Ist euch beim Wandern und Spaziergang auch schon aufgefallen, dass die Vielfalt des Insektenvorkommens zurück geht? Nehmt ihr mit Erleichterung oder Besorgnis zur Kenntnis, dass die Windschutzscheiben im Sommer kaum noch mit toten Insekten verklebt sind? Vermisst ihr die bunten Schmetterlinge auf den Wiesen, und in Gärten reges Gekrabbel in Blumen- und Gemüsebeeten? Unsere Welt ohne Insekten, wäre wirklich schade.

Mir fehlt da was

Lampertstal und Kalvarienberg (5)- Unsere Welt ohne InsektenIst die Begegnung mit einem Maikäfer nur eine schöne Erinnerung? Pflanzt ihr aus Sorge vor einem weiteren Rückgang der Insekten auch schon besondere, Insekten anziehende Blumen in eure Gärten und auf die Balkone, setzt dazu ein oder mehrere Insektenhotels?

Ich gebe zu, meine Kenntnisse über die Eigenarten der heimischen Insektenarten sind äußerst gering, aber ich weiß um ihre Nützlichkeit und dass sie nicht nur für die Bestäubung unserer Pflanzenwelt wichtig sind, sondern auch Nahrung für Vögel, Mäuschen, Frösche etc. sind. Keine Insekten, keine Nahrung für Kleintiere, die dann ja auch wieder Nahrungsmittel für größere Lebewesen sind. Also nehme ich die Entwicklung mit Sorge zur Kenntnis.

Unsere Welt ohne Insekten?

Um zu verstehen warum Insekten so einen hohen Stellenwert für uns haben, lerne ich sie wohl am besten erst einmal kennen. Das funktioniert prima mittels Naturführer. Ob der nun auf zwei Beinen daher kommt oder als Buch mit 248 Seiten, ist zunächst mal egal. Ich wähle jedoch hier bewusst das Buch:

(c) Kosmos VerlagUnsere Welt ohne Insekten? 
Ein Teil der Natur verschwindet
von Mario Markus
1. Auflage 2014

Kosmos Verlag

Mario Markus…..

…..nähert sich dem Thema Insektensterben von einer ganz anderen Seite, die mich von der ersten Seite des Buches an fesselt. Anstatt sich unmittelbar und direkt mit dem Thema Insektensterben zu befassen stellt er hier die einzelnen Tierchen, mit all ihren Eigenschaften und Nutzen für den Menschen, vor.

Schon die ersten Seiten bringen mir nahe, dass Insekten und ihr Verhalten Basis für die Entwicklung äußerst raffinierter technischer, aber auch medizinischer Vorrichtungen und Maßnahmen ist, und dass ihr Nutzen weit über Bestäuben und Nahrungsquelle hinaus geht.

Fakten

Hättet ihr gewusst, dass eine bestimmte Spinnenart sieben verschiedene Fäden spinnen kann, alle mit unterschiedlichen Eigenschaften was Dehnbarkeit und Belastbarkeit betrifft? Ich wusste es nicht. Und genau hier stößt der Mensch mit all seinen technischen Möglichkeiten an eine Grenze, denn nachahmen kann er diese Spinnenseide bis heute nicht. Natürlich hat der Mensch versucht auch diese Tiere für seine Zwecke zu nutzen und zu züchten. Die Spinne kann froh sein dass sie so inkompatibel mit ihren eigenen Artgenossen ist und in Gefangenschaft weitaus schlechtere Ergebnisse im gewünschten Produkt erzielt.

Gut, ich möchte hier jetzt nicht das ganze Buch neu schreiben, aber das hier hat mich gerade so fasziniert dass ich es euch erzählen musste.

Kaum zu glauben aber wahr, es ist dem Menschen möglich die Honigbiene zum Auffinden von Schadstoffen aber auch von Landminen zunutzen. Wie das funktioniert lese ich in diesem Buch.

Versuch am Tier

Am Beispiel der Weberameise wird für mich deutlich, dass die Forschung es nicht unterlassen kann am Tier zu experimentieren, wenn Fortschritt erzielt werden soll. Diese Ameisenart nutzt ihre Kiefer wie eine Heftklammer. Was sie einmal festhält, lässt sie nicht mehr los. Diese Eigenschaft hat die Medizin einst genutzt um Wundränder zu schließen. Um zu verdeutlichen, dass sich diese Ameise eher von ihrem Körper trennt, als das Objekt dass sie zwischen den Kiefern hat loszulassen, muss man genau das am lebenden Tier getestet haben (es gruselt mich gerade)

Die Forensik würde erhebliche Einbußen in ihrer Bestimmung von Todeszeitpunkt und Tatort verlieren, würden Aas fressende Insekten nicht mehr ihren zuverlässigen Dienst tun.  Der Autor lässt sich hier in ausgesprochen spannender Art und Weise darüber aus in welcher Reihenfolge und bei welcher Witterung bestimmte Insekten an einem Leichnam zu finden sind.

Die Honigbiene……

spricht mit ihrem Volk mittels Tanzen (das war mir schon bekannt). Sie tut das aber je nach Art des Volkes in unterschiedlichen Sprachen. Wenn ich das Ritual der Nistplatzsuche nach dem Schwärmen erlesen, dann beneide ich dieses Tierchen um die Fähigkeit sich nur um das Wohl und Wehe des Volkes zu sorgen und in der gemeinsamen Verantwortung zur Einigkeit zu gelangen.

Über manche Schilderungen muss ich wirklich grinsen, wie z.B. die über das Verhalten der männlichen Anthidium-Wildbiene, die ein Revier mit Blumen für sich beansprucht und die weiblichen Artgenossen nur dann an den Blüten naschen lässt, wenn sie sich sexuell zur Verfügung stellt.

Bienen naschen nicht nur die guten Sachen, sondern vergreifen sich auch an Pollen, die giftig sind. Der Honig, der hieraus gewonnen wird ruft unter Umständen Vergiftungs- oder Rauschzustände hervor.

Kooperationen

Ameisen sind für das Vorhandensein des kleinen Bläulings im Raupenstadium von großer Wichtigkeit. Schutz gegen Nahrung, so das Geschäft zwischen den beiden unterschiedlichen Tierchen. Dieser Deal läuft aber nicht immer zur Zufriedenheit aller ab. Unglaublich wie ähnlich Insekten dem Menschen sind.

Die Honigbiene

Der Autor befasst sich eingehend mit unserer Honigbiene, sie taucht thematisch immer wieder auf. Beinahe alles ist neu für mich, vor allem dass Königinanwärterinnen nach oder während dem Schlüpfen für Menschen wahrnehmbare Töne von sich geben. Auch hier zaubert der Text mir ein Lächeln ins Gesicht. Mario Markus versteht es wirklich mich am Buch zu fesseln. Die Beschreibungen lassen Bilder vor meinem Auge auftauchen, die die beschriebenen Vorgänge lebendig werden lassen.

Ihr kennt den Kuckuck….

…und seine Angewohnheit sich fremd einzunisten, bzw. seine Eier? Gibt es unter den Käfern auch, die tun das in Ameisennestern und werden dann, wie der Kuckuck, auch gefüttert. Unfassbar.

Tödliche Liebe

Aber auch selbstmörderische Insekten gibt es reichlich, sei es dass das Männchen sich wahrend der Paarung als Futter für das Weibchen zur Verfügung stellt oder Mütter sich als Lebendfutter für ihren Nachwuchs anbieten.


Nun habe ich viel über Insekten und ihre Verwandten erfahren

Ich könnte jetzt noch endlos weiter schwärmen, denn das Buch nimmt mich gefangen. Ich würde euch am liebsten alles erzählen, weil es unglaublich spannend, lustig und teilweise einmalig ist, was ich hier lesen darf.

Außerdem lässt mich der Text verstehen, wie komplex das Leben der Insekten ist und wie weitreichend die Folgen, wenn sie weiterhin in ihrer Existenz bedroht werden. Außerdem sind manche Insekten wunderschön,  ja eigentlich alle, doch manche eben ganz besonders, wie der Mondfleckspanner.  Bilder im ersten Drittel des Buches zeigen wundersame Insektenkörper.

Über die Beobachtung dieser kleinen Tierchen, von denen es rund 30 Millionen Arten gibt, hat der Mensch mit seiner Fähigkeit sein Hirn für Nachahmungsbauten zu nutzen, viele wichtige Werkzeuge an die Hand bekommen.

Mit Blick auf die Tatsache, dass von den geschätzten 30 Millionen Insektenarten gerade eine Millionen bestimmt und erfasst sind, wissen wir praktisch gar nichts von den kleinsten Vertretern in Wald und Flur. Welche Wunder würden uns, bei Erforschung der restlichen Arten, wohl erwarten?

Die Ursachen des Aussterbens und Was können wir tun?

An den umfangreichen Teil der Insektenbeschreibungen, immerhin 183 von 248 Seiten, schließt sich eine kurze Auslassung an, welches die möglichen Gründe für das Aussterben der Insektenwelt sind. Vielfältige Gründe hat der Autor Mario Markus entdeckt und sie sind beileibe nicht alle in der Giftspritzerei der Landwirtschaft zu finden.

Eingeschleppte Fremdpflanzen und Tiere sind für eine unvorbereitete Umwelt teilweise mit fatalen Folgen verbunden. Naturgemäß hat die neue Heimat keine natürlichen Gegner parat, um übermäßige Vermehrung zu verhindern. Ich bin über manche, logischen Herleitungen sehr erstaunt. Das Thema erfordert ein tiefes Verständnis für Zusammenhänge, die sich mir nicht mal eben so erschließen.

Was ist also zu tun, um den Insekten weiterhin den Raum zum überleben zu lassen, damit unseren Lebensraum ebenfalls zu erhalten?

Biologische Waffen, Genmanipulation der Nutzpflanzen, Botenstoffe wie Hormone, Pheromone sind einige der vorgestellten Mittel, ebenso wie die Einrichtung von Schutzgebieten.

Klar wird aber, Mario Markus geht es weniger um das Anbieten von Lösungsvorschlägen, als vielmehr darum uns die Insekten und ihre Eigenarten näher zu bringen.

Was das betrifft hat er bei mir Erfolg verbucht. Wobei mir die kleinen Wuseltiere immer schon wichtig waren. Wer mich beim Wandern über Ameisenstraßen beobachtet wird vielleicht darüber lachen, wenn ich mich bemühe die wenig bevölkerten Wegabschnitte zu begehen und dabei auch schon mal zickzack zu laufen.

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 Dieses Buch hat mir der Kosmos Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Meine Buchbeschreibung bleibt davon aber unberührt, mir ist es ein Anliegen stets authentisch und ehrlich meine Meinung zu veröffentlichen.

Darüber hinaus habe ich mich per Outdoor Blogger Codex dazu verpflichtet.

Outdoor Blogger Codex
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7 Kommentare

  1. du sprichst eines der wirklich großen probleme unserer zeit an, ein problem, das zum ende des lebens auf unserem planeten führen kann. dabei gibt es immer noch leute, die lauthals gefahren wie artensterben und klimawandel bestreiten und viel zu viele menschen hören auf solche demagogen…

  2. Liebe Elke, du hast mir richtig Lust auf dieses Buch gemacht!
    Habe gestern erst die Nachricht gelesen, dass Friedhofsgärtner ein Problem bekommen, weil die Leichname nicht mehr rechtzeitig verwest sind – zu wenige Insekten im Boden!
    LG
    Aurora (die momentan leider keine Zeit zum wandern hat. HEUL!)

  3. Ich liebe es, den Bienen beim sammeln des Blütennektars zuzuschauen. Das ist total schön, die fleißigen Insekten zu sehen. Ich habe mal gelesen, dass das wichtigste Nutztier für die Menschen nicht das Rind, sondern die Bienen (Insekten) sind, weil die unsere Pflanzen bestäuben und deshalb Früchte entstehen. Hoffentlich kann das Sterben der Insekten aufgehalten werden. Ein wichtiger Artikel. Danke dafür!

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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