Vor vielen Jahren, genauer im Jahr 2014, wanderte ich erstmals durch den Rheinbacher Wald. Noch tierisch gut zu Fuß, empfand ich damals die Strecke von 13,5 km als eher klein. Wir trödeln heute eine kleine, nicht mal 10 km Runde durch den Stadtwald von Rheinbach, besuchen die Waldkapelle und die Burgruine Tomburg.

Heute heißt es in Teilen des Waldes „Hund an die Leine“, denn derzeit sind 40% des Stadtwalds unter Naturschutz gestellt. Nach meiner Einschätzung und Erinnerung hat sich hier einiges verändert. Vor neun Jahren waren mehr Teiche und Fließgewässer Wasser führend, auch einige der Pfade sind verschwunden. Ob diese Veränderungen der Flutkatastrophe im Juli 2021 zuzuschreiben sind? Leider gibt das Internet diesbezüglich nicht viel her und eine Anfrage bei einer Rheinbacher Facebookseite blieb auch ohne Antwort. So bleibt es beim spekulieren.

Rheinbacher Wald

  • Start/ Ziel: Parkplatz, Tomberger Str. 901, 53359 Rheinbach
  • Streckenlänge: 9,2 km mit 111 Höhenmetern
  • GPS Track
  • Meine Tour aus 2014

Der geräumige Parkplatz bietet Platz für Wandergruppen, also los ihr RudelwandererInnen, diese kleine Hürde wäre dann doch schon genommen.

Versifftes Schild Eifelverein Rheinbach
Kein schöner Anblick

Gleich hinter dem Parkplatz steigen Erinnerungen an meine Wanderung vor vielen Jahren auf. Schon vor neun Jahren waren die Weg weisenden Schilder des Eifelverein ungepflegt. Offenbar ist hier das Engagement weniger groß, als in anderen Regionen.

Damit aufhalten lohnt nicht, also suche ich das Weite und finde im lichten Wald schnell in meinen Wanderrythmus. Bei den heutigen Lichtverhältnissen lässt sich das tief eingekerbte, rappeltrockenene Bachbett schlecht fotografieren. Mit Blick auf die vergangenen Wochen und relativ ergiebigen Regenfälle verwundert diese Trockenheit aber schon.

Rheinbacher Stadtwald
Rappel trocken

Wie idyllisch der Wald hier ist, kommt auf meinen Bildern nicht so gut rüber. Für mich war es wunderschön. Den Hinweis „Tomburg“ auf dem dunklen Holzschild ignorieren wir, zur Burgruine gelangen wir erst am Ende unserer Runde.

Auch ein Baum ist verletzlich

Bäume leiden an unterschiedlichsten Erkrankungen. Mal dringt ein Pilz in offene Wunden ein, mal entwickelt sich s.g. Baumkrebs. Um Wunden zu verschließen bilden sich Wundgewebe (Überwallungen). Faszinierend und traurig zugleich, denn häufig entstehen Verletzungen an Baumrinden durch die Unachtsamkeit unserer Spezies. Der Umgang mit der Natur ist uns ziemlich abhanden gekommen.

Rheinbacher Stadtwald
Imposant, wie ein Baum sich gegen Verletzungen oder Pilzbefall wehrt.

Nicht der Schopftintling ist es, der den Baum anfrisst. Der nur sehr befristet haltbare Pilz ist für uns essbar, solange er frisch ist. Dann schmeckt er ein wenig nach Spargel, weshalb er auch Spargelpilz genannt wird. Er ist ein Verwandter des Champignon.

Schopf Tintling im Rheinbacher Stadtwald

Spiele mit dem Hund

Auf den hier ziemlich eintönig verlaufenden, breiten Wegen wird gespielt. Absitzen, bleiben, kommen auf Zuruf. Das klappt mit Jana hervorragend, solange niemand mit Futterbeutel in der Nähe ist.

Hund auf Waldweg
Jana hat nur mich im Blick und das ist gut so

Raus aus dem Rheinbacher Wald

Gegen Ende des Sommers steigt bei mir auch der Wunsch nach wandern außerhalb von Wäldern, oder eine 50:50 Mischung. So verläuft unsere heutige Runde wunschgemäß auch offen. Allmählich ziehen die angekündigten dichteren Wolken auf, zarte weiße Fäden melieren den vormals blauen Himmel.

Rheinbach
Heuballen, das Winterfutter für Nutztiere

Die Hornisse

Eine Geschwulst am Hochsitz entpuppt sich beim näher kommen als Hornissennest. Der Fledermauskasten daneben, dürfte in diesem Herbst wohl unbewohnt bleiben.

Hornissennest an Hochsitz
Hoch schauen lohnt sich mitunter

Es herrscht ein emsiges Treiben bei den großen Fluginsekten. In diesem Monat hat ein Hornissenvolk so ziemlich seinen Höhepunkt erreicht. Anfang November stirbt das „gemeine“ Volk und nur die Jungköniginnen überleben in ihren Winterquartieren. Die alte Königin hat schön länger ausgedient, wird nicht mehr versorgt und stirbt ebenfalls.

Ich hatte das Vergnügen in mehren Jahren in Folge Hornissennester über mir im Dach zu haben. Die haben irgendwann keinen Platz mehr für neue Nester gehabt und seit dem ist Ruhe. Bei Volker sitzen sie im Rolladenkasten und nerven nachts mit ihren Flügen. Ja, die sind tag- und nachtaktiv. Hornissen finde ich ausgesprochen spannende Tiere, ich beobachte sie gerne.

Hornissennest an Hochsitz
Reges Völkchen, diese Hornissen

So langsam wird mir während des Schreibens klar, dieser „Wanderbericht“ zeigt wenig Landschaft, bisher! Aber so muss das auch mal sein. Für Landschaftsgucker stelle ich aber ein paar wenige Bilder in die Galerie, bis wir die Teiche erreichen.

Rund um Rheinbach
Ein einzelne Distel bringt Farbe

Die Rheinbacher Teiche

Langsam trödeln wir den mystisch anmutenden Teichen im Rheinbacher Wald entgegen. Zu dem System dieser Teiche habe ich im Internet nur wenig für mich verständliches gefunden. Demnach fließen hier insbesondere der Eulenbach und der Gräbbach, zunächst auf gemeinsamen Wegen und dann einzeln. Der Rheinbacher Verschönerungsverein hat dann wohl 1887 die Teiche angelegt, sozusagen als Ergänzung des dort verlaufenden Pilgerpfads.

An den Rheinbacher Teichen
An den Rheinbacher Teichen

Was einst mit Begeisterung und Freude für die Region getan wurde, vermisst heute scheinbar die Unterstützung der Gemeinden. So liest man es hier und dort. So sind einige der einst Wasser führenden Gräben vertrocknet, aus den Rohren, die mal das nötige Nass zuführten, fließt nichts mehr. Die schönen Plätze zeige ich euch, denn die lohnen das Verweilen und Innehalten auf jeden Fall.

Rheinbacher Teiche
Der Anblick ist so herrlich verwunschen
Rheinbacher Wald
Und noch ein wenig schauen
Rheinbacher Wald
Was sich wohl unter der grünen Wasseroberfläche verbirgt?

Waldkapelle Rheinbacher Wald

Unweit der Teiche treffen wir dann auch die Waldkapelle, die unmittelbar an der L492. Im Jahr 1683 wurde am Fundort eines in eine Buche eingravierten IHS Monogramms diese Waldkapelle errichtet. Die nun entstehende Wallfahrtsbewegung motivierte zum Bau eines Klosters (1686) und einer Kirche (1728). 1804 wurden beide Gebäude abgerissen. Der Holzscheit mit der IHS Gravur wurde, nach vielen Jahren Aufenthalt in Jesuitenkirchen, 1781 in der Kapelle untergebracht, jedoch 1984 geklaut. Die Grundmauern des Klosters hat man später wieder ausgegraben. Wer mehr wissen will, der bemühe Wikipedia

Und dann wäre da noch die Tomburg

Erstmal wandern wir noch ein wenig weiter, genießen diese unbeschreibliche Ruhe und erzwingen dann den Tomberg. Es geht ordentlich den Berch hoch, vorbei an Barrieren, die dem wilden Treiben der Mountainbiker ein Ende setzen sollen.

Vermutlich um 900 n. Chr. als Herrensitz angelegt, später zur Burg ausgebaut, wurde die Tomburg später, wie so viele Burgen, vergessen und vergammelte. Die Steinbrucharbeiten in der Region rückten dem Gelände immer mehr auf den Pelz und wurden, durch das engagierte Eingreifen eines Gutsbesitzers, bestoppt. Er schenkte die Burgruine der Stadt Rheinbach. Wieder war es der Verschönerungsverein Rheinbach, der sich für den Erhalt der Burgreste einsetzte.
1979 wurde der Tomberg zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1986 ist das Plateau des Tombergs als Bodendenkmal eingetragen, 1993 erfolgte die Eintragung der Ruine als Baudenkmal (gelesen und gekläut hier)

Tomburg
Tomburg _ Bergfried

Hier oben ist es herrlich. Wir streunen eine ganze Weile hier herum. Der Himmel hat wieder sein blaues Kleid angezogen und lockt geradezu hier zu verweilen. Liebevoll wird sich ganz offensichtlich um den Erhalt dieses Plateaus gekümmert. Selbst die Abfallbehälter haben einen bunten Anstrich erhalten und peppen den Gesamteindruck auf.

Laaaangsam trödeln wir wieder den Weg hinunter und haben es dann auch nicht mehr weit bis zum Parkplatz.

Tomburg Ruine
Langsam wieder hinunter

Auch wenn mir nicht alle Wege gefallen, die wir beschritten haben, so ist die Erinnerung an die wunderschönen Zwischenstationen dominant. Gerne kommen wir wieder.

Bis dahin grüßen wir aus dem derzeit trüben Leverkusen

Elke und Jana

2 Kommentare

  1. Schöner Bericht, liebe Elke, die Osteifel kenne ich so gar nicht (wegen zu weit weg); schade, denn es gibt dort offenbar herrliche Wandermöglichkeiten (z.B. auch bei NAE)

    1. Oh ja, die Osteifel bietet einiges an schönen Wanderwegen. Und Natur Aktiv erleben hat da schon einige tolle Touren vorgestellt.

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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