Inzwischen sind wir richtig hier angekommen, im Naheland, in Kirn.
Ganz in der Nähe meiner Übergangsbleibe finde ich das Örtchen Herrstein und genau dort startet auch meine heutige Traumschleife Mittelalterpfad
Traumschleife Mittelalterpfad
Auch diese Traumschleife hatte ein Jahr lang, nämlich 2010, den Titel „Schönster Wanderweg Deutschlands“ Ich möchte herausfinden, ob ich zu einem ähnlichen Ergebnis kommen würde. Mein GPS Track
Grundlegende Informationen zum Weg und ggf. den GPS Track, der dank der ausgezeichneten Beschilderung in beiden Wanderrichtungen aber vollkommen überflüssig ist, finde ich auf der Webseite des Hunsrück
Herrstein Romantik pur
Gleich gegenüber dem Torbogen, der den Eingang zum Ort und auch den Beginn des Wanderrundweges symbolisiert, finde ich einen Parkplatz: Bachweg, Herrstein.
Am Torbogen finde ich die häufiger auf Traumpfaden montierten Behälter für Infoflyer, die gefüllt sind mit Material zum Weg oder/und Ankündigung besonderer Ereignisse. In dieser Hinsicht sind die Traumschleifen wirklich hervorragend organisiert.
Ein kleines Stück Weg und schon erreiche ich den nächsten Torbogen, der älteren Ursprungs ist und mich in den Ort Herrstein hineinführt.
Es ist noch diesig und so sind Fotos am frühen Morgen nicht so prickelnd, aber der Ort nimmt mich sofort gefangen. Wer Lust auf redselige und informative Begleitung, bzw. Führung hat, kann dies in den Monaten Mai bis Oktober immer donnerstags 16:30 Uhr sowie samstags 14:30 Uhr, ab Uhrturm genießen.
Früher war das so…..
Da ich die Führung nicht erleben konnte, war ja weder Donnerstag noch Samstag dort, habe ich mir ein paar Informationen von Frau Google besorgt. Demnach wurde Herrstein zwischen 1250 und 1275 als Burg erbaut und rd 200 Jahre später mit Stadtrechten versehen.
Die Bevölkerung war zumindest in den frühen Jahren recht klug, wenn man Überlieferungen glauben kann. Sie sind nämlich den heran stürmenden Truppen des Marschall Turenne im Jahr 1674 zuvor gekommen und haben die Stadtmauer selber eingerissen und so vermutlich den Stadtkern gerettet.
Um das Jahr 1970 herum begann eine umfangreiche Sanierungskampagne, die zum Ziel hatte einen mittelalterlich wirkenden Ortskern zu erhalten. Die ist in der Tat hervorragend gelungen, das zeigen die Besucherzahlen.
Der Hankel Brunnen
Hier stehe ich am Hankel Brunnen. Hankel ist ein Spottname für die Herrsteiner Bevölkerung und wurde von dem hier häufig anzutreffenden Vornamen Johann-Karl abgeleitet. Der Brunnen zeigt einen Jungen, der einen Erwachsenen ärgert, verspottet. Mehr zum Hankel hier: Wikipedia
Durch einen Tunnel, der extrem ein Gefühl von Mittelalter vermitteln kann, erreichen wir den Uhrturm (12./13.Jh), in dessen Inneren das regelmäßige „tock tock“ des Uhrwerkes zu hören ist, wie ein dumpfer Herzschlag, gaaanz regelmäßig.
Wunderschönes Fachwerk
Die schönen Fachwerkhäuser werde ich mir nach meiner Wanderung anschauen und auch in die Zehntscheune werde ich erst nachher einkehren. Also folgen wir relativ zügig den Wegezeichen der Traumschleife und erreichen so bald die Schlosskirche, die etwas oberhalb der Stadt liegt.
Ein Blick zurück lässt ein wenig Gänsehaut auf meinen Armen erscheinen. So still und friedlich liegt Herrstein da, kaum ein Laut dringt an meine Ohren, als sei die Stadt noch im Tiefschlaf. Über die Köpfe der Häuser hinweg tiefe Blicke in die umgebende Landschaft. Wirklich ein Herzensblick ist das!
Nun reiße ich mich aber doch los und erlaube dem geduldig wartenden Spike ein paar Meter vorzulaufen um seiner Nase das Abenteuer der Geruchswelt zu gönnen. Manchmal möchte ich mitriechen können, was ihn hier so besonders interessiert, denn er wird nie müde seines Nase zu folgen und er wird nie müde mir zu folgen – und das ist sehr schön.

Hier kommen lästerliche Gedanken auf, denn zu beiden Seiten des Weges stehen diese Pfähle mit eingebauten Lichtschranken. Die Frage, die ich bei Wanderfreunden schon stellte, was diese Installation hier soll, regt zu Spekulation an. Werden hier Wanderer gezählt? Ist dies eine Stempeluhr für das hier lebende Wild? Eine besonders pfiffige Vermutung „Das ist das Knusperhäuschenfrühwarnsystem“ “ Bußgeldermittlung für schleichend spazierende Wanderer/innen“ Ein schlüssiges Endergebnis hatten wir nicht!
Spike findet Spielkamarad
Ja, liebe Leser, liebe Leserinnen, ihr vermutet richtig, ich befinde mich zu diesem Zeitpunkt auf Waldwegen, bald erreichen wir aber eine Lichtung und treten ein ins Tageslicht, auf Feld- und Wiesenwege und schon hat Spike eine nette Spielbegleitung gefunden. Rd. 1/2 Stunde hetzen die Beiden über die Felder und haben offensichtlich einen riesigen Spaß.
Sicherheitshalber fessele ich Spike an die Leine, löse diese erst nach rd. 100m Distanz zu Spielkamarad und dessen Herrchen. Da dampft dieser Vollchaot doch einfach wieder ab, um fröhlich weiter zu jagen. Fluchend fange ich den Racker wieder ein und warte mit dem Ableinen dieses Mal bis wir außer Sichtweite sind.
Der Held des Tages ist der alte Spike
Ich gucke gerade neben mich, da liegt er schnorchelnd, müde vom gemeinsamen Spiel auf der Wiese vor dem Haus. Der hat es gut, die Nachbarkinder sind begeisterte Fans von ihm und so wird trainiert was die Leckerchentüte hergibt „sitz“ „bleib“ „komm“ „gib Pfötchen“ „neee das andere“ und „such das Leckerchen“ Kinder müde – Hund müde – alles gut!
Mist, das wird ja schon wieder ein Roman
Ich wandere jetzt mal zügig weiter, aber nur bis…………
Geschichten die das Leben schrieb
An dieser Kreuzung trug es sich im Jahre 1642 zu, dass das Baby aus einer Vergewaltigung durch den Rheingrafen Johann Ludwig von Dhaun und der Gatte der Kindsmutter das Objekt des Streites immer wieder an die Wachen von Herrstein bzw. Dhaun übergeben wurde, bzw. dann irgendwann einfach auf die Straße gelegt wurde.
Was am Ende mit dem Kind geschah ist nicht bekannt.
Aber jetzt, jetzt wandern wir weiter, eine ganze Weile an Feldern entlang und dann wieder durch fast frühlingshaft wirkenden, lichten Wald. Soooo schön
Wir begegnen einer Kuh, ein Horn zeigt vor- eines zurück mit einem untergeschobenen Kalb.
Schön, sie passt gut auf die beiden Halbwüchsigen auf.
Mit Hildegard geht es weiter
Und dann gibt es was zum lachen, denn es gibt auch ein Oberhosenbach und normal würde es dann den Gegenpart „Unterhosenbach“ geben müssen, aber sowas darf ja nicht sein, also nennt man diesen Ort „Niederhausenbach“ und man vermutet, dass die berühmte „Hildgard von Bingen“ dort aufgewachsen ist.
Wir überqueren den Hosenbach
Nachdem wir eines der Krüppelkieferwäldchen durchwandert haben, die ich so gerne mag, erreichen wir einen wunderschönen Rastplatz, den an der Rabenkanzel. Ja und hier bleibe ich dann schon wieder hängen, denn dieser Ort ist schon fast mystisch zu nennen.

Witzig ist, ich kraxele da hoch, mit meinen Wunderwanderschuhen von Keen – mussten ja mal auch klettertechnisch getestet werden – und dabei führt der Wanderweg ohnehin dort hoch, aber eben nicht so mühselig :-)
Der Schuh hat den Test bestanden, ich auch und Spike hat brav unten gewartet. Er ist ein Held, sagte ich das schon?
Hinauf auf die Felsen
Irgendwann erreicht diese stille Idylle ein niederländisches Pärchen mit Hund, Spike schon wieder auf Ritt, hoch den Hügel, runter den Hügel mit Volldampf und ohne Rücksicht auf Stein, Strauch und Senken im Gelände. Neeee, neee mein kleiner Streuner…wir wollen noch wandern, also ab an die Leine und den schönen Platz dem Nachbarland überlassen. – Wieder ein Roman öööööhm aber es gibt doch einiges zu erzählen :-)
Die Geschichte der Jammereiche
z.B., die ihren Namen erhalten hat, weil im 30 jährigen Krieg in einem Wäldchen hier Bewohner untergekrochen waren, um sich vor den spanischen und kroatischen Truppen zu verbergen, die hier plündernd durchzogen. Die zündeten den Wald an und einige der Bewohner kamen um ihr Leben.
Wäldchen und urige Pfade wechseln nun weiter mit Wiesenwegen und Aussichten, die trotz einigermaßen bedecktem Himmel einfach nur schön sind. Wer glaubt der Traumpfad erhält seine Erlebnispunkte vom Deutschen Wanderinstitut nur wegen dem historischen Ortskern von Herrstein, der irrt aus meiner Sicht. Ich fühle mich wirklich beschenkt mit dieser Wegeführung.
Eine Aussicht auf dem Turm
Und nun kürze ich ein wenig ab, denn das letzte Etappenziel wird der Aussichtsturm sein, den ich ebenfalls besteige und meinen Vierbeiner unten angebunden warten lasse. Und fast am Ende des Weges am Ortsrand von Herrstein bekommt Spike ein Wässerchen von einem ausgesprochen tierlieben Einwohner spendiert. Das nenne ich Einsatz und Tierliebe.
Bei Erreichen meines Zieles freue ich mich wie Bolle auf eine ordentliche Ration Kaffee, also steuern wir zügig das Cafe´Zehntscheune an. Eine ausgiebige Rast und der Kauf eines herrlich frischen Roggenbrotes, sowie Quittengelee machen das Paket mehr als rund.
Ein richtig nettes Gespräch ergab sich noch mit einer jungen Frau, die Dobermannhalterin ist und richtig tolle Fotos von Vierbeinern macht. Die Seite MUSS ich hier einfach erwähnen: Ute Riedl
Herrstein ist wunderschön
Im Anschluß an die „verdiente“ Pause fotografiere ich noch ein wenig in Herrstein herum, ein wirklich bezaubernder Ort.
Ich muss sagen, dieser zweite, sehr kurze schönste Wanderweg Deutschlands war ebenso erfüllend wie die Hahnenbachtalschleife. Richtig klasse!
Besondere Veranstaltungen in Herrstein, die jährlich viele Touristen anlocken sind am
2. Septemberwochenende das Schinderhannes-Räuberfest.
Am 1. Novemberwochenende findet der jährliche Martinimarkt statt.
Beschreibungen zu dieser Traumschleife habe ich in zwei Büchern des ideemedia Verlags gefunden. In der Pocketversion „Traumschleifen WANDERN Saar Hunsrück Band 1“ und in dem größeren und wirklich schönen Buch „Traumtouren“ eine Quersicht über alle möglichen schönen Wanderwege in Deutschland.

Auf Schritt und Tritt begleitet haben mich die stylischen Durand Wanderschuhe, die ich von der Firma Keen im Rahmen eines Wettbewerbes erhalten habe.
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Und natürlich mein absoluter
Lieblingsvierbeiner
Spike, der allerdings ohne Wanderschuhe
Tolle Bilder; dass es solche mittelalterlichen Orte im Hunsrück gibt, habe ich nicht gewusst (kannte sie nur aus dem Frankenland); Lg
Ach Elke,
wenn ich Deinen Bericht so lese und dazu diese wundervollen Bilder sehe, dann bekomme ich Sehnsucht. Sehnsucht nach Stille, Weite und natürlich auch nach Natur. Man kann deine Freude quasi aus jedem einzelnen Wort herauslesen, die Du auf dieser Runde zweifelsohne hattest.
Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn meine Renovieraktion endlich ein Ende findet und ich wieder etwas Zeit für mich und meinen Hund finde – er kommt definitiv zu kurz im Moment :-(
Aber bald ist es geschafft und dann streifen wier auch wieder umher.
Ganz toller, einfühlsamer, heiterer und mit viel Witz und Humor gespickter Beitrag!
Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr ich Wanderwege noch einmal erleben kann, wenn ich die Bilder entwickle und ein Gerüst vom Bericht stehen habe. Es war soooo schön, immer wieder neue Kleinigkeiten zu entdecken und immer wieder auch auf nette Menschen zu treffen.
Wandern ist toll.
Ich wünsche dir, dass du nach deinem Riesenprojekt noch eine richtig schöne Zeit hast, um die ein oder andere Tour zu wandern. DAS wirst du fühlen, noch mehr als sonst :-)
Lieben Gruß und danke für deinen lieben Kommentar, habe mich sehr darüber gefreut
Elke und Spike
Hört sich nach einer tollen Wanderung an! Und die Bilder belegen das. Danke für den schönen Bericht!
Liebe Grüße aus Limburg!
Jörg
Es ist eine göttliche Gegend Jörg :-) und sicher auch der ein oder andere Cache zu finden :-)
Einen lieben Gruß
Elke
Die Tour hast du wieder einmal sehr schön erzählt – mit Witz und Charme begleitet mit herrlichen Landschaftsbildern. Herstein hat wirklich bezaubernde Fachwerkhäuser. Es sieht einfach herrlich heimelig aus :)
Eine wirklich schöne Tour. Da kann ich ja glatt mal meine Eltern einpacken und mit Ihnen dort wandern gehen. :)
Ja pack deine Eltern ein und lasst euch Zeit die LAndschaft und vor allem die am Weg erzählten Geschichten zu erleben. Es lohnt sich sehr!
Einen lieben Gruß
Elke