Es ist fünf Uhr in der Frühe, endlich Herbsturlaub im Haus Raßberg. Die Stille lockt mich hinaus. Spike sucht sich den Weg in den hinteren Teil des riesigen Gartens. Ich höre nur sein leises schnauben, wenn er den Duft einer Spur aufgenommen hat. Immer wieder wundere ich mich über die Angewohnheiten des alten Knaben.

Er liebt die Dunkelheit. Vielleicht mag er sie, weil es still ist und an seine fast tauben Ohren keine irritierenden Geräusche gelangen. Es ist dunkel und auf seine zunehmend verschleierten Augen fällt nicht einmal Restlicht. Ich liebe es ihn so wahrzunehmen.

Ich bleibe dicht am Haus stehen, schaue hinauf in den Himmel und verfalle in eine meditative Ruhe. Über mir tausende Sterne, hier und da das stille Blinken hoch fliegender Flugkörper. Meine Kurzsichtigkeit erlaubt mir nicht, scharfe Konturen zu erkennen. Die Brille zu holen, würde diese zauberhafte Stimmung verderben. Also begnüge ich mich mit dem, was meine Augen erkennen können, ein Meer von winzig kleinen Lichtern.

Unterhalb des Grundstückes knackt es. Etwas Großes bewegt sich dort unten. Durch den Zaun fühle ich mich sicher, vor was auch immer. Es ist stockfinster, kein künstliches Licht stört die Eindrücke. Dann ist es wieder still.

Spike taucht hinter mir auf, bleibt unbewegt stehen, als wolle er ebenfalls lauschen. Nach einer Weile gehen wir ins Haus. Dies sind Momente, die keine Kamera einfangen kann, Dies sind Momente, die in Erinnerung bleiben und in unruhigen Zeiten Trost spenden können.

Ich bin zu Hause, so fühlt es sich an, immer wenn ich hier bin.

Dies sind Momente, die mir gehören und Spike. – Die Stille am Raßberg

(Das Titelbild entstand viele Minuten später)

Die Stille am Raßberg - Sternenhimmel

2 Kommentare

  1. Hallo Elke. Eine schöne Szene, die du wunderschön mit deinen Worten eingefangen hast. Hat mich sofort an Isherwood erinnert, der da meint:

    Ein paar mal im unserem Leben erleben wir Momente der absoluten Klarheit und des Glücks. Für wenige Sekunden ertränkt dann die Stille den Lärm und wir fühlen, anstatt zu denken. Die Dinge zeigen sich ganz scharf und die Welt scheint noch unverdorben. Es ist, als wäre sie gerade erst entstanden. Es gelingt nie, diese Momente zu halten. Wir klammern uns an daran, doch wie alles andere verblassen sie. Von diesen Momenten leben wir, sie holen uns zurück in die Gegenwart und wir erkennen, dass alles genau so ist, wie es sein soll.

    Liebe Grüße und eine tolle Woche
    Pat

    1. Isherwood beschreibt genau das Gefühl, den Moment. Irgendwie fühlte sich das Lesen Deines Kommentares wie ein Déjà-vu an. Ich wünsche Dir auch eine schöne Woche und grüße Dich aus der Eifel
      Elke

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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