Wenn Mädels wandern, sollte niemand in der Nähe sein. Das ist wohl ein Resümee des gestrigen Wandertages. In unmittelbarer Nähe könnte schon mal jemand in die Luft gehen, aber STOPP, auf Anfang….
Ginster gesucht auf der Dreiborner Hochfläche
Wenn Mädels wandern
- Start/ Ziel: Erkensruhr Simmerath, Hirschrott Wanderparkplatz
- Streckenlänge: 16,3 km
- Höhenmeter: 465 m
- GPS Track (Vorsicht Text lesen, Wanderwege sind in der Karte, jedoch nicht mehr zu finden)
- Originaltrack mit weniger Offenflächen: outdooractive
- Einkehr: Nur in Erkensruhr und Hirschrott, jedoch nicht im Streckenverlauf
Zuversichtlich, da die Beschreibung viele Ginsterflächen verspricht, lade ich mir den Track bei outdooractive herunter, um ihn mit Tanja nachzuwandern. Im Verlaufe der Tour stellen wir jedoch fest „Zu wenig offene Flächen, zu viel Wald“ also sind wir vom Track abgewichen und eigene Wege gegangen. Was dabei heraus kommt, wenn Wanderschnecken improvisieren, das lest ihr im Folgenden.
Erkensruhr am „A..“ der Welt?
So ein bisschen abgelegen liegt der Wanderparkplatz ja schon, ich erinnere mich gut an unsere Anfahrt mit Kolleginnen/Kollegen im Jahr 2012 zu unserem Kulturwanderwochenende, da wechselten ungläubige Blicke von einem zum Anderen, auf der Einflugschneise zum damaligen Hotel Eifelgold.

Wir beide, Tanja und ich indes, freuen uns über die zu erwartende Stille in dieser Region und wandern im zügigen Wanderschneckentempo los. Still liegen die Wiesen und Wälder in der Morgensonne, auf einer großen Wiese spielt ein Kind mit seinem sprintfreudigen Vierbeiner. Wir sehen eine Weile zu, wie Hund und Junge hinter einem Ball her rennen, beide offensichtlich tief im gemeinsamen Spiel vertieft.

Die Waldkapelle
Im Inneren der Kapelle herrscht eine segenvolle Ruhe. Bitten und Danksagungen an die Mutter Gottes sind auf Holztafeln formuliert hier aufgehangen. Kerzen sind entzündet und unterstreichen den friedvollen Eindruck.

Nur der grüne Abfalleimer, da sind wird uns einige, wirkt deplatziert und störend.

Es wechseln nun Waldabschnitte mit Höhenwegen. Leider dominieren aber dann irgendwann die dunklen Waldwege, die wir gerne zügig wieder verlassen würden. Unser ‚Schritt wird schneller, so gar nicht mehr wie Wanderschnecken.

Fledermaushöhle
An einer Höhle, die möglicherweise auch Fledermäusen als Unterschlupf dient, treffen wir auf eine junge Familie. Unsere Bewunderung und Staunen gilt dem dreijährigen Knirps, der mit einem Wanderstab bewaffnet die schmalen Pfade wandert und ganz offensichtlich ganz selbstverständlich in Kauf nimmt auch einmal auf die Knie zu fallen. Gleiches stellen wir später bei der kleinen Schwester fest, die vermutlich gerade erst das laufen, aber auch stürzen lernt.

Der folgende, kleine Pfadabschnitt weckt Begeisterung.

Endlich auf der Höhe und an Sonnenlicht
Und endlich erreichen wir den Part des Weges, der uns den mit Ginster gesäumten Wanderweg präsentieren soll. Nur noch ein kleines Stück…….

Was ist mit dem Ginster los?

Der Ginster hat sein Leben ausgehaucht. Bereits gestern hatten wir vom großen Ginstersterben bei Arft gelesen. Offenbar stirbt ein Ginsterstrauch nach ungefähr 15 Jahren Lebensdauer. Bis dann die kleinen Büsche nachwachsen vergehen oft 3-4 Jahre und mehr. Wir konnten nicht ahnen, dass die Geburtsstunde des Ginster in der Vulkaneifel im gleichen Jahr war, wie die in der Rureifel.

Wunderschöne schmale Wiesenpfade werden uns gegeben, doch der trockene Ginster trübt ein wenig die Stimmung. Nun ja, die Eifel hat auch ohne das Eifelgold ihren unbestrittenen Reiz, aber wir sind ja bewusst angereist, um die Ginsterblüte zu genießen.

Die schöne Bank am Waldrand bietet neben den bereits dort sitzenden Wanderern auch für uns noch ein Plätzchen zum rasten. Möhrchen werden vertilgt und ein Schluck Wasser getrunken, ein wenig erzählt und bald ziehen wir schon weiter.
Die Dreiborner Hochfläche
Die Dreiborner Hochfläche ist ein ehemaliges Truppenübungsgelände. Ungefähr 60 Jahre lang wurde hier geballert, mit Panzern der Boden verdichtet, der auch heute noch tiefe Pfützenbildung nach sich zieht. Wo genau weiß ich nicht, aber Munitionsreste sollen hier noch zu finden sein, deshalb die Warnung auf einer Tafel, sich auf Wanderwegen zu bewegen.
Wir ziehen also, dem Track entsprechend weiter und genießen den blauen Himmel über uns und die sagenhaft weiten Aussichten in die Hochfläche.

Es wird ein wenig geblödelt und hier an dieser Stelle der Entschluss gefasst, wir laufen eine große Schleife hier oben, bevor wir uns auf den Rückweg nach Erkensruhr begeben. Damit verlassen wir den Track, der uns nach unserer Einschätzung viel zu früh wieder in den Wald schickt.
Wir wandern einem kleinen Bachlauf entgegen, neben dem sich ein paar niedrige Ginsterbüsche eingefunden haben. Tanja nimmt Tempo auf, will wenigstens einmal eine richtige Nase voller Ginsterduft einatmen. Außerdem ist der kleine Mückenbach mit den dicken Trittsteinen tatsächlich ein toller Anblick.


Irrwege und plötzliche Panik
An dieser Stelle, so zeigt die topografische Karte, zweigt ein kleiner Weg ab, dem wir folgen wollen. Nach kurzem Suchen finden wir ihn und folgen dem schmalen Pfad. DAS sieht doch richtig ansprechend aus. Gut gemacht. Frohgemut wandern wir weiter und landen irgendwann im dicht bewachsenen, aber pfadlosen Nichts. Liegeplätze von Borstentieren sind deutlich zu sehen und auch die Spuren einiger Rehe fallen uns auf, aber einen Weg, nein….

Eine Weile trotten wir etwas ratlos dem Track auf meinem Navigationsgerät nach. Ein Weg ist beim besten Willen nicht mehr auszumachen. Plötzlich tönt hinter mir die Stimme von Tanja „Stand da auf dem Schild nicht was von Betretungsverbot?“ „Ähem, ja ich glaube schon“ “ Und, stand nicht auch was von Kampfmitteln?“ „Ääääääh, ooooooooh…..“
Damit war es mir Ruhe und Gelassenheit endgültig vorbei. Eine gewisse Panik macht sich breit, sorgfältig wird geschaut ob da nicht irgendwo was liegt, etwas aus Metall, etwas das uns ………
Ich glaube meine Bemerkung, dass wir eh nichts mehr mitkriegen, wenn es uns ……. beruhigt Tanja nicht im mindesten und dann noch dieses Gelände, dass sich hervorragend als Unterkunft für Schlangen und Nattern eignet. Tanja ist sich nicht sicher, ob die Angst vor den aalglatten Schlängeltieren größer ist, oder die Sorge vor einer Granate, einem Blindgänger oder was auch immer.
Hätte Tanja die Bemerkung eines Facebookwanderfreundes schon jetzt den Weg in ihr Gehör gefunden, die wäre vermutlich aus dem Stand in Ohnmacht gefallen. Andreas behauptet nämlich: Gerade im Nationalpark Eifel lauern diese Plindschleichen auf den verbotenen Wegen auf irrende Wanderer, weil sie genau wissen: Es kommt niemand zu Hilfe. So können sie sich ungestört ihrem Festmahl hingeben.

Wieder auf breiten Wegen
Was hat uns in diesem Gelände nun mehr Kraft gekostet? War es die Panik oder doch diese unebene Grasflächen, die die Beine immer schwerer werden lassen?
Wie dem auch immer sei, irgendwann erreichen wir wieder breite Wege und deren Anblick hat uns noch nie so erfreut, wie an diesem Tag. Selbst der dürre Ginster kann uns nicht mehr schrecken und uns fallen wieder Fragen ein….






Eine abenteuerliche Wanderung findet ein glückliches Ende. Wir sind beide unendlich müde, die Anspannung hat mehr Kraft gekostet, als wir dachten. Trotzdem sind wir der einhelligen Meinung, solche Abenteuer, wenn sie denn gut ausgehen, würzen das Leben. Wir erleben sie ja immer wieder, meistens weil wir irgendwann einen der selbst gebastelten Wege aus den Augen verlieren.
Zu Zweit sind solche Erlebnisse aber immer wieder gut zu meistern und die Enkel können sich später unsere Geschichten anhören. Also eines sollten allerdings die lieben Leserinnen und Leser vermeiden, nämlich dem Track nachzuwandern. Nehmt lieber das Original, auf das ich oben verweise.
Einfach nur herrlich :-)
:)
Ich bin gerade auf Thasos (Griechenland, Makkedonien) Und hier kommt es uns auch vor, dass der Ginster deutlich weniger geworden ist. Nur noch wenige Stellen an denen wir ihn gesehen haben. Das kann natürlich auch an den Waldbränden des letzten Jahres gelegen haben. Aber eigentlich war der hier auch immer auf großen Flächen zu finden.