Die Küppeltour im Lahntal ist ein Prädikats-Rundtour in Balduinstein. Sommerliche Wiesen, abwechslungsreiche Waldabschnitte, die trutzige Schaumburg, geheimnisvolle Ruinen der Burg Balduinstein und sogar eine steinalte Feldkirche werden wir bestaunen.
Die Küppeltour im Lahntal
Rundwanderwege an der Lahn gibt es viel zu wenige, finde ich. Schon deshalb freue ich mich, dass die Küppeltour in Balduinstein das Licht der Welt erblicken durfte. Eine weitere Lahnfacette lernt mich kennen. Dank Facebook erfahre ich hiervon und schon steht der Plan, zusammen mit Tanja die Küppeltour im Lahntal zu erwandern, die Homezone von Jörg Outdoorsüchtig
- Start/ Ziel: Auf der Ecke 9, 65558 Balduinstein
- Streckenlänge: 19 km (Offiziell sind 17 km angegeben)
- Höhenmeter: 513 m
- GPS Track Offizielle Seite
- Mein GPS Track
- Einkehr in direkt an der Lahn in Balduinstein
- Was ich noch an der Lahn kennen lernen durfte (Blogbeiträge)
Großzügige Parkflächen stehen am Start der heutigen Runde zur Verfügung. So früh am Morgen haben wir dann auch die freie Auswahl und suchen einen Schattenplatz. Fix sitzen die Rucksäcke auf den Schultern und schon kann es losgehen.
Das geschwungene blaue „L“ wird uns zuverlässig durch die schöne Landschaft führen.

Zum Zeitpunkt unserer Wanderung Anfang Juni ist der Boden angenehm durchfeuchtet, aber nicht nass. Das Grünzeug hat die besten Bedingungen für Wachstum und nutzt diesen Vorteil auch, soweit die landwirtschaftlich betriebenen Flächen es zulassen. Getreide und Sommerblumen teilen sich in brüderlicher Freizügigkeit die Äcker dort, wo wenig gespritzt wird. An manchen Stellen jedoch, vermissen wir das Bunte.
Ruine Balduinstein und die Schaumburg in Sicht
Auf weichen Wiesen wandern wir oberhalb Balduinstein mit Blick auf die Ruine im Ort. Erzbischof Balduin von Trier erbaute einst (1320) die Trutzburg Balduinstein. Sie galt als strategisches Gegengewicht zur Schaumburg. An die Mächtigkeit erinnert nicht mehr viel, die Reste ragen wie zerschossen aus dem Tal heraus.

Wir dagegen wandeln geradezu durch die herrlichen Getreidefelder, ergötzen uns an den vielen Mohnblumen.

Wir verirren uns kurz zur Schaumburg, stellen fest wir gelangen ohnehin am Ende dorthin und wenden uns wieder dem original Streckenverlauf zu.

Zwischen Balduinstein und Habenscheid
Der kühle Wald empfängt uns mit munterem Vogelgezwitscher. Eine ansprechend schöne Mischung mit jungen und alten Bäumen lassen das Stück Verbindung zwischen Balduinstein und Habenscheid kurzweilig erscheinen.

Bevor wir die Feldkirche in Habenscheid erreichen stoppen wir unseren bisher flotten Schritt an einem Hof mit allerlei „Kunst“, makaberer Kunst zum Teil, aber auch Kunst zum nachdenken, über die Zeitspanne des Wald Zerstörens und des Waldwachstums.

Feldkirche Habenscheid
Vom Hof aus ist es nicht mehr weit bis zur Feldkirche Habenscheid. Alt ist sie, wie die Bank, die wir auf dem Weg dort hin sehen.

Die Kirche Habenscheid, erstmals 1190 erwähnt, ist das Überbleibsel kriegerischer Zerstörungswut während des 30-jährigen Krieges. Das dazu gehörige Pfarrhaus wurde erst 1950 „niedergelegt“ wie es so schön heißt, also abgerissen. Die Kirche steht vermutlich auf den Resten der ersten Kirche aus dem 9ten Jahrhundert. Der Friedhof unmittelbar an der Kirche steht heute wieder für Begräbnisse der Ortsansässigen zur Verfügung. Viele Grabstellen sind bereits verkauft.

Wir treffen hier eine Anwohnerin, die uns einiges zur Kirche und zu Habenscheid erzählt. Unter Anderem berichtet sie von der Geschichte hinter dem Loch in der Mauer hinter der Kirche. Angeblich wurden hier die Sünder, die sich eines Verbrechens schuldig machten, hindurch gebracht und auf dem Hügel dahinter ihrer Strafe zugeführt.

Eine tolle Geschichte. Dies und Anderes erzählt die junge Frau. Eine uralte Hündin begleitet sie, sie erinnert mich schmerzhaft an meinen geliebten Spike, der nun schon 4 Monate nicht mehr lebt. Bald verabschieden wir uns und ziehen weiter.
Immer wieder drehen wir uns um, genießen den Blick zurück und auf die Feldkirche Habenscheid.

Wasenbach so schnuckelig fein – Die Küppeltour im Lahntal
Wasenbach gehört zur Verbandsgemeinde Diez und beherbergt gerade mal um die 350 Einwohner. Auf weiterhin herrlichen Wegen mit Blick in die bunte Landschaft nähern wir uns dem hübschen Ort mit der bemerkenswerten Evangelischen Kirche.
Tolle Häuser – Schmucke Kirche
Wir sind hin und weg von den netten Häuschen und der imposanten Kirche, die wir natürlich näher in Augenschein nehmen. Das Tempo ist gemächlich, schon weil es so viel Spaß macht links und rechts zu schauen.
Die ev. Kirche von Wasenbach wird von Einwohnern der Dörfer Biebrich, Steinsberg und Wasenbach besucht. Sie wurde am 10. Juli 1910 geweiht (Hundertjahrfeier im Jahr 2010). Bis zu diesem Zeitpunkt gingen die Wasenbacher in Habenscheid zur Kirche. (Deshalb wird Wasenbach noch heute unter der Bezeichnung Kirchengemeinde Cramberg – Habenscheid geführt.)
Der letzte reguläre Gottesdienst in Habenscheid fand am 2. Pfingsttag 1910 statt. Zur Erinnerung an jene Zeit wird seit 1920 bis heute am 2. Pfingsttag in der Feldkirche von Habenscheid ein Gottesdienst gefeiert. Die drei Glocken und der Altar kamen in die neue Wasenbacher Kirche. Mindestens eine der Glocken hing -bevor sie nach Habenscheid kam- zunächst im Kloster Bärbach bei Schönborn.
Der Habenscheider Friedhof wurde von den Wasenbachern noch bis zum Jahr 1929 als Begräbnisstätte genutzt. Heute werden in Habenscheid nur noch Bewohner aus Habenscheid und Bärbach beerdigt. Zur Kirchengemeinde Cramberg gehört neben dem auf einem Felsen hoch über der Lahn malerisch gelegenen Ort Cramberg selbst auch Schloss Schaumburg, das über Balduinstein an der Lahn thront. (Zitat: http://www.jakupka.de/wasenb.html)
Nach einer ganzen Weile verlassen wir den Ort, nahe dem Kirchengrundstück, über einen Wiesenweg.

Auf nach Steinsberg – Die Küppeltour im Lahntal
Es ist schon toll wie viel Natur zwischen den kleinen Orten liegt. An einem Steinbruch vorbei zieht sich die Küppeltour. Langsam öffnet sich der Blick auf die waldreiche Kuppe des Küppel, dem Namensgeber der Premiumrunde. Ein wenig Information zum Küppel, auf dem früher Wein angebaut wurde, füge ich euch noch bei.


Stets den Blick auf das nächste Örtchen, wandern wir unter herrlich freiem Himmel. Besonders Tanja bevorzugt Feld- und Wiesenwege und nimmt Wald nur gelegentlich hin. Sie ist halt ewig sonnenhungrig.

Das Pferd ohne Schweif
Natürlich müssen wir den kleinen Abstecher zur Pferdewiese einbauen. Die winken geradezu um Aufmerksamkeit. Eins winkt zumindest nicht mehr mit seinem Schweif, der ist ihm nämlich abhanden gekommen.


Bald erreichen wir den Ortsrand von Steinsberg mit den überwiegend modernen Häusern. Weiträumig umwandern wir den Ort und bleiben so in der Natur.
Heftig schön im Lahntal
Nördlich von Steinsberg wird die Küppeltour so richtig urig und schön, mit hier und da schönen Aussichten, wobei wir einen sehr schönen Aussichtspunkt, nämlich den Lahntalblick, verpasst haben. Der ist leider auch nicht ausgeschildert.




Geschwollene Finger und rote Flecken an den Unterschenkeln?
Während wir so dahin wandern fällt uns auf, die Finger werden dick und schmerzen. Heike von Tharun Touren hat gerade einen Beitrag dazu veröffentlicht. Viele Vorschläge haben Wandrerinnen und Wanderer, um diesem Symptom entgegen zu wirken. Ich kenne es nur so, dass ich die Hände kräftig öffne und schließe, die Arme schwingen lasse und bald schon verabschiedet sich dieses lästige Symptom.
Wer Trekkingstöcke nutzt wird wohl eher nicht über dicke, von Wassereinlagerungen geplagte Hände klagen. Bei der Gelegenheit verweise ich auch gleich mal auf eine weitere, ziemlich lästige aber ungefährliche und auch wenig einschränkende Erscheinung wenn es sehr warm ist. Rote Flecken an den Unterschenkeln, dicht über dem Sockenrand. Hier ein Blogbeitrag dazu.
Aber wir wandern jetzt weiter
Hier an der Hütte muss irgendwo der Abzweig zum Lahntalblick sein. Sucht ihn und ihr bekommt einen tollen Blick auf die Lahn. Wir haben es verpennt, weil wir nur dem Wegezeichen folgen und den GPS Track nicht benötigen.

Der Lahnwanderweg gesellt sich zur Küppeltour im Lahntal. Diesen Weitwanderweg möchte ich auch noch komplett gehen, nur wann das alles?

Eine fantastische Aussicht und ein Rotmilan am Gabelstein
Und dann bekommen wir unsere Aussicht doch noch. Herrliche Blicke auf die Lahn, auf ein paar fleißig rudernde Kanuten, sowie einen kreisenden Rotmilan. Das ist eine Erlebnisdichte, wie wir sie nicht mehr erwartet hatten.




Nach ausgiebiger Rast am Gabelstein ziehen wir weiter. Das war nun wirklich ein Highlight dieser Runde. Etwas verwirrt hat uns ein eigentlich bekannter Anblick des Rotmilan. Wir haben ihn nicht erkannt, nur weil wir ihn erstmals von oben gesehen haben. Das Gehirn mancher Menschen ist eine Einbahnstraße ;-)
Die Schaumburg im Blick
Von nun an zeigt sich verlockend die Schaumburg, die wir nachher noch erkunden möchten. Ein wenig verspielt versuchen wir sie zwischen Tanjas Hände zu platzieren. Naja, nur mäßig gelungen ;-)

Berg hoch zur Schaumburg – Die Küppeltour im Lahntal
Wir sind ja schon ein wenig müde und das, obwohl wir noch einiges an Höhenmetern vor uns haben. Verflixum, dass sich Burgen so oft auf Bergen befinden. Aber wie das so ist, der Lohn kommt immer nach der Quälerei,



Nun Eindrücke einer Burg, die von weitem intakter aussieht, als sie es tatsächlich ist. Da ist noch einiges zu tun. Um zu ihr zu gelangen, müssen wir endlos erscheinende Treppen erklimmen. Doch auch das Marode auf dem Weg und am Ziel haben einen großen Reiz auf unsere Kamerahände. Auch wenn wir wenig Einblick auf das Grundstück erhalten, das was wir finden ist große Klasse. Hoffentlich werden die alten Bauteile erhalten, wenn saniert wird.
Von der Schaumburg zum Steinbruch
Lange halten wir uns an der Schaumburg auf, immerhin ist unsere Wanderung beinahe am Ende. Irgendwann übermannt uns jedoch der Kaffeedurst und so erreichen wir nach kurzer Strecke einen alten Basaltsteinbruch. Merkwürdig sieht es aus, wie die vierkantigen Steinkörper sich uns entgegen neigen. Sie sehen aus wie künstlich hingelegt. Sind sie aber nicht, das hat einst vulkanische Tätigkeit und anschließende Erdbewegungen zustande gebracht.
Bald erreichen wir unseren Parkplatz wieder, fahren noch nach Balduinstein direkt an die Lahn und schnabbulieren ein Eis und einen Kaffee. Was soll ich sagen, die Fotos von Eis und Kaffee haben sich verirrt und ich finde sie nicht mehr :( .
Die Rückfahrt ist lang und anstrengend aber glücklicherweise wieder ohne Stau. So fallen die beteiligten Damen abends glücklich und ermattet auf die Couch. Und ich, ich habe jetzt tatsächlich nur noch zwei Blogbeiträge, die auf ihre Niederschrift warten. Bald sammele ich auf dem Eifelsteig neue Eindrücke, die häufen dann ganz schnell die offen stehenden Aufgaben wieder an. Bis dahin: „Lasst es euch gut gehen“
Wer Zugang zu Pinterest, Instagram, Facebook oder Twitter hat, der kann auf diesen Kanälen meine gelegentlichen Postereien folgen.
Ihr Lieben,
wieder einmal wunderschöne Bilder und ein toller Wanderbericht, der zum sofortigen hinfahren und wandern einlädt.
Liebe Grüße,
Dein Fifty Five Team
Danke lieber Ulli
Liebe Grüße aus dem trüben und endlich regnerischen Leverkusen
von Elke
Wunderschön! Sieht sehr verwunschen aus.