Von Frücht aus ins Schweizer Tal, hinüber zum Jährlingsköpfchen führt mich der Panoramaweg Frücht oder genauer, der Panoramaweg „Schweizer Bergromantik“ heute. Der Juni präsentiert sich warm und trocken. Die Getreidefelder stehen hoch. Mohn- und Kornblumen fuschen sich zwischen die Ähren, geben dem einheitlichen hellen Ton des Weizen eine bunte Würze. Eine Schlucht und ein kleiner Klettersteig schenken dem ansonsten unspektakulären Wegeverlauf die Abwechslung.
Seit Monaten steht das Buch „Wanderungen für die Seele- Rheingau/Taunus“ in meinem Bücherregal. Endlich habe ich Gelegenheit mir eine der 29 Touren, nämlich den Panoramaweg „Schweizer Bergromantik“ oder wie es hier heißt: „Im Schweizertal“ zum wandern auszuwählen.
Ich gebe gleich zu Beginnen zu bedenken, es handelt sich hier um eine relativ schlichte Wanderung mit einigen Highlights. Eine lange Anfahrt würde ich persönlich, wäre ich nicht Bloggerin, wohl nicht in Kauf nehmen. Im Rahmen eines Kurzurlaubes in der Region gehört diese Wanderung meiner Meinung nach aber auf den Wanderplan.
Panoramaweg Frücht plus Klettereinlage
- Start/Ziel: Parkplatz Emser Straße an der Wanderhütte, 56132 Frücht
- Streckenlänge: 13,4 km
- Höhenmeter: 290 m
- Track und Informationen zur Tour
- Einkehr auf der Strecke nicht möglich, wohl aber im nahen Niederlahnstein
- Mehr Wanderungen findet ihr natürlich in dem *Buch vom Schlenderer (Karl-Georg Müller)
- Wanderungen auf dem Lahnwanderweg auch bei Bad Ems gibt es eine tolle Tour
Entgegen Georgs „Anweisung“ laufe ich den Panoramaweg Frücht gegen den Uhrzeiger, rein intuitiv und vom Licht her passt es auch für mich. Im Grunde ist es gleichgültig, da eine erkennbare Dramaturgie bei diesem Wanderweg fehlt. Er ist einfach „nur“ schön und das reicht mir.
Die Schutzhütte Lahnblick und der Eichenprozessionsspinner
Bald erreiche ich bereits einen sehr großen Rastplatz mit der Schutzhütte Lahnblick. Die Grillhütte kann gemietet werden und bietet Ausblicke in den Hunsrück und die Eifel.

Vielerorts hängt der Eichenprozessionsspinner von den Bäumen herab, so auch hier. Gelbe Flatterbänder sperren den Bereich um eine Bank und Baum ab. Sich fern halten ist wichtig, denn die Folgen für Mensch und Tier sind gravierend. Wikipedia weiß, wie so oft, mehr darüber. Raupendermatitis ist eine schwere, allergische Reaktion, die die Brennhaare der Raupe auslösen.
Für den Menschen gefährlich sind die Haare des dritten Larvenstadiums (Mai, Juni) des Eichen-Prozessionsspinners. Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen stets neue toxische Reaktionen aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen: Zitat Wikipedia

Freiherr von Stein Pfad + Panoramaweg Frücht
Im einem engen Rund um Frücht führt der 4,5 km kurze Freiherr von Stein Pfad mit zwölf Stationen mit Informationstafeln.Das Leben und Wirken des Freiherrn vom Stein wird hier ebenso thematisiert, wie auch die Auswirkungen auf Frücht.

Einige dieser Stationen werde ich kennen lernen und damit ein wenig Wissen über den Ort meiner Wanderung erlangen. Dies soll jedoch nicht der Schwerpunkt des heutigen Tages sein. Vielmehr möchte ich die üppige Natur genießen.
Der Mais hat schon eine Höhe von rd. 50 cm, dazwischen stehen Kornblumen und Mohn, ein Anblick den ich an vielen Orten vermisse.


Was bedeuten denn die Markierungen an den Bäumen?
Wiesenwege wechseln jetzt zu Waldwegen und wieder einmal sichte ich Markierungen an den Bäumen, deren Sinn ich daheim erkunden möchte.

Hier sind es zwei parallel verlaufende, weiße Streifen, die an den Bäumen angebracht sind. Sie markieren eine so genannte Rückegasse. Innerhalb diesen Schneisen, die mittels dieser markierten Bäume gekennzeichnet werden, finden die Rückearbeiten, also Fortarbeiten mit Holztransport, statt. Manchmal findet man über den beiden Streifen noch ein „R“
Meine Markierung weist mich auf einen schmalen, mit Springkraut bewachsenen Waldpfad. Dankbar für meine Abneigung gegen kurze Hosen registriere ich den Schutz um meine Beine als Abweisung gegen die saugenden und beißenden Insekten, während Mücken meine nackten Arme dankend besetzen und die mit Sonnenmilch benetzte Haut anstechen.

Durch Wald und Feld – Auf dem Panoramaweg Frücht
In dem oben vorgestellten Buch von Georg steht etwas von einem kleinen jüdischen Friedhof, den ich jedoch übersehen habe. Auch die erwähnten Hügelgräber entziehen sich meinen neugierigen Blicken. Wo war ich gedanklich nur wieder unterwegs, dass sie mir einfach so entwischen können. Über breitere Wege und an einem weiteren Rastplatz vorbei wandert es sich kühl und schattig unter hohen Eichen und Buchen.
In diesem Monat gab es schon reichlich Tage mit diesen tief fliegenden Wolken. Sie geben dem blauen Himmel einen herrlichen Kontrast, den ich sehr zu schätzen weiß. Von jetzt an wandere ich unter freiem Himmel, Wald wird es erst später wieder geben. Das Sönnchen verwöhnt, trotz der vielen Wolken, immer wieder meine Haut und wärmt sie. Nördlich von Frücht reiht sich ein Getreidefeld an das andere. Als botanische Fachkraft würde ich raten, es sind Gerste und Weizen.


Felder – Felder und noch ein paar Felder auf dem Panoramaweg Frücht
Bevor ich ins Schweizertal gelange, noch ein paar Eindrücke vom weiteren Verlauf des schnuckeligen Wanderweges, genannt Panoramaweg Frücht. Wechselvoll präsentiert sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche. Immer wieder geben die Mohn- und Kornblumen die Farbtupfer in die Getreidefelder.
Die abgemagerte Katze schlendert langsam und ohne erkennbare Not unter das schützende Gras. Sie bleibt ruhig liegen, als ich mich nähere. Sie zu berühren, das wage ich nicht. Irgendwie scheint ein Unwohlsein sie so träge zu machen.
Das Schweizertal und die Obere Mühle
Merkwürdig sieht es hier aus, eine Treppe, die auf einem Pfad endet, der scheinbar ein schnelles Ende findet. Eine Tür, hinter der scheinbar Wasser fließt. Ein merkwürdiger Wegabschnitt so kurz vor dem Schweizertal. Wie so oft, wenn ich alleine wandere, geschieht es dass es mir mulmig im Magen wird. Nicht dass ich es bereuen würde losgezogen zu sein, nein ganz im Gegenteil. Jedoch bin ich von Ängsten beim Wandern nicht ganz frei.


Die Kadendeller Mühle
Unvermutet lande ich auf einem Teerweg, der mich an ein Privatgrundstück führt. Die Dame des Hauses ist im Garten beschäftigt. Die Wegezeichen weisen mir den Weg mitten über das Grundstück. Ich schaue zweimal und ein drittes Mal, ob das ein ernst gemeinter Wegweiser ist. Dann husche ich so schnell wie möglich, aber nicht ohne das ein oder andere Foto zu machen, über das schön gestaltete Anwesen. Bis 1983 wurde die ehemalige Kornmühle als Sommerwirtschaft betrieben.
Das wildromantische Schweizertal
Nur kurz ist die Strecke durch das sogenannte Schweizertal. Tief hat sie der Schlauserbach in die Schlucht gegraben und verbindet so Miellen und Frücht. Entwurzelte und abgeknickte Baumriesen haben sich quer gelegt, geben dem Schlauserbach oft genug einen individuellen Verlauf. Nur einen Kilometer hinter der Quelle erreicht der Schlauserbach bereits die Lahn. An seinem Verlauf hatten früher sechs Mühlen Platz und genug Wasser. Heute unvorstellbar. Zu sehen ist von den Mühlen, außer von der Kadendeller Mühle, nichts mehr.



Schwuppdiwupp da simmer wieder oben
So schnell ist das kleine Schweizertal durchwandert. Der Panoramaweg Frücht macht seinem Namen alle Ehre, indem er mich schnell wieder mit Aussichten ins Ländle versorgt. Ich nähere mich der Lahn stetig, werde sie am heutigen Tage jedoch nicht sehen können. Schade, das hätte mir gefallen.
Viel dolles gibt es jetzt nicht, zwischen den Getreidefeldern wandert es sich naturnah, aber der Boden ist knüppelhart und ausgetrocknet. Immer wieder knicke ich in irgendwelche Erdlöcher. Also überwiegend Blick nach unten und geschaut, obwohl da oben am Himmel die aller schönsten Wolken ziehen.
Eine wunderschöne Rastmöglichkeit bietet mir gleichzeitig einen Blick in das Lahntal. Nein, die Lahn ist nicht zu sehen, aber ich befinde mich oberhalb des Flusses, unter mir Miellen und weiter westlich, auf der anderen Lahnseite die Ruppertsklamm.
Ein anstrengender Abstecher
Ich trödele jetzt ein wenig, fotografiere die hundertste Ähre, hier ein Blatt und dort einen Busch.

Endgültig auf parallelem Kurs zur Lahn fordert Georg in seinem Buch auf, einen Abstecher zum Großen Mühlberg.

Nach dem Aufstieg kommt der Ausblick, ein wenig Enttäuschung und dann ein Abstieg.


Aussichtspunkt Jährlingsköpfchen – Panoramaweg Frücht
Das ist nun wirklich ein besonderer Ort, den ich so hier nicht vermutet hatte (klar wer den Text von Georg VORHER liest, weiß das) . Aber ich bin rein, mein Gedächtnis ist klein, soll niemand drin wohnen als der Heuballen allein…. OK, das war frei nach Elke Bitzer
Ein Wegweiser deutet an „DAS solltest Du nicht verpassen“

Auf mit Seil gesicherten Felspfaden steige ich hinauf zur Früchter Höhe, heute Jährlingsköpfchen, um mit einem fantastischen Blick in die Umgebung belohnt zu werden. Unter mir stoppt mein Blick bei einem kleinen Kirchlein. Später finde ich auf der Karte, dass es sich hier um die Friedenskirche von Lahnstein handelt.
Mein selbstauslösendes Handy sorgt für das ein oder andere Bild.


Der Rest ist schnell erzählt
Bis zu meinem Ziel in Frücht ist es nun nicht mehr weit. An der Weggabelung, wo das Schild mit dem Hinweis zum Jährlingsköpfchen steht, finde ich eine Bank. Eine ausgedehnte Pause genieße ich dort inmitten der ländlichen Umgebung. Mir weht der Wind sanft durchs erhitzte Gesicht. Der Duft der Gräser verirrt sich in meine Nase, der mich immer wieder zum heulen bringt (mein Heuschnupfen kehrt nach 40 Jahren zurück) Trotzdem bleibe ich sitzen, lasse die Seele baumeln und erfreue mich an der Zeit die ich habe.

Doch nach einer halben Stunde rappele ich mich auf, nehme das letzte Stück Weg unter die Füße. Wechselvoll ist die Wegeführung und so naturnah wie möglich, auch als es wieder an den Ortsrand von Frücht geht. Der Bärenklau treibt seine Blüten, die in riesigen Knospen ihren Anfang finden.




Stunden später lande ich wieder an meinem Auto und reise leider ohne Einkehr wieder heim. Eine geeignete Lokalität zu suchen ist mir zu mühselig und Frücht verfügt über Cafe´ & Co wohl nicht. Beim nächsten Besuch in der Region werde ich das nachholen.
Für heute bleibt mir zu sagen: „Ja, es war schön“ Wie oben bereits erwähnt, ein Kurzurlaub hier kann ich mir sehr gut vorstellen. Den Lahnwanderweg möchte ich auch noch weiter erkunden. Es gibt noch viel zu tun, für die Wanderomi-
Ein paar Worte zum Outfit heute auf dem Panoramaweg Frücht
Zu Beginn ist es noch etwas kühl, da ich früh auf dem Wanderweg gelandet bin. Daher trage ich heute die Damen Softshell Weste Lake Erie und die Damen Bluse Lori meines Outdoorausrüsters **Fifty Five. An die Blusen könnte ich mich gewöhnen, die sind ausgesprochen leicht und luftig. Auch die Weste, sofern des etwas kühler ist, aber eine Bluse ausreicht, dient hervorragend meinen Bedürfnissen.

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**Der Beitrag enthält Werbung zu Fifty Five

Der Outdoor Blogger Codex ist keine Farce, sondern ein Versprechen meinerseits nach bestem Wissen und Gewissen Beiträge zu veröffentlichen-
Hallo. Ich bin heute zufällig auf Ihren Blog gelandet da wir heute am Jährlingsköpfchen waren. Sehr schöner Bericht ☺️👍 Danke für die tollen Bilder
Oh vielen Dank. Ich erinnere mich gerne an diesen Wandertag. ❤️
Jaja, liebe Elke…. soviel zum Thema Klettern ;-) Ich sagte doch „sag niemals nie“ :) LG, Björn
Naja das war ja tatsächlich eher ein gesichertert Spaziergang. Den Mittelrhein Klettersteig bin ich ja auch schon mehrfach gegangen. Aber das was ihr da macht, holla das ist eine andere Hausnummer :O