WeinWetterWeg in Hatzenport ein Versprechen, eine Drohung?
Also den Wein habe ich ausgelassen, das Wetter war für die Jahreszeit an der Mosel typisch, nämlich tierisch heiß und der Weg war einsame Spitze. Wer je im Sommer in den Weinbergen unterwegs war, wird es bei einigermaßen vernünftigen Überlegungen nicht leichtfertig ein zweites Mal tun. Die Hitze unempfindlichen lasse ich von dieser Regel mal aus.
Am vergangenen Samstag habe ich in dieser Hinsicht nicht überlegt. Der Wunsch den WeinWetterWeg bei sonnigem Wetter und blauem Himmel zu genießen dümpelte schon lange durch mein Wanderhirn. Samstag, Ferienbeginn in NRW, fahre ich recht früh los, um den Urlaubsstauwellen zu entgehen.
Glücklich über diese ungebremste Anfahrt stelle ich mein Auto am Moselufer ab und ziehe los.
WeinWetterWeg in Hatzenport
- Start/ Ziel: Hatzenport, Moselufer
- Streckenlänge: 13,5 km
- Höhenmeter: 465 m
- GPS Track
- Einkehr: Gaststätte Zur Burg Bischofstein und in Hatzenport die Weinstuben
- Wanderwege in der Nähe: Der Traumpfad Hatzenporter Laysteig aber auch der Traumpfad Bleidenberger Ausblicke, sowie der Moselsteig und der Moselcamino, allesamt sehr empfehlenswert.
- Diese Wanderung erfordert besondere Trittsicherheit, da drei Kletterstellen zu meistern sind

Am Moselufer ergattere ich einen Parkplatz unter einem der Schatten spendenden Walnussbäume. Der frühe Vogel…. und der frühe Vogel trällert auch noch relativ einsam. Kaum jemand unterwegs und das soll auch so bleiben. Außerdem wandere ich, wie so häufig, gegen die empfohlene Laufrichtung.

Eine bei der Hitze unangenehme Weile führt mich mein GPS Track durch den Ort und an der Maifeldstraße entlang. Der Moselsteig und der hiesige Traumpfad begleiten mich dabei. Erleichtert, wenn auch immer noch unter der glühenden Sommersonne, erreiche ich die Weinberge mit Blick auf die Mosel.


Die Weinberge sind hot
Der Zustand der Wiesenwege hier oben zeigt an. es ist schon lange trocken. Kaum ein frisch grüner Halm wächst unter meinen Füßen, dafür erstrahlen die wenigen Reben in vollem kräftig grün und die Trauben haben bereits eine ansehnliche Größe. Wobei hier mehr brach liegt als bewirtschaftet wird. Statt Weintrauben locken die dicken Brombeeren an den dornigen Büschen.

In der Ferne entdecke ich schon Burg Bischofstein, der ich nachher noch näher kommen werde.

Erleichtert wechsele ich aus der offenen Landschaft auf einen schmalen Pfad, dessen Bewuchs ein wenig Schatten spendet. Aber auch das dauert nicht lange. Schnell nähere ich mich dem so beliebten Paraglider Startpunkt, Küppchen Lasserg.
In der Ferne sehe ich ein Fahrzeug. Die jungen Leute sind dabei den Platz zu verlassen, haben vielleicht hier übernachtet? Sie sind schon ein Stück gefahren, setzen dann zurück und sammeln den Müll, den sie „vergessen“ hatten, ein und fahren dann endgültig los.
Abstieg zur Burg Bischofstein
Eine Tafel warnt den Wanderer. Der Weg zur Burg führt steil bergab. Das ist der Nachteil meiner Gehrichtung, die schwierigen Stellen muss ich hinab gehen. Das ist ideales Training für den Gleichgewichtssinn, sage ich mir und packe den Abstieg an. Zaudern ist nicht so meins.

Burg Bischofstein ist heute ein Schullandheim des Fichte-Gymnasiums Krefeld. Außerhalb der Nutzungszeiten durch die Schule, kann die Burg angemietet werden. Das weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht und steuere zielsicher die Burg an, lande an einem vergitterten Zugang. Schon lange vor meinem Eintreffen in der Nähe der Burg, war das ausgelassene Treiben der jungen Erwachsenen akustisch zu vernehmen. Mein argloses Erscheinen an dem rückwärtigen Tor wird mit lautem Getöse dokumentiert.
Einen kurzen Abstecher erlaube ich mir noch am Vordereingang, bis mir klar wird: „OK, hier komme ich nicht rein“. Also Rückwärtsgang und wieder auf meinen Weg, der nach dem steilen Abstieg natürlich wieder auf die Höhe führt. So habe ich bereits auf den ersten 5 km Wanderweg rd. 400 Höhenmeter zu bewältigen. Das geht an meine Substanz, gebe ich zu.
Einmal durch das Krebsbachtal
Ein Blick zurück zur Burg erlaube ich mir noch. Ein paar plüschige Wolken hängen am Himmel, ansonsten gibt die Sonne alles, ich auch!


Entlang des Krebsbach fallen mir die dunkel roten Steine im Bach auf. Ich vermute es sind Mineralien im Wasser, die diese Farbe hervorbringen? Vielleicht weiß das eine Leserin, ein Leser?
Päuschen auf der Terrasse des Gasthaus Zur Burg Bischofstein

Durch den kleinen Lasserg bin ich schnell durch gewandert. Die imposante Kirche St. Benedikt überragt die restlichen Häuser.
Das Gasthaus Zur Burg Bischofstein lockt mit schattigen Tischen im Biergarten. Eine Servicekraft versichert mir, einen Milchkaffee kann ich bekommen.
Hach tut das gut. Im Schatten den Puls beruhigen lassen, einfach ein wenig entspannen und die Seele baumeln lassen. Das geht hier in der morgendlichen Stille sehr gut. Ich lasse mir reichlich Zeit und verlasse diesen schönen Platz erst eine knappe halbe Stunde später.

Den Bienen zum Nutzen
Eine große bunte Tafel verkündet, hier befindet sich ein an die Stadt Münstermaifeld zur Verfügung gestellter Grünstreifen vor dem Maisfeld, eine s.g. Bienenweide.
Die Bienen nehmen dieses Angebot ganz offensichtlich sehr gerne an. Es herrscht reger Flugverkehr und auch Schmetterlinge und andere Insekten bedienen sich am köstlichen Nektar oder fressen sich gegenseitig auf.
Die Stadt Münstermaifeld hat dazu aufgerufen solche Randstreifen und Brachen zur Verfügung zu stellen, um Lebensräume wie diese für Insekten und besonders Bienen zu schaffen. Ein Projekt, dass ganz deutlich zeigt, es funktioniert wenn die Vorreiter in der Politik sitzen.

Der Pilgertropfen und ein Wässerchen für Bello
Am Ortsrand von Hatzenport angekommen fühle ich mich beinahe in den Schwarzwald gebeamt. Da steht eine Flasche Schnaps, ein paar Gläser und ein Wassernapf für die Vierbeiner. Angesprochen sollen sich ganz offensichtlich die Pilger fühlen. Der Hausherr erklärt, dies alles sei eine Idee seiner Gattin.
Die verheerende Wirkung von Alkohol auf meine wanderische Leistungsfähigkeit durfte ich im Schwarzwald bereits feststellen, also lasse ich die Pfoten von dem edlen Tropfen. Es steht mir noch einiges an Weg bevor und der führt kräftig durch die Mittagssonne.
Die Weinberge sind wunderschön und jetzt noch heißer

Denkt euch jetzt mal gefühlte 50° in den Weinbergen, die ich zu durchwandern habe. Für den Wein sehr gut, für meine Rübe ziemlich anstrengend und auch mein Blutdruck reagiert auf die Temperaturen mit einem satten Aufwärtstrend.


Der Dolling Klettersteig
Und da sind sie, die Seile des Klettersteiges. Sie schmiegen sich an das Gestein, laden mich ein sie in die Hand zu nehmen, ihnen mein Leben und meine Gesundheit anzuvertrauen.

Etwas oberhalb von Hatzenport endet der Klettersteig und führt über die kleinen Weinbergstreppen weiter hinunter. Das ist eigentlich nicht deutlich einfacher, vor allem wenn der Kreislauf spinnt.
Übrigens habe ich heute drei Liter Wasser mit, von dem ich auch reichlich trinke. Hilfreich ist dabei die Wasserblase, die ich im dafür vorgesehenen Rucksackfach verstaut habe. Über einen Schlauch und Mundstück kann ich, ohne den Rucksack abzusetzen, trinken. (Ja, das ist Werbung, aber unbezahlte, mit Affiliate Link zu amazon)
Nur kurze Zeit später tauchen die blauen Symbole der mir so vertrauten „Traumpfädchen“ auf. Hier in Hatzenport wurde das „Traumpfädchen Löfer Rabenlaypfad“ angelegt. Vier neue Traumpfädchen werden in diesem Jahr eingeweiht und bereichern damit die Premiumwanderwelt.
Die Rabenlay und der Klettersteig
Endlich zeigt sich der lang ersehnte, wunderschöne Rastplatz der Rabenlay. Zwei Wanderer sitzen bereits auf den Bänken.

Der Ältere verrät mir er sei 80 Jahre. Wieder einmal treffe ich auf so ein Wanderwunder. Wir unterhalten uns über die Gnade lange so fit zu sein und er erzählt mir, dass er jährlich den Moselcamino zusammen mit Freunden wandert. Heute ist er, zusammen mit seiner jüngeren Begleitung, auf dem Moselsteig zwischen Moselkern und Löf unterwegs.


Solche Begegnungen sind so herrlich und sie lassen immer wieder Hoffnung auf ein langes Wanderleben aufkommen. Die Beiden ziehen weiter auf dem Moselsteig, während ich noch ein wenig Kraft sammle, um den letzten schwierigen Abschnitt, den Klettersteig Rabenlay zu bewältigen.

Hinab auf den Klettersteig Rabenlay
Ich hätte ihn gar nicht als so schwierig eingestuft. Die extreme Wärme und die Tatsache ihn hinunter, statt hinauf zu steigen, machen ihn zu einem kleinen Abenteuer. Es hat aber unglaublich Spaß gemacht.
Trotzdem bin ich erleichtert heil unten anzukommen und finde, aufgrund des nun folgenden „einfachen“ Streckenverlaufs auch kaum noch Spaß weitere Fotos zu machen, mal von der herrlichen Aussicht auf Dorf und Kirche abgesehen.




Der Rest ist einfach, aber sehr sehr schön!
Im Weinhaus Ibald gönne ich mit den obligatorischen Milchkaffee, aber auch eine kleine Suppe. Ich konnte es kaum fassen, aber auch die Rückfahrt gestaltet sich staufrei, trotz Freienbeginn in NRW.
Der heutige Wandertag war wirklich anstrengend, aber unglaublich schön. Den Sonntag verbringe ich auf der Couch vor dem Fernseher, gestehe ich. Nur wenig Aktivität zwinge ich mir auf. Mosel, bald siehst Du mich wieder, das ist sicher.
Hallo Elke,
zum Glück hast du alles gut bebildert und ich kann schon mal schauen, ob das etwas für einen momentanen orthopädischen Problemfall ist. Aber bis Ostern ist ja noch Zeit und es sieht sooo verlockend aus.
LG Ulrike
Also können wir uns die Patschehändchen reichen, was den orthopädischen Problemfall angeht? Soweit ist den Rücken betreffen sollte, kann ich nur für mich feststellen, sind Wege mit Unebenheiten geradezu ideal. Ist es das Knie, der ist bei mir momentan nur eine Bandage und Stöcke. Der ist nicht ohne, dieser Weg.
Liebe Grüße und schnelle und gute Besserung
Elke
Liebe Elke,
nachdem Rainer und Du vom WeinWetterWeg so geschwärmt haben, musste ich heute die fast 2-stündige Anfahrt auf mich nehmen, um diese wunderschöne Tour auch mal unter die Füße zu nehmen.
Die Mosel-Wanderungen sind meist ziemlich anstrengend, aber lohnen sich in aller Regel.
Und am Sonntag folge ich Deinem Beispiel und regeneriere – ich will mit 80 Jahren ja auch noch wandern können…
Liebe Grüße von Deinem Wanderfreund
Herbert
Och wat schön, ja der Weg ist anstrengend, aber jede Mühe wert. Wir wandern auch mit 80 noch, wetten? Vielleicht langsamer und nicht mehr so weit, aber wir werden es tun ;-)
Liebe Grüße Herbert und noch einen schönen Sonntagabend
Elke
Wieder ein sehr schoener Bericht von einer sehr abenteuerlicher Strecke. Gefaellt mir sehr gut. Und die Hitze momentan… Morgen trotze ich ihr auch nochmal ;-)
Lieber Guido, das würde Dir mit Sicherheit gefallen. Mich hält die Hitze auch nicht wirklich zurück, aber an dem Tag hat mein Kreislauf auf Hochtouren gearbeitet.
Mal sehen ob ich meinen Plan am Donnerstag ins Hohe Venn zu fahren beibehalte. Da wo der Wasserfall ist und die Burg. Du hast nicht zufällig Zeit und Lust?
LG Elke
Hallo Elke,
wieder ein Beitrag aus einer schönen Ecke Deutschlands. Ich habe schon gemerkt, dass ich mit dir die schönsten Ecken in Deutschland kennen lerne. Wie oft bist du eigentlich unterwegs? Sicher ziemlich oft.
Liebe Grüße
Harald
Jepp Harald, eine Wanderung am Wochenende muss sein, manchmal auch zwei.
Die frische Luft, vor allem im Sommer, ist für mich ein Lebensquell.
Die Mosel gehört zu den Regionen, die ich besonders attraktiv finde. Allerdings gibt es für mich so viele attraktive Plätze, dass es oft schwer ist, sich zu entscheiden ;-)
Liebe Grüße Elke
toll, kannte ich noch nicht den Weg