Keine Kuscheltiere und doch höchst sensibel, so präsentieren sich die Strauße auf der Straußenfarm in Wermelskirchen Emminghausen.  Die Führung über das Gelände der Straußenfarm, die eingebettet in die Hügel des Bergischen Landes liegt, hält für meine Enkelin und mich eine Menge Überraschungen und Lehrreiches bereit, unter anderem Vielweiberei und Steine fressen im Straußengehege

Einige Fakten

  • Ort: Wermelskirchen, Emminghausen 80 am Hofladen der Straußenfarm
  • Führungen Samstags und Sonntags jeweils 11:00 Uhr und 13:00 Uhr
  • Kosten: 3,50 € Erwachsene, 2,50 ³ für Kinder bis 10 Jahre
  • Wanderung rund um Emminghausen – Blogartikel
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Hofladen Straußenfarm Emminghausen

Nicht einfach so auf das Gelände

Wie die meisten Menschen mitbekommen haben, gilt für viele Vögel im Winter/Frühjahr 2017 die Stallpflicht, weil die Vogelgrippe wieder einmal erhebliche Verluste bei Geflügelzüchtern zur Folge hatte.

Auch wenn es inzwischen Entwarnung gibt, im eigenen Interesse werden die Schuhe der Besucher desinfiziert, in dem jeder über eine Matte mit Desinfektionsflüssigkeit laufen muss.

Während die kleine Gruppe dieser Anordnung gerne Folge leistet, bekommen wir auch gleich ein paar Grundregeln mit auf den Weg, deren Einhaltung auch im eigenen Interesse wichtig ist.

Keine Kuscheltiere aber sehr sensibel

Strauße sind keine Kuscheltiere und können mit ihren Schnäbeln ordentlich zupicken. Die schaffen es locker auch durch den grobmaschigen Zaun zu schnäbeln. Zudem sind sie neugierig auf alles, was Zweibeiner so in den Händen halten oder offen aus Taschen schauen lassen und fix sind dann Gegenstände in Straußenbesitz gewechselt.

Erschrecken sollte man sie nicht, denn das Gemüt eines Straußes ist ein zartes. Wobei es auch zu explosiven und angriffslustigen Aktionen kommen kann. Ein Fußtritt vom Strauß und ein Löwe hat sein Leben ausgehaucht.

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Führung auf dem Gelände der Straußenfarm Emminghausen

Zuchtgruppen sind klein – Vielweiberei und Steine fressen im Straußengehege

Eine Zuchtgruppe besteht meistens aus einem Hahn, gekleidet in tiefschwarzes Federkleid mit zwei bis drei grau gekleideten Damen. Die auserwählten Hennen sind jedoch nicht gleichberechtigt, denn Herr Strauß wählt seine Lieblingsdame, mit der er oft für den Rest seines Lebens eng verbunden bleibt, während die Nebenhennen austauschbar sind.

Trennt Mensch oder der Tod Hahn von seiner Lieblingshenne, dann kann der Hahn vor Kummer eingehen.

Diese kleine Zuchtgruppe erhält eine Wohlfühlfläche von rd. 3.000 ha zum toben und picken, sowie zum Eier legen. Und Eier sollen sie sehr viele legen. Das ist immerhin der Grundgedanke einer Straußenzucht.

Als Nahrung dient alles was eine Wiese so hergibt, ob Kräuter oder Samen, Kleinsttiere bis zur Eidechse oder Früchte. Drei bis vier Kilo Nahrung verschnabbuliert so ein Strauß täglich. Da wird natürlich auch zugefüttert.

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Die Füße von Einstein, einem Zuchthahn in Emminghausen (Blauhalsstrauß)

Die Sache mit den Eiern

So ein Straußenei ist riesig und es ist schwer, rund 1,5 Kilo mit 1,3 – 1,5 Litern Eimasse innen drin. So ein Ei muss dann auch rd. 1 – 1,5 Stunden gekocht werden, bevor es gar ist.

Würde man Hühnereier in die Straußeneier füllen wollen, müsste man hierfür ca. 30 Stück organisieren. WOW kein Wunder, dass die Eier preislich heftig ins Budget schlagen.

Im Straußengehege, das schrieb ich ja schon weiter oben, herrschen klare Hierarchien. Da ist der Hahn, sind mehrere Hähne in einem Gehege gibt es hier auch einen Chef. Es gibt die Hennen, Haupt- und Nebenhennen.

Straußenfarm-Emminghausen-(9)jpg Vielweiberei und Steine fressen im Straußengehege
Ein Zuchthahn hat alles im Blick

Rot ist die Liebe

In der Zeit März bis August ist auf der Straußenfarm Liebe angesagt.

Der Herr des Geheges zeigt sein imposantes Balzgehabe mit kräftig rotem, aufgeblähtem Hals, liegend den Kopf hin- und herschwenkend. Die Farbe der Beine, des Schnabels und vor allem der Hals des Hahns wird bei einigen Straußenarten, wie auch dem hier bevorzugt gezüchteten Südafrikanischen Blauhalsstrauß, tiefrot.

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Die Dame, egal ob Diva oder nicht, zeigt mit einer Demutshaltung an, dass sie aufnahmebereit ist. Mir fällt dazu tatsächlich der Begriff „Graue Maus“ ein :D

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Demutshaltung der Henne zeigt Paarungsbereitschaft an.

Wir teilen uns den Job

Der Hahn ist was Nestbau betrifft vorbildlich. Er bietet seinem Harem gleich mehrere Nestmulden an, die er im Sand frei buddelt. So kann die Haupthenne sich einen geigneten Platz aussuchen und darin ihre Eier deponieren. Acht bis zwölf Eier legt sie und duldet, dass die Nebenhennen eine kleine Menge dazu legen. Allerdings müssen die sich nach dem Legen vom Acker machen, denn brüten ist der Job von Haupthenne und Hahn.

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Gebrütet wird erst, wenn alle geplanten Eier im Nest liegen. Der Hahn sitzt nachts, die Henne tagsüber.

Auf einer Straußenfarm werden jedoch die meisten Eier in einem Brutkasten ausgebrütet. Die regelmäßige Entnahme von Eiern aus dem Nest regt die Hennen zum vermehrten Legen an.

Straußenküken erblicken das Licht der Welt

Nach 42 Tagen schlüpfen die kleinen Nachwuchsstraußen. Die Kunstbruten wachsen zunächst im Indoorkindergarten unter Wärmelampen auf, damit sie nicht krank werden. Die Naturbruten werden von ihren Eltern beschützt und wachsen wie in freier Wildbahn auf.

So ein Schlupf, das durften wir erfahren, ist für das Küken eine wirklich anstrengende Sache. Sie verfügen über keinen Eizahn, wie Hühner, sondern bringen die 1,97 mm dicke Schale durch Muskelkraft und die enstandene Enge im Ei zum bersten.

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Ungefähr zwei Wochen altes Straußenküken

Die Straußenküken sind ziemlich flott auf einer Höhe von fast 2 Metern, nur 6 Monate brauchen sie dazu. Dann wuseln sie schon lange auf den weitläufigen Wiesen der Straußenfarm, bis sie auf dem Hof mit geringst möglichem Stress, den Weg des irdischen gehen. Denn das Fleisch und diverse Nebenprodukte sind der Zweck für die Zuchten.

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Die zur Fleischgewinnung gezeugten Straußen

Das Fleisch der Straußen

Das Fleisch dieser großen Tiere ist schmackhaft, sehr zart, hat wenig Cholesterin und viele Proteine. Durch die auf dieser Farm praktizierte Art der Schlachtung vor Ort, ist der Stress für die Tiere so gering wie möglich und auch das wirkt sich sehr gut auf die Fleischqualität aus.

Wer also regelmäßig Fleisch isst und dabei auf Qualität achtet, hat mit diesem Nahrungsmittel ein echtes Plus auf der Speisekarte.

Mehr Produkte findet ihr auf der o.g. Webseite.

Was der Langhalsdino und die Straußen gemeinsam haben

Julia ist begeisterter Fan der Dinosaurierwelt und hat hierzu schon unzählige Filme gesehen.Sie kennt schon lange die verschiedenen Arten und beschreibt diese auch bis ins Detail.

Als wir auf der Straußenfarm erfahren, dass Straußen zum zermahlen der aufgenommenen Nahrung eine gehörige Portion Steine (1 – 1,5 Kilo) fressen und das einmal gewählte Gewicht der Steinmasse auch ständig bemüht sind aufrecht zu erhalten, überrascht mich das fünfjährige Fräulein mit ihrem Fachwissen zu den von ihr so bezeichneten Langhalsdinos.

Als Pflanzenfresser nahmen diese ebenfalls Steine zu sich, um die Nahrung zu verkleinern, die sie aufgrund der fehlenden Zähne eine Etage höher nicht klein bekamen.  Auch Hühner bedienen sich dieser Methode, die einen muskulösen Magen und eine verhornte Magenwand erfordern.

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Straußen sind die größten lebenden Nachfahren der Dinosaurier.

Es gäbe noch unendlich viel zu erzählen. Am besten ist aber wohl, sich diese 1- 1,5 Stunden Führung zu gönnen. Die Zeit vergeht wie im Fluge und es macht sehr viel Spaß zu lauschen und zu schauen.

Am Ende hat Julia ein Stück Eierschale bekommen und eine Straußenfeder, die sie sorgsam hütet. Von Oma gab es noch zwei kleine Schleich-Straußen für ihren Privatzoo.

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Julias Straußenfarm

Bilder vom Hofladen und der Straußenfarm

Zuletzt möchte ich euch einige wenige Aufnahmen zeigen, die ich noch auf der Festplatte habe. Wobei einige in der Wanderbeschreibung schon enthalten waren.

Hofladen

Straußenfarm

Es sind nicht viele Bilder, da ich mehr mit Zuhören beschäftigt war. Wer weiß, vielleicht gönne ich mir bald einen erneuten Besuch dort, reizen tut es mich sehr.

18 Kommentare

  1. Ein schöner Artikel der mich auf ein Ausflugsziel auch für unsere Enkel aufmerksam macht. Das Photo von den Füssen erzeugt wirklich Respekt vor diesen Tieren und unterstreicht das im Text gesagte nochmal deutlich.
    Liebe Grüße
    Helmut

  2. Danke für den schönen Beitrag. Nach Deinem Wandertipp „Emminghausen“ waren wir auch im Hofladen. Es gibt kein besseres Fleisch, als Straußenfleisch. Vorallem das von hier ist von bester Qualität. Ich esse auch sehr, sehr selten Fleisch, wenn, dann Strauß. Allerdings fällt es zunehmend schwer, bei den niedlichen Fotos – die immer auf der Facebookseite der Farm gepostet werden ;O)

    1. Komisch, Julia hat das einfach so hingenommen, dass ein Teil über die Todesmarke schreitet. Kinder blenden das anscheinend aus und zaubern sich eine eigene Realität.
      Fleisch von Tieren, die ein gutes LEben hatten, das kann ich noch essen. Mit dem Kauf unterstütze ich die, die hier einen Preis für Qualität verlangen. Eine richtige Richtung, denn Fleisch wird wohl immer gegessen werden

  3. Auf Curaçau habe ich auf einer Straußenfarm ein am selben Tag geschlüpftes Küken auf der Handfläche gehalten. Ganz schön schwer und super süß wie es mit seinen zwei herab hängenden Beinchen mich anblickte. Ein wunderschönes Erlebnis! LG Simone

      1. Glaube ich Dir, liebe Elke! Übrigens habe ich gerade eben etwas über die Eifel veröffentlicht. Hat ein wenig länger gedauert ;-)

  4. Straußen sind „brustlose“ Tiere. Im Gegensatz zu Puten- oder Hühnerbrust gibt es also keine Straußenbrust. Und vergesslich sind die Lieben. Ich habe in der Nähe von Ahrweiler viel über diese Tiere lernen dürfen. Meine Tochter Julia hatte die einmalige Gelegenheit ein frisch geschlüpftes Küken zu halten – mit beiden Händen. Sie ist nun sozugenen Straußenmama. :-)

    Liebe Grüße
    Jürgen

  5. Das sind sehr eindrucksvolle Tiere, ich hätte Respekt vor denen. Vor einigen Jahren habe ich mal ein Omelette aus Straußeneier gegessen, war für mich kein Unterschied zu normalen Eiern.

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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