Der beste Weg für heiße Sohlen, so steht es auf der Tafel am großen Parkplatz an der K 1 in Steinen. Dem Thema möchte ich nachgehen. Werden meine heiße Sohlen tatsächlich gekühlt werden können? Während meiner Wanderung an den sieben durch Kanäle verbundenen Stauweihern der Westerwälder Seenplatte sollte das herauszufinden sein.
Es soll heiß werden am heutigen Tag. Einer der Gründe weshalb der Spruch vom frühen Vogel greift. Den Gedanken haben mit mir einige Walker/innen, Jogger/innen und vereinzelte Radler/innen. Schon darin unterscheidet sich der Wäller vom Schwarzwälder, denn in der vorigen Woche traf ich kaum mal andere Menschen auf den Wanderwegen. Auch die Atmosphäre des Westerwaldes gegenüber der des Schwarzwaldes ist groß. Zu wenig Regen hat die Natur hier gesehen.

Die Vegetation ist gegenüber der regenreichen südlichen Region geradezu ausgetrocknet. Doch unter den schattigen Bäumen, da kann sich doch so manches Kraut, wie der Wald Schachtelhalm und andere Farne entwickeln.
Der beste Weg für heiße Sohlen
- Start/Ziel: Parkplatz am Waldspielplatz Steinen K1/K 138 56244 Steinen
- Streckenlänge: 14 km
- Höhenmeter: 120 m
- Einkehr: Haus am See (auf der Strecke) momentan wegen Corona nur Außerhausverkauf
- GPS Track

Dreifelder Weiher
Der Dreifelder Weiher ist der größte der zur Westerwälder Seenplatte gehörenden Gewässer. Angelegt wurde er zusammen mit einigen anderen Weiher mit dem Ziel Fische zu züchten. Heute wird er einmal im Jahr abgelassen und so künstlich abgefischt. Der große Dreifelder Weiher wird den ersten Teil meiner Wanderung belegen. Bevor ich allerdings in seine Nähe gelange, geht es zunächst durch schattigen Wald.

Mit dem Augenblick, da ich den Wald verlasse, blitzt erstmals das blaue Wasser des Dreifelder Weihers in der Ferne auf. Auch der Windpark dahinter bleibt nicht verborgen. Aber auch dicht vor meinen Augen gibt es etwas zu sehen. Auf alten Holzschildern wird z.b. der Begriff Benjeshecke erklärt und was er für Tiere und Pflanzen bedeutet.
Auf dem Vogelbeobachtungsposten steht ein Fotograf. Seine Kamera mit einem riesen Objektiv bestückt sitzt auf dem großen Stativ. Da werden sicherlich fantastische Aufnahmen entstehen. Hier will ich nicht stören und verzichte auf eine Besichtigung.


Irgendwo muss die Wied ja hin
Am Ortsrand von Dreifelden ist eine schöne hölzerne Brücke installiert. Hier bekommt der Dreifelder Weiher Nachschub in Form von Wasser. Die Wied schenkt etwas von ihrem kostbaren Nass an dieser Stelle. Aus dem dicht mit allen möglichen Binsen Schilf und Wiesen Bewuchs erklingen die typischen Geräusche der Wasservögel.

Es war einmal eine Burg
Einer alten Sage nach soll hier im ausgehenden Mittelalter eine Burg im Dreifelder Weiher versunken sein. Spuren einer spätmittelalterlichen Besiedlung, wie z.b. Gefäßscherben, Lehm- und Holzkohlereste, hat man wohl gefunden. Gesichert ist die Erkenntnis, dass ein Graf Wilhelm von Wied zwischen 1341 und 1343 die Rohrburg auf sumpfigen Gelände bauen ließ.
Beim Überqueren der Brücke stelle ich fest, dass von Zufluss der Wied kaum die Rede sein kann, das Wasser steht. In der brackig wirkenden Brühe sind auch keine Fische auszumachen, obwohl man sie hört wenn sie nach Luft schnappen. Dicht über der Wasseroberfläche sind allerdings haufenweise Libellen zu sehen. Aus dem Schilf erklingt das aufgeregte Geschnatter und Gequieke der Wasservögel. Kenner werden sofort wissen, wer da gerade ruft. Es klingt aber so, als wären dort noch Jungvögel.
Großzügig um den Weiher – Die Füße bleiben trocken
Ein Stück werde ich jetzt weiter außerhalb des Weihers geführt. An Streuobstwiesen auf der einen Seite und älteren und neueren Einfamilienhäusern auf der anderen Seite wandert es sich gemütlich dahin. Unter offenem Himmel führende Feldweg ist angenehm zu gehen. In den Wiesen höre ich tatsächlich Grillen zirpen. auch hier vergnügen sich Libellen mit ihrem einmaligen flotten Zickzackkurs
Und da ist er auch schon, der Kirschbaum von dem Ingrid Retterath in ihrem Buch: Wanderungen für die Seele-Westerwald erzählt und bei dessen erreichen ich links abzubiegen habe. „Es ist meine Natur“ würde Frank Hamm, immer auf der Suche nach Essbarem und ebenfalls Buchautor beim Droste Verlag, jetzt sagen.

Meine Natur ist es, grundsätzlich jede süße Frucht, die ich mit Namen benennen kann, zu probieren. Dieser Natur fällt auch der Kirschbaum zum Opfer. Ich kann nur wenige der Früchte erreichen, auf die Idee kommen vermutlich alle Genießer. Die wenigen erreichbaren schmecken hervorragend süß.
Schon zum jetzigen Zeitpunkt dämmert es mir, dass ich meine heutige Wanderung etwas einkürzen muss. Zu oft bleibe ich stehen, zu oft fasziniert mich der Blick an den Wegesrand. Es sammeln sich dabei nicht einmal all zu viele Fotos auf der Kamera, manchmal vergesse ich das einfach. In der größten Hitze möchte ich heute nicht unterwegs sein, immerhin sind um die 30 Grad angekündigt.
Wer ruft im Schilf?
Wundersame Geräusche sind aus dem Schiff zu hören. Wie gerne wüsste ich jetzt um welches Tierchen es sich hier handelt. Einige Zeit stehe ich dort und lausche, nehme ein Video auf in der Hoffnung, dass Freunde/innen mir sagen können, welche Bewohner dort quasseln.

Die Pfad-reiche Ostseite des Dreifelder Weiher
Der auf der gesamten Ostseite des Dreifelder-Weiher verlaufende schmale Waldpfad bereichert durchgehend mit diesen Geräuschkulissen. Zum besinnlichen innehalten bieten sich zahlreiche Bänke an. Ich erinnere mich an die Ostseite des Laacher See, der durch das eifrige Geblubber der unter dem See liegenden Magmakammern punktet und auch von solchen pfadigen Wegen bereichert wird.
Zwischendrin erhasche ich Blicke auf Seeburg. Die haben es gut, dicht am Wasser wohnen und das recht feudal. Überhaupt gefallen mir die Blicke auf das Wasser hier sehr gut.


An einer flachen Stelle am Ufer lernt ein junger Hund das stehen bzw sitzen auf einem Board. Für mich eher unvorstellbar mich auf so ein schmales Brett zu begeben. Die junge Hündin lernt derweil, unter dem dauernden Lob des Herrchens, das Verweilen auf dem Board mitten auf dem Dreifelder Weiher.

Es gibt ja hier noch mehr Weiher
Bevor mich die Mücken auffressen können mache ich mich davon. Am Campingplatz führt mein Wanderweg mich nun vom Dreifelder Weiher weg. Das Haus am See bietet lediglich Außerhausverkauf, sodass eine Tasse Kaffee auf der Terrasse für mich nicht möglich ist. Schade , denn der Wunsch und die gedankliche Vorbereitung auf eine gemütliche Tasse Kaffee am See waren übergroß.


Im Automaten gibt es nur Süßkram, also ist da auch nichts zu holen. Nun gut, dann folge ich dem Duft nach Heu und biege nach dem Campingplatz und dem Haus am See rechts ab in die Felder. Auf geteerten Weg gelange ich bald an frisch gemähten Wiesen vorbei zum Hoffmanns Weiher. Der beste Weg für heiße Sohlen sollte mir hier auch die Möglichkeit bieten, die Füße von kühlen.
Der beste Weg für heiße Sohlen -Hoffmanns Weiher
Rein theoretisch ist das an diesem kleinen Weiher flachen Ufer möglich. Ein wenig schreckt mich aber die trübe Brühe am Ufer doch ab und die flutschigen Tierchen. Frösche hüpfen bei meinem erscheinen ins flache Wasser. Grund genug hier eine Weile zu verweilen, um ein paar der trägeren Exemplare zu fotografieren. Wieder ärgere ich mich ein wenig, mein Makroobjektiv nicht dabei zu haben, denn außer diesen Fröschen gibt es auch einige andere Tierchen zu entdecken.


Weiterwandern heißt auch den kleinen Weiher schnell hinter sich zu lassen. Wieder sind es Grillen, die auf den Wiesen Open Air Sommerkonzerte ertönen lassen. Auf dem geschotterten Weg krabbeln die dicken Mistkäfer. Viele von ihnen finden unter den Stiefeln der Wanderer oder Reifen der Radfahrer ihr frühzeitiges Ende. Die platten Körper pflastern geradezu den Weg. Auch die kleinen Kröten, nicht einmal so groß wie ein Cent Stück, haben große Chancen zu überleben. Jetzt wird mir auch klar warum so viele Singvögel auf dem Boden herum hüpfen. Achtsam gehe ich weiter, bemüht keine unnötigen Opfer zu produzieren.

Den Weg weg lasse ich jetzt erst einmal rechts liegen und biege an der schönen Rast Gruppe links ab. Das aber erst, nachdem ich ein kleines Bütterchen gefuttert habe.

eine der lebensmüden, zornig klingenden Mücken an meinem Ohr, hat meine Notwehr Maßnahme vermutlich nicht überlebt. Ich hoffte, dass sie doch eine Botschaft an ihre Brüder und Schwester abschicken konnte mich in Ruhe zu lassen mögen. Weit gefehlt, sie quälen mich weiter und am Ende weisen die Oberflächen meiner Arme und auch die Ohren eine hügelige, rot gepunktete Oberfläche auf.
Zum wiederholten Mal steigt mir der herbe Geruch nach Vanille in die Nase, ganz so als hätte gerade jemand vor mir ein Pfeifchen mit Vanille Tabak geraucht. Ich kann nicht heraus finden welches Pflänzlein oder Baum diesen angenehmen Geruch verströmt.
Der Haidenweiher
Der Nadelwald lässt viel Licht auf den Boden. Trotzdem ist die Vegetation äußerst mager. Tiefe Kuhlen sind im Wald verborgen. Ich laufe inzwischen wieder auf den Dreifelder Weiher zu, biege bald rechts ab und wandere zwischen ihm und dem Haidenweiher. Sollte sich jetzt die Ankündigung es sei der beste Weg für heiße Sohlen bewahrheiten? Am Jägerhaus Seeburg wandere ich nun vorbei das auf den Fundamenten des alten Hofhauses des Schloss Seeburg errichtet wurde.
Vom Dreifelder Felder Weiher bekomme ich jetzt auch nichts mehr zu sehen. Das zur Seeburg gehörende Grundstück ist gut abgeriegelt. Abkühlung kann ich auch am Haidenweiher nicht erwarten.

Wer am Abend hier an den Weihern sein kann sollte sich das Erlebnis können die Wasserfledermaus über das Wasser schießen zu sehen, nicht entgehen lassen. Die flotten Flieger jagen stundenlang in der hereinbrechenden Dämmerung und in der Nacht die die zahlreichen Mücken, Eintagsfliegen und Nachtfalter. Das winzige Stück erreichbares Ufer ist bereits von einem Pärchen besetzt. Nunja, der nächste Weiher kommt bestimmt
Der Brinkenweiher und sein Moor
Auf der Tafel steht etwas von einem Erlenbruch am Brinkenweiher. Das Moor muss hier sehr sehr tief sein, weil dauernd recht nass. Über den kleinen Abstecher zur Informationstafel traue ich mich nicht hinaus. Der Steg ist mir zu marode und wo der Weg hinführt, wer weiß das schon. Meine Karte gibt darüber keine Auskunft. Bevor ich als „Verschollen im Moor“ ende, mache ich mich wieder zurück auf den Wanderweg.

So langsam dürstet es mich nach Wasserflächen komme doch die scheinen nicht in Sicht. Ich wandere nun zwischen Brinkenweiher und Postweiher. Ich erhoffe mir auf einem kleinen Weg an der Ostseite des Postweiher wieder zurück zum Parkplatz zu gelangen. Endlich blitzen links und rechts jeweils die Wasseroberflächen der beiden Weiher durch die Bäume.

Abzweig zum Postweiher
Ich finde den kleinen Pfad, der mich von nun an etwas abseits vom Ufer des Postweiher entlang führen wird. Mit mir auf diesem Wegen wandern haufenweise Mücken. Hier scheint eine Art Urwald zu entstehen. Das Totholz darf liegen bleiben.

Kein Weiher mehr – Nicht der beste Weg für heiße Sohlen
Ich lande wieder auf dem original Track aus Ingrids Buch und wanderer eine ganze Weile einen Forstweg leicht ansteigend hinauf. An einem ehemaligen Fichtenwald vorbei, an dessen Wegrändern aber inzwischen nur noch geschlagenes Holz am Wegrand liegt, lande ich in einem Mischwald.


Unter den hohen Bäumen haben sich niedrige Büsche angesiedelt. Vielleicht geben sie dem Wald genügend Schatten um trockene, sehr warme Perioden zu überleben. In diesem Jahr hat es ja schon wieder zu wenig geregnet.
Auch wenn ich mich zur Zeiten wie diesen über jeden Tag freue, wenn die Sonne auf meine Haut scheinen kann, so freue ich mich doch gleichzeitig über jeden Tag Regen für die Natur. Im übrigen haben solche Regentage auch noch den Vorteil, dass ich mich an meine noch offenen Blogbeiträge begeben kann.

An der Schutzhütte noch einmal einem Rechtsknick folgen und dann bin ich schon fast am Parkplatz. Jetzt heißt es noch eine Möglichkeit zu suchen einen belebenden Kaffee zu trinken. Dieses Vorhaben muss ich, mangels geöffneter, bzw. vorhandener Gastronomie vergessen. Allerdings, so gebe ich zu, habe ich auch nicht sonderlich gründlich gesucht. Den Kaffee gab es zu Hause.
Auch diese Tatsache kommt mir zu Gute, denn immerhin sind um 14 Uhr die Autobahnen noch ziemlich unbelastet. Staufrei, trotz vieler Baustellen auf der A 3, komme ich heim zu meiner Kaffeemaschine.