Auf zu einer Abenteuer Wanderung im Sahrbachtal. Abenteuer weil diese Streckenführung einen Grat in Kreuzberg mit einschließt, der eine gewisse Trittsicherheit erfordert. Immer schmaler werden die Pfade, immer öfter schaue ich nach meinen Füßen, ob sie auch den richtigen Platz treffen. Abenteuer, Versuchung und Glückseligkeit treffen bei dieser Wanderungen zusammen.
Abenteuer Wanderung im Sahrbachtal
- Start/ Ziel: Am Sahrbach 21, 53505 Altenahr
- Streckenlänge: 20,3 km
- Höhenmeter: 425 m
- Track zur Abenteuer Wanderung im Sahrbachtal
- Eine Streckenführung mit etwas einfacherem Charakter
- Ganz in der Nähe verläuft die Dörferblickschleife
- Der Ahr-Urft Weg des Eifelverein verläuft hier ebenfalls. Auf 74,4 km wandert ihr von der Ahrmündung in Sinzig bis Kall im Urfttal
Heute die Wanderung wie geplant zu vollziehen kostet mich ein wenig Überwindung. Auf der Fahrt nach Kreuzberg gibt mein Hyundai hinten rechts merkwürdige Geräusche von sich. Das wühlt schon in den Eingeweiden, aber oft genug sind es nur Steinchen oder Stöckchen, die solche Geräusche verursachen und so plane ich die Sorgen auf etwas später zu verschieben und wandere los.

Oben thront die Burg Kreuzberg auf ihrem kleinen Felsplateau, unten fließt die Ahr. Die in privatem Besitz befindliche Burg ist die einzige, die noch bewohnt ist, so heißt es bei Wikipedia. Die Ahr ist dagegen für jeden zugänglich und bietet vielen Freizeitlern ein schönes Sommerplätzchen zum Ausruhen und Spielen.

Recht schnell lande ich auf einem sehr schmalen Pfad an Gärten entlang. Der ist so deftig zugewachsen, dass für die meisten Menschen anschließend Zecken absammeln angesagt ist. Mein Blut ist bei den kleinen Mistsaugern nicht so beliebt, wohl eine Auswirkung der Medikamente, die ich nehme.

Hinauf und auf den Grat – Abenteuer Wanderung im Sahrbachtal
Die kommenden acht Kilometer werde ich mit hoch steigen, nach Luft schnappen aber auch mit einer großen Faszination beschäftigt sein. Der harmlose, aber bereits zauberhafte Waldweg verwandelt sich unmerklich in immer felsigeren Untergrund.
Mit so viel Schönheit hatte ich nicht gerechnet und leider leider, kommt das so gar nicht auf den Fotos zur Geltung. Manchmal ist die Begeisterung so groß, dass ich das mit dem fotografieren vernachlässige. Dumm, aber so ist es nun mal. Dafür habe ich aber, um darzustellen wie knifflig die Wege sind, ein kleines Video gemacht.
Herrlich gefährlich kommt der Grat daher, aber nicht so wie der Karlsruher Grat im Schwarzwald. In der Ferne ertönt das typische Krachen eines umstürzenden Baumes. Motorsägen sind keine zu hören. Also fallen hier noch einzelne morsche Bäume einfach so um. Ein wenig turne ich hier oben rum und lass mein Handy Fotos mit Selbstauslöser knipsen. Eine Funktion, die ich echt zu schätzen weiß. Nur das Handy muss man sorgfältig sichern, ein Windstoß und es purzelt um.

Ein wenig wie Bergwelt
Pfade so unterschiedlich und urig schlängeln sich über die Höhen, dass ich ständig in Verzückung ausbreche, dabei jedoch immer meine Füße im Blick halten muss. So mancher Stein ist lose, rollt unter meinem Schuh weg und sorgt für gelegentliche Ausrutscher, wenn ich nicht acht gebe.


Es geht weiter hinauf, hinab immer im Wechsel und sehr sehr schön. Auf dem Höhepunkt staune ich nicht schlecht, steht eine ganz andere Art von Gipfelkreuz. Eine ganze Weile bleibe ich hier oben, genieße den Blick in die Tiefe und diese scheinbare Unendlichkeit. Welch ein herrliches Gefühl.

Weiter hinauf auch ohne Grat
Wer denn glaubt das Höhenprofil wird nun Erleichterung bringen der täuscht. Es geht nun zwar eine kleine Weile moderat weiter, aber noch einige Höhenmeter, bis oberhalb Vellen, sind zu überwinden. Dafür ist der zweite Teil der Gesamtstrecke eher mit abwärts geneigten Wegen zu bewältigen. Also alles prima!
Etwas gespenstisch ragen die dürren Fichten vor mir auf, die stehen wie Spargel dicht an dicht und viele von ihnen sind schon umgefallen. Offensichtlich wird hier künftig kein Wald mehr stehen.

Zarte Schleierwolken ziehen gemächlich am Himmel und in der Luft liegt der Geruch von Baumharz. Der aufgewühlte, lehmige Boden zeigt an, dass hier schwere Fahrzeuge unterwegs waren. Bald ist Offenland erreicht. Die erste, schon recht morsche Bank wird geentert um eine kleine Rast einzulegen. Auf der rechten Seite haben sich unter der Bank Ameisen angesiedelt. Die krabbeln eifrig nicht nur in ihrem Nest, sondern auch Richtung Lunchbox. Aber die Natur darf mir nahe kommen, es müssen schon Riesenschlangen kommen, um mich zu vertreiben, oder Wildschweine und Wölfe.


Auf nach Unterkrälingen
Gemütlich schlendere ich weiter, inzwischen ohne Steigung oder Gefälle. Eine Mischung aus Waldwegen, teils mit ebenso zerfahrenem Böden wie im Bereich des Fichtenwaldes, aber auch Wiesenwege habe ich unter den Füßen. Bald erreiche ich Unterkrälingen. Nur am Ortsrand verläuft die Strecke, die sich in diesem Teilbereich ein Wanderfreund ausgedacht hat. Der Gottfried-Kinkel-Weg ist mein Leitsymbol, schon eine Weile.

Was ich hier sehe reizt mal wieder meine Knipse zum tätig werden. Nach 2 1/2 Wochen Eifelwanderungen habe ich einen Tennisarm davon getragen, denn am Ende werden es rd. 4.000 Fotos sein, die ich mit heim nehme.
Wetterumschwung
Inzwischen bemühen sich dickere Wolken in das Szenario zu treten. Sie schmücken mit ihren Fantasiegebilden den herrlich blauen Himmel. Manchmal habe ich das Gefühl, stünde ich höher, ich könnte nach ihnen greifen. Nach und nach werden diese dicken Wolken die Oberhand gewinnen und den Sonnenstrahlen den Weg zur Erde verwehren. Schade eigentlich!



Bald tummeln sich hier viele Wanderwegezeichen an den Pfosten, die zur Befestigung in die Erde gebracht werden. Lokale Wege, der Ahr-Urft-Weg und weiterhin der Gottfried-Kinkel-Weg. Bis nach Kirchsahr geht es von nun an recht gut bergab. Einige mächtige Bäume hat der Sturm gezwungen sich hinzulegen. Sie versperren teilweise den Weg, sind aber recht gut zu umgehen.
Eine Rast für die Knie ist nun zu empfehlen, Bank oder Gasthaus, beides wird gerne genommen.
Kirchsahr – Die Möglichkeit zu Einkehr
Rainer, dem wir Teile dieser Streckenführung zu verdanken haben, empfiehlt die Einkehr in Kirchsahr, im Gasthaus „Zum Sahrtal“ Leider ist das Gasthaus geschlossen und so trödele ich langsam weiter. Bald werden wieder Bänke auftauchen und eine davon werde ich besetzen.

Ein schmaler Wiesenpfad schenkt meinen Füßen, aber auch allen anderen Sinnen ein Wohlgefühl.

Zwischen Kirchsahr und Binzenbach
Auf naturnahen Wegen wandert es sich göttlich gemütlich, doch langsam siegt mein Kaffeedurst. Da war doch noch der Rübenkeller, kurz vor Binzenbach. Ob der wohl geöffnet hat und einer durstigen Wanderin einen Kaffee kredenzt? Vor mir läuft ein schick gekleideter Herr mit einer Flasche Schampus in der Hand, mir schwant fürchterliches und ja, ich sollte recht behalten. Der gut gekleidete Herr biegt ab und entert den Rübenkeller, der für eine private Veranstaltung geschlossen ist.
Später finde ich heraus, dass das Restaurant sowieso nun noch unregelmäßig öffnet. Also Pech für meinen Gaumen und weiter geschlendert. Langsam krabbelt Unmut in mein Hirn, nach so vielen Kilometern lechze ich geradezu nach Kaffee.
Relikte der Bergbauzeit
Bald taucht der Greta Stollen vor mir auf. Wie immer gruselt es mich ein wenig in die Dunkelheit eines solchen Stollens zu blicken, oder sogar hinein zu gehen. Trotzdem wage ich es natürlich und schieße anschließend ein paar Fotos.

Burgsahr ist schnell durchschritten. Hier am Burghaus wird fleißig gebaut und saniert. Ich hätte gerne ein paar Aufnahmen mehr gemacht, aber nahe am Gebäude waren die Handwerker beschäftigt.

Sahrbachweg – Abenteuer Wanderung im Sahrbachtal
Hier folge ich nun dem Sahrbachweg und damit gibt es auch reichlich zu lesen. Tafeln bieten mit Text und Bild Wissen zum Sahrbachtal an. Die Waldwirtschaft und das Lohe schälen wird erklärt. Lohe ist eine gerbstoffhaltige Baumrinde, meist von der Eiche. Die zerkleinerte Rinde wurde zum gerben von Tierhäuten zu Leder genutzt.
Die Schiffelwirtschaft verschaffte den Eiflern damals Dünger über die Asche von abgebrannten Rasenflächen mit Buschwerk. Die Eifel ist von sich aus nicht besonders fruchtbar, so hat man nachgeholfen, damit z.B. Getreide wachsen kann.

Von dem Feuchtbiotop ist nicht viel zu spüren, so nass ist es meiner Ansicht nach nicht. Enten sind hier auch keine. Mag sein, dass dem Landschaftsstrich noch immer der trockene Sommer 2018 nachhängt.


Am Biergarten wandere ich nun tapfer vorbei, denn bis zum Startpunkt meiner heutigen Tour ist es nicht mehr weit. Mein schleifendes Auto kommt auch wieder mehr in meinen Sinn.

Hör mal wer da hämmert
Ein kleiner Höhepunkt zeigt sich auf dem Weg zum Parkplatz noch. Über mir höre ich aufgeregtes Betteln von jungen Spechten. Ohne Pause ertönt das Hungergeschrei. Mama Specht fliegt an, dreht aber ganz kurz drauf wieder ab um sich meckernd auf einen Ast zu flüchten. All zu lange hält es mein mitleidiges Mutterherz nicht aus, dass die Jungvögel erfolglos nach Futter schreien, also ziehe ich bald weiter.


Noch ein Stück durch den Wald, bald dichter am Sahrbach wandert es sich weiterhin locker und genüsslich auf diesen schönen Wegen. Das Erlebnis mit den Spechten klingt in mir nach, ebenso wie die wunderschöne Lndschaft.
Damit findet eine wunderschöne, wenn auch anstrengende Wanderung zu ihrem Ende. Die Einkehr spare ich mir für heute, denn das Auto macht nach wie vor leichte Schleifgeräusche. Ich bin froh, als ich die kurze Rückfahrt zur Ferienwohnung hinter mich gebracht habe.
Die Geschichte meines Hyundai
Er ist noch nicht so alt, gerade mal drei Jahre, hat aber schon 67.000 km Fahrleistung erbracht.

Das immer stärker werdende Geräusch veranlasst mich für den drauf folgenden Montag einen Abschlepper zu ordern. Hyundai wechselt die Bremsen, auch wenn zwei kundige Herren eher auf den Bremssattel tippen. Fünf Tage ist mein geliebtes Gefährt fern ab seiner Besitzerin. An Stelle dessen steht ein Eco Sport für die Tage auf dem Parkplatz vor der Ferienwohnung, auch schick aber eben nicht meins.
Nun ja, die Wanderung heute wird mir dadurch nicht vermiest und ganz sicher werde ich sie irgendwann einmal wiederholen.
In Unterkrälingen soll es ein uriges Lokal „Zur Krähe“ geben. Hast du es zufällig gesehen?
Oh nein, leider nicht 🤔