Heute nur wenige Stunden arbeiten. Mit einer weiteren Wanderung im Ruhrgebiet läute ich meinen vierwöchigen Urlaub ein. Eine vorläufig letzte Tour im Pott entsendet mich nach Essen an den Baldeneysee. Dort werde ich den Baldeneysteig zwischen Villa Hügel und Korte Klippe erkunden.
Baldeneysteig zwischen Villa Hügel und Korte Klippe
- Start/Ziel: Klusenkapelle, An der Kluse 27B, 45133 Essen
- Streckenlänge: 16 km
- Höhenmeter: 370 m
- GPS Track (Chaostour, muss modifiziert werden)
- Wanderbar ist der Baldeneysteig oder der Bergische Weg, außerdem finden sich Tourvorschläge in der Region und auch hier am Baldeneysee etwas weiter östlich, in dem neuen Buch: „Ruhrgebiet – Wandern – Natur – Genuss“ aus dem Droste Verlag.
- Mit dem Besuch der Villa Hügel folge ich dem Vorschlag aus dem Buch „Grüne Glücksorte im Ruhrgebiet“
Am Parkplatz der Klusenkapelle gerate ich zunächst in einen kleinen Schwatz mit einer etwa gleichaltrigen Hundehalterin. Sie auch mit einem Seniorhund unterwegs hat die gleichen Freuden aber auch Kümmernisse mit dem älteren Vierbeiner, wie ich sie zuweilen empfinde. Gleich und gleich findet sich immer, so auch hier.
Solche Gespräche binden oft meine Aufmerksamkeit noch eine Weile und heute vergesse ich darüber das Fotografieren. Erst am Hermannsblick werde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen.
Der Hermannsblick – Baldeneysteig zwischen Villa Hügel und Korte Klippe
ist kein wirklich offizieller Name für den Aussichtspunkt. Eine Wandergruppe hat 1993 ihrem verstorbenen Weggefährten diesen Platz gewidmet und einfach den Namen auf die Mauer gepinselt. Seit dem hat sich der Name bei den Einheimischen festgesetzt.

Langsam senkt sich der Weg hinunter an das Ufer des Baldeneysee, dessen Oberfläche an solch sonnigen Tagen nur in aller Frühe so still ist. Auf dem Teerweg parallel zum See sind Läufer und Radfahrer unterwegs. Alleine ist man hier wohl selten.

Von hier unten aus sehe ich erstmals die Villa Hügel, die ich nachher noch besuchen möchte. Sie thront dort oben als Symbol industrieller Macht.

Zur Korte Klippe
Auf einem schmalen Pfad werde ich hinauf zur Korte Klippe geführt. Der Baldeneysteig und die erste Etappe des Bergischen Weg verlaufen auf diesem Weg. Die Korte Klippe ist ein sogenannter „Seitenblick“ des Baldeneysteig und erfordert sein kurzzeitiges Verlassen.
Das steilste Stück meiner heutigen Wanderung fordert ziemlich. Es ist schwül warm, eine Menge Feuchtigkeit hängt in der Mailuft. Eigentlich eignet sich solch eine Witterung wenig zum genussreichen wandern. So erfüllt mich Dankbarkeit, als ich endlich auf dem kleinen Rundweg zur Korte Klippe lande.


Weg zur „Ruine Neue Isenburg“
An weiteren Aussichtspunkten und dem Restaurant „Schwarze Lene“ vorbei nähere ich mich der Ruine Neue Isenburg, einem weiteren Seitenblick des Baldeneysteig.




Ruine Neue Isenburg
Schon sehr lange steht diese Ruine auf meiner Entdecker-Wunschliste. Endlich sehe ich sie real und nicht nur in fremden Blogs.

Neue Isenburg heißt sie wohl, weil die alte, erste Isenburg bei Hattingen zerstört wurde und mit dieser neuen Burg die Herrschaft über Güter in der Nähe gesichert werden sollten. Die Fundamente wurden 1927 – 1939 ausgegraben und teilweise mit Maueraufbauten versehen.




Ein letzter Blick zurück, bevor es wieder hinunter zum Baldeneysee geht.

Wie lange Finger krallen sich die Wurzeln der Bäume in die Erde. Sie suchen nach dem nötigen Halt, um Stürmen zu trotzen. Immer wieder werdet ihr hier Bilder solcher Bäume sehen, weil ich sie faszinierend finde. An solchen Tagen wie heute vergleiche ich sie mit uns Menschen, die oft verzweifelt nach Halt suchen, irgendwo und oft genug an falscher Stelle.

Wieder am Baldeneysee
Der nun folgende Wegabschnitt ist nicht so prickelnd, zieht sich etwas langatmig bis ich am lebendigen Treiben der Uferpromenade des Baldeneysees lande. Ein Kletterpark findet sich hier, die Terrassen der Südtiroler Stuben mit Blick auf das Wasser und die Kanuten im jüngst möglichen Alter, die ihre helle Freude an ihrem Tun haben. Dazwischen vollkommen unbekümmert die vielen Gänsefamilien und Enten.
Rund um die Villa Hügel
Ein winziger Pfad führt mich zur Freiherr-von-Stein Straße und über sie hinweg. Nach Unterqueren der Bahnbrücke befinde ich mich zwar wieder im Grün, aber der Weg durch den Kruppwald zur Villa Hügel hinauf lässt sich sicher attraktiver gestalten. Ich gebe zu, die Schwüle hat mich derart ermüdet, dass ich nach einer attraktiven Wegeführung nicht weiter gearbeitet habe. Ich wollte nur noch ankommen.
An diesem netten Häuschen, eine willkommene Abwechslung nach dem öden Teerweg, treffe ich auf eine Dame aus den USA. Der nächste Kilometer Weg läuft sich in angeregtem Gespräch vertieft wie von selbst. Kurz vor meinem Ziet verabschieden wir uns und ich nehme erleichtert das „Pförtnerhaus“ wahr.
Der Park und die Villa Hügel
Der freundliche Herr im Anzug (puh bei der Hitze) erleichtert mich um fünf Euro und lässt danach in den Park der Villa Hügel. Imposant, so ist mein Eindruck, und sehr gepflegt. Hätte ich aber die Wahl zwischen einem Spaziergang im Mülheimer MüGa Park und diesem Park hier, würde ich wohl eher den MüGa Park wählen.

Hier ist alles so ordentlich, kein Kleeblatt scheint den Wuchs auf den rasierten Wiesenflächen zu stören. Die hoch gewachsenen, teilweise uralten Bäume werden mit Ketten gefesselt, damit sie dem natürlichen Sterbeprozess nicht so schnell zum Opfer fallen. Es sind Baumarten darunter, deren Name ich nie hörte und schön sind sie allemal. Nur, das fotografieren habe ich vergessen, wohl auch, weil ich diese Flächen nicht attraktiv empfunden habe.
Das Spatzenhaus
Aber es gibt auch die „wilden Ecken“ wenn auch diese sehr in „Ordnung“ gehalten werden. Diese „Wildnis“ umschmeichelt ein besonderes Gebäude.
Meine Suche gilt dem Spatzenhaus. Ob ich es wohl finde? Rein intuitiv würde ich es nicht all zu weit vom Haupthaus entfernt vermuten. Immerhin empfingen die jungen Herrschaften dort ihre ebenso jungen Gäste zum gemeinsamen Spiel. Und ja, da liege ich richtig, unterhalb des prunkvollen Haupthauses finde ich es.

Da steht es, das niedliche Haus für junge Herrschaften. Kuschelig wirkt es und so ganz anders, als der kalte Bau der Eltern. Eine Sandkiste und eine Rasthütte gehören zum Ensemble. Hier mag ich verweilen. Ein Platz zum wohl fühlen und auch der einzige im gesamten Park, der mir so behagt.




Eine riesige Allee führt zum Haupthaus.
Ich nehme allerdings, nur um das Gelände komplett kennen zu lernen, den Weg rechts herum an den mächtigen Mauern vorbei und lande von der anderen Seite an der Villa Hügel.

Villa Hügel
Ein Unternehmerwohnsitz erster Güte. Wenn man bedenkt, dass der Sproß des früh verstorbenen Friedrich Krupp schon mit 14 Jahren begann die Unternehmensschicksale mit zu lenken, muss man zwangsläufig Achtung vor der Lebensleistung dieses Menschen haben.
Wie schon beschrieben, es wird hart gearbeitet um das Haus zu erhalten. Innenbesichtigungen sind nahezu ausgeschlossen. Mehr Informationen zur Wiedereröffnung gibt es auf der Homepage der Villa Hügel. Da die Gerüste sehr störend wirken, habe ich nur wenige Fotos gefertigt. Aber davon gibt es ja reichlich im Netz.
Baldeneysteig zwischen Villa Hügel und Korte Klippe – Wundervoll
Für mich wird es Zeit zu verschwinden und so steuere ich, am Haus der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung vorbei, wieder dem Eingangsbereich zu.


Der lange Weg zurück zur Klusen Kapelle
Zurück zur Klusenkapelle finde ich nur mit Hilfe eines Läufers, der mir den Weg weist. Logischerweise hätte ich einfach den Symbolen des Baldeneysteigs folgen brauchen, doch mein Gehirn war wohl von der Hitze weich gekocht. So schluffe ich also ziemlich erschöpft meinem Ziel entgegen, natürlich nicht ohne einmal falsch zu laufen.




Und endlich, ziemlich geschafft, erreiche ich die Klusenkapelle und das angegliederte Restaurant „Zur Kluse“ Ein großer Pott Kaffee und eine deftige Mahlzeit lassen langsam die Lebensgeister zurück kehren. Mit sehr viel Glück gelange ich praktisch ohne Verzögerung wieder im heimischen Leverkusen, was auf der A 3 nicht immer so gelingt.
Fazit zum Baldeneysteig zwischen Villa Hügel und Korte Klippe
Ich habe viel gesehen, vieles das ich lange auf der Wunschliste hatte. Die Wegeführung ist nicht genial gewesen, aber sie hat mich alle geplanten Orte ansteuern lassen und so war der Plan. Schon allein die Isenburg und auch das Gelände der Villa Hügel mal gesehen zu haben, dafür hat sich die Mühe gelohnt.
Jetzt heißt es erstmal „Pause vom Pott“ aber ich komme wieder, das ist sicher. Einige Touren stehen noch auf meiner Liste für die Region. Bis dahin grüße ich alle Leser und Leserinnen, die für diese Region empfänglich sind.
Als Essener hat mir der Bericht sehr gut gefallen. Wie beschwerlich der Weg bei großer Hitze ist kann ich gut nachvollziehen. Die Steigungen sind schon bei normalem Wetter nicht „von schlechten Eltern“. Sehr schöne Bilder sind zu sehen. Hier meine „Wanderberichte“ – https://ulikloes.de/wanderungen/
Hallo Elke,
das sind ja phantastische Bilder! Und die Story ist auch wieder sehr gelungen. Ich liebe es mit welcher Detailverliebtheit Du die kleinen Dinge (Spatzenhaus) beschreibst. Trotz schwüler Hitze entgeht Dir da nix. Ich habe es bei meinen Besuchen in der Villa Hügel bisher noch nie gesehen. Wird vorgemerkt! Übrigens hatte ich einen Blogbericht über diese Region im Mai 2017 veröffentlicht und obwohl wir (fast) den selben Weg gelaufen sind hatten wir beide schon ganz unterschiedliche Blickwinkel. Und daraus ergibt sich eine Quintessenz für die lieben Blogleser: Jeder der sich auf den empfehlenswerten Weg machen möchte wird mit schönen Eindrücken und ganz persönlichen Erlebnissen belohnt! Hier die meinigen: https://www.reiseblog-nrw.de/2017/05/09/europas-gr%C3%BCne-hauptstadt-2017/
Ich bin ja gerade im Schwarzwald und lese nicht sooo viel, aber auf den ersten Blick bin ich begeistert von der Art zu schreiben, dem Aufbau und dem Inhalt Deines Beitrages. Du gehst das Thema der Wanderung ja ganz anders an und ja, beide Beiträge ergänzen sich hervorragend. Danke für den Impuls bei Dir noch öfter zu stöbern. Liebe Grüße aus dem Nord Schwarzwald
Guten Morgen liebe Elke,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und natürlich wünsche ich Dir erlebnisreiche Touren und erholsame Tage im Schwarzwald. Da kann man ja auch viel Schönes entdecken! Du hattest in der Vergangenheit mit Johann Nilkens eine Tour über den Boppardter Klettersteig unternommen. Wir zwei sind eng befreundete Arbeitskollegen und unternehmen auch privat so manches. Er erzählte von dieser Tour und war völlig begeistert. Nun habe ich unser Gespräch darüber zum Anlass genommen Deinen Blog öfter zu lesen, bei Twitter bist Du mir schon mehrmals aufgefallen und nun habe ich ihn auch aboniert. Schönen Sonntag noch! Ich mache mich heute auf Blogger Tour zu den „secret gardens of NRW“ zum Tag der offenen Gartenpforte. Mehr dazu später im Blog. LG Matthias
Oh wie schön Matthias, die offenen Gärten sind meist so herrlich angelegt und alle Beteiligten geben alles, um attraktive Plätze zu zeigen. Du bist also auf Blogger Tour, vermutlich mit Ruhrpöttlern ;-)
Was die Tour am Klettersteig angeht, JA die war göttlich. Diese spontan entstandene Idee hat für uns einen herrlichen Tag gebracht. Sollten wir noch einmal losziehen, wovon ich ausgehe, kann Dir Johann ja Bescheid geben und bei Dir abfragen, ob Du Lust und Zeit hast mit zu gehen.
Liebe Grüße und noch einen tollen Restsonntag
Elke
Sehr schön geschriebener Bericht, der mich auch mal diese „Planziele“ ansteuern lässt. Mein letzter Besuch der Villa Hügel ist bestimmt 20 Jahre her und überfällig und war mit Auto. Baldeneysee und die anderen mir „unbekannten“ Orte sollte ich endlich mal sehen. Wäre gern bei kühleren Wetter mitgelaufen, also wird meine Tour der Deinen mehr im Herbst oder der nächsten Kaltfront folgen. Auch als Lauf- oder Trainingsmotivation für ne Wanderwoche demnächst.
Und als Ruhrpott-Motivation für meine Haldentouren, die ich schon länger vorhabe.
Sollte Dir nach dem Urlaub mal nach fotografierender Gesellschaft sein, so schreib mich mal kurz an.
LG Axel Thon, Bergisch Gladbach