Eine meiner ersten Frühjahrswanderungen 2022 führte mich nach Kircheib, einem Ort der auf der Startseite seiner Internetpräsenz schreibt: „Kircheib – Das Tor zum Westerwald“. Noch gerade so in Rheinland-Pfalz gelegen kuschelt sich die 530 Seelengemeinde eng an NRW. Im Jahr 1268 erstmals erwähnt hat das kleine Örtchen einige historische Besonderheiten zu bieten und denen rücke ich heute auf dem Zeit Reise Weg auf den Pelz.
Das ist hier also schon der Westerwald, tiefergelegt als Nettersheim (da war ich vor einigen Tagen) und dadurch schon in betörenden grün. Dem grünen Eindruck kommt entgegen, dass es hier kaum Fichten Bestände gibt, die kahlen Hölzer bleiben der Wandergemeinde also erspart. Bevor Jana und ich uns auf die Wandersocken machen, hier ein paar Informationen zum kleinen Wanderweg.
Zeit Reise Weg – Kircheib
- Start/ Ziel: Kirchstraße 9-5, 57635 Kircheib
- Streckenlänge: 6,3 km (ja ja lacht ihr nur)
- Höhenmeter: 57m (NEIN, nicht lachen ;) )
- Informationen zur Wanderrunde
- Hier im Blog gibt es noch mehr Erlebniswege Sieg

Wir parken gegenüber der romanischen Kirche auf dem Wanderparkplatz. Leider ist das schöne Kirchlein eingerüstet. So habe ich nur eine beschränkte Möglichkeit von dem Gesamtbauwerk ein Foto zu machen.

Dicht hinter der Kirche lande ich dann auch schon mitten in der Landschaft und biege alsbald auf einen abwärts führenden Feldweg hin ab. Jana ist eindeutig ein Hund für die Wiese und genießt das Laufen auf dem weichen Untergrund. Unten angekommen biegen wir rechts ab und erhaschen einen Blick auf Obereib.
Ein kleiner Ort und große Schlachten
Eine erste Tafel begegnet mir, sie erzählt von den Zeitspuren rund um Kircheib. Kaum vorstellbar, dass hier tatsächlich einmal ein Schauplatz für große Schlachten gewesen sein soll. Interessant ist auch was unter dem Titel drei Landwehren zu lesen ist. Grenzbefestigungen wie Gräben und Hecken kann man heute hier noch sehen, sie steckten seinerzeit die Grenzen ins Bergische, die kurkölnische und Sayniache Landwehr ab.

Die Landschaft ist so betörend, dass ich nicht einmal mehr daran denke mir einzelne Dinge zu merken, außer dass wir offensichtlich an einem Campingplatz oder Wochenendhaus Bereich vorbei gewandert sind. Häschen hoppeln durch die Wiesen, Jana muss deshalb an die Leine. Die Ohren sind stets steil aufgerichtet und sie lässt in diesem Bereich auch nicht einen Augenblick nach.

Leider verlässt uns die Idylle dann zunächst, da wir auf Orts Straßen unterwegs sind und später auf geteerten Flächen. Es ist jetzt um 10:15 Uhr schon verdammt warm. So ist das in besiedelten Gebieten, zwischen der Naturidylle haben Menschen Häuser gebaut.
Die Idylle an der Motte
Bald erreichen wir einen Feldweg. Ein großes Grundstück wird gerade von seinen Besitzern für die Bepflanzung vorbereitet. Wir kommen ins Gespräch über die fatale Trockenheit in der Region. Der Boden, den die Beiden dort umgraben, erscheint tatsächlich bis in die tieferen Schichten trocken. Es macht mich traurig, weil wir alle so viel dazu beitragen, dass das Klima sich so ins extreme wandelt.

Hell und freundlich sind die nun kommenden Feldwege. Sie führen entlang von großzügigen Weiden, teilweise von Pferden bewohnt. Unser nächstes Zwischenziel ist die Motte Broichhausen. Es handelt sich hier um eine frühmittelalterliche Burganlage im Ortsteil Neuenhof.

Rund um die Motte gibt es einen kleinen Pfad, aber Achtung hier haben Mücken das Hausrecht. Der Rastplatz ist so idyllisch gelegen, dass ich hier eine Weile zubringer, obwohl wegen der Kürze der Tour eine Pause wirklich nicht nötig gewesen wäre. Ein paar Bilder gibt es hier:
Ein wirklich idyllischer Platz, den ich nur ungern verlasse.
Zeit Reise Weg
Ein wenig rührt mich diese Zeit Reise an und bringt mich nahe an die Ereignisse in Europa zu dieser Zeit. So kommt mir zum Untertitel auf der Informationstafel auch gleich ein Parallelgedanke.

Trotz Unterzahl zum Sieg
Ein österreichischer Feldmarschall trat mit seinen rd. 14.000 Soldaten gegen die 24.000 Mann starke französische Truppe an. Nach dem Sieg zogen sich die Franzosen aus der Region zurück. Die hellgrüne, ansprechende Tafel lenkt nicht von der Grausamkeit eines Krieges ab, hinterlasst mich nachdenklich.
Der kleine Rest
Es ist inzwischen noch eine ganze Ecke wärmer geworden. Gelegentlich ziehen Wolken vor die Sonne, um dem Wind Gelegenheit zu geben, meine Haut tatsächlich zu kühlen. Nur noch wenige Bilder sind wir vom Ziel entfernt. Das letzte gilt der Kuhherde, die geschlossen dicht an den Zaun gerannt kommt.
Am Ende wartet wieder ein Gespräch auf mich. Eine Dame, etwas älter als ich, spricht mich an. Flott sind wir in ein schönes Gespräch vertieft. So findet meine kleine Zeit Reise einen würdigen Abschluss. Bevor Jana wieder ins Auto hüpft, bekommt sie noch eine Ration Wasser und dann zockeln wir gemütlich heim.
Ein schöner Tag war das und schon lange ist es her. Nicht jede Tour möchte ich hier nieder schreiben, aber diese hat es sehr verdient, weil wunderschön.
Für heute sage ich „tschüss“ und bis bald
Elke und Jana
kein Grund über Strecke und Höhenmeter zu lachen – mir geht es ebenso, liebe Elke…
Ja, in unserer Riege fällt einer nach dem anderen aus. Fällt auf. Mir fällt es nur sooooo schwer, die langen Touren, die Natur fehlt mir. Ich möchte mal wieder in den Hunsrück, zum wandern. Es kam einfach zu plötzlich.
Tröstlich ist trotzdem, dass selbst die stabilsten unter uns mit dem schwächeln beginnen.
Ganz liebe Grüße in den schönen Hunsrück
Für uns sind 6-8 Kilometer auch genug. Hat auch mit dem Alter zu tun und Natur ist immer schön. Danke für den Bericht.
🤗 mein Ehrgeiz straft mich oft genug. Es wird Zeit zu akzeptieren, dass nicht mehr alles so geht, wie ich es möchte.
Liebe Grüße Elke