Der Tag danach, er hat um vier Uhr begonnen.

Die erste Nacht in dieser Wohnung ohne Spike liegt hinter mir. Ich weiß er fühlt es nicht mehr, aber es ist doch so kalt in der Erde und er ist so alleine. Gestern habe ich immer wieder seine Pfoten berührt, seinen Kopf angehoben und geschaut, ob er wirklich hinüber gegangen ist. Welche Ängste erlebte ich, dass er vielleicht wieder aufwacht.

Irgendwie ist er noch da

Aber er ist wirklich gegangen. Das Atmen, das ich höre ist nicht real, die Sorge über ihn zu stolpern, weil er immer im Weg lag, ist unbegründet. Einer seiner Liegeplätze, in meinem unmittelbaren Blickfeld, musste bereits weichen, weil bei dem Anblick jedes Mal eine würgende Angst hoch kriecht.

Gute Reise mein pelziger Freund

Im Moment fällt es mir schwer alte Bilder anzuschauen, weil sie nicht mehr real erscheinen. Das Häufchen Elend ist momentan noch die stärkste Erinnerung und die Fotos aus seinen guten Tagen erscheinen wie Hohn. Ja, ich weiß dass sich das ändern wird.

Jedes hat zwei Seiten

Ich gebe zu, es ist auch ein wenig Erleichterung in mir, es war zum Schluss so schwer, täglich die Frage: „Will er noch leben?“ Ich muss sie mir nicht mehr stellen. Auch der Druck schnell wieder heim zu müssen, wenn ich irgendwo war, fällt weg. Mitnehmen ging ja überhaupt nicht mehr, Auto fahren waren eine Qual für ihn. Pläne schmieden immer mit einem schlechten Gefühl verbunden, hing doch immer die Frage im Raum, ob er dann noch leben würde. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass ich den letzten Tag nicht entscheiden muss, aber den Gefallen hat er mir nicht getan.

Seine unerträglichen Schmerzen in der Wirbelsäule und den  Hinterläufen hätten nicht zu seinem Tod geführt. Organisch war dieser alte Schatz top fit, sein Fell so schön und unversehrt, so dicht und wohlriechend. Er konnte kaum noch sehen und hören, seine Nase war aber immer noch auf der Suche nach Kiras Spuren. Kira war das einzige Hundewesen, dass in den letzten Monaten seines Lebens noch in seine Nähe durfte, die er sogar sofort erkannte, wenn sie in Riechweite war.

Es ist sau schwer solch ein Lebewesen töten zu lassen.

Loslassen

Das loslassen beginnt jetzt erst richtig und ich bin froh, um die Unterstützung, die ich habe.

Zusammen mit Volker sein letztes Hundebett zu gestalten, der sogar an Abschieds-Rosen gedacht hat, der mich mit einer Zuckerbombe aus der Unterzuckerung gerettet hat und einfach da war. Stunden die ich nie vergessen werde.

Die Wanderschnecken, besonders aber Tanja, die schon in den Startlöchern steht und mich vor die Türe treiben wird. Sie haben mich per Whatsapp den gesamten Tag begleitet.

Die vielen, vielen anteilnehmenden Worte der Leser meines Blogs und in den sozialen Medien, die meine Wanderungen mit Spike, nicht nur auf den grünen Wegen, sondern auch auf unseren gemeinsamen Lebenswegen begleitet haben. Bei so vielen spüre ich, sie haben sehr genau verfolgt, wie es uns ergangen ist.

Ich möchte „Danke“ sagen an alle die da waren und sind.

 

8 Kommentare

  1. Oh, das ist traurig, wenn der beste Kumpel geht. Ich wünsche Dir viel Kraft bei der Trauerbewältigung und in Zukunft noch viele schöne Wanderungen.

    Liebe Grüße

    Gitti

  2. Liebe Elke,
    mein aufrichtiges Beileid. Über Leben und Tod zu entscheiden ist eine echte Herausvorderung an das Gewissen und die Zeit der Trauer ein schwerer Weg. Aber sei gewiss, die guten Gedanken an einen treuen Freund werden zurückkehren.
    LG Ulrike

    1. Sie kommen, im Wechsel mit Verzweiflung und der Erkenntnis um diese Endgültigkeit.Ich muss sagen, ich habe die letzten Wochen schon Abschied genommen, das Ende war irgendwie schon absehbar. Jetzt kommt auch die Müdigkeit aus der Anstrengung der letzen Wochen und es gut, jetzt abzuschließen.
      Liebe Grüße
      Elke

  3. Ich musste schon einige Katzen gehen lassen. Es schmerzt, auch wenn man weiß, es ist für die Katze oder Hund besser.

  4. Ach Elke,
    ich lese die Zeilen und schon schießen mir wieder die Tränen. Kann nur annähernd erahnen, welch große Bedeutung Spike in Deinem Leben gehabt hat.
    So plötzlich, wie er in Dein Leben purzelte, so plötzlich ist er auch wieder gegangen – eine bodenlose Unverschämtheit.
    Du sagtest gestern noch, dass es keine 10 Minuten gedauert hat und schon war es da – dieses wohlige, warme Gefühl. Würde der Schmerz doch ebenfalls in 10 Minuten verschwinden, aber den Gefallen tut er uns nicht. Da warten nun noch eine Reihe von „Anlässen“, die den Schmerz sogleich wieder emporsteigen lassen. Feiertage wie Ostern, Weihnachten….der erste Jahreswechsel ohne den pelzigen Freund. Sein erster Geburtstag ohne ihn und nicht zu vergessen, der Tag X.
    Ich möchte Dir ganz sicher keine Angst machen, aber aus der Erfahrung heraus sind das die Punkte, an denen wir viel emotionaler sind, als an anderen Tagen.
    Meine Trauer um Indy – sie ist auch nach mehr als 1 Jahr nicht vorüber, aber jetzt, wo ich den Jahreszyklus einmal durchlebt habe, ist es einfacher für mich.
    Ich kann jetzt entspannter zurückblicken, habe nicht mehr diese panische Angst in mir, die mich nahezu gelähmt hat. Das erste jähren des Tag X – der Tag an dem ich entschieden hatte, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist – davor hatte ich richtig Bammel. Je näher dieser Tag rückte, umso dünnhäutiger und emotionaler wurde ich. Am Tag selbst habe ich mich so gut es ging abgelenkt und schon am darauffolgenden Tag war dieses Gefühl verflogen.
    Jetzt war es ok für mich und ich weiß, dass mir die kommenden „X-Tage“ nicht mehr so an die Nieren gehen werden. Ich habe den Jahreszyklus 1 x hinter mich gebracht und seither komme ich besser damit klar.
    Natürlich denke ich fast täglich an meinen Seelenhund und auch kullern hin und wieder einige Tränen, aber ich komme damit jetzt zurecht, weil ich sehr schnell wieder positive Gedanken und Erinnerungen an ihn vor Augen habe.
    Du stehst gerade am Anfang dieses Zyklus, wundere Dich also nicht, wenn Dich Deine Gefühle gerade jetzt überfallen. Lass es einfach zu. Niemand hat uns vorzuschreiben oder zu sagen, dass wir hart sein müssen. Wenn Dir nach weinen zu Mute ist, dann weine. Nur eines musst Du mir versprechen….lass Dich nicht von der Trauer einmauern. Steht diese Mauer erst einmal, ist es sehr schwer, diese wieder einzureissen.
    Mit Tanja an Deiner Seite sehe ich jedoch eine treue Seele an Deiner Seite, die eben genau DIES nicht zulassen wird.
    Diese Freundschaft ist Gold wert.
    Übrigens…..Indy hat mir heute Nacht erzählt, dass ich mir nix vormachen soll. Die Beiden (Indy und Spike) haben sich bereits angezickt. 😉
    Dir möchte ich an dieser Stelle nochmal danken, dass ich die Gelegenheit haben durfte und mich anständig von Spike verabschieden konnte.
    Ich behalte diesen Knuddelbär in guter Erinnerung. Und nun lauf mein Freund…..LAUF!

    1. Ach lieber Volker, die Tränen sind so nah wie Spike es immer noch ist.
      Und weißt Du, ich bin heilfroh, dass die beiden Kämpfer um die Eifelherrschaft sich weiter anzicken. Wäre doch blöd, wenn sie ihren Charakter einbüßen würden, nur weil sie jetzt im Hundehimmel sind. Grenzen abstecken, das ist im Hundeleben ein permanenter Prozess. Jetzt stehen wir beide Indy und Spike auch nicht mehr im Weg und sie können rangeln, bis sie müde sind oder Hunger haben. Wie unkompliziert der Hundehimmel doch ist. Dein letzter Satz hat gerade so eine Initialzündung bei mir ausgelöst. „Lauf, lauf, renn lieber Spike, lieber Indy und alle die, die schon voraus gegangen sind. Lauft euch frei!

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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