Nach den letzten Wanderungen über Stock und Stein mit einigen Höhenmetern habe ich ein starkes Bedürfnis nach flach wandern. Im deutsch/niederländischen Grenzgebiet fehlt mir nur noch einer der Premiumwanderwege, nämlich der WasserWanderWelt Meinvennen im Nationalpark De Meinweg. Wenige Höhenmeter, einfache Wege, das passt prima.
WasserWanderWelt Meinvennen
- Start/ Ziel: Melicker Venweg, Herkenbosch, Niederlande
- Streckenlänge: 19,3 km mit Abstechern zum Ausichtsturm und zu den Kreuznattern
- Höhenmeter: 180 m
- GPS Track
- Einkehr: Café Restaurant Venhof – Venhof 2, 6075 NE Herkenbosch an Start/Ziel
- Weitere Wanderwege in der Region: Blogbeiträge
Der Duft einer vergangenen Zeit
Schon auf den ersten Metern werde ich von dem herben Duft der Kiefern empfangen. Ein Duft der mir sehr vertraut ist. Viele Jahre habe ich an Wochenenden und im Urlaub, in Belgien Lommel einen feststehenden Holzcaravan bewohnt.

Mitten in solch einem Kiefernwald duftet es beinahe das gesamte Jahr so. Anfangs ein familiärer, wunderschöner Platz, nach Besitzerwechsel eine Touristenhochburg. Kein Platz mehr zum Wohlfühlen. Einer der Partner Campingplätze befindet sich hier, der Recreatiepark Elfenmeer.
Eine staubige Angelegenheit
Die Wege sind breit, sandig und führen zum überwiegenden Teil über längere Strecken geradeaus. Hier herrschen andere Bedingungen, die Schönheit liegt im Detail. Die Nase wird betört, mehr noch als die Augen.

Die Sandpisten werden schon an diesem frühen Morgen ( acht Uhr) gut frequentiert. Läufer, Radfahrer und Reiter teilen sich die Wege und so heißt es Rücksichten nehmen. Wobei ein paar rasende Radfahrer für dichte Staubwolken sorgen, meine Kamera hustet qualvoll.

Unglaublich, aber die Ebereschen hängen rappelvoll mit den roten Beeren. Für Vögel und Insekten, aber auch für einige Säugetiere, bilden die Früchte der Eberesche eine wertvolle Futterquelle.
So langsam reifen die Baumfrüchte heran, auch die ersten Eicheln verlassen schon die Äste der Bäume. Vermutlich ist diese Tatsache auch der Trockenheit geschuldet, die uns seit Mai diesen Jahres so fest im Griff hat.
Der Mais und das Gemüse daneben scheinen den Wassermangel ganz gut zu verkraften, die Pflanzen stehen aufrecht und zeigen keine für mich erkennbare Schwäche.

Über den Eisernen Rhein
1878 erbaut und erst 1991 still gelegt, wurde die Eisenbahntrasse zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Der Eiserne Rhein, heißt diese Trasse. Diese Bahnlinie habe ich zu überqueren und lande wieder in einem Waldstück und auf, man glaube es kaum, Sandpisten.
Endlich Heide und Stille
Nach ungefähr vier Kilometern erreiche ich das erste Heidegebiet. Hier genehmige ich mir eine kleine Rast, um diese göttliche Stille zu genießen, den süßen Duft einzuatmen und den wenigen aktiven Vögeln zu lauschen. Meine Gedanken gehen zurück auf den September 2016, mein Unterwegssein auf dem Top Trail Heidschnuckenweg und meinen Wanderungen auf einigen wunderschönen Touren in der Südheide.


Wasser ist lebenswichtig
Heute habe ich die Muße mal ein paar Fotos von meiner Wasserblase zu fertigen.
Bei diesem Wetter bekommt sie eine kühlende Hülle und einen Kühlaku. Trinken, ohne den Rucksack absetzen zu müssen. Heute habe ich zum Beispiel die vollen drei Liter eingefüllt, die ich am Ende der Wanderung bis zum letzten Tropfen eingesogen habe.
Ich möchte auf diese Ausstattung, wenn auch in der Anschaffung zunächst teuer, gerade im Sommer nicht verzichten. (Affilatelink zu amazon: Deuter Erwachsene Rucksack Zubehör Streamer 3.0 l Trinksystem transparent)
Bald erhebe ich mich wieder und wandere weiter auf dem feinen Sand, der wenig Halt gibt. Kurz hatte ich überlegt mir Halbschuhe anzuziehen, immerhin sind die Wege flach. Doch mit Blick auf Sand in den Schuhen bin ich froh mich dagegen entschieden zu haben.
Sand, Farne und Eichen
Diese Landschaften sind göttlich, sie haben einen besonderen Reiz, den ich nicht wirklich erklären kann. Auffällig ist am heutigen Tag, dass die Vogelwelt sich sehr zurück hält. Es sind kaum Vogelstimmen zu vernehmen, scheinbar ruhen sie sich aus und melden sich nur zu den kühleren Tageszeiten.

Unzählige Eichen, voll mit den noch grünen Früchten, stehen hier herum. Die sonst so häufig anzutreffende Birke hat hier ganz offensichtlich das Nachsehen.


Hohe Gräser säumen die Wege. Meine Hand streicht über die Halme, lässt einen leichten Schauer von dieser leichten Berührung aufkommen. Sollten wir viel öfter tun, berühren und in Kontakt gehen.

Ein dicke Hornisse brummt an mir vorbei. Hornissen fliegen an meinem Balkon in diesem Jahr sehr häufig und immer wieder verirrt sich eine in meine Wohnräume. Seit dieser permanenten Nähe ist die Angst vor den großen, aber recht harmlosen Tieren, verschwunden.
Kreuzotter wo bist Du – Rolvennen
Ein Schild verbietet dem Radfahrer das Befahren zweier Wege, um die Kreuzotter zu schützen. Neugierig mache ich mich auf die Suche und nehme hierfür einen kleinen zusätzlichen Weg in Kauf. Kreuzottern habe ich nicht gesehen, auch nicht gehört, aber dieser abgesperrte Landschaftsstreifen ist wunderschön.
Die Heide beginnt auch hier mit der Blüte. Die Flächen sind sehr von Sonne verwöhnt, das kommt der Heide zu Gute.
Wieder auf dem Wanderweg zurück liegt nur wenige Meter weiter ein Abzweig zu einer Aussicht auf das Rolvennen. Der See ist voller Seerosen und unten in dem trüben Wasser blubbert irgendwer.
Zweiter Abstecher – Aussichtsturm
Wenigstens den Turm mal aus der Nähe betrachten. Zum hinauf steigen fehlen mir Lust und Energie, vor allem letzteres. Kleine Schwächephase ;-) Also wird hier und da geknipst, das schöne Schild zu den Glücksorten- und momenten gelesen, dann folge ich bald wieder den Wandersymbolen.
Nächste Station – Melicker Ven
Wie eine Steppe wirkt die Landschaft hier. Karge Flächen breiten sich aus. Leider sehe ich heute keins der hier oft grasenden Weidetiere. Sie scheinen sich alle in schattige Gebiete verzogen zu haben.



Am Melicker Ven befindet sich ein schöner großer Rastplatz. Ein deutsch/ niederländisches Paar sitzt dort und unterhält sich über die rücksichtslosen Autofahrer in den Wohnsiedlungen. Ziemlich flott sind wir im Gespräch, die Einschätztung, dass Autofahrer rabiater geworden sind, teile ich mit den Beiden.
Gespannt beobachten wir zwischendurch die Reiter an der kleinen Insel im Wasser. Offensichtlich über die Damen die Pferde auch im Wasser zu lenken. Bei dem Wetter sicher für alle ein Vergnügen.


Ich bleibe eine ganze Weile, auch wir drei kommen vom berühmten Hölzchen aufs Stöckchen. Eine der Töchter wohnt in Kölle. So klein ist die Welt. Doch dann fällt mir Spike ein, und flott mache ich mich weiter auf die Socken. Nun ja, trotz dieser Pause bin ich nach nur fünf Stunden wieder am Parkplatz, also kein Grund sich zu hetzen.

Gerade Wege
Viel Abwechslung gibt es jetzt nicht. Schattige und trotzdem helle Wege, immer mit sandigem Boden lassen langsam die Beine schwer werden. Die Reststrecke ist jedoch noch erheblich. Also keine Schwäche zeigen, weiter traben.
Es gibt immer wieder etwas interessantes zu schauen. Mal ist es ein wunderschön gefärbter Baumstamm, dann wieder die steppenartige Fläche hinter dem Zaun. Ein paar schmaler Pfade mischen sich jetzt in den Wegeverlauf ein.
Die sandigen Böden werden immer schwerer zu gehen, vor allem da sie jetzt immer öfter ansteigend sind. Der Duft, der aus dieser Mischung Sand, Kiefern und Wärme entsteht ist allerdings umwerfend.
Die typischen Schlachtfelder der gerissenen Vögel treffe ich auch hier an. Außer Federn ist nichts mehr vorhanden, nicht ein Stück Kadaver weit und breit.

Endspurt und viele Menschen unterwegs
Auf den letzten zwei Kilometern treffe ich auf zahlreiche Reiterinnen, teilweise auf wunderschönen Pferden. Radelnde Niederländer sind gehören ja ins Landschaftsbild in dieser Region, aber auch Wanderer/innen tummeln sich hier. Die Läufer und Sportradler sind mit ihren Programmen wohl durch.






Nach trocken kommt nass
Die Felder sehen erbärmlich aus. Was da auf den Felder noch aufrecht steht, kann man an einer Hand abzählen. Die großen Sprenkler versprühen Unmengen an Wasser, um wenigstens ein wenig zu retten.
Die letzten Meter sind bald geschafft. Kurz überlege ich im nahen Cafe´einzukehren, entschließe aber dann doch heim zu Spike zu fahren, der heute morgen jammernd meinen Abzug quittierte.
Aufgrund diverser Baustellen ist der Zuweg zur Autobahn versperrt. Nach längerem Irren und einem kleinen Umweg lande ich dann doch irgendwann auf der Straße für schnell Reisende. Eine Stunde später entsteige ich meinem Hyundai und erlöse Spike aus seiner Einsamkeit (war natürlich tief und fest am pennen)
Und morgen ist es endlich so weit :-D Ich bin gespannt!
Ooooh wie schön. Ich bin sicher, es wird dir gefallen. 😍
Hat es :-) allerdings mit Einschränkung… Auf die Dauer bisschen eintönig, fanden wir, wenig Abwechslung für eine doch relativ lange Tour. Aber lies selber ;-)
Stimmt Guido den Eindruck hatte die Strecke ja auf mich damals auch.
Die streckenanteile auf niederländischen Boden sind meistens attraktiver als die bei uns. Zumindestens habe ich das bei den anderen Wanderwegen so empfunden.
Momentan bin ich allergisch gegen breite Wege und Sand würde mir mit Sicherheit überhaupt gar nicht behagen.
Ich wünsche dir noch eine tolle Zeit. 🙃🙂
Vielen Dank. Stimmt schon, auf niederländischer Seite war schöner. Auf deutscher Seite fuhr sogar zweimal ein Privatauto durch den Wald!
Dein Blog macht nicht nur Lust auf Wandern sondern auch auf Entdecken. Faszinierend, wie man mit dem richtigen Blick für Details so tolle Fotos machen kann. Wir sind seit einem Jahr Friesland-Fans, deswegen indteressiert mich die Wanderung besonders,
liebe Grüße, Ulli
Solch ein Blick, Ulli
habe ich nicht bei jeder Wanderung und in der gleichen Intensität und es war eine Entwicklung bis dahin.
Früher bin ich, im Vergleich zu heute, blind durch die Landschaften gelaufen.
Friesland, ja ich hoffe auch dort hin mal zu kommen und diese Region näher kennen zu lernen. ;-)
Liebe Grüße
Elke
Hallo liebe Elke,
schöne Bilder von einer tollen Tour. Kam da nicht an manchen Stellen das Gefühl auf nach der nächsten Düne am Strand zu sein? Viele Deiner Impressionen erinnern mich an meine Urlaube in Nordholland an der Nordseeküste.
Liebe Grüße, Matthias
Ja Matthias
hin und wieder musste ich an Holland denken, der Sand fühlte sich auch sehr ähnlich an.
Meer, vermisse ich auch ein wenig. Blöd, dass ich mich nicht vierteilen kann ;-)
Liebe Grüße
Elke
Ach wie schön, Elke, diesen Weg habe ich schon eine Zeitlang im Visier, möchte ihn aber bei etwas kühleren Verhältnissen gehen. Auch für die neue Woche ist eine Hitzewelle vorausgesagt. Die Dürre nimmt kein Ende. Ich glaube, da ist mir ein Eifeler Badesee doch lieber 😉