Wer hat eigentlich dieses bescheidene Wetter bestellt? Gut, Wilhard würde jetzt mit mir meckern, mich als Wetternörglerin bezeichnen, aber es ist doch auch ausgesprochen unnötig zwei Samstage hintereinander so ein unanständiges Wetter zu präsentieren. Wenn ich Petrus mal zu fassen kriege, der kann aber was erleben. Immerhin möchte ich heute die Mosel Etappe Cochem – Treis-Karden erwandern.

Mosel Etappe Cochem – Treis-Karden

Mein Ziel ist es ja, am 2. Mai in Bernkastel-Kues mindestens die Hauptschleife von 37,3km zu absolvieren. Inzwischen habe ich davor auch keine Bange mehr, der Ehrgeiz wächst und nun würde ich gerne eine zweite Schleife schaffen, also weitere 20km – ui ui ui

Darauf zu trainieren bedeutet für mich bei jedem Wetter am Wochenende eine längere Wanderung zu machen. Heute habe ich mir mindestens die Etappe Cochem – Treis- Karden vorgenommen, am Ende bleibt es auch dabei. Mit Zuwegen insgesamt 28,5 km und 1003 Höhenmeter. Hierbei gibt es drei saftige Anstiege, die ordentlich an den Kräften zehren werden. In meinem GPX Track ist der Rückweg vom Bahnhof zum Parkplatz nicht enthalten.

_FRW6893So nun aber von vorn.
Ich parke auf der anderen Moselseite, weil die Parkdauer auf vielen Parkplätzen nahe der Stadtmitte begrenzt ist, bzw. recht kostenintensiv.

Schon hier habe ich Blick auf die Reichsburg und es blüht über mir, wie schön die Farbe kehrt in die Natur zurück.

Der Himmel ist so blau, dass ich es kaum glauben kann, dass sich das im Laufe des Tages und zwar sehr schnell, ändern soll. Noch genieße ich also die schönen Kontraste, die sich auf den ersten Kilometern ergeben.

Cochem ich komme und staune

Na, überzeugt das? Mich auf jeden Fall und noch schlendere ich gut gestimmt unter diesem herrlichen Himmel.

Cochem
Blick auf die Reichsburg Cochem

_FRW6905Eine kleine Weile muss ich durch die Cochemer Straßen, bis ich die Station der Sesselbahn erreiche. Da reisen Touristen bequem dort oben zum Pinnerkreuz hinauf und ich muss bewaffnet mit meinen Wanderstöcken den steilen Anstieg bewältigen.

Noch baumeln die Kabinen nutzlos an ihren Seilen, ruhen sich aus, erst Ende März werden sie wieder in Betrieb genommen. Für Menschen wie mich, die schon um 8 Uhr auf Wanderschaft gehen, ist die Öffnungszeit 10 Uhr sowieso indiskutabel.

Ein oder mehrer Blicke zurück gewähren mir Luft zum atmen und Ausblicke, die mich entzücken. Das geht in die Beine, das garantiere ich euch liebe Leser/innen

Zum Pinner Kreuz

_FRW6915Doch irgendwann ist diese erste Strapaze überwunden, der Gipfel und damit das Pinner Kreuz sind erreicht.

Das Pinner Kreuz wurde zum Andenken an einen Schafhirten errichtet, der bei dem Versuch eines seiner Schafe zu retten selber ums Leben kam.

Wenn die Tage länger sind und damit die Wandertage mehr ausgeweitet werden können, steht einem Besuch im schönen Gartenlokal des Sesselbahn-Terrasse – Cafe´ nichts im Wege. Übrigens habe ich hier eine wunderschöne Herbstwanderung erlebt.

Gartenterrasse am Pinner Kreuz

_FRW6935Auch hinter dem Pinner Kreuz geht es weiterhin bergan, inzwischen zieht der Himmel schon zu, frei nach dem Motto „Wenn du durch Wald gehst siehst du mich ja sowieso nicht“
Gemächliche weitere Steigungen führen zum Wild- und Freizeitpark Klotten. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Besuch mit oder ohne Kinder ein Genuss ist.
Vor dem Eingang versammeln sich schon die ersten Erlebnishungrigen.

Mein Erlebnishunger treibt mich weiter, auf den Wegen liegen die Hinterlassenschaften der Herbst- und Winterstürme.

Quer liegendes
Noch kann ich hier schauen, kein Blatt stört meine Sicht

_FRW6942Immer wieder habe ich Ausblick auf die Mosel und auf Cochem. Meine Wanderrichtung bringt mich aber Klotten immer näher.

Selbst jetzt im Winter geben die Kiefern Farbe in die Bilder und an den Büschen hängt schon das ein oder andere neue Blättchen. Nicht mehr lange und das frische Grün wird unsere Wanderungen wieder begleiten.

Durststrecke zum Dortebachtal

Die Wegeführung ist abwechselnd, führt sowohl über Pfade, jedoch auch über Forstwege und später Asphalt. Die Asphaltabschnitte sind nicht zu umgehen, da es Wanderwege in den dortigen Bereichen nicht gibt und sich wohl auch schlecht anlegen lassen. Das gilt vor allem für die unattraktive rd. 500m lange Strecke an der B49 entlang bis zum Dortebachtal.

_EBL8230Durch einen Unterführung gelange ich ins Dortebachtal, das ich zu Sommerzeiten schon zweimal besucht habe und ein jedes Mal diese unendlich erscheinenden Serpentinen, auf schmalem Pfad mit einer Menge verlorenen Schweißes bezahlt habe.

Zum Anregen zeige ich hier ein paar Fotos aus diesem wunderschönen Tal, das unter Naturschutz gestellt ist und bei entsprechender Ruhe eine Menge seltener Falter bescheren kann.

Besucht dieses schöne Tal separat, denn den Wasserfall dort oben werdet ihr auf der Moselsteigetappe nicht sehen können. Einen Wanderbericht mit GPS Daten gibt es hier: Bericht

Oben an der Aussicht Kasteschkopp

ist es verflixt kühl, der Wind pfeift mir um die Ohren und so allmählich rückt auch der Regen an. Bisher hat er sich ja gnädig in anderen Regionen nieder gelassen.

_FRW7011In einem großzügigen Bogen umwandere ich nun die Felder, oft den Annischerhof (einem Einsiedlerhof) im Blick
In dem anschließenden Waldgebiet finde ich einen Holz-Moos-Igel und eine Blautanne und reichlich umgestürzte Bäume.

Blautannen sind Edeltannen und in Wahrheit nur blau angesprüht, weil die darin enthaltenen Stoffe den Wildverbiss verhindern soll. Anscheinend erfolgreich, weil kein Reh angebissen hat, wie man sieht.

_FRW7023

Baumsterben und alles bleibt liegen, so bleibt den Kleintieren reichlich Raum sich zu verkriechen.

Der Ort Kail ist mir bisher im Raum Klotten-Pommern nie aufgefallen, obwohl er dazwischen liegt. Das ist aber auch kein Wunder, weil dieser Ort sich ins Hinterland, etwas abseits der Mosel, niedergelassen hat.

Dort treffe ich auf einen älteren Herrn, 81 jährig, der mir von seinen Wanderungen erzählt und von seiner Webseite, die er betreibt. Wandern NRW

Durch ein zauberhaftes Bachtal gelange ich an Pommern heran

_FRW7055Der Moselsteig bäumt sich nochmal zu Hochleistungen auf, führt im Anschluss wieder hoch über die Mosel, lässt mich schauen, aber auch nass werden.

 

 

P1030127Ich kann also meinen neuen, sehr bunten Trekkingschirm testen, der mir sehr gut gefällt und mich und meine Kamera vor dem bösen Regen behütet.

Die Menschen in Pommern haben eine Sonnenuhr in die Weinberge gehängt. Dies ist nicht die einzige aber wohl eine der größten Sonnenuhren Deutschlands. Wo eine Sonnenuhr hängt befinden sich auch die meisten Weinberge, denn die Weinberge benötigen Sonne ebenso wie die Uhr, die mit ihrem Schattenstab nur dann die Zeit anzeigen kann, solange die Sonne auf sie scheint.

 

Sonnenuhr Pommern

Auf dem Martberg

Nun muss ich mich allmählich kurz fassen, der Bericht hat deutlich Überlänge. Ein weiterer sehr sehr Kräfte raubender Anstieg bringt mich auf die Höhe in die Nähe des Martbergs wo eine alte Keltensiedlung mit römischem Heiligtum zu besichtigen ist. Auf den Grundmauern der Originalanlage wurde hier aufgebaut.

Ab 1. Mai ist die Tempelanlage von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen zwischen 11 und 17 Uhr zu besichtigen. Ein Cafe´gibt es dort auch.

Tempelanlage auf dem Martberg

_FRW7092Über die Felder wandere ich wieder Richtung Moselkante, der Regen hat sich inzwischen wieder in andere Regionen verzogen und lässt mich bis zum Ende meiner Wanderung in Ruhe.

 

 

_FRW7079Natürlich darf in der Nähe der Kelten auch ein Druidenbaum nicht fehlen. Voila, hier ist er.

Auf den weiteren Wegen  begegne ich immer wieder Abschnitten mit inzwischen schon intensiv riechenden Buxbaumbeständen.

Blicke auf die Mosel, weite Blicke.. jetzt bin ich fast am Ende meiner Strecke und kann allmählich auch das Tempo etwas raus nehmen.

So bummele ich den Rest mehr oder weniger ab.

Herrlich diese Wege und die Erinnerung an eine gemeinsame Wanderung mit Conny, Tanja und Spike werden wach.

Warten am Bahnhof Treis Karden

_FRW7111Am Bahnhof in Treis Karden muss ich nur 15 Minuten auf den nächsten Zug nach Cochem warten. Die Reststrecke vom Bahnhof Cochem, über die Brücke hinweg ist nochmal anstrengend, ich bin schon müde nach diesem heutigen Tag, aber auch verflixt zufrieden mit meiner Kondition.

Die Etappe Cochem – Treis Karden hat es in sich, die Streckenlänge ist mit reiner Moselsteigstrecke von rd. 24 km und ordentlichen 1000 Höhenmetern anspruchsvoll. Wer hier wandert sollte sich Zeit für einige Sehenswürdigkeiten nehmen. So hat man einen seeeehr langen und ausgefüllten Wandertag.

Höhenprofil


 

Zum Moselsteig und auch zu den Traumpfaden gibt es Literatur beim Idee Media Verlag.
69d57539e31eef224ee777f0f13ac6c0_preIn das Buch “Moselsteig” gibt es hier im Blog ein wenig Einblick 

13 Kommentare

  1. Hi Elke, diese Etappe steht noch auf meiner Wish-List… insofern danke ich Dir für das Hineinschnuppern! Und das sind wieder sehr schöne Fotos geworden.
    Viel Spaß noch beim Training für das #bloggerwandern , aber übertreibe es nicht!
    Liebe Grüße, Karin

    1. Kommendes Wochenende hoffe ich auf wenigstens ein paar Sonnenstrahlen, dann werden kürzere Runden gedreht. Meine Füße brauchen Pflege und Nachsicht :-)
      Einen guten Start in die Woche wünsche ich dir
      LG Elke

  2. Jetzt weiß ich, wo du heut gesteckt hast ;-D Toller Bericht, da haben die Kollegen recht! 1000 HM würde ich hier nicht zusammenkriegen (sind die mit Abstieg oder nur Aufstieg?), aber am schönsten ist, dass du zufrieden bist über deine Kondition. War ich auch, nur ist meine nach 3 Wochen (und eine weitere) Inaktivität leider weggeschmolzen. Hat aber Riesenspaß gemacht, bei dir mitzulesen. – Das Bild von Cochem ist so herrlich farbenfroh :-)

    1. Dieser Bericht war echt Arbeit :-) aber mir macht es Spaß hinterher zu sehen wo ich war und selber noch einmal mit Ruhe zu wandern :-)
      Die 1000 Höhenmeter sind nur rauf, das Gleiche in etwa noch einmal runter. Das Höhenprofil ist herbe, füge ich jetzt noch in den Bericht ein,

  3. Ja, Elke, auf DEN Bericht habe ich nur gewartet, war ja schließlich ein Wiedersehen mit meiner/unserer Heimat. Tatsächlich haben wir uns diesen langen und anstrengenden Abschnitt noch nicht zugemutet, sind z.B. in Pommern abgestiegen. Aber Respekt vor Deiner Leistung – ich bin sicher, dass Du die 38 km schaffen wirst. Wie wär’s mit den 35km von Monreal nach Moselkern? Ist tatsächlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu schaffen.
    Lieben Gruß
    Ursula

    1. Oh jaaaaa das ist eine Idee, Monreal ist wurderschön und die Strecke immer an der Elz entlang ja das ist eine sehr gute Idee.
      Die Zeitumstellung mag ja NAchteile haben, aber im Hinblick auf lange Wanderungen ist sie sehr hilfreich :-)
      Ich habe beim Aufstieg hinauf zum Kreuz an euch denken müssen, ihr die ihr Cochem so liebt, bzw. die Reion :-)
      Einen lieben Gruß und einen schönen Abend für euch
      Elke

      1. Diese Wanderung war eine meiner ersten langen Wanderungen im Jahe 1981 und ein Jahr später von Mayen nach Moselkern im Zuge des Eifelhauptwanderweg Nr. 1 von Bonn Hbf nach Moselkern (126 km Jakobsweg in 3 Etappen). Obwohl ich Talwanderungen liebe, würde mir heute (Wenn ich die Strecke noch schaffen würde) die Abwechslung fehlen.

        1. In 3 Etappen, meine Güte welche Leistung. Für mich ist es auch schöner, wenn sich zwischen den Tälern auch Höhen mit Feldern auftun. Ich mag beides aber für Spike darf es ein wenig mehr Wald sein :-)

  4. Hallo Elke, ich hasse es wenn es sich nach strahlendem Morgen zuzieht und anfängt zu regnen. Du hast wirklich Pech, trotzdem wunderschöne Bilder und ein toller Bericht. Diese Etappe ist an Abwechslung kaum zu überbieten, aber auch anspruchsvoll. Für mich einer der schönsten Moselabschnitte, übrigens ein Traum wenn Ginster und Raps blüht. Liebe Grüße Rüdiger

    1. Oh ja Rüdiger, wenn Ginster und Raps blühen, dann herrscht dort eine unglaubliche Farbenpracht. Irgendwann wiederhole ich diese Etappe zu einer freundlicheren Jahreszeit. Dir auch einen lieben Gruß
      Elke

  5. Hallo Elke

    Super! Ein ganz toller Wanderbericht und auch ganz tolle Fotos :-) Auf jeden Fall weiß ich nun wo ich demnächst ganz sicher wieder wandern gehe :-) Ich war schon viel zu lange nicht mehr an meiner „geliebten Mosel“ und bin heute „lieber“ im Regen und Sturm durch den Wald gestapft ;-) :-D

    Wünsche dir noch einen schönen Abend

    Gruß, Klaus

    1. Heute habe ich, nicht weil ich müde war, nur eine kurze Runde mit Spike gedreht. Es ist doch arg stürmisch. So habe ich den Bericht fertig bekommen :-)
      Dir auch einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche :-)
      LG Elke

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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