Gastautor Rainer erzählt aus seinem Wanderleben: Da wir ja lt. NABU mehr Zeit mit Vögeln verbringen sollen  , weckte natürlich der Bergische Streifzug Vogelweg in Engelskirchen mein Interesse. Sturm mit kräftigen Böen und gewittrige Schauer waren allgemein angesagt. Da jedoch „wetteronline“ im Bereich Engelskirchen einen weitgehend trockenen Tagesverlauf ansagte, entschloss ich mich dennoch zu dieser ca. 8 km kurzen Wanderung.

Bis auf einen ganz kurzen Schauer blieb es tatsächlich trocken auf dem Vogelweg. Der Wind war heftig, aber schwere Böen gab es nicht, so dass man nicht Gefahr lief, von Ästen oder gar ganzen Bäumen begraben zu werden.

Der Bergische Streifzug Vogelweg

Suche ich auf der Homepage des Wegebetreibers („Das Bergische“) nach Infos zum Streifzug 14, eben dem Vogelweg, finde ich statt der üblichen Beschreibung mit Karte, GPS-Track etc. nur diesen Text: „Aufgrund eines Erdrutsches ist der Streifzug 14 „Vogelweg“ leider nicht mehr begehbar. Zwischen Infotafel C und D ist der Weg unpassierbar und es gibt keine Umleitungsmöglichkeit, daher bleibt der Weg dauerhaft geschlossen. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“

Der Bergische Streifzug Vogelweg
Der Bergische Streifzug Vogelweg – Start in Engelskirchen am Bahnhof

Dieser Erdrutsch auf dem Dem Bergischen Streifzug Vogelweg war bereits 2016. Er betrifft eine Stelle unmittelbar am Ufer der hier zum Stausee Ohl-Grünscheid verbreiterten Agger. Saniert wird aus Kostengründen nicht. Hierzu Aussagen des Bürgermeisters Dr. Karthaus:

„Die Situation ist äußerst problematisch, da am Hang oberhalb der betreffenden Stelle weitere beginnende Erdabbrüche zu beobachten sind und der gesamte Bereich instabil ist. … Inzwischen wurde der betroffene Hang geologisch, bodenkundlich und ingenieurtechnisch untersucht und es hat sich herausgestellt, dass die weiter oben gelegenen Hangteile sowie die Bereiche neben der bereits betroffenen Stelle akut abrutschgefährdet sind. Insofern wäre eine provisorische Maßnahme … hochgefährlich. Vielmehr ist eine umfangreiche Hangsanierung erforderlich, die mehrere Hunderttausend Euro kostet“.

Ob die diskutierte Lösung, den Weg über eine Pontonbrücke im Wasser zu führen, Aussicht auf Realisierung hat, ist fraglich.

Mögliche Umleitung ist unattraktiv

Nun, die Aussage von „Das Bergische“, es gebe keine Umleitungsmöglichkeit, stimmt so nicht. Man kann den gesperrten Bereich über einen Weg am anderen Aggerufer umgehen. Dieser führt entlang des Bahndamms und ist offenkundig so unattraktiv, dass man ihn als Ausweichmöglichkeit nicht anbieten wollte.

Den gesperrten Weg zu gehen ist leider verboten

Wegsperrungen wecken natürlich die Neugier unartiger Kinder wie mir. Klar, dass ich herausfinden will, ob man den ursprünglichen Weg wirklich nicht gehen kann.

Der Bergische Streifzug VogelwegAlso lasse ich den Ausweichweg in diesem Fall rechts liegen. Nach etwas Asphalt in Engelskirchen (Start ist am dortigen Bahnhof) gelange ich auf einen Pfad und dann sogleich zu einer Sperrbake, die eigentlich das Weitergehen untersagt.

Die zahlreichen (auch frischen) Spuren zeigen mir jedoch, dass der gesperrte Weg offensichtlich auch von vielen anderen unartigen Zeitgenossen begangen wird.

Und dieser Abschnitt ist dann tatsächlich auch der schönste des Vogelweges. Ein schmaler Pfad. Links der Hang (dem man nicht ansieht, dass er abrutschgefährdet sein soll), rechts der Stausee Ohl-Grünscheid. Wunderschön hier. Die abgerutschte Stelle ist ca. 15-20 Meter lang. Durch viele andere Wanderer und Spaziergänger hat sich hier ein Trampelpfad gebildet, der trotz des nassen, seifigen Bodens ziemlich problemlos zu gehen ist (soweit zum Thema „unpassierbar“).

Ein paar umgefallene Bäume (Opfer des Sturms „Friederike“) sind mühelos zu passieren, und schon ist man am Ende der Sperrung angelangt, nämlich einem den Stausee abschließendem Wehr. Wie gesagt, ein wunderschöner Pfad, von der Beschaffenheit keinesfalls gefährlich zu gehen.  Wer ihn verbotswidrig nutzt, muss natürlich wissen, dass er dies auf eigenes Risiko macht.

Bei Loope quere ich die Agger, marschiere eine Zeit lang durch ein Wohngebiet und gelange dann wiederum auf einen schönen weichen Pfad oberhalb der erneut aufgestauten Agger.  Auch diesmal schließt ein Wehr den Stausee ab. Ab hier teilt sich die Agger bis kurz vor Vilkerath in einen natürlichen und einen künstlichen Arm (letzterer nochmals mit einem Stausee).

Abstecher zur Siedlung Kastor und Grube

Ich verlasse den Streifzug kurz, um einen zusätzlichen Schlenker zur Siedlung Kastor einzulegen. Dort wurde bis 1926 eine Erzgrube betrieben, von der heute noch Abraumlagerungen künden. Eine hölzerne Hängebrücke führt über die (natürliche) Agger (Vorgänger davon wurden bereits 1860-70 errichtet; auch die Loren wurden über diese Brücke geschoben). Jetzt wieder auf dem Vogelweg, überquere ich den künstlichen Arm der Agger an einem kleinen Wasserkraftwerk. Wo die Straße Am Weidenbach (in der ich auch mein Auto geparkt habe) auf die Hauptstraße einmündet, endet der Vogelweg.

Kurzer Besuch des Wasserschloss Ehreshoven

Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, einen kleinen Rundgang um das Wasserschloß Ehreshoven zu machen, auch wenn mir dieses von mehreren Besuchen gut bekannt ist. Wer Näheres zum Schloß wissen möchte, erfährt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ehreshoven

Der Vogelweg ist eine Streckenwanderung

Von den 24 Bergischen Streifzügen sind nur 3 Streckenwanderungen. Der Vogelweg ist eine von ihnen. Logistisch überhaupt kein Problem: Zwischen Start und Ziel verkehrt die Buslinie 310 (je nach Tageszeit stündlich bzw. halbstündlich). 10 Minuten Fahrtzeit. Ach ja, „Vogelweg“. Die Infotafeln am Wege (im gesperrten Abschnitt leider etwas „lädiert“) bringen einem die bergische Vogelwelt näher. Wer Glück hat, kann vielleicht auch das eine oder andere Federvieh zu Gesicht bekommen.

Eine Einkehr nach der Kurzwanderung gab’s auch.

Da das direkt im Zielbereich liegende Restaurant Eimermacher sicher sehr gut, aber von der Preisgestaltung nicht mit meinem Geldbeutel kompatibel ist, fuhr ich zur „Bergischen Schweiz“ (in geringer Entfernung von Ehreshoven oberhalb des Aggertales schön gelegen), einem sympathischen Restaurant, in dem man zu zivilen Preisen sehr lecker essen kann. Elke Bitzer hatte vor kurzem über eine Wanderung dort berichtet.

Fazit und GPS Track

Viel erwartet hatte ich im Vorfeld nicht. Ein wanderischer „Knaller“ ist der Vogelweg wohl auch kaum. Aber ein angenehmer Weg, der eine große Vielfalt an Eindrücken bietet. Es tat mir gut, diesen Weg -inkl. des eigentlich gesperrten, aber besonders schönen Abschnitts- gegangen zu sein (den kleinen Zusatz-Schlenker über Kastor empfehle ich einzubeziehen).
Hier noch mein aufgezeichneter GPS-Track des Bergischen Streifzug Vogelweg

Anmerkung von Seiten Fotografische Reisen und Wanderungen

Ich gebe zu selber diesen Weg wohl nicht gehen zu wollen. Das Risiko eines weiteren Erdrutsches ist sicher nicht zu unterschätzen. Also bin ich grundsätzlich der Meinung, es Rainer nicht nachtun zu sollen.

13 Kommentare

  1. Ich war heute nochmals im gesperrten Bereich an der Stelle mit dem Hangrutsch. Diese präsentiert sich in wesentlich schlechterem Zustand als im Februar 2019. Ein Teil des von den Wanderern getretenen Trampelpfades ist abgerutscht. Bei dem meist feuchten lehmigen Boden findet man kaum festen Tritt. Obwohl offensichtlich viele Leute dort immer noch her gehen, rate ich im jetzigen Wegezustand davon ab.

  2. Als Ersatz für den dauerhaft gesperrten „Vogelweg“ soll Engelskirchen einen neuen Bergischen Streifzug erhalten, wie kürzlich in der Presse zu lesen war. Der soll wohl „Höhlenweg“ heißen und u.a. an der Aggertalhöhle Ründeroth vorbei führen.

      1. Den Höhlenweg gibt es jetzt seit ein paar Tagen. Er führt nicht nur an der Aggertalhöhle vorbei (die man nach Vereinbarung besichtigen kann), sondern auch am neu entdeckten Windloch, der wohl bedeutendsten Höhle Nordrhein-Westfalens. Besichtigen kann man sie aber leider nicht. Die dort gefundenen Naturschätze bleiben wohl für immer den professionellen Höhlen-Experten vorbehalten.

        1. und wer den Beitrag sorgsam liest, der wird genau diese Informationen auch erhalten.
          Freundliche Grüße

  3. Ich habe bei dem Weg auch mal mit ner Kettensäge den Durchgang erleichtert. Da war der Weg bei Regen und schlechten Schuhen mit Vorsicht zu genießen. Mittlerweile habe ich, gestern nochmal begangen, keine Sicherheitsbedenken. Vielleicht sollte man bei und nach Starkregen oder bei Sturm nicht gehen. Demnächst schneide ich mit einer Sense das Unkraut weg, damit der Eeg Spaß macht.

    1. Also gehe ich richtig in der Annahme, dass Du der Wegepate bist. Ihr habt es echt nicht leicht, andauernd wirblen Stürme und Starkregen alles durcheinander. Wir Wanderer/innen können froh um jeden sein, der sich der Wege annimmt. Vielleicht schaffe ich ihn ja auch selber noch zu gehen, während meines Urlaubes,

      Vielen Dank für Deinen Kommentar KLaus
      LG Elke

  4. Sicher ein schöne Weg. Die Warnungen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn wenn was passiert ist das Lamento groß.

    1. Viele Sperrungen werden primär aus haftungsrechtlichen Gründen vorgenommen. Durch die Sperrung entfällt die Verkehrssicherungspflicht für die Gemeinde bzw. den Wegebetreiber und damit auch die Haftung, wenn etwas passiert. Jeder, der die Sperrung mißachtet, muß wissen, daß er dies auf eigenes Risiko tut.
      Eine Sperrung bedeutet aber nicht zwingend, daß es besonders gefährlich ist, einen solchen Abschnitt zu begehen. Die große Zahl an Spuren zeigte in diesem Fall, daß der Weg trotz Sperrung recht rege begangen wird. In anderen Fällen (etwa dem seit Jahren gesperrten unteren Morgenbachtal bei Trechtingshausen/Rhein) hält sich sogar offensichtlich niemand an die Sperrung. Ganze Völkerwanderungen sind dort unterwegs. Das liegt ganz einfach daran, daß es (außer dem erwähnten haftungsrechtlichen Aspekt) keinen Grund gibt, den Weg nicht zu gehen. Aber wie gesagt: Es muß jeder für sich entscheiden und kann im Falle eines Falles dann nicht meckern.

      1. So ist es Rainer, die Entscheidung über all unser Tun liegt immer bei demjenigen, der es tut. Hier gefährdet man ja auch nicht anderer Menschen Leben.

  5. Liebe Elke,
    ich habe gerade erst gesehen, dass du am rechten Rand meinen letzten Blogbeitrag verlinkt hast, sogar mit Foto! Herzlichen Dank! Es kommen tatsächlich in letzter Zeit öfter Leser von deiner zu meiner Seite -so die Statistik.
    Na, dann sollte ich mal wieder nachlegen und den nächsten Bericht hochladen. 🙂
    Gruß Aurora

    1. Guten Morgen meine Liebe, ich habe deinen Blog so in meine Sidebar eingebunden, dass der aktuellste Blogbeitrag immer zu sehen ist.

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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