), die größer ist als ich es erwartet hatte. Eine Gruppe rastet hier, während der Wanderführer einige Informationen zur Region und zu den Burgen hier liefert. Ich setze mich etwas abseits und genieße diese tolle herbstliche Stimmung.

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Die Farben, der sterbenden Blätter sind in diesem Jahr meiner Meinung nach wieder besonder strahlend. Ich finde es faszinierend mit welchem Glanz sich die Natur dem Jahresende zuneigt.
Solch ein Herbst vollends in sich hinein gesogen, macht die dunkle Jahreszeit irgendwie erträglicher.

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Nach einem kleinen Frühstück, heute habe ich auch Kaffee mit genommen, ziehen wir wieder weiter und behalten von nun an, für eine ganze Weile die Burg im Blick.Stahlbergschleife_0199

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Hin und wieder blinzelt die Sonne durch die dicke Wolkenschicht, aber durchsetzen kann sie sich in dieser Region heute nicht. Später erfahren ich, dass nur ein paar km weiter in Oberwesel, die Sonne die Oberhand behält. Das stört mich aber überhaupt nicht, denn zum Herbst gehören auch solche Tage. Hauptsache ich kann vor die Tür und das Jahr mit allen Zellen genießen und mit jeder Witterung.

Der Schäfer

Weitgehend an brach liegenden Weinbergen und offenen Wiesen entlang erreichen wir einen Schäfer mit seiner Herde und den netten vierbeinigen Fellknäueln, die sich eine ganze Weile mit Spike durch das Gelände bewegen. Immer wieder schön zu sehen, wie friedlich die meisten Begegnungen mit anderen Hunden ablaufen.

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Die Wollknäule, die bisher unbeeindruckt von Mensch und Hunden die Wiesen kahl fressen, verabschieden uns gemeinsam in unsere Richung blickend. Klasse diese Dynamik :-)Stahlbergschleife_0249

Inzwischen wird mir bewusst, dass es so mit T-Shirt vielleicht doch ein wenig frisch ist und beschließe bei der nächsten Rast die wärmende Jacke wieder anzuziehen. Leider viel zu spät, denn nur wenige Tage später rächt sich mein Körper mit einer heftigen Erkältung, die mir Stimme und Wohlbefinden raubt.Stahlbergschleife_0251

Wir erreichen den Rhein, die Sonne zeigt sich, immer wieder von Nebelschwaden gestört. Erstmals erblicke ich am heutigen Tag eindeutig blauen Himmel, der den Farben der Herbstes einen schönen Kontrast verleiht. Ich kann kaum beschreiben welche Ruhe der heutige Tag mir verleiht, welchen tiefen Frieden. Ist es der Herbst, ist es der Weg? Keine Ahnung, Hauptsache es ist so!

Langsam kommen Weinberge in sicht, aktive Weinberge die inzwischen längst abgeerntet sind und darauf warten ihren letzten Schnitt vor dem winter zu erhalten.

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Durch diese Weinberge führt uns der Orionsteig, nach einer hier vorkommenden Schmetterlingsart benannt, hinunter nach Bacharach. Die steilen Pfade und Treppen sind sicher nicht für jeden Hund begehbar, denn die Treppenstufen sind teilweise sehr hoch. Für Spike sind sie kein Problem und so meide ich die Umgehung über die Weinbergswege.

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Vor zwei Jahren war ich hier auf dem Rheinburgenweg mit den Wanderschnecken unterwegs. Zu dieser Zeit waren die Wege weit schwieriger zu bewältigen. Auch wir waren damals im Herbst unterwegs, allerdings bei sehr kalter Witterung.

Heute mit Treppen und Seilen versehen, ist es zwar Kräfte raubend hier bergan zu steigen, aber sicherlich nicht mehr so anspruchsvoll. Da trägt man den Bedürfnissen der Wandervölker Rechnung.

Es ist erst Mittag und wir haben die 15,3 km bereits hinter uns gelassen. Es bleibt also Zeit für eine ausgiebige Einkehr hier in Bacharach und einen anschließenden Besuch des Günderodehauses in Oberwesel.

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Hätte ich auch die beiden letzten Seiten der Tourbeschreibung meines Wanderbegleiters „Rheinschleifen“ aus dem IDEEmedia Verlag gründlich gelesen, dann wäre ich sicherlich noch einmal über die Stadtmauer von Bacharach gelaufen. Das wird nachgeholt, wenn ich meine letzte Rheinschleife, den Schellengang erwandert habe. Die startet nämlich ganz in der Nähe.

Das Günderodehaus

So nun bekommt ihr nach der Wanderkarte noch ein paar Fotos vom Günderodefilmhaus. Dieser für mich absolut romantische Ort erlangte Berühmtheit durch die Filmaufnahmen zur Trilogie „Heimat“ von Edgar Reitz. Hierfür wurde ein typisches Haus aus dem Hunsrück am Rhein oberhalb Oberwesel wieder aufgebaut. Mehr dazu auf der Seite „Heimat“

Ab November schließt das angeschlossene Restaurant seine Pforten und trotzdem lohnt sich ein Besuch, auch in der Herbst- und Winterzeit. Über die Weinreben hinweg auf den Rhein zu schauen ist nur schön :-)

Ein paar Impressionen aus 2012 füge ich noch bei, hier waren wir Mädels gemeinsam zu einem Herbstwanderwochenende unterwegs und sind erstmals auf diesen wunderschönen Ort gestoßen. Hier der Bericht: „Alles was ohne Helm und Seil zu bewältigen ist, ist pille palle“

11 Kommentare

  1. Sehr schöne Bilder und eine tolle Gegend; eine Kleinigkeit fiel mir auf: die Bildunterschrift „Burgruine Stahleck“ ist die „Stahlberg“ ;-)

    1. Hallo Oliver,

      vielen Dank für den Hinweis. Morgen werde ich noch mal durch den Beitrag schauen und entsprechend korrigieren.
      Viele liebe Grüße
      Elke

  2. Hatte wieder viel Freude an deinem Bericht und den tollen Bildern. Es trifft sich doch, dass ich mir diesen Sommer die erste Serie Heimat angeschaut habe (einen Film nach dem andern :-) ) Herrlich!

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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