Schon vor Tagen hatte ich mit dem Büchlein Vitaltouren und Soonwaldsteig vom Idee media Verlag befasst und mir vorgenommen die ein oder andere Tour daraus zu wandern. Auf der Webseite des Naheland Tourismus finden sich noch mehr dieser Touren. In der Nähe von Kirn liegt das kleine Örtchen Simmertal und dort startet die Vitaltour Felsengarten, mit knapp 15 km Lauflänge. Das passt doch sehr gut.
Erst steht aber die Notwendigkeit Geld in Kirn zu organisieren auf meiner „to do Liste“ und dort finde ich dies hier! Ein Relikt aus alter Zeit, tagtäglich in Gebrauch im modernen Kirn. Ich habe zwei Mal geguckt! Nach diesem Kulturschock – positiv betrachtet – erreichen wir nach kurzer Fahrt Simmertal.

Vitaltour Felsengarten
- Start/ Ziel: Simmertal 55618, Parkplatz am hist. Rathaus und an der Ev. Kirche
- Streckenlänge: 15 km
- Höhenmeter: 325 m
- Einkehr: Landhaus Felsengarten, Auf der Lay 2, 55618 Simmertal
- Informationen und GPS Track
Dort parken wir am alten Rathaus. Leider habe ich es versäumt das Gebäude zu fotografieren. Immerhin ist es das älteste Rathaus im Naheland (1499). Am Einstieg zur Traumschleife wurde gebaggert und abgesperrt und da ich ein braves Mädchen bin, laufe ich nicht durch den frischen Beton, sondern suche mir eine Umgehung. Nach einem kurzen Trip über die Simmertaler Straßen befinde ich mich in Minutenschnelle auf einem weichen Wiesenweg.

Rotkäppchen ohne Wolf
An Streuobstwiesen und Rinderweiden vorbei wandernd, treffe ich auf ein kleines Mädel, das mir bereitwillig eine schöne Wiese zum Blumen pflücken und Hundespiel zeigen möchte. Ihr Aufenthalt in Kirn bei den Großeltern endet heute und so ist sie unterwegs um Omi einen Abschiedsblumenstrauß zu pflücken. Die Blümchen hat sie, wie einst Rotkäppchen, in einen kleinen Korb gelegt (drapiert). Total niedlich die Kleine. Auf Fotos habe ich natürlich verzichtet.
Während Rotkäppchen weiter versucht mich auf die Wiese zu locken suche ich nach den Wegezeichen, die mich sicher auf meinem Weg halten. Rotkäppchen biegt ab, über den munter plätschernden Apfelbach, auf ihre Wiese mit den vielen Blümchen. Sie winkt noch einmal und ich ziehe in das kleine Wäldchen im Apfelbachtal. Welch eine aufmunternde Begegnung das wieder war.
Nach kurzem, entspannten Schlendern über die naturbelassene Waldwege geht es deutlicher bergan. Die Sonne streichelt den Waldboden und malt ihre typischen Licht- und Schattenbilder. Die Stille ist herrlich, wobei Stille ja relativ ist, wenn Bäche gurgeln und Vögel ihr Morgenkonzert singen….. aber ich finde diese Stille einfach herrlich :-)

Wechselvolle Vitaltour Felsengarten
Kleinere Waldabschnitte wechseln sich zunächst mit Wegen an Feld- und Wiesenrändern ab. Dann bleiben wir auf der Höhe und ich kann mich nicht satt sehen, an den langsam sich auf Herbstfarben umstellenden Wälder. Die Felder wurden schon das erste Mal nach der Ernte umgegraben und wirken sauber und ordentlich.



Gewitter muss nicht sein
Allmählich verdrückt sich die Sonne hinter immer dichter herauf ziehende Wolken. Aus dem anfänglich herrlich blauen Himmel wird ein düster drohendes Dach über mir. Etwas Panik kommt auf, dass die angekündigten Gewitter früher aufziehen könnten, aber abbrechen kann ich immer noch. Frei nach dem kölsche Motto: Et hätt noch emmer joot jejange wandern wir weiter.


Herbstzeitlose finden sich auf den Wiesen ebenso, wie die dicken Parasolpilze auf den Wiesen. Tellergroß stehen sie dicht bei dicht.
Teilweise sind die so hoch wie Spike, sie lassen sich sehr gut paniert in der Pfanne braten.

Obwohl die Licht- und Schattenbilder, die die zaghaft immer wieder durchscheinende Sonne zaubert, doch schön anzuschauen sind.

Endlich der Felsengarten
Bevor wir uns endgültig dem Felsengarten, Namensgeber dieser Vitaltour, nähern können, müssen wir noch ein Stück am Rande von Horbach vorbei. Nicht berauschend schön, aber schon durch das Weidevieh für mich immer wieder schön. Ich liebe die „sanften“ braunen und weißen Milch- und Fleischlieferanten. Schön, dass sie ihr Leben gemeinsam mit dem Nachwuchs und vor allem auf großen, satt grünen Weiden verbringen dürfen.
Nun erreiche ich endlich den Höhepunkt dieser Tour. Schmale Pfade, die von Krüppeleichen gesäumt sind. Wir erreichen die große Rasthütte Falkenstein, von hier aus führen kleinere Pfädchen zu zwei weiteren Aussichtspunkten, die nicht direkt auf der Route liegen, für mich aber selbstverständlich mit dazu gehören.
Nun habe ich einen schönen Ausblick auf die unter mir liegenden Felsen und gegenüber erblicke ich wieder Schloß Dhaun auf seinem Felssporn. Nun folgen dicht an dicht die Aussichtspunkte Jakobskanzel, Uhublick und am Ende die Rabenkanzel. Hier macht die Vitaltour Felsengarten besonders viel Freude.
Zurück in Simmertal
Nach diesem Finale sind wir recht schnell wieder im Örtchen Simmertal, indem ich von einer Bewohnerin gefragt werde, ob ich den gesamten Tag wandern gewesen sei. Sie hatte mich beim Start gesehen und meine Rückkehr nun auch. So ist das im Dorf, es bleibt nichts verborgen :-)
Auffällig ist übrigens in der Region hier, dass viele alte Häuser, die noch mit Lehm verputzt sind, wieder restauriert und bewohnt werden. Toll dieser Einsatz solch alte Gebäude zu erhalten. Heute greifen so viele wieder auf diesen natürlichen Baustoff zurück und es sprechen einige Gründe dafür es zu tun!
Nach 15 gewanderten km bin ich zwar dank der kurzen Nacht hundemüde, aber auch sehr zufrieden. Einige Streckenabschnitte waren etwas abwechslungsarm, aber insgesamt hatten wir einen erholsamen Wandertag.
Das Landhaus Felsengarten, Auf der Lay 2, 55618 Simmertal bietet sich zur Einkehr nach vollbrachter Wanderung an.
In Simmertal steht eine barocke Kirche, siehe Foto oben rechts, innen mit einer der berühmten Stumm-Orgeln (1730) bestückt. Eine Traumschleife STUMM-Orgel-Weg befasst sich ausschließlich mit der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm aus Sulzbach, die in 6 oder 7 Generationen rd. 370 Orgeln gebaut haben. Die erste wurde 1717 gebaut und insgesamt 140 dieser Orgeln sind noch intakt.
Schloß Dhaun
Am Ende möchte ich noch einige Fotos zum Schloss Dhaun zeigen, das ich vom Felsengarten aus sehen konnte. Ich habe es ein paar Tage später besucht und dieser Besuch hat sich aus meiner Sicht absolut gelohnt.
Als Burg im Mittelalter, im 12. JH erbaut war sie im Besitz der Wild- und Rheingrafen. Erst viel später wurde die Burg erweitert und zum Schloss ausgebaut. Ein interessante Geschichte, finde ich. Zumal die von mir schon am ersten Tag besuchte Schmidtburg Grund für eine Fehde zwischen dem Burgherrn und dem Trierer Erzbischof war. Als der diese Fehde für sich entschied bekam er ein s.g. Öffnungsrecht, also das Recht jederzeit die Burg als Stützpunkt zu nutzen.
Ein sehr schöner Bericht. Da wäre ich gerne mitgewandert :-).
Es wird Zeit für eine Gemeinschaftswanderung ;-)