Da wo es eine Mischung aus wildem Wasser von Getz und Hill, durchwurzelten Pfaden und kleinen Wasserfällen zu durchwandern gibt, da ist auch das Venn nicht weit. Über Stege wanderte ich durch die weite Vennlandschaft zwischen Haus Ternell und Kutenhartvenn.
In diesem Jahr liegen meine Wanderpläne überwiegend im südlicher gelegenen Teil der Eifel, aber gelegentlich schaffe ich es einen Tag frei zu machen und das wunderschöne Wandergebiet der nördlichen Eifel zu fahren. Außerdem hatte ich zu Beginn des Jahres bereits das Vergnügen auf den ersten Etappen des Eifelsteig diese himmlischen Gefilde zu durchstreifen.
Nur einen Katzensprung von Monschau entfernt beginnt schon Belgien. Dort startet ich, unter anderem, hervorragend am Haus Ternell, außerdem kehre ich dort auch gerne ein.
Zwischen Haus Ternell und Kutenhartvenn
- Start/Ziel: Haus Ternell, Monschauer Straße, 4700 Eupen, Belgien
- Achtung: Bei großer Trockenheit und auch zur Brutzeit könnten einige Wege gesperrt sein. Dies wird mit dem Hissen einer Roten Fahne signalisiert. Mehr Informationen auf der Seite :.ostbelgien.eu/de
- Streckenlänge: 12 km
- Höhenmeter: 171 m
- Track zur Tour
- Einkehr am Haus Ternell
- Prima Wanderführer zur Region: Streifzüge durch das Hohe Venn
Das Haus Ternell, auch Zentrum für Umweltbildung und Nachhaltigkeit liegt idyllisch im Hertogenwald, in der Nähe zur Wesertalsperre und dem Hohen Venn. Unzählige Veranstaltungen bieten Möglichkeiten sich in der Natur zu bewegen, sie kennen zu lernen und tolle Fähigkeiten wie „Seife sieden“ zu erwerben. Ein gemütlicher Außenbereich lädt zur Rast und Einkehr ein.
Nun ja, davon bin ich noch knapp 12 km entfernt, denn ich starte jetzt erst einmal meine kleine Runde, auf die ich mich schon so lange gefreut habe. Fix die Straßenseite gewechselt verschluckt mich auch sogleich der helle Wald. Auf relativ breitem Weg geht es zunächst voran. Schon kurz darauf finde ich die Pfade vor, die mein Herz so sehr berühren, immer wieder aufs Neue.


Der Kuckuck und kein Esel
Kaum unterwegs da klingt eine Stimme an mein Ohr, die ich in und um Leverkusen schon lange nicht mehr hörte, nämlich die des Kuckucks. Regelmäßig schallt es, nicht weit weg von mir. Der Boden unter meinen Füßen wird nun weicher. Bis auf einen kleinen Pfad bin ich von Gras umgeben.


So schön diese Wege, so wenig schön ist der nun folgende Kilometer auf Teerweg. Ich nehme ihn hin, denn ich weiß, nachher wird es erneut wunderschöne Pfade unter meinen Stiefeln geben. Bald erreiche ich den Getzbach, überquere ihn und folge dem Bachverlauf eine Weile. Der Kuckuck ruft inzwischen mit einem Greifvogel über mir um die Wette.
Der Kuckuck bleibt, der Greifvogel scheint erfolgreich Beute gemacht zu haben und verstummt bald wieder.

Zwischendurch lunze ich durch das Blattwerk auf den Getzbach, der sich mit deutlichem Fließgeräusch bemerkbar macht. Hoffentlich regnet es in diesem Jahr etwas reichlicher, damit er weiterhin so plätschert.

Die Brücken in dieser Region sind meist hölzern
Mein Weg „Zwischen Haus Ternell und Kutenhartvenn“ führt mich nur an der Brücke vorbei, aber mal eben einen Blick drunter weg und darüber werfen, das muss ich, zwecks Fotos.
Wasser – Das dominierende Element im Venn
Nun zweigt meine Route vom Getzbach weg Richtung Hohes Venn.

Die Wege sind überwiegend trocken, doch hier und dort fließt es rege aus unergründlichen Quellen. Gerade dieser Wasserreichtum hat mir im vergangenen, sehr trockenen Sommer 2018 herrliche Wanderungen beschert. Nicht nur das Wachstum der Gräser und Farne war ungebrochen, auch die Temperaturen waren angenehmer als im Rheinland.

Endlose Weite im Hohen Venn
Und dann breitet es sich vor mir aus, die Vennlandschaft. Auf schmalen Stegen und einer Mischung aus breiten und schmalen Wegen ist, trotz vorgegebener Wegeführung eine spannendes Wandererleben möglich. Ganz wichtig ist, auf den Wegen zu bleiben, auch wenn ein Abweichen noch so reizvoll erscheint. Wir bewegen uns hier in sehr sensiblen Naturräumen, die Schutz und Ruhe benötigen.

Was hier von oben nicht sichtbar ist, wird erkennbar wenn ich euch Bilder aus der Hundeperspektive zeige. Überall drängen die frischen Pflanzensprossen aus dem Spalten der Stege.

Teils auf Stegen oder Wegen wandere ich nun mitten durch das Venn. Es ist recht nass unter meinen Füßen und ich hoffe, dass es so bleibt und diese einzigartige Natur nicht wieder mit einer so großen Trockenzeit gequält wird. Der kleine Eschbach entspringt unweit des Wanderweges und fließt auf direktem Weg dem Steinbach zu. Das klare Wasser, das ich in dieser Region so oft vorfinde, vermittelt ein Gefühl kühler Frische.

Abplaggen
Heideflächen, die erhalten werden sollen, werden durch abplaggen gesichert. Das heißt der humose Boden wird mit Maschinen abgeschoben. Dieser Boden würde das Wachstum aller möglichen Pflanzen ermöglichen, jedoch nicht das Heidewachstum. Übrigens sind die zahlreichen Birken vom plaggen auch oft betroffen, denn sie wachsen als erste und auch sehr fleißig.

Herrlich anzuschauen sind die scharf abgegrenzten Wolkenfelder. Ich habe sie erstmals so deutlich in der im Heidegarten Schneverdingen in der Lüneburger Heide wahrgenommen. Bald biege ich ab, wandere über einen herrlichen Wiesenpfad wieder dem Getzbach entgegen.
Das Venn ist hier ausgesprochen nass und ich bin dankbar für wasserdichte Wanderstiefel

Eine himmlische Begegnung Zwischen Haus Ternell und Kutenhartvenn
Auf dem Rückweg durch das ausgesprochen nasse Venn begegne ich einem Pärchen, mit dem ich sehr schnell ins Gespräch komme. Sie Bulgarin, er gebürtiger Leverkusener, lieben diese Region und durchwandern sie heute barfuß. Die junge Frau sieht bezaubernd aus, in ihrem Blumenkleid und dem Sonnenhut auf dem Kopf. Ein wenig surreal wirkt diese Erscheinung, aber ungeheuer anziehend. Schade, dass ich durch das so anregende Gespräch vergaß um ein Foto zu bitten.
Während sie lebhaft erzählt wischt sie sich hier eine Strähne aus der Stirn oder richten den Hut. Das berüschte Krägelchen ihres Kleides flattert im sanften Wind. Wir sind so voller Gemeinsamkeiten, dass es eine Wohltat ist aufeinander getroffen zu sein. Vor allem die Liebe zu den Details in der Natur teilen wir. Ich hoffe, dass ich Name und Anschrift richtig notiert habe und beim nächsten Abstecher nach Solingen einen Besuch einplanen kann. Gestärkt durch dieses fruchtbare Gespräch ziehe ich nach einem herzlichen Abschied weiter.


Der Getzbach begleitet mich nun
Bis zum Abzweig zum Haus Ternell höre und sehe ich den recht gut gefüllten Getzbach. Sein braun, aber klar schimmerndes Wasser sucht sich den Weg zwischen dicken Felsbrocken hindurch. Hin und wieder komme ich ihm näher und schaffe das ein oder andere Foto zu schießen.

Haus Ternell und die Dame mit den Bildern
Nach meiner kleinen Tour muss ich mich stärken, ist doch klar. Immerhin habe ich Urlaub, das Wetter ist fantastisch und ich liebe momentan Süßkram. Eine Waffel mit Erdbeeren und Eis werden serviert, die mit Genuss in meinen dauernden Besitz wechseln.

Am Nebentisch sitzen zwei Damen, die sich in einem Mischmasch aus Deutsch und Französisch unterhalten. Ich verstehe kaum ein Wort, werde aber aufmerksam, als eine der Beiden einen Umschlag aus einem größeren Stoffbeutel zieht. Darin sind Berge an Fotografien enthalten. Ich fühle mich mal eben 30 Jahre zurück versetzt, als Papierfotos noch die Regel waren.
Dieser eine Umschlag wurde von der Freundin gesichtet, Umschlag 2,3 und 4 folgen. Ob weitere Kostbarkeiten in der Tasche schlummerten weiß ich nicht, aber an die 200 Bilder werden es wohl jetzt schon gewesen sein. Mein Resümee „Ich bin froh um die digitale Fotografie“ So kann ich selber entscheiden ob ich Fotos anschaue und ob ich alle anschaue. Sich heraus reden, wenn mein Gegenüber mir diese Mengen an Papierabzügen reicht, ist ungeheuer schwer.
So endet mein heutiger Ausflug ins geliebte Belgien wieder mit einem Grinsen im Gesicht. Nach dem Motto „Jeder Jeck ist anners, ich auch“ mache ich mich vom Acker. Besonders freut mich, dass ich wieder einmal jeglichen Stau umfahrend, zügig heim komme.
Im Oktober 2018 bin ich bei herrlichstem Wetter und warmen Temperaturen den Rundweg „Venn-Duett“ gelaufen und habe die Schleife durch das Kutenhartvenn ebenfalls barfuß zurückgelegt. Es ist einfach herrlich, den permanenten Wechsel zwischen Sand, Holz, Gras, Torf usw. unter den Füßen zu spüren. Solltest Du vielleicht auch mal probieren 🙂
Die zerstörten Holzstege gab es 2018 schon. Aufgrund der recht späten Jahreszeit hatte ich gehofft, dass sie zur Instandsetzung demontiert wurden. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein, wenn es Mitte 2019 noch genauso aussieht…
Das mit dem barfuß laufen nehme ich mir man für das kommende Jahr vor, habe ja notfalls die Schuhe mit dabei ;-)
schade das es immer solche gedankenlose Randalierer gibt
Allerdings Ulrich, es ist wirklich traurig :(
Hallo Elke, mir ist ein weiterer Grund für die Befestigung einst abenteuerlicher Pfade zu Ohren gekommen (neben Zugänglichkeit für die Feuerwehrwagen); die empfindlichen Bolzenwege sind zu teuer geworden in der Erhaltung. Aber wo es echt nass ist, werden sie wohl bleiben, hoffe ich. LG
Die sind ganz sicher teuer, zumal da einige Chaoten untertwegs sind