Wie oft habe ich schon Fotos von der glänzend schimmernden Brockenbahn gesehen, wie oft etwas sehnsüchtig geschaut wie dunkelgrün die Tannen auf dem Weg zu Brocken ausschauen. Nun habe ich endlich live und in Farbe dieses Erlebnis für mich verbuchen können.
Mit der Brockenbahn auf den Brocken
Spike hatte den Stress unserer langen Anfahrt und die ungewohnte Umgebung gerade so hinter sich gelassen und wirkt wieder etwas gelassener. Trotzdem möchte ich ihm einen anstrengenden Aufstieg auf den höchsten Berg des deutschen Nordens nicht zumuten.

Abfahrt mit der schönen Brockenbahn
Wir fahren bis Wernigerode, parken in der Nähe des Bahnhofs und können gerade noch rechtzeitig die Tickets für die rd. 1 1/2 stündige Fahrt hinauf zum 1142 m hoch liegenden Brockengipfel lösen. Für mich 24,00 € und für Spike weitere 12,00 € werden fällig. Ein Preis, den ich für dieses Erlebnis gerne zahle.
Flott eingestiegen ertönt auch schon der Anpfiff zum Eisenbahnfahrvergnügen. Die Dampflok setzt sich träge in Bewegung, zieht ihre schwere Fracht von 7 -8 Abteilwagen zunächst noch ohne nennenswerte Steigung und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.
700 PS stark ist das Dampfross, das fauchend und Dampf spuckend auf den Schmalspurschienen ihren täglichen Dienst tut. Neben Kohle benötigt die Dampflok eine Menge Wasser für ihren steilen Weg nach oben. Zwei Tonnen Kohle, acht Kubikmeter Wasser für einmal Brocken hin und zurück, sind es.
Spike beweist hier wieder einmal seine Charakterstärke. Ruhig legt er sich hin und erträgt das Geruckel und Geschaukel des unruhigen Zuges. Wie so oft, erobert er die Herzen der Insassen, nebst Personal.


Hin und wieder verlasse ich das Abteil, um Fotos zu machen. Hier einen Platz in den Zwischenräumen zwischen den Abteilen zu ergattern ist nicht leicht, denn alle wollen spektakuläre Fotos mit heim bringen, ständig hat man irgendeinen Kopf oder mindestens Arme mit auf dem Bild :-) Da müsst ihr nun durch :-)

Immer wenn der Zug sich in eine Kurve legt, hängen die Fahrgäste über der kleinen Brüstung und knipsen ihre Chips voll, denn in der Kurve kann mit etwas Glück der gesamte vordere Teil des Zuges gesehen werden. Es ist bei dem Gerumpel nicht leicht ein einigermaßen scharfes Foto hinzubekommen, da sind wir mit den großen Kameras deutlich im Vorteil.
Zwischenstationen Drei Annen Hohne und Schierke
Die Bahnhöfe Drei Annen Hohne und Schierke lassen wir nach Zwischenstopps hinter uns und von nun an geht es durch immer spärlicher werdende Vegetation und sehr steil hinauf auf den Brocken.
Aussichten öffnen sich unseren neugierigen Blicken und schnell verzaubert der Anblick und lässt die Zeit der Anfahrt in Windeseile vorbeigehen. Viel zu schnell erreichen wir die letzte Station vor dem Gipfel.




Dunkle Wolken hängen hier oben über dem Berg und lassen Zweifel an einen trockenen Wandertag aufkommen. Dicke Felsbrocken liegen überall zwischen dem breitgefächerten Grüntönen der außergewöhnlichen Landschaft.
Ankunft der Brockenbahn auf dem Brocken
Wir erreichen den Gipfel und Massen Menschen strömen aus den Wagons. Der erste Anblick dieses viel besuchten Plateaus ernüchtert mich. Irgendwie wirkt alles hier oben sehr kühl, passend zu den Temperaturen, die hier oben regelmäßig vorherrschen.
Dabei ist der Brocken Symbol einiger Ereignisse der deutschen Geschichte. Der Schmalspurbahnbetrieb wurde 27. März 1899 eröffnet und 1961 zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
Erst am 03.12.1989 wurde diese Sperre im Rahmen der friedlichen Revolution aufgehoben. Diese Bergkuppe hat eine erhebliche Rolle bei Abhör- und Spionagetätigkeiten u.a. des sowjetischen Militärgeheimdienstes gespielt. Pläne diese Anlagen aufzurüsten wurden nach 1989 natürlich nicht mehr ausgeführt.

Die Anlagen wurden abgebaut und die Brockenkuppe renaturiert. Heute darf man nur auf ausgewiesenen Wegen in der Brockenumgebung wandern. Auch die Zuwegungen sind stark reglementiert.
Naturschutz auf dem Brocken
Schmale Pfade und urige Wege sucht man in der Umgebung vergeblich oder sind nur den Einheimischen bekannt. Kein Wunder, denn der Brocken liegt inmitten des Nationalpark Harz, der mit Hingabe behütet und vor unliebsamen Querwanderern geschützt wird. Ranger verweisen Hundebesitzer auf die Anleinpflicht.
Leider hält das die Besucher mit Straßenköter ähnlichem Benehmen nicht davon ab ihre Tempotücher im Gelände zu verstreuen. Ich konnte eine Frau wahrnehmen, die sich tief in das Naturschutzgebiet zurück zog, um ihr „Geschäft“ zu verrichten.


Der Brocken ist für viele sportlich Aktive unterschiedlicher Couleur ein beliebtes Ziel.
Was Wanderer ohne besondere Kondition Schweißtropfen und Muskelkater beschert, beschenkt Läufer und Biker mit einem zufriedenen Leistungsgefühl.
..
Berühmte Dichter werden mit Denkmal oder/und Wanderwegenamen geehrt. Sie
So finde ich sowohl einen Goethe-, als auch einen Heinrich-Heine Weg auf den Wegweisern. Beide haben den beliebten Gipfel in ihren Werken verarbeitet.
Sehr lange halte ich mich hier oben nicht auf, zu viel Betrieb und zu hundeunfreundlich die Zugänge zu den Gebäuden (Drehkreuze). Wasser in den vorhandenen Näpfen Fehlanzeige.
Unsere Wanderung über Stock und Brocken
- Streckenlänge: 21,2 km
- Aufstieg: 349 m
- Absteig: 621 m
- Mein GPS Track

Also ziehen wir die breite Brockenstraße hinunter und begegnen den ersten Touristenströmen, die aus unterschiedlichen Richtungen den Weg zum Berg finden und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. ;-)
Brocken Benno führt nicht mit der Brockenbahn
Ich werde plötzlich angesprochen und bekannt gemacht mit dem 83 Jahre jungen „Brocken Benno“ (links im Bild), der bis heute fast 7600 Mal den Brocken besuchte. Das lässt mich darauf hoffen auch im höheren Alter noch so beweglich zu sein, dass ich einigermaßen lange Wanderungen schaffe.

Nachdem ich die Erlaubnis habe die beiden abzulichten, nimmt Bennos Begleitung meine Kamera und fotografiert uns beide zusammen, mit Spike – eine sehr schöne Erinnerung.

Spike interessiert das nicht so sehr und so ziehen wir bald wieder unsere Wege und die beiden Bergwanderer stiefeln hinauf auf den begehrten Gipfel.

Bald erreichen wir den zur Bahnlinie parallel angelegten Fußweg und schon schnaubt uns wieder eines der Dampfrösser entgegen. Gut, dass Spike inzwischen schwerhörig ist und das andauernde Signal der dicken Lokomotive nicht so deutlich wahrnimmt.
Hoffentlich wird es bald ruhiger, die Chance der umgebenden Landschaft Aufmerksamkeit zu schenken bleibt auf der viel bewanderten Strecke eher eine Ausnahme.
Ruhigere Wege ab Eckerloch
Erst ab Eckerloch ist es deutlich ruhiger. Nur wenige Brockenbesucher sind langen Wanderungen zugetan. Nun kann ich endlich genießen, was dieses Naturschutzgebiet ausmacht.
Neben den dunkelgrünen Tannen stehen auch ganze Felder kahler, glattrasierter Baumstämme in der Landschaft.
Der Borkenkäfer hat große Teile der Bewaldung dahin gerafft. Er nach Jahrzehnten wird es wieder Wälder geben, die dieses Manko ausgleichen, diese werden allerdings vielfältiger sein und mit Laubbäumen deutlicher durchmischt (so stand es auf einem der Schilder am Weg)
Kurze Zeit wandern wir am Schluftwasser. Ganz klar ist das Wasser und hier bedient sich Spike auch gründlich, tappt durch das kühlende Wasser. Über eine wunderschöne Brücke überqueren wir die Kalte Bode. Es gibt tatsächlich die Kalte und die Warme Bode, die einen (lt. Wikipedia) Temperaturunterschied von 2° C aufweisen.
Noch eine ganze Weile wandern wir, inzwischen in Begleitung einer kleinen Wandergruppe, Schierke entgegen.
Diese Umgebung lohnt weitere Besuche und Erkundungen, die merke ich mir für einen erneuten Besuch im Harz vor.


Romantische Methode durch die Wälder zu reisen ist sicherlich dieser Zweispänner.
Wo ist der rechte Weg?
Schierke zieht sich wandermäßig etwas und mir ist nicht ganz klar wie ich nach Drei Annen Hohne gelange. Eine schöpferische Pause legen wir dann in einem der zahlreichen Cafe`s ein.
Sowohl die Bedienung, als auch die Gäste des Cafe`und Restaurant Winkler sind sehr freundlich. Spike legt sich unter den Tisch und ruht, während ich die Lage sondiere, ob vielleicht doch der ein oder andere die Richtung einschlagen wird, die ich vorhabe zu wandern.
Die meisten möchten jedoch ab Schierke wieder abreisen also bleibt mir nichts anderes übrig als meinen Weg selber zu finden.
Ich verputze einen leckeren Eisbecher „Schwarzwälderkirsch“ hui hui, die Kirschen hatten eine gute Portion Alkohol inhaltiert und in meinem Kreislauf richten sie ein ziemliches Durcheinander an. Was hilft es, der satte Aufstieg hoch zum Bahnhof und weiter zur Leistenklippe werden dem unerwünschten Gast das Leben zur Hölle machen. Nicht gänzlich kampflos gibt er denn auf und lässt sich ausschwitzen. Aber da sind wir noch nicht!
Viele Einkehrmöglichkeiten säumen die Straßen zum Bahnhof Schierke. Nicht alle sind gut besucht.
Ansprechende Gebäude gibt es hier in großer Anzahl aber nun möchte ich doch endlich wieder in den Wald, der so nahe vor mir mit den dunklen Tannen lockt. Der Zuweg zum Bahnhof Schierke erweist sich nicht nur als ausgesprochen attraktiv und urig, sondern auch als recht steil. Also flott den Friedhof passiert und rein ins Vergnügen.
Langsam, nicht wegen mangelnder Kräfte, sondern weil die Umgebung dazu einlädt, wandern wir dem Bahnhof entgegen. Wir überqueren die Schienen, landen schnell wieder im Wald und erreichen irgendwann einen Wegweiser, der den Weg zur Leistenklippe weist.
Der Weg zur Leistenklippe


Na da hatte ich uns etwas eingebrockt. Felsige Pfade, unterbrochen von Holzplankenwegen und immer schön bergan führend kämpfen wir uns zu dem begehrten Aussichtspunkt. Das hat so richtig Kraft gekostet, obwohl der Höhenunterschied bei normalen Waldpfaden als eher lächerlich bezeichnet werden kann.
Hier würde ich denn doch keinen Fuß hineinsetzen, das sah sehr nach tiiiiefem Moor aus.
Die Umgebung lädt aber tatsächlich sehr zum verweilen ein. Wunderschön die hellgrünen Büsche und die dunklen Tannen. In der Ferne die Berge, die ich namentlich nicht benennen kann.
Ich erreiche die Leistenklippe, deponiere meine Wanderstöcke bei Spike, der sich normalerweise dazu aufgefordert fühlt auf meine Hinterlassenschaften zu wachen.
Heute allerdings, hat er andere Pläne.
Ich erklimme die Leiter und schwupps steht Spike plötzlich neben mir. Die armen Hundepfoten, mein schlechtes Gewissen pocht.
Eindringlich fordere ich Spike auf die nächsten Leitern zu ignorieren und an seinem Platz zu bleiben. Eilig erklettere ich die weiteren Leitern, schieße schnell ein paar Fotos. Bevor Spike seinen Plan die weiteren Leitern hinauf zu steigen umsetzen kann, bin ich wieder bei ihm.
Wir nehmen den Weg Richtung Hohnekopf hinunter und das war eine sehr gute Entscheidung, denn statt dunklen Wald sehen wir nun wunderschöne grüne Wege, zwar ebenfalls mit reichlich Fels- und Gesteinsbrocken verziert, aber zum anschauen der Genuss pur.
Langsam wird unser Trinkwasser knapp, Spike bekommt den größeren Anteil, da ich in Drei Annen Hohne auf Erfrischung hoffe.
Trudenstein und das Wasser wird knapp
Wir erreichen den Trudenstein, Spike wartet dieses Mal brav unten, sieht aber auch durchgehend, wo ich mich gerade herum treibe. Einige Fotos auch von hier. Noch einmal herrliche Aussichten, das Wetter ist so genial :-)


Das nun folgende Waldstück lässt mich zweifeln, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Zunächst begleitet mich noch das Zeichen des Hexenstiegs, dann ein blauer Balken. Die Wege sind steil und sehen wenig bewandert aus. Wir wandern parallel zum Wormsgraben und landen irgendwann auf Schotterwegen, die sich dann endlich auch bequem gehen lassen.
An einem Naturschutzgebiet vorbei endet unsere Odyssee von mehr als 21 km am Bahnhof Drei Annen Hohne, dessen Gaststätte leider NICHT mehr geöffnet war.
Für Spike gab es Wasser aus einem extra dafür bereit gestellten Napf, ich ergattere ein Apfelschnitz einer mitleidigen Wandererin :-)
Nach einer verschmerzbaren Wartezeit erreicht unser Heimreisezug den Bahnhof und bringt uns innerhalb relativ kurzer Zeit wieder zum Hauptbahnhof Wernigerode.




Ein paar Schritte zum Auto und wir lassen uns erleichtert hinein plumpsen. Ausnahmsweise mache ich das Dach auf und so fahren wir, den kühlenden Fahrtwind genießend, wieder zur Ferienunterkunft zurück.
Mein GPS Track
Mögliche Stempel für ihr Heft „Harzer Wandernadel„:
- HWN 09 – Brocken (Sonderstempel)
- HWN 136 – Eckersprung
- HWN 15 – Leistenklippe
- HWN 17 – Trudenstein (Sonderstempel)
Ein schöner Blog zum Thema Dampflok „Dampflok-Blog“
Zum Wandern im Harz gibt es zwei Bücher, die ich hier auch bereits vorgestellt habe:
Toll, wie immer liebe Elke
und ich habe heute mal alles nachlesen können und du hast wirklich viel Lust bei mir geweckt, wieder mal den Harz zu besuchen.
Mein letzter Urlaub war dort im Winter in den *Neunzigern und ich hab nicht schlecht gestaunt, wie sich alles so verändert hat.
Liebe Grüßle,
Uschi
Hallo Elke, vor zwei Jahren waren wir auch auf dem Brocken, allerdings hatten wir nicht so ein Glück mit dem Wetter :D
http://aktiv-durch-das-leben.de/brockenwanderung-ueber-das-eckerloch/
Da ich aus Wernigerode komme, lese ich mit viel Interesse Berichte aus meiner Heimat. Danke für diesen, super schön geschrieben, und die Fotos sind Klasse!
Oh weh, nun schaue ich ja noch sehnsüchtiger in Richtung Brocken :-D Tolle Fotos und ein toller Wanderbericht von einer wunderschönen Gegend :-)
Liebe Grüße, Klaus
So ist das mit Wandern in so fernen Gebieten, da entsteht sooo viel Sehnsucht. Du bist ja jetzt bestens gerüstet, um mal einfach dort hin zu reisen ;-)
Lieben Gruß
Elke
Hallo Elke
Das ist ja das Problem, ich habe zuviel Auswahl … :-D
Liebe Grüße, Klaus
Hi hi ;-)
Tolle Bilder (wie immer☺) und ein schöner Bericht! Wir befinden uns zur Zeit auch in der Gegend und wollen morgen auf den Brocken! Wahrscheinlich von Schierke aus und von dort mit der Dampflok zurück!
Sehr schön soll der Aufstieg ab Ilsenburg sein, das möchten wir aber unserer 14 jährigen Hündin auch nicht zumuten!
Oh wie schön, ihr habt es gut :-)
Ja der Aufstieg ab Ilsenburg wird beim nächsten Besuch getestet, dann aber vermutlich auch eher ohne Spike.
Ab Schierke wird eure Hündin aber sicher schaffen.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß und vor allem klare Sicht dort oben.
LG Elke