Auf meinem Schreibtisch herrscht geordnetes Chaos und dazwischen finden sich Zettel mit Vermerken zu meinen Wanderwünschen in der „näheren“ Umgebung. „Wilde Wiesenwege in der Osteifel“ steht da zum Beispiel. Der Grund ist simpel, ich möchte Schmetterlinge sehen und die kostenlose Sonnenbank offener Wiesen- und Feldwege genießen.
Fündig geworden bin ich wie so oft, auf der Seite von Natur Aktiv Erleben. Hier nennt sich mein heutiger Wanderweg: Wanderer- und Schmetterlingsparadies bei Kempenich
Wilde Wiesenwege in der Osteifel
- Start/Ziel: Kleiner und etwas schwer zu findender Wanderparkplatz am Naturdenkmal „Sechs Eichen“
- Koordinaten Start/Ziel: (NORD): 50.41237° (OST): 7.09301°
- Streckenlänge: 15,6 km
- Höhenmeter: 420 m
- GPS Track ist dringend erforderlich um den korrekten Tourverlauf zu haben, sonst bitte bei Natur Aktiv Erleben die Wegbeschreibung ausdrucken.
- Es gibt keine unmittelbare Möglichkeit der Einkehr, jedoch ist die Wacholderhütte am Wabelsberg nur wenige Fahrminuten entfernt

Wandertipps in der Nähe:
- Tour 9 Arkadische Landschaften um Burg Olbrück
- Hier im Blog habe ich eine schöne Sammlung zu dieser Region hier
- Einige der bekannten Traumpfade- und pfädchen verlaufen hier in der Ecke
Also reichlich Futter für die Wander-To do Liste und ich versichere euch, sie stehen der heutigen Tour in nichts nach. Klar, das ist meine ganz persönliche Einschätzung und ich bin verliebt in diese besonders schöne Ecke der Eifel, aber probiert es einfach mal aus.
Wegepatin dieser schönen Runde
Heute habe ich meine Bewerbung als Wegepatin an das Team Natur Aktiv Erleben abgeschickt und schon die Bestätigung erhalten. Schaut euch doch auf der Seite um. Einige Wege suchen noch Paten/innen und der Aufwand ist tatsächlich nicht so hoch, da keine Wegebeschilderung erfolgen muss und auch keine Pflegemaßnahmen.
Ankunft bekannt geben
Am Parkplatz angekommen, erhält Volker zunächst ein Foto, das ihn sofort aus seiner verschlafenen Haltung am Büroarbeitsplatz holt. „WO bist DU denn?“
Meine Begabung mit dem Handy Nachrichten zu schreiben hält sich in Grenzen. Es schreibt, nicht ich! :( Irgendwann habe ich dann mittels durcheinander purzelnden Buchstaben geäußert welche Tour ich heute laufe. Jetzt aber los, Rucksack auf, Stöcke gerafft und die Kamera an meinen Hüftgurt montiert und schon kann ich starten.
Die sechs Eichen kenne ich schon
Vor ungefähr einem Jahr wanderte ich erstmals auf diesen herrlichen Waldwegen. Das Naturdenkmal „Sechs Eichen“ ist viel zu schnell passiert, heute fehlen die schönen Lichtkränze, die mich bei der Erstbegehung entzückt hatten. Egal, der Waldweg duftet herrlich, die Sonne macht Licht auf den Weg und ich bin einfach nur beschwingt und erfreut über diesen unverhofften freien Wochentag.

Nach einer ganz kurzen Episode unter freiem Himmel betrete ich wieder den Wald. Hier zeigt sich die Ursprünglichkeit der Natur. Das Laub der letzten Jahre liegt hier wie ein dicker Teppich und lässt mich tief einsinken, welch ein watteweiches Gefühl.
Ein vertrautes Gefühl kommt auf, denn auch Volker (Haus am Raßberg) kreiert Wanderrouten mit solchen Spezialeinlagen. Die Sechs Eichen Runde gehört dazu.
Was liegt denn da auf dem Wanderweg?
Ich sehe etwas auf dem Weg liegen und gehe gleich bei dieser Wahrnehmung davon aus, dass ich wieder ein Holzstück für ein Wildschwein halte. Also zucke ich mal nicht zusammen, werde jedoch beim näher kommen eines besseren belehrt.
Ein junger Bock liegt regungslos, aber scheinbar unverletzt, auf dem Wanderweg. Keine Regung, nicht einmal einen Lidschlag kann ich feststellen. Ich fotografiere das stille Wesen, notiere die Koordinaten und versende beides an Volker, in der Hoffnung, dass der weiß an wen er sich wenden muss.

Das alles dauert nur einen kurzen Augenblick, sodass ich bald mit ruhigem Schritt, ohne das Tier noch anzuschauen, vorbei gehen kann. Ich schaue mich noch einmal um, aber das Böckchen liegt, ohne seine Lage auch nur einen Hauch verändert zu haben, an gleicher Stelle. Nicht einmal nachgeschaut hat er mir.
Volker hat den Revierförster informiert und der versprach später dort nachzuschauen, ob sich der Kleine verzogen hat. Möglich ist, so der Förster, dass das Tier nach einer Hetzjagd nach Erholung suchte.
Traumpfad und Historischer Schulweg gehen eine Weile mit

Der Historische Schulweg ist noch gar nicht so lange eingerichtet und schon fehlen Pfosten und Schilder. Sicher ist dieses Phänomen auch bei den Traumpfaden bekannt, nur hier trifft es eine Gemeinde und ehrenamtlich tätige Wegepaten. Vandalismus in der Natur, eine beklagenswerte Erscheinung.
Waldbaden – Der neue Trend
Erst gestern gab es eine Diskussion über die Wirksamkeit von Waldbaden, Bäume umarmen und was den Forscher so alles einfällt und was sich so wirksam vermarkten lässt.

Was auch immer die super neuen Forschungsergebnisse zu Tage befördern, diejenigen die da draußen verträumt aber auch auf Empfang gestellt durch die Wälder und Wiesen wandern, wissen das schon lange. Wälder beruhigen (vorausgesetzt man lässt sich auf sie ein) Frische Luft macht gesund und Sonnenstrahlen erheitern das Gemüt.

Nach Natur kommt Straße
An der Kapelle oberhalb Netterhofe vorbei führt ein Waldwege Richtung Kreisstraße, der ich rd. 900 m folgen muss. Zuvor wird die Nette überquert. Die Straße ist nicht schön, aber auch nicht tragisch, denn der Verkehr ist hier tatsächlich äußerst gering.
Dieser Abschnitt ist unumgänglich und der einzige auf 16 km!
Nach Wald kommt Wiese
Nur noch eine kleine Weile, dann ist Ende mit schattigen Wegen. Die hohen Felsen sind so ziemlich das letzte kühle Plätzchen. Der sonnige Anteil der heutigen Wanderstrecke soll mir noch die ein oder andere Schweißperle entlocken.

Vitamin D – Dusche
Wusstet ihr, dass wir in den Sommermonaten einen ordentlichen Vorrat an Vitamin D im Körper speichern können, voraussetzt wir bewegen uns an der frischen Luft? Vitamin D ist ein Depressionskiller, sorgt also für gute Laune. In diesem Sommer habe ich vermutlich schon jetzt den Vorrat für das gesamte Winterhalbjahr gebunkert.
Bis nach Hausen im Stopp and Go
Diese hellen Getreidefelder reizen die Sinne bis zum Anschlag. Der leichte Sommerduft wird vom kaum kühlenden Wind in meine Nase getragen. Anders als daheim, habe ich hier keine Anzeichen von Allergien. Das stelle ich jetzt gerade fest, da die Nase wieder juckt, ebenso wie die Augen.
Einige wenige Felder sind bereits abgeerntet. Ich nehme mir vor noch vor der großen Erntewelle wieder in die Eifel zu fahren, durch die satt gelben Felder zu wandern, die mit wenig Mohn, dafür aber reichlich Kornblumen durchmischt sind. Auch die Wilde Möhre besiedelt die Feldränder und auch Pastinaken und der giftige Rainfarn. Selbst Johanniskraut finde ich ungewöhnlich viel.
Stehende Rast in Hausten
Der kleine Ort ist schnell durchschritten. Aus dem Weg hinauf zum parallel zum Ort verlaufenden Wiesenweg treffe ich auf eine Ortsansässige. Frauen können quasseln, das haben wir unter Beweis gestellt. Nachdem das typische „Von Hölzken auf Stöcksken“ durch exerziert war, löse ich mich aus der Unterhaltung. Eine Bank und einen Kaffee dazu und der Plausch hätte Stunden weiter gehen können.

Der leichte Aufwärtstrend des nun folgenden Wiesenweges treibt mal wieder meine Wasserreserven auf die Stirn. Welch ein Sommer. Mein neues Sommerhütchen liegt wohl behütet im Auto, der Wind hätte es mir vom Kopf geweht, aber der Gegenwert „Schatten im Gesicht“ hätte mir wohlgetan.


So langsam gerät Weibern in mein Blickfeld. In der Ferne liegt Volkesfeld, wo auch ein Traumpfad angelegt wurde. Lohnt sich, versichere ich euch!

Volker und Weibern
Genau hier erreichen mich Volkers lästerliche, gemeine und Hunger auslösenden Bilder. Er hat sich in seiner Mittagspause auf den Weg zu meinem Auto gemacht mit dem klaren Ziel, mir eine lange Nase zu machen (Gelungen, würde ich sagen)
Einen Teerweg nehme ich nun unter die Füße, die Felder aber auch die Windräder stets im Blick.

Blasse Rindviecher
Wenn ich das richtig sehe sind das die weißen Charolais-Rinder, oder auch nicht. Ich kenne mich da leider nicht so gut aus. Sehr angenehm in der Haltung für die Landwirte, da die Tiere ganzjährig auf der Weide verbleiben können. Keine Ahnung, ob das hier Ammenhaltung ist. Auf jeden Fall stehen wenige Kühe mit einigen unterschiedlich alten Bullen zusammen. Die Gesichter sind zum knutschen, was ich mir natürlich verkneife.


Die Leitkuh ist leicht auszumachen, denn sobald diese los trabt, folgt die gesamte Herde. Auch der älteste Bulle macht da keine Ausnahme. Der alte Knabe sieht nicht mal mürrisch aus.

Ich umrunde die Weide nahezu vollständig und die Leitkuh folgt mir samt ihrem Volk. Herrlich der Anblick und ein wenig auch zum grinsen. Ich weiß, für die meisten werden die Rinder ein ganz gewöhnlicher Anblick sein. Mir gefallen sie, ihre Mimik, ihre Bewegung, ihr Herdenverhalten.
So ein klein wenig Sehnsucht kommt auf, irgendwann wieder stundenlang irgendwo stehen zu können, ohne die Uhr im Blick zu haben. Es gibt so viel wahrzunehmen.
Glückliche Hühner gackern anders
Auf einer Wiese steht ein großer fahrbarer Hühnerstall einer Supermarktkette (Foto spare ich mir, um Ärger zu vermeiden). Die Ausgänge zur Grünfläche sind geschlossen, die Tiere stehen mitten in der Sonne, haben einen schmalen Auslauf vor dem Stall auf dem Wagen, ohne Zugang zur Wiese. Die gesamte Fläche zeigt, hier ist in den letzten Wochen kein einziges Huhn draußen gewesen, denn die Wiesen stehen hoch. Als was werden die Eier dieser Hühner in den Handel gebracht? Werden sie mit „Bio“ gekennzeichnet, oder „Freilandhaltung“ oder gar „Bodenhaltung“?
Die Erdhummeln
Bevor ich mich in kritischen Betrachtungen verliere, möchte ich wieder zur Landschaft und deren Besonderheiten zurück kehren. Wie so oft bei den NAE Touren, führt auch heute der ein oder andere Weg an Feldrändern entlang oder mitten über Wiesenflächen.

Wer nicht nur in die Landschaft schaut, wird im Ackerboden viele Löcher finden. Meistens sind es Hummeln, die hier ihre Nester haben und eines davon habe ich mir näher angeschaut. Natürlich benutze ich keinen Blitz, wenn ich solche Aufnahmen fertige. Drum ist die Abbildungsqualität auch nicht so doll.

Auf diesem Acker sind unzählige solcher Nester und ich vermute, die Tatsache dass diese Tierchen hier wohlauf sind, ist ein Zeichen für einen guten Boden, vielleicht doch nicht so viele Pestizide? Für mich war dies eine der nachhaltigen Begegnungen.
Der Dost und seine Fans
Weiter durch eine göttlich anmutende Landschaft wandern meine zunehmend müde werdenden Beine. Mein Blick bleibt aber wach, es ist so schön hier und die Freude auf meinen nächsten Eifelurlaub wächst ins unermessliche.
An den Feldrändern steht dicht und in breiter Reihe der Dost – Wilder Majoran – Oregano und verführt alle hier herum flatternden Schmetterlinge und Falter. Auffällig dicke Wolken der gleichen Falterart erheben sich in die Lüfte, wenn ich an den Pflanzen vorbei gehe.

Langsam ziehen vermehrt Wolken auf. Ich bin schon wieder bei Kempenich und der heutige Wandertag wird nun bald sein Ende finden. Ein paar letzte Aufnahmen gönne ich mir noch!
Veränderliche Krabbenspinne

Zurück am Parkplatz bleibe ich noch eine Weile sitzen, genieße die Sommerwärme und den herben Duft der nahen Tannen. Ein paar Tannenzapfen habe ich gesammelt, um sie im Winter mit Fett für den Specht zu füllen und aufzuhängen. Ein wenig träumen noch und die müden Füße aus den Stiefeln schälen, dann fahre ich heim.

Ein wunderschöner Tag war das. Es gibt immer wieder Kritik an den Windrädern, die inzwischen so häufig auf den Feldern stehen. Merkwürdig, aber mich stören sie nicht einmal so sehr. Gerade im Sommer gibt es Ablenkung genug und in diesem Fall sind sie auch weit genug weg.
Wunderbar die Bilder – und das Sie sogar den Hummelbau und alle die anderen kleinen „Wunder“ am Wegesrand entdeckt haben! Wenn es mehr Menschen von Ihrem Schlag gäbe, dann müssten wir uns wohl nicht so große Sorgen um den Zustand unseres Planeten machen…
Vielen Dank für diese zum weiter machen Mut machenden Worte.
Sonnige Grüße aus Leverkusen
Elke
bestimmt eine Reise wert
Da hast Du aber viel geschrieben. Sehr schön. Die gleichen Rinder sind mir neulich bei einer Wanderung an der Nettetaler Seenplatte aufgefallen. Da gab es auch Mamma Kuh, Papa Bulle und Kind Kalb auf der Weide.
Jetzt weiss ich auch wie die heissen.
Lg
Helmut
Liebe Elke,
ich war letzte Woche im Lampertstal: Schmetterlinge zu Hauf!!!!
Gruß
Aurora
Ooooooooh da möchte ich auch noch einmal hin ♥