Noch zwei Tage bis zur Abfahrt und so vieles habe ich noch nicht gesehen. Viel zu schnell sind die Urlaubstage vorbei gezogen. Und ja, die Wanderberichte erscheinen nicht in chronologischer Reihenfolge. Wie ich dann noch einmal zu einer Brockentour komme, erzähle ich euch heute.
Pläne ändern sich zu Brockentour
Für den heutigen Tag habe ich mir eine kleine Runde bei Romkerhall ausgesucht. Sie sollte durch die Wälder hinauf zu den Klippen führen und gilt als Highlight der Region.
Nach einer 50km Anfahrt landen wir auf einem Parkplatz in einer aus meiner Sicht unwirtlichen Gegend. Mulmig ist mir, trotzdem ziehe ich die Wanderstiefel an, packe den Rucksack auf den Rücken und ziehe zögernd mit Spike auf dem schmalen, sehr steilen, steinigen Weg hinauf zur kleinen Romke.
Kein fröhliches Wandergefühl
Ein frohes und dankbares Wandergefühl will sich jedoch nicht einstellen. Also unterbreche ich diese Tour nach rd. 1,5 km und steige wieder hinunter zum Auto. Schon viel zu lange begleitet mich wieder diese Dunkelheit, will einfach nicht weichen.
Wohin nun?
Aufgeben?
Nein, das geht gar nicht!
Die Rettung naht – Das Torfhaus
Es wird um jeden Sonnenstrahl gekämpft und während ich langsam wieder Richtung Allrode schleiche fallen mir die bunten Fahnen des Torfhauses ins Auge. Schnell den Blinker gesetzt und noch immer ohne genauen Plan meinen Flitzer auf dem großen gebührenpflichtigen Parkplatz abgestellt.
Die nette Bedienung an der BAVARIA Alm serviert mir ein Omelett mit Spinat und Pilzen, genügend Zeit um sich über den Verlauf des restlichen Tages Gedanken zu machen. Es ist inzwischen 12:30 Uhr als wir die Restaurant- Terrasse verlassen.
Im Besucherzentrum erwerbe ich das Stempelheft für die Einträge zur Harzer Wandernadel und ein Buch dazu, sowie zwei Wanderkarten.
So langsam reift ein Plan in mir. Ich möchte noch einmal hinauf auf den Brocken, den Weg lasse ich einfach sich entwickeln. Bei den moderaten Steigungen locker zu schaffen und das Tageslicht fällt ungehindert auf die breiten, hellen Wege. Genau das brauche ich jetzt und die Tage verwöhnen uns lange mit Tageslicht, also haben wir alle Zeit der Welt.
Das Torfhaus – Start zur Brockentour
Der Ort Torfhaus wurde von Torfstechern gegründet, die in den nahen Hochmooren Torf stachen. Der Ort Adenau/Torfhaus liegt 812 m hoch und ist somit hoch genug für geschlenderten Anmarsch auf den Brocken, den man von der Terrasse der Restaurants sehr gut erkennen kann. Wer die Augen etwas zusammen kneift kann auch die Dampfwölkchen der Brockenbahn erkennen.
Ich folge zunächst nicht dem breiten Weg, der sich zum bequemen Spazieren geradezu anbietet, sondern wähle den Wiesenweg unterhalb des Skilift „Am Rinderkopf“
Mit Blick auf unser Ziel wandern wir zunächst ein wenig bergab. Langsam und jeden Schritt genießend, den mit Wolken geschmückten Himmel über uns, schlendern wir. Spike hat Zeit jedem Baum seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken und das nutzt er auch ausgiebig.
Gepflegte Wege – Ungestüme Natur
Der Wiesenweg endet, wir landen auf einem aufgehübschten, für die Wege zum Brocken hin typischen Weg. So sorgfältig die breiten Wanderstraßen gepflegt werden, so ungestüm darf sich die Natur am Wegrand ausbreiten und gebärden.
Diese Tatsache ist es, die mich jeden Weg hier so sehr genießen lässt. Die Natur hat zerstört, sie hat sich wieder erholt und Neues geschaffen. So geht es manchen Menschen, die am Ende scheinen und dann aus einem kleinen Funken wieder Kraft schöpfen und aufblühen können.
An jeder Wegkreuzung stehen die Bäume mit Hinweisschildern. Wie komme ich wohin und wie viele km habe ich bis zum Ziel noch vor mir.
Sehr gründlich durchdacht ist das Schildersystem und schön einheitlich gestaltet.
Wasser für die Fellnase
Für die Naschsucht meines Vierbeiners an schmackhaftem Wasser der Abbe ist hier auch gesorgt. Mindestens die Pfoten werden gekühlt. Das Wasser dürfte einen besonderen Geschmack haben, entfließt es doch dem Sumpfgebiet, das sich hinter dem Fichtensaum befindet.. Ihr Ende findet das Gewässer der Abbe, die unterwegs noch von hier und dort etwas Wässerchen einsammelt, in der Eckertalsperre, die ich so gerne noch besucht hätte.
Ich kann es nicht verraten wieso mir gerade dieser Weg so gut tut. Wenn ich hier auf die Fotos schaue fasziniert mich die Klarheit und Struktur, die sanfte Biegung der Wege und die Tatsache, dass die Hölzer so in der so dicht und grün erscheinenden Landschaft liegen dürfen.
Kontraste, die mein Herz so sehr erreichen und mir genau den Frieden und die Zufriedenheit geben, die ich immer wieder ersehne, wenn ich mich auf Wanderungen begebe.

Borkenkäfer und heftige Winde
Hinter den schönen grünen Nadelbäumen stehen ganz viele ergraute und abgebrochene Riesen. Grund für das Absterben so unglaublich vieler Fichten waren Stürme aber ganz besonders ein Borkenkäferbefall. Es ist so grausam anzusehen, wie zerstörend dieser kleine Käfer wirken kann. Am Quitschenberg hatte das fatale Folgen.
Heute, rd. 10 Jahre danach sieht die ehemals erschreckend aussehende Landschaft schon wesentlich besser aus. Neben den neuen Fichten wachsen nun auch Ebereschen (Quitschen) und Laubbäume wie Weiden und Birken. Dieser Bestand entwickelt sich langsam aber zu einem robusten Bewuchs.
Der nun folgende Wegabschnitt ist noch so angenehm, denn er verläuft über Betonplatten, die den Füßen wirklich weh tun können, der kleine Pfad daneben ist wesentlich angenehmer zu gehen.
Bald erreichen wir Eckerloch, eine Möglichkeit einen Stempel ins Heftchen zu bekommen. Wird natürlich sofort erledigt.
Der Mensch und die Natur – Unvereinbar?
Ab Eckerloch wandern wir über rd. 2 km entlang der Brockenbahnschienen. Auch hier der Weg wunderbar sauber und aufgeräumt, in den niedrigen Büschen am Wegrand leider eine Vielzahl an „schmucker“ weißer Tempotücher. Dazwischen leuchten wie Wattestäbchen die Köpfchen des Wollgrases, lt. Pflanzenführer im Internet trägt eben diese Pflanze zur Bildung des Torfes bei und wächst in Regen- und Hochmoorgebieten.
Die Brockenbahn NICHT anzutreffen ist im Grunde unmöglich, entweder reist sie gerade an oder sie fährt ihre Fahrgäste den Berg hinab. Ich kann es nicht lassen sie jedesmal abzulichten.
Schneller als gedacht erreichen wir den Brockengipfel, schlendern ein wenig herum, bevor wir uns wieder an den Abstieg begeben. Bei Temperaturen um 8 Grad und eisigem Wind, hält man es dort oben nicht all zu lange aus.
Auf zunächst gleichem Weg ziehen wir wieder hinunter. Am Eckerloch treffen wir erstmals auf ein Wanderpaar mit Hund, ich glaube Murphey hieß der noch junge Rüde.
Beide winseln wollen zueinander. Da hier aber reichlich Wanderverkehr ist, lassen wir die beiden Spielkinder an der Leine.
Es gibt manchmal zwei Gewinner – Die Hunde sind los
Später, am nächsten Rastplatz treffen wir erneut aufeinander und lassen nun die Beiden frei. Sofort beginnt eine ausgelassene, aber auch von Dominanzbedürfnissen geprägte Hetzjagd. Spike ist in dieser Hinsicht etwas reichlich dreist und übertreibt sein Dominanzgebaren. Nachdem beiden Rüden die Zunge weit heraus hängt, werden sie wieder angeleint und ihnen wird Wasser zum abkühlen angeboten. ;-)
Wer glaubt, dass Spike nach bis dahin über 18km wandern und dieser Tobezeit müde wirkte, hat sich getäuscht. Aufgeregt und bester Laune tänzelt er geradezu den weiteren Weg. Alter Hund – Spike? Nöööö!
Hochmoor – Romantik pur auf der Brockentour
Vor dem Torfhaus gibt es ein Hochmoorgebiet, das teils auf wurzeligen Pfaden und teils auf Bohlenstegen begehbar ist. Mystisch, wunderschön mit riesigen Flächen die von Wollgras und anderen Blumen beherrscht werden.
Doch viel zu bald, nach rd. 21 km haben wir das Torfhaus wieder erreicht. Das warme Früh-Abendlicht leuchtet zwischen den Wolkenlücken hindurch und überzieht die Landschaft dort in sanfter Helligkeit.
Ich kann mich nicht so schnell lösen, sitze noch ein wenig hier und dort herum. Lasse diese Atmosphäre auf mich einwirken. Überraschend niedrig ist der Auslösepreis für mein Auto auf dem großen Parkplatz. Kurzerhand wird das Dach geöffnet und im Schneckentempo fahren wir die Landstraßen Richtung Allrode und beenden damit einen wunderbaren und mit viel Genuss geprägten Tag.
Mögliche Stempel für ihr Heft “Harzer Wandernadel“:
- HWN 09 – Brocken (Sonderstempel)
- HWN 136 – Eckersprung
- GPS Track der heutigen Tour
Hallo Elke
Irgendwie habe ich beim Lesen den Eindruck bekommen, dass du ziemlich erholt bist und ein wenig das bevorstehende Urlaubsende in der tollen Gegend bedauerst ;-) Wenn dem so ist, kann ich das nach deinen bisherigen Wanderberichten sehr gut nachvollziehen :-D
Auch wünsche ich mir, dass ich die Aufnahmen von spielenden Hunden auch einmal so toll hin bekomme :-)
Liebe Grüße, Klaus
Die Zeit im Harz war traumhaft schön, vor allem habe ich tatsächlich sehr entspannt. Manchmal fällt das Loslassen schwer, auch das Loslassen von Plänen und Wünschen :-)
Die Fotografien spielender Hunde ist auch schwierig, mit Kompaktkameras fast nicht zu schaffen. Deshalb schleppe ich meine große Kamera ja immer mit ;-)
Liebe Grüße
Elke