Ein ganz besonderer Wanderweg, die Traumschleife Dollbergschleife. Meine persönlichen Höhepunkte waren der „Keltenpark Otzenhausen“, ein steinreicher „Keltische Ringwall“, der „Züscher Hammer“ und dazwischen die sommerliche Atmosphäre des Naturpark Saar-Hunsrück im Saarland.
Drei Tage Wanderurlaub habe ich hier im Hunsrück. Untergeschlüpft bin ich in der Jugendherberge Hermeskeil. Von dort sind die Anfahrten zu den Startpunkten vieler Traumschleifen sehr kurz. Am Tag meiner Anreise entschließe ich mich die Traumschleife Dollbergschleife zu erkunden. Ein Jahr lang schwirrt mir dieser Premiumwanderweg schon durch meinen lockigen Kopf, der muss da endlich raus.
Traumschleife Dollbergschleife
- Köhlerhütte, Dollbergstraße 49, 54422 Neuhütten
- Streckenlänge: 12,5 km
- Höhenmeter: 364 m
- Informationen und GPS Track
- Einkehr am Start: Gasthaus Köhlerhütte
- Führungen im Keltenpark oder zum Ringwall können hier gebucht werden: Keltischer Ringwall Otzenhausen

Waldlehrpfad – Spielen und Lernen
Eine kleine Teststrecke gönne ich mir an den beiden Gefäßen. Mittels Pumpenschwengel fülle ich den Eimer mit schmutzigem Wasser. Ich mache den Test, wie auf der Informationstafel beschrieben. Fülle die beiden Behälter im Ständer jeweils mit der gleichen Menge Wasser. Klar, dass der Waldboden das versickern des Wassers erschwert, während die Kieselschicht natürlich eine hohe Durchlaufgeschwindigkeit erreicht. Prima auch für Familienwanderungen, diese Station.

Ein bisschen von der Drohung es könne gewittern getrieben, mache ich mich nun endlich auf den Weg. Oberhalb von Neuhütte führt ein Waldweg. Die Dollbergschleife verabschiedet sich jedoch bald mehr und mehr vom Ort. Am abknickenden Wanderweg steht eine Bank, an dessen Lehne Socken & Wanderschuhe hängen.
Weit und breit kein Besitzer zu sehen. Meine Fantasie bildet Satz um Satz, bis eine komplette Kriminalgeschichte erfunden ist. Ein paar heimatlose Wanderstiefel sind geradezu prädestiniert für solche gedanklichen Auswüchse. Die Wahrheit werde ich leider nie erfahren. Schade! Wenn jemand diese Runde nach mir geht, bitte schauen und berichten, ob sie noch da hängen.
Zwischen Wald und Wiese auf der Traumschleife Dollbergschleife
Noch habe ich die Bebauungsgrenze von Neuhütte nicht vollständig verlassen können. Feine Einfamilienhäuser kann ich entdecken und mancher dekoriert sein Grundstück mit eigenwilligen Objekten.

Es weht ein leichter, manchmal böig auffrischender Wind, der mir immer wieder die saubere Hunsrückluft in die Nase spült. Hoch in den Baumwipfeln toben sich die gefiederten Freunde aus.
Kurz vor Überquerung der Landstraße herrscht bei mir ein bisschen Verwirrung, weil mir die Beschilderung aus den Augen gerät. Doch da ich die grobe Richtung kenne, finde ich schnell wieder meine alt vertrauten Wegezeichen mit der Aufschrift „Traumschleife Dollbergschleife“. Ein schmaler Pfad führt mich nun unterhalb der Bebauung von Neuhütte.
Wald, Wiese und Orchideen
Beinahe hätte ich sie übersehen, die Orchideen. Zahlreiche Waldhyazinthen wachsen auf den Wiesenrändern. Die kleinen leuchtenden weißen Blümchen hatte ich hier nicht erwartet. Kein Wunder dass mein Wandertempo so unterirdisch ist, ständig in die Hocke gehen und meine Entdeckungen fotografieren, das kostet Zeit. Genau das macht es aber auch aus mit Genuss unterwegs zu sein.

Waren es gerade noch helle Wiesenwege und lichte Mischwaldwege, so gerate ich jetzt in einen dunklen Wald. Glücklicherweise darf ich den ziemlich schnell wieder verlassen. Das bisher sehr leichte Höhenprofil fordert meine von der Anfahrt müden Muskeln noch nicht sonderlich.

Durch den Wald zum Züscher Hammer
Übrigens sind hier an markanten Stellen die Verbotsschilder für Fahrradfahrer angebracht. Auf schmalem Pfad muss ich hier nicht mit rasenden Überraschungen rechnen und ich gebe zu, das erleichtert mich. Auf dem Weg zum Züscher Hammer führen mich die Wegezeichen der Traumschleife Dollbergschleife hinunter ins Königsbachtal. Über Felsenstufen fällt das Wasser des Königsbach dem Züscher Hammer zu.

Frau kann da schon mal viel Zeit verbringen, wenn Wasser so schön fällt. Aber auch die süßen Himbeeren in der Nähe finden Beachtung. Irgendwie ist immer irgendwas oder jemand, der mich vom weiter wandern abhält.
Teich mit rekonstruiertem Hammerwerk
Nur wenig weiter stehe ich schon wieder mit der Kamera im Anschlag. Der Teich ist nicht nur ausgesprochen idyllisch gelegen, sondern lässt mit seinen grünen Gewächsen im Wasser auch wieder viel Raum für grauselige Fantasien.

Ich stehe vor dem Teich und spüre die sanft im Wasser sich wiegenden langen Gewächse an den nackten Beinen. Dazwischen schwimmen kleine Fische und stupsen mich an. War da nicht eine Hand……? OK, Schluss mit der Märchenstunde, so sehr kann Frau sich in Gedanken verfangen…..

Corona und seine Auswirkungen
Besichtigen kann man den Züscher Hammer, Corona sei Dank, nicht. Hier am Standort befand sich einst das größte Eisenhüttenwerk des Hunsrücks. Hier befinden sich ein Pochwerk, eine Schmelze, ein Eisenhammer und eine Holzkohlenscheuer.

Waldreich geht es über schmale Pfade an bemoosten Hängen entlang. Rechts von mir plätschert der Altbach/ Königsbach. Hin und wieder brettern dicke Hummeln an mir vorbei. Mücken höre ich nicht, spüre aber ihre zahlreichen Attacken auf meine Haut. Zivilisation ist hier nicht zu hören, außer Naturgeräuschen ist hier nichts zu vernehmen.
Wasser hat keine Grenzen, oder doch?
Bald erreiche ich den Nonnweiler Stausee, der aber nur wenig von seinem Wasser zeigt. Zu dicht wachsen die Sträucher und Bäume am Uferrand. Die Talsperre gehört in Teilen zum Saarland (60%) und zu Rheinland Pfalz (40%), also ist die Frage nach Grenzen im Wasser damit beantwortet.

Neugierig wie der Blick von der etwas weiter entfernten Staumauer aussieht, wandere ich ein Stück weiter. Das Stück zusätzlichen Weg kann man gut in Kauf nehmen, denn die Aussichten auf das Wasser des Nonnweiler Stausee sind wirklich schön.

Das hat sich gelohnt und mit Blick auf den kommenden Wegabschnitt bin ich froh mir den Abstecher gegönnt zu haben. Das kleine Stück ist schnell zurück gewandert und dann geht es erstmal hinauf, um oberhalb der Talsperre weiter zu wandern.
Nach öde kommt wunderschön
Der Weg hier ist relativ eintönig und führt auf breiten und geschotterten Wegen an der südöstlicher Seite oberhalb des Stausees. Die Wegeführung ist anders jedoch nicht machbar. Am abzweigenden Weg gesellen sich die Traumschleife Hubertusrunde und der Saar Hunsrück Steig zur Dollbergschleife. Wunderschöne Wege schließen sich jetzt an, vor allem am Kloppbrucher Weiher.

Erneut erlaube ich mir einen Abstecher. Der Kloppbrucher Weiher mit Hütte und einem alten Brunnen ist einfach zu schön um ihn ungesehen rechts liegen zu lassen. Also wenn ihr solche Plätze ebenfalls mögt, biegt ab.

Als ich mich endlich von diesem romantischen Plätzchen trennen kann, erreiche ich kurze Zeit später den Wanderparkplatz Keltischer Ringwall. Es ist schwül geworden. Auch der Wind ändert daran nicht viel. Der Parkplatz ist gut besucht, offenbar starten hier zahlreiche Spaziergänger/innen und Wanderer/innen, aber auch Besucher des Keltenpark.
Der Keltenpark Otzenhausen
Unterhalb des mächtigen Ringwalls befindet sich der Keltenpark Otzenhausen. Am Eingang zum Gelände steht ein Kassenhaus. Dort hinterlasse ich meine Personalien und kaufe mir eine Eintrittskarte. Nachdem geklärt ist, dass ich fotografieren und veröffentlichen darf, trete ich ein.
Vor dem Eingang ins Dorf befindet sich eine Naturbühne. Hier lassen sich außerschulische Unterrichtseinheiten verwirklichen, aber sicher auch Theaterstücke.

Die Rekonstruktionen der bisher zehn Gebäude (Wohngebäude, Handwerks- und Speichergebäude sind auf Grundlage der Ausgrabungsfunde im Ringwall und anderen Fundstellen im Hunsrück nachgestellt. Die Ansammlung der Häuser bildet das Leben in den Jahren 150/10 v. Chr. ab. Im Flyer, den ich am Eingang bekam, sind die Konstruktionen abgebildet, die oft auf Stelzen oder Pfählen basierten.
Links oder doch die Dollbergschleife ?
An der Kasse bekomme ich die Empfehlung mich links zu halten. Also weiche ich von der Dollbergschleife ab. Misstrauisch folge ich diesem Weg. Am Ende des Tages weiß ich, der Originalstreckenführung zu folgen wäre richtiger gewesen. Das ist aber nun nicht mehr zu ändern und verloren habe ich dadurch nur den Blick auf den Stausee (hätte ich natürlich gerne genossen)

Unterhalb des Mannfelsen bleibe ich dann schon wieder hängen und lese ein wenig, was auf den großen Tafeln steht. Offenbar wurde der Ringwall auch aus den Brocken des vom Mannfelsen stammenden Gesteins gebildet.
Geklaut habe ich die Geschichte wie der Mannfelsen entstanden ist (Quelle: Saarlandtouren)
Es waren einmal ein Sohn eines Keltenfürsten, der in eine Tochter eines anderen Keltenfürsten verliebt war. Das junge Pärchen wollte heiraten. Aber die beiden Familien waren leider verfeindet. Um die verbotene Liebe und die Hochzeit zu verhindern, wurden die beiden von einem der Keltenfürsten in zwei riesige Felsen verwandelt. Die beiden Felsen stehen im selben Tal, aber auf gegenüberliegenden Seiten. So können sie sich immer sehen, aber sie werden sich nie erreichen können. Von diesem Standort kann man den Mannfelsen sehen, den versteinerten Sohn. Die hohen Bäume versperren die Sicht auf die versteinerte Tochter.
Das Tor zur Kernburg
An mit dicken bemoosten Felsbrocken bestücktem Wald werde ich langsam aber beständig immer weiter hoch getrieben. Nicht nur die Steine faszinieren, sondern wie so oft die Füße der dunkelgrünen Bäume.

Meine quälend schmerzende Hüfte und der steile Aufstieg vertragen sich nicht besonders miteinander.
Endlich oben angekommen sehe ich das Eingangstor, das früher ja am westlichen Steilhang lag.
Weiter geht es bergab an der Quelle vorbei die allerdings nur noch bei sehr regenreichen Zeiten für Wasser sorgt.


Hand in Hand gehen die Traumschleife Dollbergschleife und der Saar Hunsrück Steig auf gemeinsamen wegen.
Das Super Highlight auf der Traumschleife Dollbergschleife
Der Cerda & Celtoi – keltischer Skulpturenweg verläuft ebenfalls hier. Es wurden 18 Skulpturen aufgestellt. Auf der Erklär- Tafel steht dass sie zwischen 2005 und 2007 von Künstlern aus dem keltischen Siedlungsgebiet von Irland über Spanien bis in die Türkei erschaffen wurden. Das Stammesgebiet der Treverer war der Dollberg. Hier errichteten sie die größte keltische Festungsanlage Europas.
Nach der gründlichen Besichtigung zieht es mich jetzt endlich zu diesem riesigen Ringwall. Der ist wirklich imposant. Der Ringwall ist ein Kulturdenkmal von großer internationaler Bedeutung. Er umschloss und schützte eine große Siedlung der Treverer, einem keltischen Volk. Das ist nun schon mehr als 2.000 Jahre her. Aus diesem Grund wurde der Ringwall unter Denkmalschutz gestellt. Auf den Tafeln wird darum gebeten auf das Bauen von den typischen Steinmännchen zu verzichten.

Ein beeindruckernder Anblick, diese mächtige Ansammlung von dicken Steinen. Unvorstellbar wie man das alles gesammelt und geschichtet hat.
Grenze zwischen Rheinland Pfalz und Saarland
Weiter wandere ich mit Hochgenuss durch einen sehr naturbelassenen Wald. Grenzsteine sehe ich hier ganz viele . Am Ende überschreite ich sogar die Grenze zwischen Saarland und Rheinland-Pfalz. Selbst ein Gipfelkreuz hat man hier auf dem höchsten Punkt des Dollberg, auf 695,4 Metern, aufgestellt.
Der Weg bleibt durch den Wald hindurch auf großen Strecken sehr steinig. Überall stehen Inseln ein Fingerhut und der Farn gedeiht ja ebenfalls prächtig. Eine ganze Allee Farngewächse entlang grüner Wiesenwege bereichert das Wegelchen noch zum Ende hin. Auch die Birke lässt es sich hier gut gehen. Erwischst mich das kleine Hüngerchen zwischendurch, so brauche ich nicht lange nach Heidelbeer Büschen suchen die hier reichlich Früchte tragen. Bis hierher bin ich Mutterseelen allein unterwegs.
Nicht mehr lange bis Heuhütte, an einer Weggabelung treffe ich auf ein Wanderpärchen. Sie sind auf dem Saar-Hunsrück-Steig unterwegs und vermissen die Zuwegssymbole, die ihnen den Weg nach Neuhütte weisen. Tatsächlich fehlen diese. Nach einem kurzen Plausch sind sie sich sicher, dass sie in meine Richtung müssen. Die beiden sind aber deutlich schneller unterwegs als ich!


Das war es dann auch. Die Traumschleife Dollbergschleife endet an der Köhlerhütte, wo ich mittags gestartet bin. Mein Auto hat den großen Parkplatz fast allein. Nur wenige Minuten sind es bis Hermeskeil. Jetzt freue ich mich auf „Füße ausstrecken“ und Futter!
Ankunft in der Jugendherberge Hermeskeil
Die Ankunft in der Jugendherberge Hermeskeil passt ziemlich perfekt in die Zeit des Abendessens. Meine Siebensachen stelle ich nur flott in das kleine Zimmer ab und dampfe gleich wieder, mit Maske auf der Nase, nach unten. Zum Essen gibt es kein Buffet, wahrend Corona ist das ziemlich schwierig zu realisieren. Mit Vorsuppe, Salat und Spaghetti Bolognese bin ich aber sehr schnell pappsatt.


Noch ein Gespräch mit Julia, meiner Enkelin und schnell die Bilder auf die Festplatte kopiert, dann lehne ich mich gemütlich in den kleinen Zimmer zurück. Es ist schon sehr ungewohnt auf den wenigen Quadratmetern in einem Stockwerk Bett zu liegen. Aber für ein paar Tage finde ich das absolut okay. Mit mir sind tatsächlich unter der Woche nur wenige hier untergekommen. Eine Mutter mit Tochter, ein allein Reisender und ein Pärchen mittleren Alters besetzen die Tische. Am Wochenende wird es jedoch voller.
Buchtipp zur Traumschleife Dollbergschleife
Am Ende noch ein Buch, dass sich nach wie vor für die Traumschleifen bewährt. Es gibt mehrere davon und dies hier (Band vier) für die Traumschleife Rockenburger Uwaldpfad

Traumschleifen – Band 4. Offizieller Wanderführer – Schöneres Wandern Pocket, 16 traumhafte Premiumrundwege zwischen Saar und Rhein (Deutsch) Taschenbuch – 31. März 2015
Den Ringwall finde ich wirklich faszinierend und auch sonst macht die Tour einen ordentlichen Eindruck. Werden wir uns sicherlich mal ansehen wenn wir in der Nähe sind – danke für den Tipp!
Diese Traumschleife hat mich tatsächlich sehr angesprochen. Der Hunsrück insgesamt ist ein Traum
Teilweise schöne Erinnerungen :-)
Bei vielen der Rundwege lohnt es sich tatsächlich und hier unbedingt ;-)
Liebe Elke,
mit dem Linksabbiegen nach dem Keltendorf hast Du leider einen sehr schönen – aber für die Hüfte auch anstrengenden – Teil des Weges verpasst.
Hier ein Freigabe-Link zu einigen Bildern, die ich vor Jahren dort aufgenommen habe:
https://c.web.de/@358167481233184178/m3ovNdUBTh6yZm2GoLD2nA
Liebe Grüße
Herbert
Mir wurde das schnell klar und ich sag es Dir, ich hätte die Hüfte gequält, Hauptsache alles gesehen haben. Den Weg mit den bemoosten Steinen wäre ich also auf jeden Fall gegangen. Das nächste Mal, denn diese Traumschleife kann man getost mehrfach gehen.
Liebe Grüße
Elke
und die beiden Wanderer auf dem Saar-Hunsrück-Steig hätten nicht in Deine Richtung nach Neuhütte gehen müssen, sondern geradeaus – denn die Etappe führt gar nicht über Neuhütte….
Die hatten aber in neuhütte eine Unterkunft.