Die wunderschöne Traumschleife Manternacher Fiels zwang mich an einem Punkt zur Umkehr. Ein mächtiger Baum hatte sich mir in den Weg gelegt. So ist das im Leben, unvorhergesehene Hindernisse zwingen uns, nach Alternativen zu suchen. Wie trotzdem ein perfekter Tag draus wird, das habe ich hier erlebt.
Informationen zur Traumschleife Manternacher Fiels
- Start/Ziel: Manternach Bahnhof, op der Gare
- Streckenlänge: 9,6 km für uns waren es 11,3 km
- Höhenmeter: 248 m
- GPS Track der abgebrochenen Tour
- GPS Tour im Original
- Wer Besonderheiten auf den Traumschleifen feststellt, kann Meldungen an die Betreiber senden. Ich habe das auf Facebook erledigt, ging alles ruckizucki
Senior Spike darf mit wandern
Einem kleinen Zuweg folgend ziehen wir eine Weile über die Straßen des kleinen Ortes Manternach. Spike ist heute mit dabei, denn er muss sich morgen, am Tag des Saar-Hunsrück Steig Wandermarathon einige Stunden alleine vergnügen. Da sollte er möglichst müde sein.
Am Naturschutzzentrum „A Wiewesch“ vorbei (Schauen lohnt sich wegen des Prospektmaterials) überqueren wir den Fluss „Syr“und landen am kleinen Eingangsportal der Traumschleife Manternacher Fiels.
Wanderinstitut
Übrigens wurde dieser Premiumwanderweg im Jahr 2015 mit 90 Erlebnispunkten des Deutschen Wanderinstitutes zertifiziert. Die Seite des Deutschen Wanderinstitutes ist für mich immer wieder Inspiration, listet sie doch sämtliche Premiumwege in Deutschland, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Dänemark, Italien, Österreich und Schweiz.
Dabei fällt auf wie hoch die Anzahl der mit diesem besonderen Prädikat ausgezeichneten Wanderwege in Deutschland ist. Stöbert mal durch, das ist Genuss pur.
Kuhler Herr im Weg
Das auffällige Symbol der Traumschleifen „Saar-Hunsrück“ leitet mich von nun an zuverlässig durch die Botanik. Schmale Wiesenpfade entlang großer Weiden lassen schon das Herz höher schlagen. Aber auch Begegnungen können einen schnelleren Puls und klopfende Herzen nach sich ziehen. Puh und ich garantiere euch, mein Puls war im nächsten Moment sehr fleißig.
Kurze Zeit vergeht und ein Weidegatter steht zwischen mir und dem weiteren Wegeverlauf. Dahinter, unbeweglich und drohend auf mich wirkend, hat sich ein Jungbulle platziert.
Vorsichtig öffne ich das Gatter, löse damit Bewegung bei dem großen, braunen Rind aus, leider in meine Richtung. Ein Blick in das Kuhgesicht lässt mich verunsichert zurück weichen. Jungtiere sind immer so freundlich, dieser hier erscheint aber sehr selbstbewusst.
Wieder öffne ich das Gatter und sage „Husch – husch“ und wedele mit den Händen. Langsam und gemächlich tritt das Tier den Rückzug an, bleibt dann aber wieder stehen und macht Anstalten sich mir erneut zuzuwenden.
Beim nächsten Antrag an den Sturkopf klingt mein „Husch – husch“ energischer und das Wedeln mit dem Kameraarm nimmt auch mehr Raum ein. Endlich verzieht sich das riiiiiiiesige Terrorweidetier. Etwas brüsk zerre ich Spike durch die beiden Tore und wische mir im Anschluss erleichtert den Schweiß von der Stirn. PUH!!!!!!! Knapp überlebt!

Später habe ich zum Verhalten auf bewohnten Weideflächen einen Artikel verfasst: Wandern über Kuhweiden
Mitten im Urwald
Das mit den Hindernissen setzt sich fort, Äste hängen wie Schaukeln von den Bäumen oder stellen sich einfach in den Weg. HALLO????? Hin und wieder hat dann aber doch der Fachmann ein Einsehen gehabt und die dicken Dinger zersägt. – Fein gemacht :D
So kommt zunehmend das Abenteuergefühl auf, dass der Wegebetreiber in seiner Beschreibung verspricht. Hier fällt anscheinend eine Menge Holz und das darf bis zum endgültigen Zerfall liegen bleiben und ausruhen.
Ein wenig deplatziert erscheint diese Aussichts- und Rastplattform. Aussicht habe ich dort keine, rasten möchte ich noch nicht!
Schade, da hätte es sicher attraktivere Möglichkeiten gegeben den Weg aufzuwerten.
Die Natur sorgt hier aber sowieso für ganz eigene Besonderheiten, wie hier der Fichtenporling. Überall stehen kleine besondere Pflanzen, die ich aufgrund der Lichtverhältnisse nicht gut ablichten kann.

Mystischer Schluchtwald

Ein geheimnisvoll wirkender Wald tut sich auf. Überall Felswände und deren Abbruch zwischen den Bäumen. Viel Totholz beherrscht das kleine Gebiet. Durch das dichte Blattwerk ist eine wunderschöne lange Brücke zu sehen, die wir gleich überqueren werden.
Brücke über den Syr
Brücke über den Syr
Ich könnte mir vorstellen, dass hier in dieser Feuchte die Holzbrücken schnell weg faulen. Trotzdem finde ich es wunderbar, dass man sich für ein natürliches Material entschieden hat. Der kleine Fluss Syr fließt ruhig dahin, es fühlt sich tatsächlich so ein wenig nach Urwald an.
Die Eisenbahnbrücke – historische Mühlenreste und ein Weinberg im Wald
Kurz verlassen wir den Wald, die Eisenbahnbrücke mag ich und die bald auftauchenden Mauerreste historischer Mühlen sind ebenfalls spannend.

Ich schlendere so vor mich hin, folge weiter den Wegezeichen und finde mich an einem Rastplatz, direkt an einem Weinberg mitten im Wald wieder.

Eine kurze Rast mit Bütterchen und einem Schluck Wasser für Hund und Halterin darf sein. Der Verkehr auf der Staatsstraße tönt bis hierher, eine Bahn fährt und ein Flieger folgt seiner Flugroute. Kurz kommt Unwohlsein auf, das sich jedoch bald nach unserem Aufbruch wieder verliert.
Die Wege hier erfordern Aufmerksamkeit. Zuweilen liegen vom Regen der letzten Tage noch feuchte Steine und Wurzeln im Weg.
100 Treppenstufen – Oh je der arme Spike
Ich habe sie nicht gezählt, bin aber sehr stolz auf meinen alten Vierbeiner, der ziemlich hechelnd und pfeifend die Höhen erreicht. Immer wieder, wenn ich ihn auf meine Touren mitnehme, schleicht sich ein schlechtes Gewissen ein. Ebenso unwohl wäre mir aber, ließe ich ihn andauernd alleine daheim.

Muschelkalkwände
Hohe Muschelkalkwände tauchen nun zwischen dem frischen Blattgrün auf. Wir nähern uns der Michelslay. Langsam geht es nun voran, weil ich meine Blicke nicht von dieser beeindruckenden Natur lassen kann, die vor 200 – 240 Millionen Jahren ihren Ursprung fand.
Wunderbare Aussichten
Welch eine Idylle hier oben. Sitzen an diesem Platz ist Genuss pur und die Aussicht ein Traum. Vögeln lauschen, den kleinen Käferchen auf dem Boden zuschauen und sich des schon sommerlich wirkenden Waldes erfreuen, das ist die einzige Aufgabe, die mir hier bleibt.

Wer hat denn hier den Weg gefegt?
Gepflegte Wege – eine Ausnahme in dieser eher von Wildnis geprägten Region.
Und ab geht es, wieder in den Urwald
Ich habe nicht herausfinden können, welcher Bach hier in dieser Schlucht dahin plätschert. Ist es der Schlammbach? Auf den mir zur Verfügung stehenden Karten ist er nicht namentlich benannt.
Wir nähern uns, ohne es zu ahnen, dem Ende unseres geplanten Wegeverlaufes. Tief hat sich das Bachtal in die Landschaft gebohrt. Ein wenig beunruhigend die Kleidungsstücke, die hier an Ästen hängen.
Brücken führen immer wieder über das Fließgewässer, links und rechts Totholz, einzig die Wegezeichen versichern mit, ich bin hier richtig!
Ein schmaler Weg führt wieder ein Stück hinauf, sodass ich beim Blick zurück die Vogelperspektive auf die Brücke einnehmen kann. Welch ein Anblick.
Wie immer übertreibe ich es mit den bildlichen Eindrücken, aber immerhin schreibe und fotografiere ich auch für mich und meine Rückblicke. Also verzeiht mit meine verschwenderische Ader.


Herrliche Wege, herrliche Brücken versüßen diesen Wandertag weiterhin. Nachdem Spike ein Schluck aus dem kühlen Fluss schnabuliert hat, ist er auch wesentlich williger, was laufen angeht.


Tja und dann ist Ende
Ein noch im frischem Blätterkleid gewandeter Baum hat sich jenseits der Schlucht von seinem Stamm verabschiedet und sich mit seiner Krone auf meinen Wanderweg gelegt. Mehrere wagemutige Versuche ihn platt zu treten, seine Äste in eine für mich angenehme Position zu verlagern enden mit dem Ergebnis „Geht nicht“
Nicht ein einziges Mal ist es bisher einem Baum gelungen mich zu stoppen, dieser hier hatte die Ehre. Passt irgendwie momentan ein wenig in meine Lebensituation.
Finde einen Weg oder ein Taxi
Mein Navigationsgerät gibt mir Einblick in die Möglichkeit einer veränderten Route bis zum Ausgangspunkt zu folgen, leider auf sehr festen Wegen und lange entlang einer Landstraße, die einen Sonnenschutz für Spike missen lässt.
Aus dem Wald sind wir relativ schnell wieder heraus.
Mir kommt die Idee ein Fahrzeug anzuhalten und um Anruf eines Taxis zu bitten. Leider war kein Luxemburger Bürger gewillt auch nur die Scheiben hinunter zu drehen und nach meinem Begehr zu fragen. Also muss ich mit Spike unter heißer Sonne, vorsichtig wo vorhanden die Grasnarben nutzend, wieder nach Manternach wandern, denn Handyempfang hatte ich lange Zeit nicht!
Es hat uns schlussendlich nicht geschadet und die landschaftlichen Eindrücke waren wundervoll. Ganz toll empfinde ich die Tatsache, dass ein Bulle und seine Kühe gemeinsam auf der Weide stehen, also von künstlicher Befruchtung offensichtlich nicht Gebrauch gemacht wird. Welch ein schöner Anblick.
Fazit
Der wird wiederholt. Wunderschöne Wege, die ich sehen durfte und laut Beschreibung auf der Webseite auch noch einige tolle Wege, die ich nicht sehen durfte. Hunsrück und hier Luxemburg hat mir trotz allem ein paar tolle Wanderstunden beschert.
Nicht nur Kühe können einen in einen leicht ungemütlichen Zustand versetzen. Auch Schafe sind teilweise ziemlich penetrant, v.a. wenn sie Lämmer haben. :-)
Tolle Schleife, die Du gegangen bist, liebe Elke. Auf so ein wenig Abenteuer mit GPS-Auffangnetz steh ich ja. Und Danke für den Link vom Wanderinstitut. Werde da mal intensiver wegen Harz stöbern. Und wenn Du dort irgendwann mal ne Begleitung suchst… sag Bescheid! LG Simone
Schafe stampfen drohend mit den Füßen, wenn sie ihre Lämmer verteidigen. Das durfte ich einmal hautnah erleben, glücklicherweise durch einen Zaun getrennt. Die sind verflixt mutig, schätze ich.
Tjo, das Wanderinstitut hat leider im Harz nicht viel gefunden, bzw. der Harz müsste ordentlich auflegen, damit mal etwas von dieser göttlichen Region an die Öffentlichkeit dringt.
Wenn Spike mal nicht mehr ist, besuche ich euch wieder und melde mich ;-)
Ganz liebe Grüße
Elke
Ein grüner Farbrausch, einfach zauberhaft deine Wanderungen
Liebe Elke,
du wirst überrascht sein: Ich kenne diese zwar recht kurze, aber zu Recht hoch bewertete Traumschleife im ganzen Verlauf und kann Dir nur empfehlen, sie noch einmal in Angriff zu nehmen!
Ich habe das für dieses Jahr auch noch vor. Als ich vor 2 Jahren dort war, hat mir zwar weder eine Kuh die Route versperrt noch ein Baum hat mich vom Gehen abgehalten – aber ein in der Nähe stattfindender Biker-Treff hat mir den Genuss ziemlich vermiest. Stell dir mal Hunderte von schweren Motorrädern, verteilt auf etliche Gruppen, in dem kleinen Manternach und dem engen Tal auf der erwähnten Straße vor…
Liebe Grüße
Herbert
Hi hi…Herbert,
dann müssen wir beide wiederholen. Diese Ursprünglichkeit des Waldes ist unglaublich. ❤ aber Biker gehen gaaaaar nicht.
Liebe Grüße
Elke
Ich hätte so einen Bammel vor der Kuh gehabt, wäre da wohl umgekehrt.
Ich hatte auch Bammel, zu viele Horrormeldungen von Kuhattacken auf Wandererinnen mit Hund schwirren durch das Netz. Ich wollte aber den Weg wandern und das „Husch-husch“ hat ja geholfen :D
Wandern über offene Weiden mit 200 Kühen sind schlimmer, alles schon gehabt. Nein ich trage keine Windeln, ich halte das aus, bis zum nächsten Gebüsch :D
Geht mir wie andreaminnieblog. Ich hätte schon bei der Kuh wieder kehrt gemacht. ;-)
Habs mir mal in meiner Liste notiert, dass hier ne Kuhweide zu queren ist. Sowas mag ich ja gar nicht, da kann der Weg noch so schön sein, somit isser raus.
Ich denke das geht vielen Menschen so, hier ist aber der Weg zwischen den beiden Gattern nur ein paar Schritte. Ohne Hund absolut problemlos, finde ich.
LG Elke
Solche Art von Urwaldtouren finde ich auch sehr schön. Abwechslungsreiches Gelände, Abenteuer mit „wilden Tieren“ 😉 Die Gegend müsste ich mir mal vormerken.
Tolle Region, vor allem in Luxemburg. Der deutsche Hunsrück lohnt aber auch sehr!