Wällertour Brextalschluchtweg-Wandern und Fotografieren
Ich habe es mir inzwischen abgewöhnt Pläne für einen kommenden Tag zu machen. In letzter Zeit plane ich viel zu häufig noch am frühen Morgen um, also….
Aufgewacht – Kaffee gekocht – Kaffee getrunken und der Plan ist gefasst, wir fahren nach Grenzau und wandern eine Wäller Tour – heute den Brexbachschluchtweg . Hier der 17km aufgezeichnete GPS Track
Bisher habe ich mit den Erlebnisschleifen und den Wällertouren im Westerwald nur gute Erfahrungen gemacht. Meist waldreich sind dies Wege, die auch bei Sommerhitze mit einem fellreichen Vierbeiner begehbar sind. Trotzdem ist immer anzuraten für reichlich Wasser zu sorgen, denn unsere Begleiter kühlen sich über Hecheln und verlieren dabei sehr viel Flüssigkeit.
Wällertour Brextalschluchtweg – Information
Wir starten in Grenzau in der Nähe des Hotels zur Zugbrücke und wandern entgegen dem Uhrzeiger an einer kleinen Golfanlage und einer Kletteranlage vorbei und befinden uns bald darauf schon auf einem herrlichen Waldweg. Rechts neben und unter uns plätschert lebendig der Brexbach, dem wir heute immer wieder begegnen werden.
Sauber sieht der Wald aus, wie frisch gefegt, während eine sehr alte Begegnungsstätte auf dem Weg einen eher rustikalen Eindruck macht. Neu neben alter Bank stehen dort vereint, das Häuschen wirkt sehr verlassen.
Solche Bänke sammelt Uwä von Draußen und unterwegs mit inniger Leidenschaft, also kriegt er wieder eine fürs Album.
Wir ziehen derweil weiter, mit der Bank im Gebäck und erreichen bald darauf den alten Bahnhof in Grenzau. Das Gebäude sieht so genutzt aus, aber lt. Internet ist das ehemals dort betriebene Restaurant seit 2012 geschlossen.
Der Wagon, der vor dem Bahnhof steht, hat aber inzwischen eine grundlegende Auffrischung erfahren und wurde auf den Namen „Donnerbüchse“ getauft – Baujahre dieser Wagenserie waren 1928 und 1929. Der Wagon wird für Privatfeiern zur Verfügung gestellt, natürlich gegen Bares.
Die Brex
Die Brex, so wird sie liebevoll genannt, die ehemalige Bahnverbindung Engers-Siershahn, die Brexbachtalbahn genannt. 1884 eröffnet und 1989 leise und kontinuierlich dem Untergang entgegen gerollt, soll die Bahnstrecke, bzw. die Streckenabschnitte Grenzau – Höhr-Grenzhausen und Bendorf-Sayn Richtung Engers reaktiviert werden. Tätig sind hier der Verein Brexbachtalbahn e.V und der Eifelbahn-Verkehrsgesellschaft aus Linz. Ich erzähle das hier, weil diese derzeit noch so stille Trasse heute immer wieder meine Augen erfreut.
Das war der geschichtliche Teil, nun geht es wieder ans körperliche, denn hinter dem Bahnhof erklimme ich den Kammerforster Steig. Drei volle Tage waren die Bürger damit beschäftigt den Steig zu dem zu machen was er heute ist, eine attraktive Verbindung hoch zur K 117.
Nur ein Wäller kann auf die Idee kommen solch einen Waldweg, der zugegeben wirklich steil ist, einen Steig zu nennen. Der Wäller ist halt besonders :O und ich habe bisher nur nette Wäller kennen gelernt. Am Rande von Kammerforst vorbei queren wir den Masselbach, der wie aus dem nichts auftaucht und ebenso schnell wieder verschwindet und zwar im Brexbach.
Ich liebe es zu wandern
Auf einem traumhaften Wiesenweg wandern wir nun wieder an Bachläufen und kleinen Sumpfgebieten entlang. Da kommt Freude und Dankbarkeit auf, hier sein zu dürfen. Nachdem ein mannshoch zugewucherter kleiner Wegabschnitt zu absolvieren war, finden wir uns am Feldrand wieder, mit tiefen Ausblicken in die Landschaft.
Noch eine ganze Weile streifen wir am Rande von Alsbach entlang, sehen Pferdewiesen und genießen die Sonne, die jetzt noch nicht ihren höchsten Punkt erreicht hat. Ich bin froh die Gehrichtung so gewählt zu haben. So haben wir Waldwege zum Nachmittag.
Die Weidetiere kümmert es nicht, dass wir da sind

Spike hat Spaß, die Wiesenwege sind freundlich zu seinen Pfoten und so läuft er gerne ein ganzes Stück voraus, ich muss ihn ständig zurück pfeifen.
Die beiden Angus Bullen bieten ein herrliches Bild. Müde liegen die beiden im Gras und rappeln sich bei meinem Erscheinen auf. Welch eine Ehre.
Nauort scheint ein recht junges Dorf zu sein. Die Bebauung wirkt sehr modern, zumindest in dem uns zugewandten Teil. Fleißig wird für Häusernachschub gesorgt.
Entspannung im Schatten
Nun, nach einigem schwitzen in der prallen Sonne, geht es praktisch ausschließlich durch Wald. Still ist es hier, kein Laut aus der Zivilisation zu hören. Spike hechelt regelmäßig und die Steine unter meinen Füßen knirschen, bis ich auf einer Grasnabe laufen kann und auch dieses Geräusch verschwindet.
Plötzlich ein lautes Krachen, so als hätte jemand einen dicken Ast geknackt. Ein lautes „muuuuh“ lässt mich den Verursacher vermuten und dann entdecke die Damen aus der Agnus Rinderherde, die einfach ins Unterholz entlassen werden und sich die Bäuche mit allem was sie finden voll stopfen. Ich denke, auch wenn mein Fleischkonsum gegen Null tendiert, dass diese Tier ausgesprochen schmackhaft sind, weil sie sich mehr bewegen und stressfreier leben.
Auch das lassen wir hinter uns und verschwinden endgültig in der Stille des Waldes, um uns langsam aber beharrlich dem Teufelsberg zu nähern. Hohe Schwarzkiefern säumen den Weg, ich mag die rauen, grob schuppigen braunen Baumstämme, also ich denke dass es Schwarzkiefern sind.
Am Teufelsberg wird gerade die Bank frei, die bis dahin ein Fahrradfahrer besetzt hatte. Welch ein Glück, denn hier werden wir eine ausgiebige Pause einlegen. Eine kleine Stärkung für mich und Spike, einen Schluck kühles Wasser und die Welt steht für eine kleine Weile still.
Genüsslich legt Spike seine Schnauze auf die Pfoten und blinzelt nur hin und wieder ob noch was fressbares vor seiner Nase landet. Ich bin immer wieder begeistert wie sehr er sich meinen Stimmungen anpasst. Ruhe ich, kann er es auch und regelmäßiges atmen verrät mir, er ist dem Hundetraum verflixt nah.
Nach 20 Minuten erheben wir uns vollkommen relaxt und ziehen weiter den Waldpfad hinab Richtung Haltepunkt Nauorter Bahnhof. Früher konnten hier Reisende der Brexbachtalbahn aus- und zusteigen.
Gedankliche Zeitreise
Wir wandern weiter und dabei mache ich eine gedankliche Zeitreise, viele viele Jahre zurück, als die Bahn hier lang fuhr, mitten durch dieses herrliche Grün, ganz dicht an Felswänden entlang, zum greifen nah und sicher bei dem ein oder anderen Reisenden mit einem kleinen Gruseln wahr genommen. Fahrten durch die dunklen Tunnel, die ja nicht beleuchtet waren, auch hier die Wände dicht an den Wagons.
Schwer wieder in die Realität zu finden, zu schön und spannend sind die Bilder, die ich vor meinem geistigen Auge sehe. Aber wir erreichen nun Wasser und Wasser ist für Spike jetzt eine wahre Freude. Sofort flitzt er ins kühle Nass, trinkt und stiefelt einfach so zur Abkühlung hindurch.
Gelegenheiten wird er jetzt erstmal häufiger finden und er nutzt sie auch fleißig. Idyllisch und lebendig plätschert es neben uns, oft mit kleinen Wasserstufen versehen oder von Biberbauten angestaut.
Jetzt schenke ich euch einfach ein paar bildliche Eindrücke vom weiteren Verlauf der Tour.
Ich entdecke eine kleine Steinhöhle und zusammen mit einem einheimischen Wanderer spekulieren wir, dass es sich um eine Schutzhütte für Material handeln könnte, die zu Zeiten des Bahnbetriebes genutzt wurde. Auch hier verweilen wir nicht lange und wandern weiter durch zauberhafte Wälder.
Teilweise liegen hier die umgestürzten Bäume vom letzten Sturm, noch mit Battwerk versehen, auf dem Weg. An einem postiere ich Spike und klettere hinüber, versuche ein anständiges Fotos von seinem Flug über das Hinderniss zu schiessen….
naja es geht so :-) aber er ist tatsächlich geflogen. Ich wundere mich immer wieder was der noch so drauf hat. Und das nach einer langen Wanderung bei sehr warmen Wetter.
Daumen hoch für ihn!!!
Die letzte wirkliche Herausforderung stellt der schmale Pfad hinauf zum Kaiserstuhl dar. Bizarre Felsen säumen den Weg und auf halber Strecke gibt es für erschöpfte Wanderer/innen eine kleine Bank zu verschnaufen.
Nach diesem Schweiß fordernden Aufstieg haben wir es geschafft, der Weg zur Burgruine Grenzau ist entspannend und wieder nur herrlich. Im Schatten der Bäume sitze ich dann noch einmal auf einer Bank und schaue die Burgruine hoch.
Wir halten uns hier nicht lange auf, lenken unsere Schritte wieder hinab nach Grenzau, die Ruine immer wieder im Blick. Ein interessantes Gebäude sehe ich auf der Anhöhe gegenüber. Von oben ein Blick auf die Ortschaft, die so schnuckelig und ruhig unter mir liegt.
Den rostigen Gesellen musste ich einfach mitnehmen – auf dem Kamerachip meine ich :-)
Tschüss Kannebäckerland
Eine wunderschöne Wanderung geht dem Ende zu. Noch vor dem großen Feierabendstau fahren wir heim, deshalb spare ich mir auch die Einkehr. Das nächste Mal wieder, ist doch schöner solch einen Tag entsprechend abzuschließen. Ach übrigens, wir sind im Kannebäckerland, der Landstrich der Keramiken. :-)


Schöne Bilder und toller Bericht, wie immer. Bin Teile Deines Weges im Februar auch gewandert, allerdings als Strecke von Alsbach das Tal abwärts nach Bendorf-Sayn (https://www.youtube.com/watch?v=8yA2pj2m3pI). Das Brexbachtal ist das schönste Tal vor meiner Haustür und in weniger Minuten zu erreichen. Erkundet in unzähligen Wanderung zu jeder Jahreszeit, auch in vielen Abendwanderungen nach Dienstschluß. LG Rüdiger
Deine Tourbeschreibung im Video zeigt, dass sich die Wanderregion auf jeden Fall auch zu anderen Jahreszeiten lohnt.
Wir sind gesegnet mit viel Wandergegend :-)
Wiederum ein sommerlicher Bericht ;-) während sich hier der Himmel zuzieht und ein Hitzegewitter verspricht. – Übrigens alte Bahnstrecke: wir waren gestern bei der Mutter in Prüm und sie hatte eine wunderbare Nachricht: in 2 Jahren wird die alte Bahnstrecke Prüm-Gerolstein wieder in Gebrauch genommen. Eine Traumstrecke kann ich da nur sagen. Als ich als junger Bursche zu meiner Liebsten unterwegs war (von Köln kommend), war ich richtig verzaubert von der Schönheit dieser Strecke. Nach der Schließung habe ich immer bedauert, dass keine Radstrecke daraus wurde, aber so ist es auch schön. LG, Guido
Oh wie schön, solche Strecken bemüht man sich heute wieder zu sanieren und das finde ich traumhaft schön, besser als Fahrradtrassen :-)
Vielleicht setzen sie dort auch wieder eine alte Dampflok ein :-)
Reaktivierte Bahnstrecken sind selten, aber es gibt sie. Die 17 Jahre lang stillliegende Strecke zwischen Meinerzhagen und Marienheide wurde Ende Februar wiedereröffnet und wird seitdem durch die RB 25 fahrplanmäßig befahren. Ist doch toll!
Im Brexbachtal habe ich damals zumindest eine motorisierte Draisine auf der Strecke gesehen. Immerhin! :-)
Ich ging diesen Weg (allerdings im Uhrzeigersinn) vor einem Jahr und habe ihn in guter Erinnerung.
Ich bin immer wieder überrascht, wie die Gehrichtung, die man für einen Weg wählt, die Wahrnehmung der Eindrücke beeinflußt. Eigentlich sollte man jeden schönen Weg 2x gehen, in beiden Richtungen. Ich erinnere mich bei dieser Wanderung besonders an den Ort Alsbach, der -aus Richtung Nauort kommend- sich scheinbar aus den Wiesen erhebend nach und nach vor dem Wanderer sichtbar wird. Entgegen dem Uhrzeigersinn gegangen, hat der Weg sicher wieder andere besonders schöne Momente.
In jedem Fall ein Weg, auf dem man sich wohlfühlt beim Gehen. Wohlfühlt wie bei Deinem Bericht und den schönen Fotos. So soll es sein. :-)
Vielleicht sollte ich diesen Weg erneut in der von dir beschriebenen Richtung auch einmal gehen. ICh schaue mich zwar andauernd um, aber eben die Eindrücke, die du schilderst, erschließen sich erst, wenn man tatsächlich die Laufrichtung wählt
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar ;-)
Wir sind die Tour ja auch schon gelaufen (vor 2 1/2) Jahen… an den rostigen Gesellen kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Schöne Bilder (wie immer)!
Liebe Grüße, Jörg
Tja Jörg, da kann ich dann nur sagen, noch einmal laufen und genau hinsehen lach
Einen lieben Gruß
Elke