Vor vielen Monaten hatten Guido und ich schon die Idee, uns einmal zum wandern zu treffen. Das ist nicht so leicht, weil Guido seinen Wohnsitz in Belgien hat. Heute schaffen wir es endlich die virtuellen Begegnungen mit einer realen zu erweitern.
Begegnungen
Im Mai traf es sich dann, dass er mit seiner Wandergruppe und ich mit meinen Freundinnen auf dem Eifelsteig, auf der gleichen Etappe (Kordel Trier) und am gleichen Wochenende unterwegs war. Aufgrund einiger zeitlichen Verschiebungen kam es auch hier nicht zu einem Treffen. Schade!

Mein Ausflug an das Reindersmeer und Erinnerungen
Vor kurzem war ich am Reindersmeer unterwegs und dort traf ich auf die von mir so sehr geliebten Kiefernwälder, teilweise gemischt mit Birken. Der Geruch, die sandige Umgebung erinnerten mich an eine lange Zeit, die ich mit meinem damaligen Partner in Belgien und dort in Lommel zugebracht habe. Begegnungen finden doch häufig über Erinnerungen statt.
Mein Entschluß steht fest, jetzt muss ich endlich, endlich nach vielen Jahren dort wieder hin, sehen was hat sich verändert, fühlen wie ich mich dort nun fühle. Viel zu lange habe ich das hinaus geschoben.
Eine neue Begegnung wird umgesetzt
Von diesem Vorhaben erzähle ich Guido und schnell sind wir uns einig, uns zu treffen und eine Radtour zu unternehmen. In Lommel gibt es einen Fahrradverleih „Souverein“, bei dem ich einen Tag vorher ein Rad reserviere.

Planung mit Knooppunten
Der Link, den mir Guido sendet erweist sich als Goldgrube für die Routenplanung. Mit dem online zur Verfügung stehenden Radroutenplaner ist es für mich überhaupt kein Problem eine 50 km Tour zu entwerfen.
Belgien und die Niederlande haben ein so unglaublich gut durchdachtes Knotenpunkte (fietsknooppunten)-system, dass auch ein grenzüberschreitendes Rad fahren sehr einfach ist. GPS Track ist ebenso erhältlich wie auch ein Ausdruck der Knotenpunkte. Hinweisschilder an den Wegen informieren den Radfahrer regelmässig in welche Richtung er muss, um einen bestimmten Knotenpunkt zu erreichen. GPS Track
Natur nahe Radwege
Absolut sicher, das kann ich aus Erfahrung sagen und diese Routen führen nur selten durch Orte, dafür aber über ausgesprochen gut ausgebaute Radwege in den Wäldern und durch die Heidegebiete. Zu den in den Touristenzentren erhältlichen Karten gibt es gleich auch eine Übersicht über die Gastronomie dazu. Die gibt es nämlich reichlich und immer schön gelegen mit einladender Außengastronomie.
Abdij van Postel
Eine große Anlage mit Außengastronomie, einer Bäckerei, das leckere Abdijbrood anbietet einen Abdijwinkel (Geschäft) mit reichlichem Angebot an allerlei Gesundem und dem Abdijbeer.
Für Wanderer gibt es zwar noch keine online Unterstützung, wohl aber ein besonders für Wanderer entwickeltes Knooppuntennetz.
Los fahren
Nun aber zu unserer Tour, die uns durch belgisches Gebiet führt, ein kleines Stück durch die Niederlande, um dann wieder in Belgien zu landen. Zunächst passieren wir die Souverein Arena, in der regelmäßig kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Ein riesiger Komplex, der schon von der eigenwilligen Konstruktion her eine erhebliche Bausumme vermuten lässt. Wenn ich bedenke, dass Lommel relativ klein ist und das Gebäude sich in städtischem Eigentum befindet, Holla…..

Am Rande von Lommel führt unsere Route, dann durch ein kleines Waldgebiet (hach die Kiefern riechen so gut) und dann sind wir auch schon bald am Kanal Bocholt – Herentals. Wenn Guido jetzt einfach geradeaus weiter fährt, landet er nach rd. 50km wieder zu Hause.

Der Blauwe Kei
Den Pott kenne ich noch von den früheren Radtouren hier längs. Nur am Blauwe Kei ist nichts mehr los. Früher gab es hier in der unmittelbaren Nähe zum Kanal eine schöne Außengastronomie und die Ribbetje dort waren köstlich. Jetzt wirkt das Gelände trostlos.
An dieser Stelle liegt nicht nur ein Restaurantschiff, das Pannekoekenboot, hier kreuzen sich auch der Kanal Beverlo und der Kanal Bocholt- Herentals, ein s.g. kanaalsplisting am Ort Dessel.
Das Restaurant bietet eine Auswahl aus 250 Sorten Pannekoeken. Wenn das kein Angebot ist.
Der bergische Wander-Rainer und Gourmet (Fresssack), der nach eigenen Angaben oft wandert, damit er hinterher auch ordentlich futtern kann, sollte hier nach einer ausgiebigen Wanderung einkehren. Mein Vorschlag, einmal Remscheid – Dessel und zurück. In Dessel gut mit Pannekoeken eindecken und zu Hause schlemmen.
Doch auch der längste Kanal sollte mal irgendwann verlassen werden, und so biegen wir ab um den Weg nach Postel und der dortigen Abdij anzugehen/radeln. Wir streifen das Örtchen Retie und diesen Fischweiher, der uns erstmal zum Absteigen und Fotografieren reizt.
Aber nicht lange hält es uns auf unseren Wanderfüßen und schon sitzen wir wieder auf unseren Rädern.
An der Postelbrücke machen wir eine kurze Rast und hier ereilt Guido die Erinnerung an Kindertage. Rasten an dieser Stelle, baden am nahe gelegenen Familienstrand.
Das spätere Passieren des Zuflusses (Bachs) zu diesem Badesee erlaubt mir einen Einblick in die Konsistenz des Wassers. Es sieht dunkel aus, sehr dunkel und morastig und es flößt mir eine gewisse Furcht ein, bei dem Gedanken darin zu schwimmen. Wer weiß wer da noch alles schwimmt und ich könnte nichts sehen….grusel!…………………………………………………..

Hier verschicken wir dann erstmal Fotos an die Wanderteufel, um sie von unserer Zusammenkunft und die dem Wanderteufel eigentlich verbotenen Tätigkeit des Radfahrens zu beichten.
Wir erreichen nun die Abdij Postel (siehe Foto weiter oben), getrunken haben wir schon etwas, das leckere Brot können wir aufgrund fehlendem Stauraum auf dem Fahrrad nicht mitnehmen und der Käse würde zerlaufen…schaaaaade :-(
Durch die Heide und die Niederlande
Im Folgenden gibt es nun eine kleine Fotoserie zum weiteren Verlauf der Tour. Heidegebiete zeigen sich langsam in Farbe, in zwei Wochen ist hier sicher alles in dem zarten rosa der Glockenheide gefärbt.
Wir durchfahren eine Teil der Niederlande, sehen deren ganz anders gestalteten Häuser (Belgien ist da freier in der Gestaltung) Wir begegnen zahlreichen Radfahrergruppen, fahren etliche Runden immer die gleiche Strecke, damit ein freundlicher Herr uns gemeinsam auf ein Foto bekommen kann.
Der Umgang mit Guidos Kamera fällt ihm schwer, sodass wir reichlich Gelegenheit hatten die kleine Anfahrtstrecke bis zum Fotografen kennen zu lernen.
Der Duft der Kiefern
Wenn ich die Fotos sehe, rieche ich die Kiefern wieder, spüre die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut und den kühlenden Fahrtwind. Es ist eine traumhaft schöne Tour, die viele mir bekannte Ecken streift, die Erinnerungen wach ruft an schwere Zeiten, an schöne Erlebnisse, an gemeinsame Erlebnisse mit meinem langjährigen Gefährten.
Es ist eine Tour, auf der ich auch das Neue willkommen heißen kann, nämlich Guido als einen Menschen, mit dem ich aus meiner Sicht unglaublich viele und gute Gespräche habe. Ich darf teilhaben an seiner Sicht auf diese Gegend, an seinen Kenntnissen, eine Bereicherung, die ich sehr schätze.
Grenzen und deren Symbole
Schon nahe am Ziel erreichen wir diesen Grenzpfahl. Ich bin erstaunt, dass mir die nie aufgefallen sind, oder ich habe es inzwischen vergessen.
Ein Schild gibt Auskunft. Es handelt sich hier um den Grenzpfahl 191 und wir befinden uns hier auf dem höchsten Punkt von Nord-Brabant – 44m über NAP UNGLAUBLICH
(Amsterdamer Pegel (als Höhenbezugspunkt später auch Normaal Amsterdams Peil, kurz NAP) ist eine deutsche Bezeichnung für den Nullpunkt einer Höhenfestlegung in Amsterdam, die 1674 erstmals erwähnt wurde[1].).
Dieser Grenzpfahl 191 ist einer von 288 Pfählen, die nach 1843 platziert wurden. Sie markieren die Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien, allein zwischen Luyksgestel und Lommel stehen 7 davon. 372 Kilo wiegt der 1,30m hohe Kegel, auf dem eine Tannenzapfen ähnlicher Knopf angebracht ist, als Zeichen für die Ewigkeit. Auf dem Pfahl ist eine Jahreszahl vermerkt und die Pfahlnummer, sowie je ein Wappen von Belgien und den Niederlanden, die jeweils in die Richtung des eigenen Landes zeigen.
Zum guten Schluß zeigt mir Guido noch diese wunderschöne Fußgängerbrücke aus Holz. Aufgrund des ungünstigen Lichtes habe ich keine Gesamtaufnahme hin bekommen. Ich bin auf jeden Fall begeistert, aber das ist an diesem Tag obligatorisch :-)
Lommel
Der kleine Mann dort rechts, so hat mir Guido erklärt, ist der Lommels Teut, ein Gedenkbildnis der wandernde Händler = Teuten, die die Dörfer untereinander mit Waren versorgt haben und so ziemlich reich werden konnten. Die Blütezeit dieser Händler waren das 17te und 18te JH. Das Haus links „Huis Aerts“ dürfte ein Handelshaus (1696) gewesen sein.Eine schmiedeeisenerne Inschrift gibt Auskunft über Baujahr und Eigner. Das Haus erinnert an die Transithandelszeiten in denen Textilien, Tabak, Getreide und Zucker gehandelt wurden.
Nach dem mein Rad wieder bei Souverein gelandet ist, fahren wir noch zu einem kleinen Getränkestopp nach Lommel Centrum. Straßen die früher offen waren, sind heute gesperrt und damit der Verkehrsfluss zur Stadtmitte ein wenig reduziert. Nach einem Besuch im Touristikcenter und dem Kauf einiger Karten, landen wir im Cafe und genießen die Kühle im Restaurant. Etwas angekokelt, meine Arme und Gesicht sind sichtbar gerötet, aber rund herum zufrieden, beschließen wir diesen Tag.
Ich kann nur „Danke“ sagen, für die angenehme Begleitung, für diesen herrlichen Tag.
Aaaah und gerade erreicht mich die Nachricht, dass Guido seinen Bericht fertig hat.
Und für Wanderer im deutschsprachigen Ostbelgien gibt es http://www.eastbelgium-hiking.com/default.aspx
Danke, das muss ich gelegentlich unbedingt in meine Linkliste übernehmen :-)
Inzwischen gibt es für Wanderer in Flandern schon online Unterstützung: http://www.wandelknooppunt.be/
Ich schliesse mich den anderen an: Wieder gut und mit Herz berichtet, tolle Kiefernwälder und Momentaufnahmen. Liebe Grüsse :)
Hallo Elke,
das war ja dann wohl die Woche der Radtouren ;-), du in Belgien und ich an der Sieg :-). Ein sehr schöner Bericht. Man spürt deine Begeisterung in jedem Wort.
LG Elke
Ja Elke, das war ein wunderbarer Tag, in wunderbarer Begleitung an einem Ort, dem ich mich sehr verbunden fühle.
Und du hattest mit deinem Sohn ja auch einen schönen Tag :-) hat man auch deutlich gesehene :-)
Das ist ein wunderschöner warmherziger Bericht, der meine Stimmung hebt am heimischen Schreibtisch, liebe Elke. Ich rieche und fühle mit, wie bei dir alte Erinnerungen um neue wunderbare Erlebnisse bereichert werden. Leider verstehe ich Guidos Bericht nicht, aber da gibts ja noch ein paar nette Fotos von dir zu sehen. :-)
Viele liebe Grüße
von katrin
Danke dir liebe Katrin :-)
Hallo Elke,
der Geruch von Kiefern, eigentlich von jedem Wald, hat etwas Anheimelndes an sich. Da ist man mit dem Wald gleich „per Du“.
Ich kann mit gut vorstellen, dass diese Radtour für dich und natürlich auch für Guido ein schönes Erlebnis war.
Liebe Grüße
von Frieder
Ja das war ein wunderbares Erlebnis :-) Frieder
Liebe Grüße zurück
Elke
Schöner Bericht; so richtig aus der Seele geschrieben und mit tollen Bildern, mit auffallend viel Tiefe, versehen. Mit viel Hintergrundinfos auch; hmm, dagegen fällt mein Bericht irgendwie mickrig aus. Nun ja, macht nix, ich stelle jetzt einfach bei mir einen Link zu Deinem, damit wer Deutsch versteht auch dort seine Freude hat. LG und stoßen wir mit einem Gagelbier an auf den herrlichen Tag mit tollen Raderlebnissen und tollen Gesprächen. Prost!
Hi hi Guido, als ich deinen Bericht gelesen hatte dachte ich bei mir, wie schön hat er den Tourenverlauf beschrieben, wie schön reihen sich die Worte aneinander, die fast alle verstehe. Kurz, ich dachte mein Bericht ist weniger schön :-)
Nehmen wir beide und wir haben ein großes Ganzes :-)
Genau, prosit auf diesen Tag mit einem Gagelbier
Hallo Elke, so ein ausführlicher Bericht von einer Radtour in Holland/Belgien kommt gerade zur rechten Zeit! Schon immer wollte ich so was machen, hatte bloß noch keinen rechten Anhaltspunkt. Jetzt warte ich auf Deinen Track und die Heideblüte, dann könnte es eigentlich losgehen.
LGU
Liebe Ursula, GPSIES hat Probleme, deshalb schicke ich dir den Track per PN :-)
Wartet noch 2, vielleicht drei Wochen, dann steht das Gebiet in voller Blüte.
LG Elke
Hallo, Elke!
Der bergische Gourmand freut sich über einen so schönen Bericht. Man merkt, daß Du eine besondere Beziehung zu dieser Gegend hast. Hätte ich ein Fahrrad, wäre es sicher ein ideales Ziel für ausgedehnte Touren. Noch dazu mit Aussicht auf leckere Belohnungen nach getaner Arbeit (Stichwort Pannekoeken). :-) Übrigens: Wer gerne gute Pfannkuchen mag, für den gibt’s auch im Bergischen Land eine dicke Empfehlung: http://www.coenenmuehle.com/
LG, Rainer
Da kannst du radeln Rainer, ganz flache Strecken, wunderschöne Gebiete, herrliche Einkehrmöglichkeiten. Für dich mit Sicherheit genau richtig :-)
Ja, die Coenenmühle habe ich mich gemerkt :-)
LG Elke