Es ist noch so frisch, dass Du von mir weg in eine andere Welt gewechselt bist. Trauer ist ein komisches Ding, hat zwei Seiten wie alles im Leben. Das zeigt sich in den Erinnerungen an Dich, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es gibt auch einige sehr spaßige….

Es ist schon erstaunlich wie sehr ein so stiller, alter, meist schlafender Freund Präsenz zeigt. Das beginnt beim morgendlichen Aufstehen, wenn ich mich in die Küche schleiche, um den ersten Kaffee trinken zu können, bevor wir das erste Mal hinunter gehen, damit Du Deine wichtigen Amtsgeschäfte erledigen kannst. Ich tue es jetzt, am dritten Tag noch immer.

Wenn ich mir eine Mahlzeit zubereitet und diese an meinen Esstisch trug, war Dein Beobachtungsplatz in ca. 3-4 Metern Entfernung. Dort hast Du zuletzt stehend, nicht wie früher liegend, die Zeit verbracht, bis der Teller leer und das Besteck abgelegt war. Zuletzt war dies wohl eher eine automatisierte Handlung, denn Du hast weder die Nase gerümpft, noch wirklich mit den Augen fixiert.

Wie eine Wachsfigur hast Du oft dort gestanden und es hat mir das Herz zerrissen. Es ist ein unwirkliches Gefühl jetzt zu essen und Dich nicht dort verweilen zu sehen. Muss ich mir erst einmal einen anderen Platz für die Mahlzeiten einrichten, um dieses Würgen aus dem Bauch zu bekommen? Trauer tut weh

Aber Trauer kann auch Humor

Seit Du nicht mehr hier bist muss ich mich viel öfter bücken, denn du vierbeinige Staubsauger hast jeden noch so kleinen, verwertbaren Krümmel in dich hinein gesogen. Das hat übrigens auch die Gabe Deiner Medikamente leicht gemacht. Wenn sie auf dem Boden lagen, wurden sie auch genommen, während die Futterschüssel in letzter Zeit nur noch selten geleert wurde.

Äh – Wo bin ich?

Zehn Tage vor Deinem Tod habe ich dieses Foto geschossen. Es ist eine Handyaufnahme und nicht so dolle geworden, aber es bildet eine der typischen Situationen der letzten Monate ab. Sekunden vor dieser Aufnahme hattest du die Nase im Schnee stecken und bist dort geistig weg getreten. Eine kurze Berührung am Rücken und du warst wieder wach. Damit waren aber auch die Gassigänge meist beendet, weil Dein kleiner Energievorrat erschöpft war und du wieder heimwärts humpelst.

Trauer kann auch Humor
In Trauer zurück blicken

Kira – Eindeutig Deine große Hundeliebe

Klar mochtest Du Frauen, welcher intakte Rüde ist da von Zurückhaltung geprägt. Aber Kira nahm vom ersten Zusammentreffen eine besondere Stellung ein. Sie wurde von Dir umworben, verfolgt, geküsst und Du hast geduldig hingenommen, dass sie Dir mit einem kurzen Schnapper in Deine Schlappohren die Grenze aufgezeigt hast. Nur Sekunden später warst Du wieder auf Tour, um den verführerischen Duft aufzunehmen.

Trauer
Kira ist auch in Trauer

Als vor ungefähr 8 Monaten Dein verändertes Verhalten deutlicher wurde, hast Du sämtliche Artgenossen verbellt, auch die weiblichen. Aggressiv bist Du nach vorn gegangen, wenn Sie Interesse bekundeten. Wir hatten berechtigte Sorge, das Kira das gleiche Los treffen würde. Aber nein, sie war und blieb Deine Herzensdame und erst vor wenigen Wochen hat Dein Interesse ihr hinterher zu stiefeln nachgelassen.

Doch wenn Du Deine kleinen Gassirunden drehtest, dann nahmst Du seit dieser Zeit einen Weg, den Du bis dahin nie eingeschlagen hast, nämlich quer über die Wiese zum Hauseingang von ihr. Dort blieb dann die Nase erst einmal intensiv am Boden und es wurde jeder Hauch von Duft eingesogen.

Die Treppen nehmen

Treppen hinunter und hinab, drei – vier- fünfmal täglich. Zuletzt hast Du hinunter einfach die Pfoten hängen lassen, sodass ich Dich im Geschirr hängend runter brachte (autsch mein Rücken)

Hinauf ging anfangs noch mit ziehen und schieben, aber Du legtest Wert darauf auf Deinen vier Pfoten hinauf zu stiefeln. Ich bin sicher dieser Stolz hat Dir Dein Leben verlängert, aber möglicherweise auch Dein Leiden. Dein Herzchen hatte damit nämlich ordentlich zu tun. Versuche Dich zu tragen scheiterten regelmäßig an Deinem wehrhaften Verhalten.

Zuletzt war ein deutliches Signal, dass Du selber mithelfen wolltest, wenn Deine Pfote auf der ersten Treppenstufe stand. War es Dir nicht möglich mit zu helfen, hast Du mit gesenktem Kopf vor der Treppe gestanden, hast Dich widerstandslos hinauf tragen lassen. Wie ich das mit meinen fast 63 Jahren auf dem Buckel geschafft habe die ca. 23 Kilo hinauf zu tragen, das wird mir ein Rätsel bleiben. Die Hundeleine und Taschenlampe lagen unten im Briefkasten, um beide Hände für Dich frei zu halten.

Happs – Huch das war ja Deine Hand

Beinahe blind erahntest Du manche Bewegungen. Meine Hand in einem bestimmten Winkel gehalten ließ Dich vermuten ich hätte ein Leckerchen in der Hand und „Happs“ …… Das ist so unglaublich oft geschehen. Ach Spike, diese Erinnerung entlockt mir ein Grinsen.

Du hast mich auf Deine blinde, taube Weise doch immer im Blick gehabt. Wenn ich mir in großen Bewegungen auf den Oberschenkel klopfte wusstest Du auch bis zuletzt, dass Du zu mir kommen solltest. Hast Du eigentlich eine Ahnung gehabt wie besonders Du warst?

Ich kenne jede Küche

Betraten wir eine fremde Wohnung, wusstest du blind wo die Küche ist und hattest auch überhaupt gar keine Hemmungen sofort am Boden schnüffelnd da herum zu spionieren. Diebstahl, nein das kam bis vor kurzem nicht in Frage, Du hast gewartet bis Dir etwas gereicht wurde. Wenige Wochen vor Deinem Tod hast Du aber auch diese Gewohnheit geändert und mir mein Abendbrot vom Tisch geklaut.

Nicht immer einfach

Ja, Du  warst auch in gewisser Weise eine Spaßbremse zumindestens die letzten zwei Jahre. Einige Reisen in andere Regionen konnte ich nicht antreten, weil ich dich nicht für längere Zeit in fremde Hände geben wollte und Dein Mitreisen unmöglich gewesen wäre. Ich bin heute froh, dass ich diesen Verzicht geübt habe. Selbst wenn solche Reiseangebote für mich künftig sich nicht mehr ergeben. Die Zeit mit dir war unglaublich schön.

Hunderunde zur Mittagsstunde

Heute ging ich eine unserer gemeinsamen Runden, eine der kleineren „Durch die Straßen Runden“ Es ist Monate her, dass wir diesen Spaziergang gemeinsam genießen konnten. Es sieht alles aus wie noch vor einem halben Jahr, aber es ist alles ganz anders ohne dich. Ich erinnere mich sehr gut. du bist nahezu ausschließlich ohne Leine neben mir her gegangen oder ein paar Meter vor mir selten hinter mir. Du hast immer etwas zum schnüffeln gefunden es war immer etwas interessantes dabei und so waren die Touren mit dir immer sehr kurzweilig. Es tut weh!

Nie wieder Kotbeutel in der Jackentasche.

Trauer hat viele Seiten

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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