Schöne ebene Wege an der Erft, herrliche Parkanlagen und historische Gebäude bereichern die Wegeführung meiner heutigen Runde. Ein ganz entspannter Spazier-Wandertag durch herbstlich bunte Umgebung soll es werden. Das Sönnchen unterstützt mein Vorhaben mit einigen Stunden Sonnenlicht, auf meinem Weg Zwischen Park und Schloss.
Der Herbst bringt Ruhe in die Natur und auch bei mir kehrt Ruhe ein. Die Zeit der heimat-nahen Wanderungen und Spaziergängen beginnt. Die Bücher der Regionen, auch nördlich von Leverkusen, werden wieder einmal hervor geholt und nach kleinen Touren gesucht. Welches heute mein Ratgeber ist, das verrate ich am Ende dieses Blogbeitrages.
Zwischen Park und Schloss
Start/ Ziel: Hemmerdener Weg, Grevenbroich
Streckenlänge: 11 km
GPS Track als Vorlage für die heutige Tour, es gibt einige Möglichkeiten für Abstecher
Ein kleiner Wanderparkplatz am Hemmerdener Weg wird mein Startpunkt sein. Gleich bei meiner Ankunft sehe ich die Erft unter Nebelschwaden fließen. Ein herrlich herbstlicher Eindruck, der unbedingt mitgenommen werden will. Ein Graureiher hockt am gegenüberliegenden Ufer und überlegt eine Weile, ob er starten soll, oder nicht. Die Zeit seines Abwägens reicht gerade mal um meine Kamera zu heben. Der ISO Wert ist nicht den Lichtverhältnisssen angepasst und so wird das Bild des startenden Reihers unscharf.
Graureiher über der Erft
Nach Überqueren der Straße darf ich eine Weile dem Verlauf der Erft folgen. Einige Angler sitzen dick eingemummelt in ihren Stühlen. Die Angelschnüre treiben schlängelnd in der Erft. Die Sonne sucht sich den Weg durch die bunte Blätterhauben und gibt mir so die Chance auf ein paar nette Fotos.
Herbstblätter sind doch wunderschön
An der Koffmann Mühle endet der idyllische Wegeverlauf ersteinmal. Später daheim erlese ich mir ein paar Dinge zur Mühle.
Mühle- Kottmann
Die Mühle Kottmann hat eine lange Geschichte und wurde in ihrer ursprünglichen Form schon im 12. Jahrhundert erwähnt. Als Düppersmühle kaufte der Ururgroßvater des heutigen Inhabers die Mühle und seither ist sie in Familienbesitz, heuer schon in der fünften Generation. So steht es auf der Seite der Kottmannmühle geschrieben. Zweimal haben Brände die Mühle in Schutt und Asche gelegt. Der erste Brand 1917 kostet den Gründer Jakob Kottmann das Leben.
Das Feuer im Jahre 1995 lässt wieder nichts als ein paar Grundmauern zurück. Wieder wird, unter hohem finanziellem Aufwand, die Mühle neu gebaut. Mit Bio- Zertifikation versehen passt sie in den Trend der heutigen Zeit. In Wevelinghoven und Alsdorf gibt es sogenannte Mehlkisten, mit einem vielseitigen Angebot von Backzutaten und auch Gebäck.
Mühle Kottmann
Landwirtschaft am Stadtrand
Wasserkraft, auch heute genutzt
Blick auf die Erft
Die Mühlenbetreiber an der Erft haben im übrigen wohl ein Problem, wenn der Tagebau Garzweiler seine Pumpen abstellt. Die Erft würde weniger Wasser in Richtung der Mühlen befördern, die gleichzeitig Stromversorger für die Bevölkerung sind. Die Kottmann Mühle mahlt jedoch nicht mit Wasserkraft, so konnte ich lesen.
Städtische Eindrücke mit ländlichem Einschlag
An der Mühle vorbei muss ich in Kauf nehmen über die örtlichen Straßen zu wandern. ein Milchviehbetrieb liegt am Weg. Ein Kalb fristet sein einsames Dasein in einem der Kälberboxen. Ein Kalb hat heute, wenn es weiblich ist und als Milchkuh dienen kann, einen Wert von nicht einmal 9 Euro. Männliche Tiere sind für Bauern nicht rentabel und noch wesentlich weniger wert. Für einen Hamster bezahle ich im Tierhandel zwischen 5 und 15 Euro. Ich weiß, es gehört hier nicht so recht in den Wanderbeitrag, beschäftigt mich aber.
Der Fußgänger/Radweg wäre nun meine vorgegebene Route. Die Sonne scheint hinunter auf die Allee von Buchen und Feldahorn. Die Blätter in herbstlichen gelb und grün Tönen unterstreichen das sonnige gelb. Ich lasse mir viel Zeit, die ebene Streckenführung macht es leicht voran zu kommen.
Radweg und Fußweg, eine Wanderinnen unfreundliche Kombi
Vom geteerten, relativ langweiligen Weg führen kleine Pfade ab, die ich auch nutze. Abseits des Radweges wird es wieder grüner, vor allem auf dem Boden.
Über einen Teppich von heruntergefallenen Eschenblättern und in Begleitung von Glockengeläut, wandere ich durch die innerstädtische Natur.
Die häufigsten Begegnungen habe ich in Form von Spaziergängern mit Hund und Radfahrern. beide Spezies sind offensichtlich den Anblick von Rucksack bewerten Damen nicht gewohnt. Die Blicke sind schon recht fragend.
Zuweilen dampft die Erde, offensichtlich hat die Sonne schon genügend wärmende Kraft, um dieses Phänomen auszulösen.
Die Sonne erwärmt den feuchten Waldboden
Straßen zwischen Park und Schloss
Immer wieder suche ich mir Wege die mir besser gefallen. Die Wege durch die Wohnsiedlungen werden mir trotzdem nicht erspart. Eines der riesigen Grundstücke ist rundherum mit einer dichten Thuja-Hecke umgeben. Versteckt hinter Grün. Es fällt mir schwer durch Städte zu laufen, das gebe ich unumwunden zu. Mein Beweggrund es zuweilen trotzdem zu tun, ist die Neugierde auf die Besonderheiten, die z.B. in Büchern vorgestellt werden.
Dahinter leben Menschen
Hans-Gottfried-Bernrath Park
Beim Eintritt in den Hans-Gottfried-Bernrath Park bin ich aber sehr schnell ausgesöhnt, wenn auch das extrem ausdauernde Gebimmel der Kirchturmglocken einen hohen Nervfaktor haben. Doch dann, endlich ist Stille und auch die Glocken halten die Klappe. Ein Teppich von heruntergefallenen Fächerahornblättern bedeckt den Weg in allen Farben des Herbstes. In den Tönen weinrot, orange, gelb und grün liegen sie zu meinen Füßen. In den gleichen Farbvarianten hängen sie auch noch an dem Baum über mir.
Fächerahorn
Blätter des Fächerahorn
Kunst zwischen Park und Schloss
Gewässer im Park
Im Jahr 1995 richtet die Stadt Grevenbroich unter dem Thema „Die Erde heilen“ die Landesgartenschau aus. Neben einigen Anlaufpunkten meiner heutigen Streckenführung ist auch die idyllische Museumsinsel Hombroich Bestandteil der damaligen Fläche. Hier bin ich schon zweimal gewesen und jedesmal hat mir der Besuch viel Freude gebracht. Schaut mal die Beiträge.
Mühle Kamper
Durch die Stadtmitte von Grevenbroich und am noch nicht eröffneten Weihnachtsmarkt vorbei schlendere ich Richtung Schloss. Erreiche zunächst die Kamper Mühle.
Mühle Kamper
An der alten Erftmühle wohnt eine Schwanenfamilie mit einem Jungtier das größer ist als seine Eltern.
Schwanenfamilie an der Mühle Kamper
Villa Krüppel – Standesamt
Auch die Umgebung der Villa Krüppel regt mich zu einem kurzen Schlenker an. Ein kleiner Rundgang um die Villa und durch den kleinen Park lohnt sich. Das Standesamt ist in der Villa Krüppel untergebracht. Am Haus steht ein Quittenbaum in dessen Krone ein roter Ballon in Herzform hängt. Erinnerung an einen glücklichen Tag für zwei Menschen.
Villa Krüppel, gebaut 1924/25 und bis 1987 in Besitz der Familie Krüppel
Villa Krüppel an einem Nebenarm (Mühlengraben) der Erft
Das glückliche Brautpaar
Park und Weiher an der Villa Krüppel
Blick zurück auf die Kamper Mühle
Finlay Park – Zwischen Park und Schloss
Am alten Schloss vorbei, dass sich sehr schlecht fotografieren lässt, lande ich unverhofft in einem weiteren Park. Der Finlay Park wurde von dem international anerkannten Dichter, Künstler und Gartenkünstler Ian Hamilton Finlay in Zusammenarbeit mit Pia M. Simmel und dem Landschaftsarchitekten Georg Penker aus Neuss ausgestaltet. Die neun dort installierten Kunstwerke sollen den Besucher veranlassen sich über die Objekte mit der Natur auseinanderzusetzen.
Kunstobjekt Finlay Park
Leider ist das nette Holzhaus mit Terrasse geschlossen. Eine Tasse Kaffee wäre jetzt ganz nach meinem Geschmack.
Nette Gelegenheit für einen Kaffee
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Die Erft bleibt mir treu oder ich ihr. Sie leitet mich erneut an den Stadtrand. Am Kanzlerdenkmal vorbei erreiche ich das Cafe Orli. Dort gibt es eine Waffel und den ersehnten Kaffee.
Eine ausgedehnte Pause gönne ich mir hier an der Erft sitzend. Die Sonne wärmt so gut, dass ein Aufenthalt in Innenräumen geradezu verboten erscheint.
Cafe Orli – an der Erft
Mal wieder vom Weg abgekommen
Villa Erckens und die Stadtparkinsel
Im Eifer der vielen Abstecher bin ich nun nicht mehr auf der geplanten Route und der Versuch etwas daran zu ändern erscheint mir auch sinnfrei. Ich schlabbere also den Abstecher zum Tierpark und wende meine Schritte nun wieder in Richtung Hans-Gottfried-Bernrath Park. Dort warten noch ein paar sehr schöne Eindrücke auf mich. Zum Beispiel die imposante Villa Erckens, Standort für das Museum der Niederrheinischen Seele, regt zum übertriebenen fotografieren an.
Villa Erckens (1887)Durch die bunten Blätter besonders schön, die Villa Erckens
Am Samstag und Sonntag, 30.11. und 01.12.2019 findet in der Zeit von 11.00 bis 17.00 Uhr der traditionelle Weihnachtsmarkt in der Villa Erckens statt.
Das Gegenstück zur Villa Erckens ist die Stadtparkinsel gleich gegenüber und über eine kleine Brücke erreichbar. Nach etlichen Fotos werde ich über die kleine Brücke wieder zurück in den Park geleitet.
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Rote Teppiche von heruntergefallenen Lärchennadeln, einem der wenigen Kieferarten, die jährlich im Herbst ihre Nadeln abwerfen.
Herbst
Apfelwiese und die Schwäne
Am Ende des kleinen Wäldchens taucht die große Apfelwiese auf. Ein Erholungsgebiet nicht nur für Familien mit ihren Kindern, sondern auch für die Schwäne. Alttiere mit den noch dunkel gefärbten Jungtieren tummeln sich hier.
Zwei Jungschwäne und ein etwas lädiertes Alttier
Zurück an die Erft – Zwischen Park und Schloss
Ein traumhaft schöner Weg an der Erft entlang rundet das Wander Erlebnis zum Ende hin ab. Ein bisschen fühle ich mich wie in der Urdenbacher Kämpe. Auch hier dürfen die Stümpfe abgebrochener Baumriesen stehen bleiben. Das Ufer ist wild bewachsen, sodass sich allerlei Getier dort wohlfühlen kann.
Durch die Blätter auf die Erft
Schutzhütte Waldesruh
Und da steht sie, die bunte Schutzhütte Waldesruh. Als Biertempel bekannt wurde sie viele Jahre von Anwohnern mit Kronkorken versehen. Irgendwann entstand Streit um das Fortbestehen dieses hölzernen Unterstandes. Sogar der Abriss drohte. In diesem Jahr wurde dann angepackt und der alte Belag entfernt und ein neues, sehr freundliches Outfit gestaltet. Mein Rundumgang ist fotografisch dargestellt.
Schutzhütte Waldesruh oder Biertempel
Ein Stein mit Gravur des Eifelverein GrevenbroichReste eines Fahrrades, vermutlich aus der Erft
Noch einmal tief durchatmen
Der letzte Rest meiner kleinen Runde, die sch so voll und intensiv anfühlt wie eine lange Wanderung, neigt sich dem Ende zu. Am Dohmer Loch, einem Angelteich, entlang wandert es sich schnell wieder an der Kottmann Mühle vorbei zum Ausgangspunkt. Weil jetzt mein Beitrag am Ende angelangt ist, bekommt ihr noch was auf die Augen, in Form von Bildern.
So bunt wie lange nicht, dieser HerbstDohmer LochAngler besetzen die UferUrig, was da wachst und stirbtRückseite der Mühle KottmannErftwasser
Da haben die Autorinnen des unten gezeigten Buches ja wirklich gute Arbeit geleistet. Ich bin kein großer Fan von Stadtgebietswanderungen, aber diese hier ist wirklich interessant.
Über die Autoren Myria Aurora Pribert und Ingrid Retterath
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Myria Aurora Pribert ist Lehrerin an einer Waldorfschule und lebt in Bonn. Schon in der Kindheit genoss sie die wöchentlichen Ausflüge mit der Familie in die Natur. Seit 2017 berichtet sie in dem Blog http://www.aurorawillwandern.com von ihren Erlebnissen unterwegs. Ingrid Retterath ist seit vielen Jahren begeisterte und gefragte Autorin für Reise- und Wanderbücher. Unter http://www.fernwehkinder.de erzählt sie von ihren Touren und ihren Erfahrungen. Sie lebt mit ihrer Familie in Hürth, herrlich umflossen von Rhein und Erft.
Liebe Elke,
sehr schöne, stimmungsvolle Bilder schmucken hier die Wanderung aus Ingrids und meinem Buch. Vielen Dank fürs Antesten 🙂