Was Wanderer wünschen
Sie sprießen aus dem Boden, wie im Frühjahr die Tulpen, die Prämierten Wanderwege. Der Wettbewerb um den Platz ganz vorne in der Liste der „Schönsten Wanderwege“ ist hart und wird jährlich auf ein Neues ausgetragen. Premium auf Wanderwegen, das ist ziemlich anstrengend!

Das moderne Leben ist längst mitten in der Natur angekommen. Dort, wo wir uns Entspannung und Ruhe erhoffen, tummeln sich Wandergruppen, geführte Wanderungen, Wanderevents, Wanderwochen, Kräuterwanderungen, Wandermarthon sowie 24 Stunden Trophy und vieles mehr statt.

Es werden Hängeseilbrücken installiert, tolle Aussichtsplattformen errichtet, Sinnesbänke und Erlebniswege platziert, Baumwipfelpfade & Co angeboten.

Wie fühlt sich das für euch an?

Wie sehen eure Traumwege aus? Welche Ansprüche habt ihr an einen Wandertag?

Unter meinen Wanderstiefeln haben sich so vielfältige Wanderwege eingefunden, dass ich mir einbilde ein wenig Erfahrung gesammelt zu haben und trotzdem überraschen mich so oft kleine, kaum beworbene Wegeführungen kleinerer Orte oder Regionen mit wunderschönen Pfaden, Wiesenwegen und Waldabschnitten, dass mir das Herz aufgeht.

Das gesamte Bergische Land gehört dazu, die Eifel mit ihren vielen regionalen Wegen, ohne Premium und Schnick Schnack aber einfach nur schön! Der Harz, vor ein paar Jahren eine Offenbarung an mein Wanderherz, ist eine ebensolche Wundertüte für mich. Bitte seht es mir nach, wenn ich jetzt nicht weiter ins Detail gehe, sonst wird der Artikel zu lang. Ich freue mich aber über jeden ergänzenden Kommentar!

Fazit zu Premium auf Wanderwegen

Zum Wanderglück braucht es kein Premium. Wer sich ein wenig mit Karten und/oder GPS Geräten auskennt, der findet selbst entworfene Wegeführungen (manchmal mit Abenteuercharakter), die ausgesprochen bezaubernd sind. Hier im Blog gibt es einige davon. Dabei finden Wanderer eines ganz sicher, nämlich die regional typischen Landschaftsformen, Ortschaften und Bebauungstypen. Mit etwas Glück finden Wanderer auch eine Akzeptanz der örtlichen Begebenheiten – ich gebe zu da tue ich mich zuweilen schwer.

Wenn Premium dann….

Premiumwege sind klasse. Im Regelfall sind diese Wanderwege hervorragend markiert und wenn nicht, meckert man beim Wegebetreiber, deren Internetpräsenzen immer einen Kontaktbutton ausweisen, über den Meldungen zum Wegezustand erfolgen können.
baumwipfelpfad-4-2 - Premium auf Wanderwegen  Was Wanderer wünschenGrundsätzlich gehe ich alle Premiumwege gerne, natürlich bevorzugt die, die eine sehr gute Bewertung aufweisen.

Wenn ich zum Beispiel den Baumwipfelpfad an der Cloef besuchen möchte, verbinde ich diesen Ausflug mit einer Wanderung auf der Traumschleife Cloef, die gute Bewertung des Weges garantiert Wandergenuss. (Näheres weiter unten)

Solche stark frequentierten Wanderwege mit touristischen Besonderheiten besuche ich auch, weil ich einen Blog schreibe und solche Orte kennen möchte, meinen Eindruck im Blog an euch weiter geben möchte.

Gehe ich jedoch nach meinen eigenen Wünschen und das tue ich überwiegend, dann wähle ich eher solche, die weniger frequentiert werden. Es gibt auch unter den Premium-Wanderregionen einige, die weniger Besucher anziehen und hier wird man mich am ehesten finden, wenn ich einfach nur auf Naturwegen unterwegs sein möchte.

Ja, es gibt sie, die Premiumwege mit einer hohen Erlebnisdichte ohne Baumwipfelpfad und Hängeseilbrücke, ohne Burgen oder Schlösser, ja selbst eine Einkehr unmittelbar am Wanderweg wird man möglicherweise vergeblich suchen, bzw. lediglich an Start/Ziel vorfinden.

Die Streckenführung bietet von sich aus so viel Naturerlebnis, dass eine zusätzliche Ausstattung mit Highlights nicht braucht. Und genau das sind Wanderwege nach meinem Geschmack.

 – Wie geht es euch mit solch einem Weg? Reicht er euch? Braucht ihr mehr?

Wie auch immer ein Premiumweg gestaltet ist, es erfordert eine Menge Einsatz aller Beteiligten, um einen solchen zu gestalten und alle Kriterien zu erfüllen, die zwischen Wollen und Werden liegen.

Der lange Weg zum Premiumwanderweg

  1. Was unterscheidet den Wanderweg vom Premiumwanderweg?
  2. Wo finde ich Informationen zu Premiumwanderwegen?
  3. Was hat es mit den Premiumregionen und Premiumorten auf sich?
  4. Premiumwege, das Tüpfelchen auf dem „i“ in Sachen Wandern?
  5. Und was sind Spazierwege?

1. Einen Wanderweg bitte – aber bitte mit Sahne

Zunächst einmal muss eine Region auf die Idee kommen einen oder mehrere  Wanderweg/e zu kreieren. Das allein stellt schon erhebliche Anforderungen an ein Management.

Es sind Wegerechte zu beachten, denn nicht jeder Besitzer eines Grundstückes ist begeistert, wenn hunderte von Wanderern am Gartenzaun vorbei marschieren oder gar sein Grundstück unmittelbar durchwandern. Da ist Feingefühl und Überredungskunst gefragt.

Sind Naturschutzgebiete betroffen so muss auch hier abgeklärt werden, ob es Möglichkeiten gibt bereits angelegte Wege zu nutzen oder neue zu verlegen und welche Schutzmaßnahmen nötig werden. Die Einrichtung eines „einfachen“ Wanderweges verlangt bereits einiges an logistischem Aufwand. Wir aber reden ja hier von Premium und da geht dann richtig die Post ab.

2. Wanderinstitut

Es gibt eine Seite im www, nein DIE Seite im www, die Auskunft über alle Wanderwege mit Wandersiegel gibt und diese Internetseite trägt den Namen – http://www.wanderinstitut.de

Alle zertifizierten Wanderwege, also diejenigen mit Premiumcharakter und Wandersiegel, sind hier gelistet. Wanderwillige finden dort Rund- und Streckenwanderwege in Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Italien und Österreich.

Darüber hinaus können Regionen und Orte nun auch Premium tragen, eine Auszeichnung die so viele verpflichtende Kriterien zur Bedingung macht, dass es bisher nur wenigen Regionen gelungen ist diese zu erfüllen. Das Zertifikat für Premium-Wanderregionen und Premium-Wanderorte wurde in Zusammenarbeit mit den PremiumWanderWelten entwickelt. 

3.1  Premium-Wanderregionen

  • Saar-Hunsrück
  • Tecklenburger Land
  • Traufgänge Schwäbische Alb
  • Traumpfadeland Rhein-Mosel-Eifel

3.2 Premium-Wanderorte

  • Bad Peterstal-Griesbach

Ich habe mir die auf der Seite des Wanderinstitutes hinterlegten PDF – Kriterien durch gelesen und konnte für mich resümieren, die Anforderungen sind sehr sehr hoch!

Wo Premiumwanderregionen- und orte sind, finden sich zwangsläufig auch…..

4. Premiumwanderwege

Nehmen wir doch gleich beispielhaft die Premiumwanderregion Saar-Hunsrück, die seit 2015 diesen Titel tragen darf. Aus sage und schreibe 111 Traumschleifen können Wanderer ihr gewünschtes Tageserlebnis wählen.

Es ist heiß, prima es sind reichlich Rundwege mit hohem Waldanteil im Angebot. Es kann nicht heiß genug zugehen? Man nehme aus dem Angebot eine Streckenführung überwiegend mit Panoramaabschnitten und Weitsichten über und durch Feld und Wiesen.

Wir möchten gerne Strecke machen? Auch das bietet der Hunsrück mit seinem Saar-Hunsrück-Steig. Premium wohin das Auge sieht.

Und was muss er können, der Premiumwanderweg?

Es gibt auch hier Kriterien die eine Zertifizierung ermöglichen oder verhindern können. Zudem wird nach einer rechnerisch ermittelten Gesamtpunktzahl (Erlebnispunkte) zu einer „eindeutigen“ Beurteilung verholfen. Das Wort „eindeutig“ habe ich in Klammern gesetzt, weil ich bei manchen Wegeverläufen die hohe Bewertung nicht nachvollziehen kann, vor allem wenn ich einen Vergleich zu einem anderen, ebenso bewerteten Weg habe.

Hier greift aber das Prinzip „Jeder Jeck ist anders“ die Einschätzung eines Wanderweges ist immer subjektiv.

Die Kriterien

geben Auskunft über die Art des Weges. Positive Qualitätsmerkmale sind z.B. erdige, grasige Wege und Pfade, Hohlwege, Schluchten, Felsformationen und Höhlen, Stille aber auch Berührung mit Burgen und Schlössern verhelfen einem Weg zu einer höheren Punktezahl. Ist das Wanderleitsystem lückenlos und gut verständlich, weist der Wanderweg Beruhigungszeichen auf, ist ein wichtiges Kriterium auf dem Weg zum Wandersiegel erfüllt.

Nähe zu Industriegebieten, übermäßig lange Wegabschnitte auf Asphalt oder entlang stärker befahrener Straßen, Verkehrslärm und Hochmasten sind Merkmale, die den Erlebniswert eines Wanderweges mindern. Natürlich ist ein lückenhaftes oder irreführendes Wanderleitsystem ein KO-Kriterium.

Die genauen Bewertungskriterien findet ihr auch auf den Seiten des Wanderinstitutes – Kriterien. Auf diese Weise, das ist für mich unbestreitbar, sind unzählige wundervolle Wanderwege entstanden, die wir ohne Sorge uns zu verlaufen bewandern können. Die Wanderwelt von heute, die uns einen Komfort bietet, den die heutigen Wanderer offensichtlich erwarten.

Premiumwege, das Tüpfelchen auf dem „i“ in Sachen Wandern?

Es sind die vielen, gut markierten Wanderwege, die dem Wanderanfänger den Einstieg erleichtern, sich in die Natur zu begeben. Dabei möchte ich ganz stark hervor heben wie wichtig die lokalen Wanderwege sind. Nehmen wir den Neanderlandsteig, die Bergischen Streifzüge, die unzähligen Wanderwege des Sauerländischen Gebirgsverein und des Eifelvein. Es gibt einen Leverkusener Rundwanderweg und den Kölnpfad, auch  den Kölner Weg.

Sie alle tragen kein Wandersiegel, sie erfüllen nicht die strengen Kriterien des Wanderinstitutes, gehören nicht den PremiumWanderWelten an.

Sie sind es aber, die den meisten Menschen erlauben in naher Umgebung das wandern zu probieren, Geschmack daran zu finden. Meistens wird der Aktionsradius erst erweitert, wenn diese Ersterfahrungen positiv empfunden wurden und der Hunger nach mehr erwacht.  Viele bleiben jedoch wandernd daheim und erfreuen sich der Region, in der sie leben.

Ja, wandern auf Premiumwegen ist gewissermaßen das Tüpfelchen auf dem „i“. Trotzdem behaupte ich, Wandertage auf diesen „kleinen“ Wegen haben mir ebenso intensive Gefühlsexplosionen ausgelöst haben wie auf einem hoch bewerteten Premiumwegen.

5. Und dann gibt es ja noch die Spazierwege

Über 90 % der Deutschen gehen spazieren, die Gesamtspazierwegkilometer liegen nach Umfragen höher als die Gesamtwanderkilometer der wandernden Gemeinde. Dem will man Rechnung tragen und unsere Umgebung mit Spazierwegen schmücken.

Die Idee ist 3-7 km kurze Spazierwege mit sehr hoher Erlebnisdichte anzubieten. Wenn ich das richtig verstehe sind Wege mit hohem Naturwegeanteil unerwünscht und steile Anstiege werden vermieden. Es darf kein Lehrpfadcharakter aufkommen und auch kein Heimaterklärweg sein. Was bleibt?

Exemplarisch für einen Spazierweg ist der erste seiner Art im Hunsrück Murscher Aussichten„. Im Jahr 2015 bekam er sein Zertifikat als erster  Premium- Spazierwanderweg. Auf 3,3 km erlebt der Spaziergänger die Highlights des letzten Abschnittes des  Premiumwanderweges „Traumschleife Murscher Eselsche“

Was Wanderer wünschen!

Ja liebe Wanderfreundinnen- und Freunde. Die Wanderwelt ist bunt und sie ist inzwischen sehr anspruchsvoll geworden. Ganz ehrlich, ich bin sehr froh, dass es trotzdem noch reichlich Regionen und Orte gibt, die ein von Wanderwundern vollkommen unbehelligtes  Wanderdasein führen und das trotz Wandersiegel. ;-)

Wenn mir dann nach Erlebniswelt ist, wähle ich einen Weg, der mir das garantiert. Ist doch prima! Ich wünsche mir jedoch ganz dringend, übertreibt es nicht. Macht die Natur nicht zum grünen Shoppingcenter oder Disney World. Verschandelt nicht die Natur, um Menschen in eure unverbaute und teilweise noch recht ursprüngliche Region zu locken, die mit Natur nichts am Hut haben.

Es tut weh Forderungen nach von Schnee geräumten Wanderwegen zu lesen. Ich finde es fragwürdig Matschwege, die z.B. aufgrund Wildschweinbesuch entstanden sind, mit Schotter zu füllen. Wer in die Natur geht muss mit Schmutz an Schuhen und Kleidung klar kommen können.

Es tut weh die Zeichen der Zivilisation inzwischen an allen schönen Orten vorzufinden, dazu gehören leere Flaschen und Dosen, sowie Plastikmüll.

Die Natur sollte sich nicht den überzogenen Wünschen des Menschen beugen müssen. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass der Mensch wieder mehr Verständnis für die Natur findet.

OK, das war jetzt meine sehr persönliche Meinung und ich weiß, sie wird nichts ändern und ist auch nicht das Maß aller Dinge. Deshalb stoppe ich hier meinen Schreibfluss und verabschiede mich bis zum nächsten Mal.

Einen lieben und sonnigen Gruß senden euch

Elke und Spike

 

26 Kommentare

  1. Hallo liebe Elke,
    ein interessantes Thema das auch auf anderen Webseiten aktuell diskutiert wird.
    Vorab: Ich bin ein Fan von Premium Wanderwegen ! Gegner von Premium-Wanderwegen vergessen dass es sehr sehr viele normale, einfache Menschen gibt die „mal“ wandern gehen wollen. Für diese Menschen ist Premium wirklich eine tolle Sache. Wie du auch erwähnst sind hochbewertete Premiumwege tatsächlich eine Reise wert, und darum geht es. Wandern bedeutete (für Normalbürger) noch vor 20 Jahren dass man ständig darauf achten musste sich nicht zu verlaufen. Das kann auf Traumschleifen im Hunsrück nicht mehr passieren, ganz im Gegenteil wird man zu den schönsten Landschaftspassagen der Region geführt und das ist Klasse (für die Masse) !
    An einer Stelle deines Artikels machst du aus meiner Sicht einen Fehler. Du schreibst das Wanderer von heute die Komfort-Wanderwelt anscheinend erwarten. Die Massen auf dem Höhlen und Schluchtensteig Kell erwarten meiner Meinung nach gar nichts, die wurden verführt. Die wurden von Traumpfad-Büchern, Traumpfad Webseiten und Blogs wie Deinem verführt. Die Masse „Normalmenschen“ erwartet nichts, die Masse sind einfach nur Mitläufer in anderen Worten „Lemminge“. Es war mit Sicherheit ein innovativer Touristikmanager der als Erster die Idee zu „Premiumwegen“ hatte um Menschen aus der Stadt ins Land zu locken und er hatte Erfolg damit, deswegen sind zahlreiche andere Touristikverbände diesem Weg gefolgt. Und die Hängebrücke in Mörsdorf mit explodierenden Besucherzahlen zeigt wo es hingeht.
    Der Hunsrück war eine der besucherschwächsten Regionen Deutschlands, doch das ändert sich gerade. Kann man das den Hunsrückern übel nehmen ?
    Auf einer anderen Webseite ärgert sich ein „echter“ Wanderer über die eventhungrigen Smartphone-Zombiewanderer auf dem Traumpfad Eltzer Burgpanorama. Ich denke diese Person ist egoistisch und intolerant. Burg Eltz ist ein absolutes Highlight und zieht Menschenmassen an, sollen diese Menschen lieber das ganze Jahr in ihrem Wohnzimmer auf dem Smartphone spielen und vollkommen den Kontakt zur Natur verlieren ? Gehört der Wanderweg nur „echten“ Wanderern ?
    Abschließend möchte ich feststellen dass es immer noch genug Wanderwelten in Deutschland gibt, die nicht Premium und nicht überlaufen sind, also hat jeder die Wahl sich dort hin zu begeben. Ärgern muß sich niemand….
    Viele Grüße und vielen Dank für deinen absolut hochwertigen Blog !
    Michael aus Köln

    1. Hallo Michael,
      Du hast Dich ja richtig rein gedacht, in dieses Thema.
      Ja, ich gebe Dir vollkommen recht, die Premiumwege sind in den meisten Fällen ein Garant für ein schönes Wandererlebnis.
      Die regionalen Wanderwege, wie hier im Bergischen Land die Streifzüge, die Wege des Wupperverbandes, die vielen anderen regionalen Wanderwege sind aber ebenso durchgängig und unverlaufbar beschildert.

      Ich verstehe auch die Neigung immer das Beste zu wollen, wenn es denn sowieso schon zur Verfügung steht.
      Meine ersten Wandererfahrungen im Jahre 2019-2010 habe ich in Begleitung erlebt, musste mich um nichts kümmern, immer mitlaufen und das auf wunderschönen Wegen und Pfade durch das Bergische Land.
      Meine ersten Gehversuche auf eigene Faust erlebte ich auf Traumpfaden, das war ein Erlebnis, das mich sehr stolz gemacht hat. Deshalb habe ich mich dann auch in der Folge auf die gut markierten Wege der Traumpfade begeben. Deshalb gab es auch bevorzugt Artikel zu diesen Wegen hier im Blog. Daneben auch immer wieder Tourberichte aus der Region hier, die aber kaum jemanden interessieren und das finde ich schade.

      Ich habe nichts gegen Hängebrücken und Baumwipfelpfade. Sollen sie gebaut werden. Ich schrieb ja, es gibt reichlich tolle Wanderwege, auch unter den Traumschleifen, die kaum jemand gewandert ist.
      Ich war gestern auf einem Premiumweg in der Eifel unterwegs, bin dort nicht einem anderen Wanderer begegnet. Das kann meinetwegen auch gerne so bleiben. Wobei, sollte ich da mal verloren gehen, wird mich so schnell auch niemand finden ;-)

      Wer die Burg Eltz oder ähnliche Orte besucht, der hat auch vor den Traumpfadezeiten dort den Massentourismus angetroffen. Das weiß ich und muss mich nicht drüber aufregen, sondern wähle Zeiten (früh am Morgen oder abends) für einen Besuch. Ich finde die Smartphone-Zombies ehrlich gesagt auch schrecklich, aber wie gesagt, ich muss sie nicht sehen ;-). Auf den Wanderwegen sieht man die Smartphone- Junkies auch seltener, die beschränken sich meist auf einen Radius von 500 Metern um ein touristisches Highlight und DAS finde ich richtig gut.

      Das Thema ist komplex und ja ich finde die gute Beschilderung der 111 Traumschleifen, der vielen vielen anderen gut beworbenen Wanderwege eine echte Bereicherung für Wanderer ohne Kenntnis mit Kompass und Karte unterwegs zu sein. Ich wünsche mir nur, dass der Trend sich nicht selbst überholt und aus unserer Natur Massentourismusplätze macht, die auch vor den Naturschutzgebieten nicht Halt machen. Es gibt aus meiner Sicht einige Dinge, die passieren, die kritisch zu betrachten sind, das wäre aber für diesen Blog hier zu weit führend.

      Ich danke Dir auf jeden Fall für den gedanklich anregenden Kommentar und wünsche Dir noch einen schönen Restsonntag
      Liebe Grüße
      Elke
      PS und danke für Dein Lob

      1. Hallo Elke,
        ja das Thema ist komplex und ich verstehe deine Sorgen, die sind auch berechtigt, selbst ich habe gestern an einer märchenhaften Stelle auf dem Saynsteig ca. eine halbe Stunde Fotos gemacht (bis ich die perfekte Stelle mit dem perfekten Licht hatte) und dachte mir: „keine Menschen….stundenlang…..wie schön !“
        Massentourismus auf Wanderwegen wird es meiner Meinung nach dennoch nie geben, weil man beim Wandern seinen A. bewegen muß. Die Masse ist viel zu faul. Massentourismus ist dort wo es technische Hilfsmittel gibt wie Baumwipfelpfade, Gondeln oder Zufahrtsstrassen für Busse und irgendwo müssen die Massen ja hin, wir freuen uns ja auch wenn wir irgendwo in der Fremde einen schönen Bach oder interessante Bauwerke entdecken.
        Übrigens haben auch mich die Traumpfade vor 2 Jahren zum süchtigen Wanderer gemacht und ich konnte feststellen dass auch auf den Bergischen Streifzügen oder anderen Gegenden einige Wanderer unterwegs sind. Es liegt an dir über diese „alternativen“ Wege zu bloggen, dann werden sich die Massen verteilen ;-)
        Deine Fangemeinde wächst ja…..
        Viele Grüsse
        Michael aus Köln

        1. Das ist wohl wahr, auch auf den Bergischen Streifzügen ist an Wochenenden einiges los. Die kann ich aber gut auch nach Feierabend noch wandern, wenn ich das möchte, ebenso wie selbst gebastelte Runden oder Tippeltouren. Davon gibt es ja auch schon Unmengen im Blog.

          Geschrieben wird über alles was mir unter die Wanderstiefel kommt und in diesem Jahr waren darunter schon einige aus dem nahen Umfeld.
          Ah, Du fotografierst also auch. Da fliegt eine halbe Stunde flott mal dahin ;-) und dann noch ungestört, perfekt!!!!
          Viele Grüße nach Kölle
          Elke

  2. Premium heißt für mich: Schmale, weitgehend naturbelassene Wege. Ein absolutes No-Go, wegen Arthrosen sind asphaltierte Strecken und so wundert es mich doch immer wieder, wie viele Wanderwege sich als zwar wenig befahrene, aber doch eben Asphaltpisten sind. Auch die Extrabreiten Wandererpisten hier im Königsforst sind nicht so ganz meins, aber da kenne ich schon die Ausweichmöglichkeiten. Bleibt die Frage, ob man denn unbedingt eine Aneinanderreihung von Highligts braucht. In der Natur gibt es ja per se schon viel zu entdecken. Muss man denn noch überall Aussichtstürme hinstellen? Kilometerweit schnurgerade durch Kiefernforst muss es denn aber auch nicht sein. Wenn ich als Kind mit den Eltern unterwegs war, fand ich Schluchten, herumliegende Felsbrocken, natürliche Gewässer und Burgen total faszinierend und ich glaube, ein bisschen ist das immer noch so.

    1. Heute wieder einen unter den Stiefeln gehabt. Ich war so verärgert, am Schluss, dass ich am liebsten vorzeitig beendet hätte. Bin aber tapfer dabei geblieben.
      Es gibt Wege, die werden prima gepflegt und die Führung stimmt auch, andere wieder werden einfach nur grob vernachlässigt.

      Schluchten, Felsbrocken, Burgen und Wasser…jaaaaaaaa und das finde ich zumeist im Hunsrück und in Luxemburg natürlich.

  3. Hallo Elke,
    für mich ist „Premium“ wenn es mir gefallen und Spaß gemacht hat. Den Römerkanal Wanderweg z. B. würde ich auch ein zweites mal gehen 👍. In das Marienfeld hingegen nicht 👎. Ich brauche auch keine extra gebaute Hängebrücken wenn direkt daneben schon jahrelang eine Staumauer steht an der man den See auch überqueren kann. Für mich steht an erster Stelle die Natur, vielleicht hier und da eine Sehenswürdigkeit wie z.B ein Kloster, Kirche etc.
    LG Nina

  4. Hat dies auf Unterwegs mit mir rebloggt und kommentierte:

    Ich möchte Euch heute einen Artikel von Elke Blitzer vorstellen. Sie macht einen wunderbaren Exkurs zum Thema „Premiumwanderwege“. Für mich ist eine Wanderung eine „schöne“ Wanderung, wenn ich tolle Landschaften gesehen habe, immer wieder mal eine Bank finde und auch eine Wegmarkierung (über die ich mich aber auch vorher informieren muss) finde ich hilfreich aber dank solcher Hilfsmittel wie, oldschool Karten oder modern Apps wie komoot oder gpsies…, nicht zwingend notwendig. Wichtig ist mir das Abschalten draußen.

  5. Vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel liebe Elke!
    Wenn ich es richtig verstehe, werden solche Wanderwege ausgezeichnet, die im Einklang mit der Natur stehen und gleichermaßen den Wanderern die Natur und die Region näher bringen, sowie gut ausgeschildert sind.
    Ich bin ja meistens auf „wilden“ Wegen im Harz unterwegs und schaue fast neidisch auf diese Premiumwege in anderen Regionen. Nicht, weil ich nicht auch gerne mit GPS und co unterwegs auf unbekannten Pfaden wäre. Aber ich denke für das Marketing und damit auch für die (touristische) Entwicklung einer Region sind solche Auszeichnungen ganz wichtig. Im Harz strömen die Menschen zu „Freizeitparks“ wie Rappodetalsperre mit Hängebrücke, Hexentanzplatz, Torfhaus oder Baumwipfelpfad. Alles Sehenswürdigkeiten mit Eventcharakter, Großparkplatz und Straßenlärm.
    Im Rest des Harzes verläuft sich der „normale“ Wanderer im wahrsten Sinne des Wortes und es finden sich deswegen auch nicht viele dort. Außer an diesen touristischen Hotspots herrscht doch überwiegend Trostlosigkeit vor. Das macht mich immer richtig traurig, weil der Harz viel mehr zu bieten hätte. Du weißt es ja selbst, als bekennender Harz Fan :-)
    Ich denke, ich werde mir mal ein Bild machen müssen von einer „Premiumregion“ (vielleicht Tecklenburger Land, hat mir bisher noch gar nichts gesagt…)

    Liebe Grüße von Andrea

    1. Liebe Andrea,
      wie so oft im Leben wird an einer Stelle kräftig ausgeschüttet und anderer eben nichts. Leider ist der Harz da tatsächlich, wie aber auch viele andere attraktive Regionen, vollkommen blind für die Chancen. Wenn ich die Seite des Wanderinstitutes sehe, da bietet insbesondere Rheinland Pfalz eine Unmenge an unterschiedlichen Wegen an, schwer sich da zu entscheiden.

      Im Harz hätte ich mir gerade während meines ersten Aufenthaltes gewünscht zu wissen, so ich wandern kann, vor allen Dingen mit Hund. Schade um die göttliche Region! Da gebe ich Dir recht.
      Einen lieben Gruß in den wunderschönen Osten schicken Elke und Spike

  6. „Qualitätswege Wanderbares Deutschland“ und „Premiumwege“ haben durchaus ihre Berechtigung, garantieren sie doch ein unkompliziertes Wandererlebnis und gewährleisten gewisse Standards. Häufig muß man nur wissen, wo man hinfahren muß. Alles Weitere ergibt sich vor Ort, ohne großen Planungsaufwand im Vorfeld. Das ist bequem und gut und wird von den meisten Wanderern gern angenommen. Nicht zuletzt führen diese Wege zu einer Popularisierung des Wanderns und akquirieren neue Interessentenkreise für das Wandern. Daß einige Wanderwege inzwischen unter Überpopularität leiden, wird man wohl hinnehmen müssen. So weit, so gut.

    Wer aber meint, mit der Bezeichnung „Premium“ oder vielen Erlebnispunkten sei quasi automatisch ein besonders tolles Wandererlebnis verbunden, wird sicher ab und zu enttäuscht zurückkommen. Ob ich eine Wanderung als schön empfinde, hängt eben nicht nur mit der Anzahl an Schildern, Sinnesbänken oder einem so und so hohen Pfadanteil zusammen. Die Erlebnispunkte entspringen dem typisch deutschen Wahn, alles bewerten, einordnen, kategorisieren zu müssen und haben mit dem realen -völlig subjektiven- Erleben draußen nichts zu tun. Nicht mal einen Anhaltspunkt bieten sie immer. Ich vergebe, um im Bild zu bleiben, meine eigenen Erlebnispunkte, die nur für mich gelten. „Schön ist, wo ich sag“, wäre mein Spruch. Ob mir eine Landschaft oder ein Weg gefällt, hängt kaum mit den Dingen zusammen, für die es Punkte in einer Werteskala gibt. So kommt es denn, daß mir Wege ohne jede Zertifizierung oder Klassifizierung schon mal wesentlich besser gefallen können als hochgepriesene Premiumwege (die natürlich auch eine hohe Erwartungshaltung evozieren).

    Und noch ein Punkt: Mein subjektives Erleben hängt sehr stark von den jeweiligen äußeren Umständen ab. Z.B. ging ich den extrem populären und ziemlich überlaufenen Traumpfad „Höhlen- und Schluchtensteig“ an einem herrlichen Sommermorgen vor Einsetzen des Massenansturms. Die Wanderung hat mir sehr gut gefallen. Andere sind ihn an einem trüben, usseligen Wintertag gegangen und waren gar nicht begeistert. Wäre mir möglicherweise genauso gegangen. Objektivierbar ist halt die Zahl an Schildern und Bänken. Das Empfinden von Schönheit ist es definitiv nicht. Daher halte ich auch Wettbewerbe wie „Deutschlands schönster Wanderweg“ für reine PR ohne jeden inhaltlichen Wert. Wer seine Wege am intensivsten bewerben kann, gewinnt. So gut es ist, daß es zertifizierte Wege gibt, so übertrieben (und manchmal auch nervig) ist der Hype, der um einige von ihnen gemacht wird. Die weite Wanderwelt steht uns offen. Es gibt unendlich viele Wege, darunter viele, wo einem das Herz aufgeht und von denen man glücklich und bereichert nach Hause kommt. Egal, ob mit oder ohne offizielles Zertifikat. Aber mit meinem eigenen, völlig individuellen und subjektiven Qualitätssiegel eines „Premium“-Wandererlebnisses.

  7. Liebe Elke,

    wenn ich deinen Blog und deinen Schreibstil nicht schon sehr schätzen würde – spätens nach diesem Artikel, den ich voll und ganz teile, würde ich das tun!

    Und morgen gehe ich nach einigen hitze-bedingten Ruhetagen wieder wandern, der Pfälzer Wald bekommt erneut Besuch von mir…

    Liebe Grüße an Spike und dessen Frauchen

    Herbert

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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