Ich liebe längere Anfahrten zu meinem Wanderstartpunkt, seit ich ein schnelleres Auto fahre. Zügig oder bummelnd, je nach Stimmung, reisen wir mit meinem normalerweise sehr zuverlässigen Fahruntersatz. Heute zu einer Premiere im Westerwald
Nachhaltigkeit vs. Liebe zur Geschwindigkeit
Längere Anfahrten läuten für mich zudem den Entspannungszustand ein. Meine Gedanken an Büroalltag oder sonstige Dinge, die mir auf der Seele liegen, lösen sich langsam in Wohlgefallen auf und so habe ich schon beim Start günstige Voraussetzungen, um ganz viel von meiner Umgebung auf mich wirken zu lassen.
„Nein“ das ist nicht umweltbewusst, es ist, zugegeben eine fragwürdige Methode im Hinblick auf Schadstoffausstoß und Spritkosten. Meine Sehnsucht Deutschland endlich, nach beinahe 6 Jahrzehnten Lebenszeit kennen zu lernen ist aber enorm groß. Dafür fliege ich nicht :)
Da ich im Anschluß an die Wanderrunde Spike zu meiner schon sehnsüchtig wartenden Enkelin bringen möchte, liegt eine Tour im Westerwald nahe. Naja sooo nahe auch nicht, denn Greifenstein ist schon ein Schüppchen weit weg von Linz/Rhein. (Wanderung war am 16.05.2015)
Nach rd. 100km blinkt plötzlich in meinem reichlich mit Blinkemöglichkeiten ausgestattes Bordinstrumentenfeld ein Lämpchen auf, dem ich zunächst einen Fehler in der Batterie zuordne. Blinkelämpchen geht wieder aus und ich lehne mich erstmal relativ entspannt zurück, jedoch leuchtet es warn-gelb erneut, als ich ein Stück steile Strecke bewältigen muss. Also rechts raus.
Premiere im Westerwald
Mein schlaues Handbuch erklärt mir, der meckert mich wegen fehlender Kühlung an. Mein Flitzerchen hat ein erhitztes Gemüt, so ganz anders als seine Fahrerin, die ist nur mittelmäßig besorgt – scheinbar. Da die Erscheinung nicht dauerhaft ist, fahre ich umsichtig und vor allem langsam weiter bis zum Startpunkt, dem großen Parkplatz vor dem Ort Greifenstein auf der rechten Seite. GPS: 50.621042, 8.284613
Die gewählte Runde habe ich übrigens dem Wanderführer „Wanderlust im Westerwald“ entnommen, geschrieben vom Snickerskönig Karl-Georg Müller.
Die Tour 24 verspricht mir Wanderglück und Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die Ulmbachtalsperre, einen BasaltPARKours, Burg Beilstein, Burgmuseum, Burg Greifenstein und das Glockenmuseum Greifenstein.
Nun denn, dann wandern wir mal los, zunächst ein Stückchen an der Kreisstraße entlang, um dann nach der Biegung in den Wald zu spazieren. Spike hoch erfreut, flitzt flott voraus, immer mit dem Blick zurück ob ich nicht wieder für eine Fotopause stehen bleibe.
Umwerfend scheinen die Bewohner hier zu sein.


Lieber Licht und Wärme
Statt dem Waldweg weiter zu folgen, wähle ich den fast parallel laufenden Wiesenweg an den Rapsfeldern. Hunger nach Licht und Wärme sind es, die mich dazu treiben.

So ganz kann ich dem Wald jedoch nicht entfliehen und so wandern wir bald wieder auf hellen Waldwegen, bis…………….
Es wird so dunkel auf dem Weg, stockfinster sozusagen und als ich mich nähere weiß ich auch wieso.
Da kommt doch die Frage auf „Ist denn schon Weihnachten?“ Die Lücke, die vor mir andere Wanderer vermutlich geschaffen haben, reicht gerade für mich ohne Rucksack aus, den schiebe ich vor mir her. Spike schaut ziemlich verständnislos auf mein merkwürdiges Gekrabbel und Gebrummel
Ulmbachtalsperre

Tja, zurück war es heller :-) Nach einer Weile erreichen wir die Ulmbachtalsperre und haben einen großartigen Blick auf das Wasser und die dahinter liegende Landschaft. Rechts auf der Wiese steht ein Zelt und der Haushund bellt kräftig, damit auch sichergestellt ist, dass Herrchen erfährt, dass Spike im Anmarsch ist.
Eine markante Gesteinsmauer grenzt den Fuß/Radweg ab.

Ich überquere die Staumauer und genieße die traumhaften Aussichten in die Landschaft. Zwischen den Laubbäumen stehen blühende Kastanien, die momentan mit ihren roten und weißen Blüten verzaubern. Auch der Blick von hier auf die Talsperre ist fantastisch.
Hinter der Staumauer quere ich, folgsam dem GPS Track folgend, die Staatsstraße und suche auf der gegenüberliegenden Seite den Pfad, der mich bergan führen soll. Ich suche, ich probiere, lande jedoch immer wieder auf dem Holzweg, nichts geht mehr.
Ein wenig auf Chaos-Route
Ich vermute, dass hinter der inzwischen meterhoch gewachsenen Brennesselhecke und dem aufgetürmten (meiner Erinnerung nach Misthaufen, ich war schon wirklich konfus in dem Augenblick) der Weg weiter geht. Hier komme ich also nicht weiter und so folge ich einem Wiesenweg, der mich lt. Karte wieder auf die Route bringen soll.

Über eine Wiese und durchs Unterholz gerate ich dann wieder auf die vorgezeichnete Strecke, die Wege auf der Garmin-Karte, sie gibt es teilweise nicht mehr.
Erleichtert folge ich nun der richtigen Spur, die uns über eine uralte Eisenbahnbrücke leitet. Mystisch solche alten Gemäuer, schaurig schön sozusagen.
Auf den Hügel „Christköpfchen“ muss ich natürlich auch eben hinauf. Blaß aber sichtbar, die Umrisse Beilsteins.

Je nachdem wie die Sonne steht, wird dieses Kreuz strahlen. Herrlich dieser Ort, mit einer guten Stimmung.

Unsere erste Rast halten wir an diesem Fischteich ab. Bald werden hier auch die Seerosen blühen.
Eine Bank lädt ein, sich etwas Zeit zu nehmen.
Durch einen kleinen Wiesensteg getrennt liegt das nächste Becken, das jedoch leer gepumpt wurde, um Sanierungsarbeiten durchzuführen. Eine idyllische Rastmöglichkeit wird hier entstehen.
Pause hatten wir, also ignorieren wir diesen feudal aufgehübschten Rastplatz, eine Hütte steht hier ebenfalls zur Verfügung. Ein weiterer, dieses Mal gefüllter Tümpel wird gestreift

Offene Landschaft folgt nun, meine Wanderlust lässt nach. Ich fühle mich müde und abgeschlagen.
Wir erreichen Beilstein. Ein Pipi Langstrumpfpferd steht in einem kleinen Garten, traurig sieht es aus, überhaupt nicht wie „Kleiner Onkel“
Wir durchwandern den Park, der zur Burg Beilstein gehört, die irgendwie schon ulkig aussieht, mit ihrem modernen Aufsatz auf den ruinösen Mauern
Der folgende Gang durch den Ort wird, trotz netter Plaudereien mit Anwohnern, immer mühseliger. Auch die watteweichen Graswege vermögen an meiner sinkenden Laune nichts zu ändern.
Der Höhepunkt, die Burg Greifenstein liegt noch vor uns, incl. dem angegliederten Museum und doch….
Der Parkplatz ist nah und ich wende mich von dem Weg ab und trotte zum Auto. Eine absolute Premiere einen Wanderweg abzubrechen. Es macht aber keinen Sinn lustlos einem Weg weiter zu folgen, die Luft war sozusagen raus.
Am Parkplatz schütte ich ein Schlückchen meines Wassers in den Kühler, so dass der Schwimmer wieder frei schwimmt.
Tankstelle in Sicht
Nach einer kurzen Fahrt auf der Autobahn steuere ich eine Tankstelle an, in der Hoffnung einen Fachmann in Sachen Kühlflüssigkeit anzutreffen. Die Dame hinter der Brötchentheke macht keinen fachmännischen Eindruck und so wende ich mich zögernd an einen Kunden.
Dieser Mut wird belohnt, er kommt mit mir zum Auto, erklärt mir, dass normalerweise kein Wasser aus dem geschlossenen Kühlssystem entweichen kann und dass ich besser zu einer Werkstatt fahre. Er schaut sich den Motorraum an, stellt fest es ist nichts feucht, also kann es am Kühlerabschlussdeckel liegen.
Erleichtert reise ich Richtung Linz, lasse mich von der Lebendigkeit meiner Enkelin anstecken und fahre dann ziemlich müde wieder heim, und das ohne Spike. „schnief“
Ein Wandertag, der wunderbar begonnen hatte, ihn behalte ich einfach so auch in Erinnerung, Burg hin oder her, die läuft nicht weg :-)
GPS Daten und Karte erspare ich euch, zum nachlaufen wäre diese 13,5 km nicht geeignet.
Es grüßen euch bis zum nächsten Mal
dat Elke + Spike