Spazierwanderwege verlaufen oft auf breiteren Wegen, eignet sich perfekt für Wandergruppen. Die regionalen Wanderwege in Bad Hönningen, wie z.B. der Hö 2 – Vom Bach zum See, ein gutes Beispiel. Zudem punktet dieser Rundwanderweg mit Einkehrmöglichkeit in der Malberghütte, einen traumhafter Ausblick gibt es gratis dazu.
Hö 2 – Vom Bach zum See
- Start/ Ziel: Waldbreitbacher Straße, Bad Hönningen
- Streckenlänge: 15,5 km
- Höhenmeter: 398 m
- Einkehr: Mönchhof am Start/Ziel oder die Malberghütte auf der Strecke
- GPS Track zum Hö 2 – Vom Bach zum See
Abweichend vom vorgeschlagenen Parkplatz wähle ich am Vereinsheim der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Bad Hönningen. Mit mir trudeln einige sportlich ambitionierte Anwohner ein, auch Gassigänger/innen mischen sich darunter. Schwätzend stehen sie erst einmal zusammen, alle im ungeordneten aber korrekten Abstand zueinander. Ein erfreulicher Anblick, diese von gegenseitiger Rücksichtnahme gelebte Gemeinschaft eines Ortes. Schon vor Beginn meiner Wanderung hüpft mein Herz fröhlich.

Langsam schlendere ich los, auf dem Feldweg, der eine mäßige Schicht Schotter aufweist. Fast von Beginn an fließt neben mir der Moorbach. Nach wenigen Minuten rücke ich ihm auf den Pelz, höre ihn zuweilen Er murmelt und plätschert und da wo er wenig Wasser führt verkriecht er sich schamvoll im Waldboden.


Der Hö 2 wandert ohne Hö 1 weiter
Die beiden Bad Hönninger Lokalwanderwege trennen sich bald. Während ich hier zu Fuß bergan strebe fahren meine Nachbarn gemütlich mit der Seilbahn in Bad Hindelang auf irgendeinen Berg. Per Whatsapp landet ein Bild vor meiner neidischen Nase. Klar dass mein Herz ein wenig blutet, wenn ich die herrliche Landschaft im Allgäu sehe. Man sollte unterwegs das Handy ausschalten ;-)
Erstmals lande ich bei der kleinen Siedlung Reidenbruch unter freiem Himmel. Schwalben rasen durch die Lüfte, füttern offensichtlich Nachwuchs in einem der Ställe. Ein schönes Fachwerkhaus stellt sich mir in den Weg und bittet darum fotografiert zu werden. Der Platz an der Vogelscheuche wird durch einen Hund bewacht und seine Haltung lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er Annäherung nicht wünscht.
Ein Teerweg führt sanft Berg hoch an Wiesen vorbei. Der abknickende Feldweg lasst das erste Mal heute morgen eine richtig gute Entspannung aufkommen. So sehr ich den Wald liebe, wenn ich unter offenem Himmel wandern kann entsteht in mir das Gefühl von Freiheit. Wobei nach einer kleinen Weile oft wieder Sehnsucht nach Wald aufkommt. Wir sind schon ein wenig sehr verwöhnt mit unseren Wünschen. In der Ferne sehe ich zwei hübsche Fachwerkhäuser und spüre schon meine Kamera zappeln. Hübsch sieht es hier aus und auch der Feldweg neben der kleinen Ansiedlung bietet einige nette Kleinigkeiten.
Vom klugen Anlegen eines Wanderweges
Sonne getankt und schon bald führt mich das rote Wegezeichen des Hö 2 wieder in einen lichten Wald. Auch hier zerstörende Arbeiten des Borkenkäfers ersichtlich. Die Wälder verändern sich sehr. Nebenbei bemerkt, die Markierung des Hö 2 ist perfekt und unverlaufbar.
Der Hö 2 landet ziemlich nah an der Bundesstraße. Doch meine Befürchtung unmittelbar an ihr entlang wandern zu müssen erfüllt sich glücklicherweise nicht. Ein sehr angenehm zu gehender Waldweg führt sanft bergab. Die Geräuschkulisse der Straße allerdings, nervt doch ziemlich.
Inzwischen ist auch das frühmorgendliche Vogelkonzert beinahe nahezu verstummt.


Hier und dort verständigen sich zwar ein paar der gefiederten Freunde über große Entfernungen, doch das fröhliche Gezwitscher vom frühen Morgen lässt nun nach. So ist das in der Natur, gegen Mittag scheinen auch die Vögel eine Siesta zu halten. Das später erforderliche queren der Straße ist ein wirklich gefährliches unterfangen. Nachdem dies geschafft ist, wird jedoch auch hier sehr schnell wieder ein Waldweg angeboten. Da haben die Betreiber und Initiatoren des regionalen Wanderweges kluge Lösungen gefunden. Einzig der Lärm der bewusst hoch jaulenden Motorräder geht mir auf den Nerv, dafür können aber Wegemacher nichts.

Rasten auf dem Hö 2
Doch dann biegt der Weg ab und führt in einem Wald wo früher einmal sehr viel Fichten standen. Die kahlen Flächen sollen wieder aufgeforstet werden. Neben dem was aus der Natur heraus sowieso beginnt zu wachsen, werden hier Douglasien gepflanzt.


Und da steht sie schon, meine Bank im Schatten. Ich breite mich großzügig aus. Das Gewicht durch Nahrungsmittel und Getränke schrumpft an diesem Ort gewaltig. Bisher ist mein Magen leer und er erfreut sich des Bütterken und am Apfel.
Hier könnte ich ewig sitzen, fernab der Zivilisation und dem damit verbundenen Lärm. Es ist eine Wohltat für alle Sinne dem wiegen der Bäume zuzuschauen. Sie beugen sich unter dem Wind, reiben mit den Ästen aneinander. Auch Bäume beteiligen sich am Naturkonzert, denn Blätter rascheln an jedem Baum und Busch in einer anderen Tonart.
Dazwischen die wenigen nimmermüden Sänger in den Baumwipfeln. Blicklos und stumm zieht ein Wanderpaar an mir vorbei. Ist es ihnen peinlich auf eine speisende Wanderin zu schauen, oder haben sie Angst vor einer Infektion?

Nach gefühlt einer halben Stunde zieht es mich wieder auf den Wanderweg. Es steht noch eine bezaubernde Wegstrecke auf dem Plan. Sie ist es, die diese kleine Wanderung zu einem besonderen Erlebnis machen soll.
Abstecher zum Malbergsee
Der Hö 2 bietet geradezu an einen Abstecher zu Malbergsee zu machen. Schilder stehen hier die erklären wie es früher am Malberg ausgesehen hat und wie man hier gearbeitet hat. Manchmal ist ein Weg so schön, dass ich sogar das Fotografieren vergesse. Der schmale Weg, ich bin inzwischen auf dem Westerwaldsteig, und das Gipfelkreuz es sind einfach fantastische Eindrücke und viel zu schnell ist dieser Weg am Ende angekommen.
Zitat Wikipedia
Der Malberg ist vulkanischen Ursprungs und entstand in der Zeit des Westerwälder Vulkanismus vor 18 bis 25 Millionen Jahren. Es handelt sich um eine aus phonolithischer Lava entstandene Staukuppe. Früher wurde hier Phonolith abgebaut, der in der Glasindustrie Verwendung fand. Auf dem Westhang ist eine solche Abbaustätte gut erkennbar. Am Rand des Gipfelplateaus finden sich die Reste von drei vorgeschichtlichen Ringwällen keltischen Ursprungs. Die älteste archäologisch gesicherte Besiedlung fand durch die Kelten in der Mitte des ersten Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung statt. Im ersten Jahrhundert vor Christus siedelten Germanen auf dem Malberg gefolgt von einer längeren Siedlungspause. Für die fränkische Zeit im frühen Mittelalter wird eine Nutzung als Opferstätte und Thingplatz vermutet.





Ich lande wieder auf dem Teerweg, dem ich nun erst einmal wieder Folge muss.
Neue Zeit – auch auf dem Hö 2
Die erste fünfköpfige Wandergruppe kommt mir entgegen. Die Mitwanderer/innen sortieren sich schnell auf die gegenüberliegende Seite des Wanderweges und macht Platz. Das Verhalten ist bei den meisten hier in der Natur in Fleisch und Blut übergegangen. Wie sehr hat sich das Bild inzwischen verändert, wie angenehm ist das wandern inzwischen geworden ist, trotz Corona. Die Menschen, die jetzt die Wanderwege bevölkern sind offensichtlich in der neuen Zeit angekommen.
Von nun an bin ich allein, die Wege sind gut ausgebaut eignen sich also eigentlich für Wandergruppen, jedoch ist hier trotz Pfingstmontag überhaupt nichts los. Bin ich auf den ersten Kilometern nur bergauf gewandert andere ich nun stets hinunter. Die Witterung ist sommerlich, und auch die Natur wirkt schon sommerlich. Wie lange Trockenheit hinterlässt deutliche Spuren.
Als ich den Hohlweg beschreite gehen meine Gedanken in eine Zeit der Holzkarren. Gerade habe ich mir ein Stück Huckleberry Finn gesehen und ein wenig färbt das wohl ab.

Ein wenig durch den Ort Bad Hönnigen muss ich noch streifen. Hier und dort gibt es nette Häuser und Gärten und am Ende eine wirklich attraktive Einkehrmöglichkeit. Mangels Bargeld in ausreichendem Maße und Lustlosigkeit nach Ec-Karten Zahlung zu fragen, ziehe ich weiter meines Weges.

Bald lande ich wieder am Parkplatz und platziere meinen müden Renterinnenbody ins Auto. Das war doch anspruchsvoller als ich dachte und für die Sinne abwechslungsreich. Zufriedenheit ist an solchen Tagen stets das Endergebnis. Alles richtig gemacht auf dem Hö 2 – Vom Bach zum See.
Danke, liebe Elke, einmal mehr für Deine schönen Aufnahmen und Texte!
Heute hat mir besonders diese Textpassage aus dem Herzen gesprochen: „Hier könnte ich ewig sitzen, fernab der Zivilisation und dem damit verbundenen Lärm. Es ist eine Wohltat für alle Sinne dem wiegen der Bäume zuzuschauen. Sie beugen sich unter dem Wind, reiben mit den Ästen aneinander. Auch Bäume beteiligen sich am Naturkonzert, denn Blätter rascheln an jedem Baum und Busch in einer anderen Tonart.“
— Danke! 🙂
Liebe Eva
als ich auf dieser Bank saß kehrte solch ein tiefer Friede in mir ein, so weit weg innerlich und äußerlich. JA das sind Herzensmomente.
Ganz liebe Grüße
Elke