Beinahe die gesamte Ortschaft Nümbrecht fiel 1830 einem Dorfbrand zum Opfer. Die vielen wunderschönen Fachwerkhäuser wurden zerstört. Dies und was dieser Brand an Veränderungen im Dorf auslöste, das möchte ich gerne wissen.

Während meines geführten Rundganges durch den Ort bis hin zum Aussichtsturm „Auf dem Lindchen“ lasse ich mich daher von Gästeführer Wolfgang Rönchen über einige Besonderheiten des Heilklimatischen Kurortes Nümbrecht aufklären.

Lauschtour Nümbrecht

Schon seit einigen Wochen ruht eine App auf meinem Smartphone, die es mir ermöglicht den sogenannten Lauschtouren zu folgen. Für Bensberg und Nümbrecht hat man solche Lauschtouren entwickelt. Bayrisch Schwaben ist offensichtlich Vorreiter und zeigt sich jährlich mit neuen Projekten, während unsere Region und die Südeifel, sowie Schwarzwald und Ostbelgien noch wenig vertreten sind.

Die App, sowohl für Android- als auch Applegeräte verfügbar, lässt sich offline und GPS unterstützt nutzen, daher kann der Datenverkehr und WLAN Netz zur Schonung des Akkus abgeschaltet werden. Zudem können keine störenden Anrufe die gemütliche Tour durch den Ort stören.

Nümbrecht Lauschertour (2)Der Platz meines mobilen Telefons ist für gewöhnlich der Rucksack, doch heute krame ich es heraus und starte in Nümbrecht am Rathaus die äußerlich unscheinbar daher kommende App. Inhaltlich präsentiert sie sich so wie ich es mag, inhaltsreich und doch gut verdaulich!

Die kommenden 2,5 km lasse ich mich also von der sympathischen Stimme des Gästeführers Wolfgang Rönchen durch Nümbrecht führen.

Im modern daher kommenden Rathaus, das jedoch dem Gesamtbild des Ortes angepasst mit grauer Fassade verkleidet ist, ist auch die Touristinformation untergebracht. Ein kurzer Besuch dort und ich habe einige Prospekte mehr in meinem Besitz, darunter auch die kleine Zeitschrift „Nümbrecht aktuell“

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Typische Fachwerkvilla in Nümbrecht  – denkmalgeschützt.

Ein deutliches „Pling“ meines Mobiltelefons macht mich darauf aufmerksam, dass der Gästeführer mit seinem Vortrag beginnt. Die angenehme Stimme des Sprechers lässt mich hinüber zur Fachwerkvilla blicken, lenkt meine Aufmerksamkeit auf das Kunstobjekt vor dem Rathaus und leitet mich dann nach einigen erklärenden Sätzen auf die Hauptstraße in Nümbrecht.

„Der Knabe mit Stab“ anlässlich der Landesgartenschau Nümbrecht vom Bildhauer  Clemens Pasch erschaffen, heute schlicht „Helmut“ genannt, steht vermutlich irgendwo im Schrank, während der Platz am Dorfweiher baulich umgestaltet wird.

Der Dorfweiher….

…..wurde angelegt, nachdem der oben beschriebene Dorfbrand getobt und die Bevölkerung vergeblich versucht hatte (selbst Jauche musste hierfür herhalten) den verheerenden Brand zu löschen.

Die Hauptstraße

ich kenne sie noch aus meiner Kindheit. Die Häuser mit den Treppen vor der Eingangstüre wecken Erinnerungen aus dem Blickwinkel einer siebenjährigen, die die Stufen hinauf hüpft um mit Oma z.B. die Post zu besuchen.  Bis zur Hausnummer 40 lässt mich der Gästeführer weiter gehen, dann werde ich veranlasst kurz inne zu halten.

Haus Nr. 40

Die bergischen Fachwerkhäuser mit ihren Schieferverkleidungen, alle Schiefertäfelchen  von Hand geschlagen und so aneinander gefügt, dass sie Muster ergeben, die Strunzfenster neben den Hauseingangstüren, auf diese Details weist die sprechende App.

Wieso die Hauptstraße mit den weiter auseinander stehenden Gebäuden begradigt wurde und noch einige andere „Kleinigkeiten“ werden mir auf eine ganz besonders angenehme Art nahe gebracht. Dabei, und das ist das Besondere, muss ich das Smartphone nicht in der Hand halten. Da die Tour GPS geführt ist, meldet sich das „Pling“ für einen nächsten Programmpunkt immer erst in der unmittelbaren Nähe des besagten Objektes.

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Nümbrecht, Hauptstr. 40

Ich biege ab in die Dr. Rieck Straße

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Ein Traum, so der Titel der Skulptur, die eine Familie darstellen soll. Der Traum könnte platzen, wenn man die Skulptur näher betrachtet.

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Ein Traum – Moderne Kunst in Nümbrecht

Nümbrechter Malerblick

Auch dem Gästeführer ist nicht entgangen, dass dieser wunderschöne Blick durch Autos und Mülltonnen verstellt wird. Immer wieder werden auch mir dadurch wunderschöne Fotomotive sprichwörtlich versaut.

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Nümbrechter Malerblick

Der Maler kann aber genau diese unschönen Details einfach weg lassen und so entstünde eben eine wunderbare Ansicht auf die evangelische Kirche und die davor liegenden Häuschen.

Die verschlossene Kirche

Den nächsten Programmpunkt kann ich leider nicht optisch erfahren, denn die kleine Eingangspforte der Kirche ist verschlossen oder ich war zu dämlich sie zu öffnen. Es lohnt sich auf jeden Fall sie zu besichtigen.

Die Skulptur „Vergänglichkeit“ aus Granit ist ein weiteres Kunstobjekt auf dieser Tour!

Die Marktstraße und das Haus Mehlau

Eines der ältesten Häuser Nümbrechts (1746)  wurde aus Stein gefertigt und konnte aus diesem Grund auch nicht abbrennen.

Die Skulptur „Erinnerungen an ein Baum“ ist eine faszinierende Skulptur. Sie gefällt mir ausgesprochen gut!

Wieder zurück auf die Hauptstraße

Schon auf dem Weg zur Kirche ist mir dieses wunderschöne Gebäude aufgefallen. Darin hat das Cafe Ley seinen Platz gefunden.

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Der Kurpark

Wieder an den wunderschönen schieferverkleideten Fachwerkhäusern vorbei erreiche ich erneut den Dorfweiher und ziehe über die Terrasse des Parkhotels hinüber in den Kurpark.

Auch hier erwartet mich Kunst, besonders der Säulenbrunnen hat es mir angetan. Ebenso wie die Skulptur „Erinnerung an einen Baum“ ist die Deutung der Skulptur mit hineinfühlen möglich. Michael Schwarze ist in beiden Fällen der Künstler. Die Details der einzelnen Säulen berühren mich sehr.

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Säulenbrunnen Kurpark Nümbrecht

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Nümbrecht Lauschertour (67)Nümbrecht Lauschertour (68)Nümbrecht Lauschertour (69)

Freude

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Gut gepflegter Kurpark Nümbrecht

Die Künstlerin Rosa Gillissen-Vanmarcke, die auch die Skulptur „Ein Traum“ erschuf, ist auch für die Erschaffung der hier mitten auf der Wiese platzierten Skulptur „Freude“ verantwortlich.

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Skulptur „Freude“ von rosa gillissen-vanmarcke

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Ich setze mich auf eine Parkbank dicht an einer kleinen Brücke und lausche weiter den Ausführungen des Gästeführers, der auch darauf hinweist, dass hoch über unseren Köpfen ein Rotmilan kreist. Der Rotmilan hat zwei Horste in Nümbrecht.

Kleiner Plausch

Bald gesellt sich eine Dame meines Alters zu mir und wie das so ist, kommen Damen schnell in ein Gespräch. So schnell verfliegen die Minuten, während wir in einem so angenehmen Geplauder die Zeit vergessen. Sie, die erst vor wenigen Jahren hierher zog, ich die dieses Dorf schon seit Kindesbeinen kennt, tauschen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Dankbar für die kleine Begegnung verabschieden wir uns später fröhlich winkend.

Der Aussichtsturm Auf dem Lindchen

Einen knappen Kilometer muss ich noch laufen, bis ich am Aussichtsturm ankomme. Auch hier leider Hinterlassenschaften einiger Zeitgenossen, die ihren Müll zwar hierher tragen, aber dann zu schwach sind ihn wieder mit heim zu nehmen.

Das Turmstübchen hat leider geschlossen. Schade, denn so ganz ohne Frühstück wird mir langsam schwach im Blutkreislauf, immerhin ist es fast 14 Uhr.

Mit der Kraft der Entschlossenen hebe ich mich die vielen Stufen hoch zur Aussichtsplattform, vorbei an zwei munter schwätzenden Damen. Belohnt werde ich für diese Mühe mit einer grandiosen Aussicht bis ins Siebengebirge und seinem Ölberg. Das Schloss Homburg ist gut zu erkennen, nur den Kölner Dom kann ich nicht ausmachen.

Hoch droben erklärt mir die App, bzw. Herr Rönchen wieso Nümbrecht eine solche gute Luft vorrätig hat. Es hat etwas mit Wind, Hügeln und Regen zu tun, soviel verrate ich euch.

Hinunter flitze ich recht flott, denn nun kommen Hunger und Kaffeedurst mit Macht in meine Gedanken. In der Außengastronomie des Cafe Rotkelchen verspeise ich ein belegtes Brot mit einem Milchkaffee und fühle mich danach gestärkt um noch die Holsteins Mühle zu besuchen.

Holsteins Mühle

In der waldreichen Umgebung des Homburger Bröltal  liegt die Historische Holsteins Mühle. Bis 1969 befand sich das Gebäudeensemble im Besitz des Fürsten Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Man betrieb die Mühle als Mehl- und Sägemühle und erst mit Stilllegung wurde aus ihr eine Gaststätte. Unter dem Rasen des Geländes liegen die Fundamente einer großen Wasserburg aus dem 9. Jahrhundert.

Erleben rund um Nümbrecht

Wer die Region erkunden möchte, der nehme sich reichlich Zeit. Ganz schnell ist eine Woche vorüber und ihr habt noch immer nicht alles gesehen. Einige Ausflüge habe ich bereits unternommen, naja und ich kenne Nümbrecht noch als Dorf, mit Bauern unweit des Wohnhauses meiner Oma, mit Bauerngarten direkt hinter dem Haus und einem großen Pflaumenbaum unter dem ich mit meinen Puppen spielte.

Schloss Homburg

Zum Schloss habe ich schon einiges geschrieben. Schaut einfach mal im Blog

Wandern auf dem Bergischen Panoramasteig, auf dem Bergischen Streifzug Klangpfad  (meine Winterwanderung) oder einem der regionalen Wanderwege bieten sich rund um den Besuch des Heilklimatischen Kurortes an.

Postkutschen verkehren regelmäßig zwischen Nümbrecht und Wiehl und das bereits seit 1865, nur jetzt als touristisches Highlight. Außerdem gibt es thematische Kutschfahrten wie die Schlosstour oder die Rustikale Landpartie.

Ich habe noch einen Gutschein, den ich in diesem Jahr einlösen werde, dann gibt es auch Bilder dazu. Vielleicht seid ihr schneller?

Original Bergische Kaffeetafel, das bedeutet Kaffee aus der Dröppelminna, süßes Hefeweißbrot, dunkle Brotsorten, Gelees und deftige Aufschnitte, sowie Käse und Quark. Waffeln mit heißen Kirschen und Schlagsahne zu Milchreis mit Zimt und Zucker und am Ende den Bergischen Korn. Das ist die Bergische Kaffeetafel!

Wiehler Tropfsteinhöhlen, ein Spaß der nicht nur Kindern den Tag versüßt. Ich war lange nicht mehr dort, kann sie aber wärmstens empfehlen. Nehmt eine Jacke mit!

Der Baumwipfelpfad ist noch einmal ein besonderes Highlight der Region. Mehr Informationen erhaltet ihr in meinem Artikel

Ganz viel mehr findet ihr auf der Seite der Gemeinde Nümbrecht

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Zuletzt noch ein paar Eindrücke

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3 Kommentare

  1. Aus eigener Erfahrung weiss ich, wenn man erstmal einen „Faden“ hat wird schnell ein (Daten)-„Knäul“ daraus. Ich empfehle die Freeware Ahnenblatt. Einfach zu bedienen und man kann schnell, einfache, Stammbäume erzeugen und ausdrucken.
    Für die Gegend um Nümbrecht waren für mich die Familienbücher von Marienbergshausen ein wahrer Schatz. Dort sind, nach Familiennamen sortiert, alle Peronen mit Daten und, wo bekannt, Familienverbindungen aufgelistet die in den Archiven und Kirchenbüchern gefunde wurden. Sowas gibt es von einigen Orten. Ich hatte es mir damals über Fernleihe bestellt. Auch die Datenbanken der Mormonen, die ja auch ganze Kirchenbücher digitalisiert haben, sind eine solide Quelle. Ein Adeliger oder (kath) Geistlicher sind bei der Ahnensuche Gold wert, denn vom einfachen Volk finden sich allerhöchstens Geburts und Sterbeinträge. Aber auch das ist vor dem 30 jährigen Krieg kaum noch zu finden. Da stocken dann auch spätestens alle meine Äste in die Vergangenheit.

  2. Vor einigen Jahren hätte mir „bergisches Land“ insbesondere „Nümbrecht“ nichts gesagt, aber durch meine Ahnenforscherei habe ich herausgefunden das ein Teil meiner Familie (mütterlich-größväterlicherseits) aus Nümbrecht, Marienbergshausen, Kurtenbach, Kleinhöhe… stammt. Ich glaube in 2014 wars, als ich mir mal einen Tag. während meiner Bonnwochen, freigenommen hatte und dort hingefahren bin. Es war schon was seltsames in der Kirche in Marienbergshausen zu stehen und zu wissen, dass hier einige meiner Vorfahren getauft und getraut worden sind. Auch bei den Häusern um die Kirche müssten einige von meinen Vorfahren bewohnt worden sein. Eine wirklich nette Gegend die auch mal für einen Kurzurlaub auf dem Plan steht

    1. Das ist ja witzig,
      meine Familie väterlicherseits wohnt heute noch zu einem großen Teil dort. Ahnenforschung könnte ich eigentlich auch mal betreiben, damit mein Nachwuchs erfährt aus welchem Stall sie sind :D

      Ja, und einen Kurzurlaub kann man da in der Region sehr gut verbringen, es gibt ja doch einiges zu entdecken.

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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