Heute soll es für Tanja die Wilden Narzissen geben. Piep, piep…mein Handy meldet sich, Tanja ist dran: „Ich habe schon die Sommerreifen drauf. Sind die Straßen frei?“ Selbstbewusst töne ich „Klar, liegt auch nur wenig Schnee“. Dann beginnt es zu schneien, nicht ein bisschen, sondern richtig heftig. Meine Warnung verklingt ungehört im Rucksack meiner Freundin, die schon auf dem Weg zu mir ist.

Mit drückendem Magen erwarte ich ihre Ankunft und dann erscheint sie heil und unversehrt am Venngasthof Zur Buche.  Fix landet mein Rucksack im Kofferraum und wir rauschen ab, um die Wilden Narzissen im Furthsbachtal zu bestaunen. Die hat Tanja bis heute nur auf Fotos gesehen. Die leuchtend gelbe Blütenpracht hatte ich im Alleingang vor einigen Tagen schon besucht und war begeistert.

Stunden vor den Wilden Narzissen

Venngasthof Zur Buche

Erwachen im Venngasthof Zur Buche nach spärlichen Schlafstunden, aber gut gelaunt. Den Abend zuvor hatte ich, nach acht Stunden (25 km) unterwegs sein, bei Schneegestöber im Venngasthof eingecheckt. Der freundliche Hausherr, Axel Steffens, fährt mich, nach dem Verzehr eines leckeren Salates, in das nahe gelegene Gästehaus. Positiv angetan schaue ich mich in dem geräumigen Doppelzimmer um, dessen Fenster zum Garten hinaus geht und auf ein Ziegengehege blicken lässt.

Das Bad ist modern gestaltet und begeistert durch eine stufenlos begehbare Dusche. Alles ist hell und freundlich. Das Tüpfelchen auf dem „i“ ist eine kleine Theke mit Wasserkocher und einem Angebot von Tee und Kaffee. Für gewöhnlich fehlt mir bis zum Frühstück genau diese Möglichkeit des ersten Koffeineinschubs.

Um acht Uhr am nächsten Morgen nehme ich meinen Platz im gemütlichen Frühstücksraum ein. Das Buffet versorgt mich mit allem was ich brauche, ein Lunchpaket ist im Zimmerpreis mit enthalten. Besser geht es nicht. Die Fotos dazu dürft ihr am Ende des Beitrages bestaunen, denn ich will jetzt los zu den Wilden Narzissen.

Das Wetter ist uns gewogen

Ziemlich pünktlich bei Erreichen des Parkplatz Rothe Kreuz hat die Schneefront ihr heftiges Treiben in andere Regionen verlegt, sodass wir ohne Wetterschutz losziehen können. Trotzdem ist es ein seltsames Gefühl im April durch eine Schnee bedeckte Landschaft zu wandern. Wir sind uns aber einig, dass die kühle, frische Eifelluft sehr angenehm ist und das unerwartete Weiß ebenso. Die Zeit vergeht, obwohl zunächst über Teerwege führend, sehr schnell.

Schnee bedeckte Landschaft - Auf der Suche nach Wilden Narzissen
Noch keine Wilden Narzissen, wohl aber weiße Tannenbäume

Auf der Suche nach den Wilden Narzissen und Überraschung

  • Gefunden bei Outdooractiv unter „Paradies im Fuhrtsbachtal“
  • Start/ Ziel: Brath 3, 52156 Monschau
  • Streckenlänge: 10,5 km mit dem Wegezeichen „61“ auf weißem Grund
  • Höhenmeter: 160 m
  • Track zur Tour
  • Bitte an Rucksackverpflegung denken oder im nahe gelegenen Höfen einkehren
  • Wieso ich hier in der Eifel weile? Hier die Antwort

Freizeitreiter Monschauer Land in Action

Plötzlich, wir trauen unseren Augen kaum, tauchen zwei Reiter vor uns auf. Die beiden sind so originell gekleidet, dass ich meine gewöhnliche Scheu,  Menschen mit hohem Wiedererkennungswert zu fotografieren, vergesse.  Ich bitte um Erlaubnis ein Foto von der Kehrseite des Duos zu fertigen, da kommt von oben „Sie dürfen auch von vorn“ Selbst die Bemerkung, dass die Bilder im „www“ landen schreckt beide nicht ab, ganz im Gegenteil. Schnell ist vereinbart, dass die Fotos tags drauf bei den reitenden Models landen und so darf ich munter drauf los knipsen.

Ganz ehrlich, wenn ich nicht so überrumpelt von meinem eigenen Mut gewesen wäre, ich hätte 100te Bilder geschossen. Die Kulisse war dermaßen verwunschen, passte so passgenau zu Ross und Reiter, dass es eine Wonne ist, auch im Nachhinein, die Bilder zu betrachten. So ein Glücksfall und herzlichen Dank an die beiden Darsteller. Und weil ich sie alle gelungen finde, kriegt ihr jetzt auch alle Bilder.

Noch Minuten nach diesem überraschenden Treffen sind wir beide voller Freude. Die Früchte des Wanderns, so empfinden wir solche Ereignisse. Eine wunderbare Erinnerung mehr, die wir für unsere ruhigen Tage im Alter gesammelt haben.

Zwischen Zerstörung und Wachstum

Irgendwann hat sich der Adrenalinspiegel gesenkt, die Umgebung nimmt uns wieder mehr gefangen. Die Region ist bekannt für Bunkerruinen, Panzersperren und diverse andere Relikte aus dem zweiten Weltkrieg. Denen begegnen wir auch hin und wieder. Unfassbar welche Greuel inmitten dieser herrlichen Landschaft geschehen konnten. Die sichtbaren Erinnerungen daran sollten mahnen, finde ich.

Ein steinernes Gebäude im Wald mit rostiger, offen stehender Tür
Was auch immer es ist, es sieht nicht einladend aus, trotz offener Tür

Und wenn wir den Blick geradeaus richten, dann sehen wir eine herrlich verschneite, mit Tannen gesäumte Landschaft. Wer nicht links oder rechts schaut, wird den Beton nicht wahrnehmen und der Sommer wird ohnehin für eine vorübergehende Verhüllung sorgen.

Grüne Tannen und Schnee zu unseren Füßen-Noch keine Wilden Narzissen
Tannengeflüster

So langsam könnten sie aber mal auftauchen, die Wilden Narzissen

Statt Narzissen erscheint erst einmal die Sonne und das nehmen wir dankend entgegen. Wir recken die Nasen hoch, lassen die Sonnenstrahlen unser Gesicht wärmen und genießen es hier draußen zu sein. Nur die Narzissen, die blühen immer so weit entfernt von uns, dass es zu einem Fotostopp nicht kommen kann. Dem Schnee allerdings, wird es unter dem sonnigen strahlen schnell zu warm. Er macht sich sozusagen vom Acker.

Nur noch wenig Schnee
Langsam scheint es dem Schnee zu warm zu werden
Führungen zu den Wilden Narzissen
Führungen zu den Wilden Narzissen

Und dann sind sie plötzlich da…., nein nicht die Narzissen, sondern diejenigen die sie suchen. Große Gruppen haben sich zusammen getan und lassen sich von einem Guide durch die Eifellandschaft führen, hin zu den Wilden Narzissen. Bis Ende April gibt es zahlreiche Führungen, wer sich anschließen möchte, der findet hier Information

Wir hingegen, sind etwas erschüttert ob der plötzlich auftretenden Lebendigkeit auf den weichen Wiesenwegen. Egoistisch verfolgen wir nur all zu oft das Ziel alleine zu wandern. DAS ist aber hier nun mal nicht möglich. Also packen wir unseren Egoismus in den Rucksack und erlauben den Horden freundlichen Gemütes, an uns vorbei zu ziehen.

Die lachende Tanja
Tanja strahlt wieder einmal in die Kamera

Bald stehen wir, wie ich vor einigen Tagen, am Westwallbunker. Schnell ziehen wir an der dunklen Präsenz vorbei, laufen erneute den Wandergruppen über den Weg.

Da leuchten die Wilden Narzissen um die Wette

Von nun an begleitet uns, meist in gebührendem Abstand, der Furthsbach. Mal fließt er links von uns, dann wieder rechts. Wie der Titel der Wanderung es vermuten lässt, blühen die Wilden Narzissen eben hier am Furthsbach, im Tal.

Wilde Narzissen im Schnee - - Auf der Suche nach den Wilden Narzissen

Ziemlich flott hockt Tanja am Boden und fotografiert die ersten Narzissen, die noch ein Stück aus der Schneedecke herausschauen.  Welch ein Bild, sie sind scheinbar unverwüstlich und dulden den kalten Schnee um sich herum, ohne sichtbares Murren. Nur wenig weiter stehen sie bereits, ohne Schnee zu ihren Füßen, auf der großen Wiese.

Riesige Teppiche von Wilden Narzissen - Auf der Suche nach den Wilden Narzissen
Riesige Teppiche von Wilden Narzissen

Uns ist nach Sonnenbad und ein wenig Ruhe, also lassen wir uns auf der nächsten Bank nieder. So haben wir einen schönen Blick auf die gelb strahlende Blumenschar und Tanja kann sich mit meiner Kamera über mein buntes Outfit hermachen. Sie murmelt was von Zwerg, oder war es „dicker Zwerg“ ? Man weiß es ja nicht, aber bösartig ist sie wirklich nicht, nein nein.

Ich auf einer Bank, grüne Jacke, rote Mütze - - Auf der Suche nach den Wilden Narzissen
Elke auf Bank

Die großen Gruppen sind inzwischen vorbei gezogen, sodass wir in Gesellschaft von nur wenigen Mitwanderern unterwegs sein können. Ein ungehaltener Narzissenfotograf mäkelt an den Ermahnungen eines Wanderführers herum. Das sei doch alles übertrieben und überhaupt. Während dessen löst er die Leine vom Halsband seines Hundes. Flott treibt es den Vierbeiner auf die Wiese, zum gründlichen wässern einiger Blüten. Tja, da machste nix! grrrrrr

Diese Narzissen blühen jetzt nur für uns

Wir überqueren den Furthsbach und einen seiner Zuflüsse, wechseln also die Seite mittels der Antoniusbrücke und landen alsbald an einer riesigen, wunderschönen Narzissenwiese.

Wir wandern hier in einer besonderen Landschaft, die durch immer wieder auftauchende Hochmoore durchzogen wird. Die kommenden Monate, auch nach der Blüte der Wilden Narzissen, wird hier die Flora und Fauna mit buntem Leben prahlen. Seltene Tiere und Pflanzen haben sich hier angesiedelt und ziehen immer wieder begeisterte Naturfreunde an. Mehr dazu findet ihr unten über den Link von Outdooractiv.

Riesige Wiese mit Wilden Narzissen - ist das nicht herrlich?
Riesige Wiese mit Wilden Narzissen – ist das nicht herrlich?

Wir toben uns so richtig aus, ein um das andere Foto findet den Weg auf Handy und Kamera, bevor wir dann endlich weiter ziehen. Wir werden noch mehr solcher Wiesen sehen und keine Menschen mehr, bis auf ein älteres, niederländisches Ehepaar, das den Parkplatz nicht wieder findet, von dem aus sie gestartet sind. Nicht mehr lange, und wir erreichen das Ende unserer heutigen Tour.

Helfen bringt ein tolles Gefühl

Am Parkplatz angekommen versuchen wir den beiden zu helfen. Schlussendlich kommt nur ein Parkplatz, rd. 2 km von unsrigem entfernt in Frage. Die beiden steigen in Tanjas gelben Flitzer und innerhalb weniger Minuten erreichen wir den Wanderparkplatz und die beiden signalisieren, wir sind richtig. Es ist ein gutes Gefühl helfen zu können. Mit diesem guten Gefühl fahren wir noch nach Kornelimünster. Dort steht ja noch mein Auto.

Kornelimünster

Nach 30 Minuten Fahrt erreichen wir Kornelimünster, der Ort wo am Freitag alles begann. Mein Auto ist unversehrt und wird mit einem Teil meines Gepäcks befüllt, bevor wir uns auf die Suche nach einem Ort für Kaffee und Kuchen machen. Voll ist es und die meisten Gäste sitzen drinnen, weil die Temperaturen noch reichlich frisch sind. Dort wo Freitag ein erster Kaffee den Weg in meinen Magen fand, kehren wir nun auch ein.

Nach einer ausgiebigen Pause starten wir einen kleinen Stadtrundgang, den ich bei einem nächsten Mal lieber mit der großen Kamera erleben möchte. Müde von der Schlepperei begnüge ich mich hier nämlich mit Handyfotos. Es würde sich sogar lohnen hier mit einem Ortsführer hindurch zu stiefeln. Der Ort hat Geschichte geschrieben. Wir werden demnächst hier eine Rundwanderung starten, die ich schon lange auf dem Plan habe.

Fotos zum Venngasthof Zur Buche

Wie oben beschreiben, hier ein paar Fotos, damit ihr euch eine Vorstellung von meinem Aufenthalt machen könnt. Axel Steffens betreibt den Gasthof erst seit Januar 2019 und erfreut sich schon großer Beliebtheit. Der Gastraum am Abend war rappelvoll, demnach hat die Küche bereits einen guten Ruf erlangt. Auch die vorhandenen Zimmer sind, nach Auskunft Herrn Steffens, ausgebucht.

Die landschaftlich wunderbare, ruhige Lage reizt mich schon sehr, darüber hinaus ist der Eifelsteigverlauf in unmittelbarer Nähe. Da treffen wunderbare Voraussetzungen aufeinander, um dem neuen Hausherren eine erfüllte und arbeitsreiche Zukunft zu ermöglichen.

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Offenlegung

Diese Reise wird durch die Eifel Tourismus (ET) GmbH sowie Wrightsock und Reinlandseifen unterstützt. Das Buch zum Eifelsteig hat mir der Verlag Esterbauer zur Verfügung gestellt. Allen gilt mein herzliches „Danke schön“ Übrigens gibt es einen Blogbeitrag zu den Reinland Seifen

Outdoor Blogger Codex
Outdoor Blogger Codex

Was meine Beschreibungen und Einschätzungen angeht dürfen sich meine  Leser/innen darauf verlassen, dass ich meine ganz persönlichen Eindrücke wiedergebe, so auch hier.  Im Übrigen habe ich mich hier zu über den Outdoor Blogger Codex verpflichtet.

 

 

 

 

6 Kommentare

  1. Die Reiterbilder sind wirklich der Hammer. Muss für die beiden auch ein tolles Gefühl gewesen sein, bei den Bedingungen durch den Wald zu reiten. – Freut mich, dass Zur Buche einen guten Koch bekommen hat. Bei uns gab es Schnitzel oder Schnitzel ;-), waren aber auch nette Leute. Die Strecke merke ich mir; ist ja mal was anderes als im Perlenbachtal oder im Holzwarchetal (B); Furzbachtal also. LG (gespannt auf die 2 Eifelsteigetappen)

  2. Hallo Elke,
    Danke fürs Mitnehmen. Schön sehen sie aus die wilden Narzissen (ich habe sie schon in Deinem letzten Bericht bewundert). Solche Banausen wie den mit dem Hund gibt es leider überall.
    Liebe Grüße in den Tag
    Harald

  3. Wie schön, dass die Narzissen nicht gänzlich verschneit geblieben sind. Als ich dein Winterfoto bei Instagram gesehen hatte, fühlte ich mit dir!
    Die Berichte vom Eifelsteig folgen noch, oder? Hast du alle Nächte im Venngasthof verbracht?
    Gruß, Aurora

    1. Ja Eifelsteig folgt noch. Ich bin mit Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft. Erste war Marienbildchen.

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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