Ein so herrliches Wandergebiet so weit von mir weg. Wandern in Wallonien verlangt mir mindestens
1 1/2 Stunden Autofahrt ab. Heute treibt mich die „Genusstour Wildes Land Xhoffraix“ auf die Autobahn. Gut, dass die Staus wieder auf der Gegenseite sind.
Genusstour Wildes Land Xhoffraix
- Start/ Ziel: Route de l’Ancienne Douane 4, 4960 Malmedy, Belgien
- Streckenlänge: 15 km
- Höhenmeter: 268 m
- Mein GPS Track (Den Originaltrack findet ihr bei www.outdooractive.com unter dem Titel: Genusstour Wildes Land Xhoffraix
- Einkehr ist sehr gut in nahegelegenen Signal Botrange oder Baraque Michel möglich!
- GPS Track oder Karte sind hilfreich, die Beschilderung ist nicht immer zweifelsfrei.
- Hinweise am Ende des Beitrages bitte lesen
- Eine wunderschöne Wanderung kann ich empfehlen, entlang dem Weserbach oder Richtung Burg Reinhardstein
Die Wegebeschreibung verspricht eine beeindruckende Umgebung und darüber hinaus naturbelassene Region. Ich bin gespannt, ob diese Attribute auf diese vielversprechend klingende Genusstour Wildes Land Xhoffraix zutrifft. Der Parkplatz ist groß genug für einfallende Wandergäste. Das nette Ferienhaus scheint leer zu stehen. Ein Automat mit Süßigkeiten und Getränken steht vor dem Gebäude, nur für Schlanke. Also lasse ich ihn unbeachtet.

Spätestens an den großen Tafeln mit eingezeichneten Wanderwegen wird klar, die Strecke meines GPS Tracks stimmt nicht mit der hier vorgestellten Routenführung überein. Gleich zu Beginn zeigen sich dann auch deutliche Abweichungen zwischen Track und Beschilderung.

Von der Straße bin ich schnell weg und wechsele auf einen Wirtschaftsweg. Bald biege ich auf einen schmalen Waldpfad ab. Witzig, wie hier in Reih und Glied die Nadelbäume stehen.
So schnell ich in dem lichten Wäldchen eingetaucht bin, so schnell verlasse ich es wieder und erreiche die typische Vennlandschaft mit ihren skurrilen Baum-Skeletten.
Es bleibt liegen, was fällt


Trotz erheblicher Wärme komme ich dank der erfrischenden Brise nicht ins Schwitzen. Ein sehr angenehmes Wanderwetter herrscht hier. Wolken ziehen am Himmel, einige mehr als der Wetterbericht es voraussagte.
Wechselvolle Landschaften lassen Herzen höher schlagen
Es bleibt pfadig und wechselvoll. Ich verliebe mich spontan und freue mich über soviel natürliche Umgebung. Das erlebe ich gleich zu Beginn meines Wandertages.
Die Beschilderung, eigentlich ein gelbes Kreuz, ist nur phasenweise zu sehen. So verlasse ich mich lieber auf den Track. Hauptsache der Streckenverlauf ist schön. Alles andere ist mir wurscht, außerdem ist Abenteuer doch immer willkommen.
Die ersten Stege führen über die eigentlich sumpfigen Untergründe. Heute, aufgrund der langen Trockenheit, verlaufen sie über Trockengebiete.


Und dann das…..
Vollkommen verzaubert ob dieser Schönheit folge ich dem Weg, der mir am attraktivsten erscheint. Es kann nur dieser Weg sein. Eine Weile folge ich dem Bach. Hohe Farne säumen den Weg und immer wieder ragen Birken und Eschen dazwischen auf.

Er führt über Bohlen, lässt mich den Trô Maret (einen kleinen Bach) überqueren. Ich zeige euch die Fotos einzeln, denn das hier ist für mich wirklich hinreißend schön, aber doch falsch. Der Farn steht so hoch, dass kleine Menschen darunter her laufen können.




Die „traurige“ Wahrheit
Ich schaue auf mein Outdoornavigationsgerät und stelle fest, ich bin falsch gelaufen. Ich muss den selben Weg auch wieder zurück. Es gibt keine anderen Routen, die mich auf meinen Track zurück führen.
Traurig, dass ich dieser himmlische Wegeführung nicht weiter folgen darf, kehre ich um und lande dort, wo ich eigentlich nicht lang wollte.

Nein, es ist ungerecht einen Vergleich anstellen zu wollen. Beide Vegetationscharakter gehören zu dieser Region, sie machen ja erst den Reiz aus. Die weiten Blicke in die Vennlandschaften, die vereinzelt auftauchenden Bäume, die man hat stehen gelassen bilden ein Landschafts- Buket.
Ich nehme das Geschehene als das was es ist, ein Geschenk. Es ist eine Option zu einem späteren Zeitpunkt eine Route am wild romantischen Trô Maret entlang zu planen. Diese Region wird mich noch öfter begrüßen müssen.
Merkwürdige dicke Kothaufen mit Beeren liegen auf den Stegen. Vom Hund können sie nicht sein, auch der Fuchs hinterlässt anders aussehende Würste.
Vielleicht sind es Gänse? Der Wolf wird es nicht sein „Mal eben zu Markus rüber wink“



Die Pilzsaison startet
Ich verlasse die Stege und die unendliche Weite, tausche sie gegen den Wechsel von Schotter- und Wiesenwegen ein. Durch den Wald schlendert eine junge Frau mit einer riesigen Einkaufstüte, auf der Suche nach Pilzen. Sie anzusprechen lohnt nicht, zumal ich keine Ahnung habe, wie die belgischen Gesetze sind. In Deutschland darf nur für den eigenen Bedarf gesammelt werden, nicht für den Verkauf.
Es kümmert aber die fleißigen Sammler nicht, wenn man sie anspricht. Also spare ich mir meine Worte für freundliche Begegnungen.

Eine Rast tut jetzt not
Ein idyllisches Plätzchen taucht vor meinem Auge und der Kamera auf. Klar, dass ich mich hier niederlasse und mein spätes Frühstück einnehme.

Nachdem Bütterchen und Zwetschgen verschwunden sind, mache ich mich wieder auf die Socken. Die Vennlandschaft mit ihren hohen Gräsern und den verwitterten Bäumen bleibt mir noch erhalten.
An einer Wegkreuzung ist ein Aushang angebracht. Die Jagdzeiten sind darauf vermerkt. Der Herbst ist auch immer die Zeit der Abschüsse, deshalb würde ich an Stelle der Wildschweine auswandern.
Einer der Waldwege ist tief gefurcht von Forstfahrzeugen. Die geschlagenen Bäume liegen am Wegrand.
Mitten im Wald treffe ich auf ein Denkmal.
Wer hat die Rennstrecke in diese wundervolle Landschaft gebaut?
Inzwischen ist es laut geworden. Die Stille des Waldes wird durchbrochen von laut aufheulenden Motoren. Später wird mir klar, die Rennstrecke ist ziemlich nahe und scheinbar sind ein paar Besucher im Geschwindigkeitsrausch. Leider bleibt diese Geräuschkulisse, offensichtlich Motorradfahrer, bis zum Schluss erhalten.
Zu meinem Leidwesen fällt die Attraktivität der Wanderroute zusätzlich noch stark ab. Der Zwang auf der Route de l’Ancienne Douane zu wandern ist eine Quälerei. Rasende PKW rauschen an mir vorbei.
Ich biege etwas früher von der Route ab, muss mich dafür zur Strafe etwas durch Wildnis kämpfen. Zur Nachahmung also nicht empfohlen, es sei denn ihr wollt Zecken & Co.
Am Trô Maret wird es wieder wilder
Glücklicherweise wechselt das Bild doch wieder und ich darf mich zunächst auf Schotterwegen fortbewegen. Ginster gesäumte Wege lösen in mir die Fantasie aus im Frühjahr hier zu wandern. .
Eine längere und wunderschöne Strecke führt mich dann wieder an den Trô Maret. Er führt wenig Wasser und doch plätschert es wohlklingend an mein Ohr oben drauf gab es einige schöne Ansichten. Eine Weile lässt das sogar den Motorenlärm versinken.
Leise schwebt ein Greifvogel weg, gerade als ich die Kamera hochziehe, um ihn auf ewig zu bannen. Hat wohl meine Gedanken gehört und deshalb das Weite gesucht.
Wurzel durchzogene Pfade führen am Bächlein entlang, außerdem liegen dicke Steine im Weg. Die knallroten Fliegenpilze stehen verlockend am Wegrand.
Die Schlusssequenz ist wieder etwas trostloser, weil auf Teer und Asphalt gelegen. Nun kümmert mich das aber nicht mehr, immerhin hatte ich mengenweise schöne Eindrücke. Sie sollen die Haupterinnerung sein, das krieg ich hin. Es ist sowieso ziemlich selten, dass ich Wanderungen für total gescheitert erkläre.

Fazit
Es gab Abschnitte, die mich glatt zum wegträumen brachten. Diese unfassbar schöne Natur am Trô Maret, außerdem die Weiten des Venn sind unbestritten wandernswert. Der lange Abschnitt auf einer gut frequentierten Landstraße empfand ich als übel, ebenso wie der Schlussakkord.
Was wirklich Nerv tötend war, ist die nahe gelegene Rennstrecke von Spa-Francorchamps deren Geräuschkulisse mich ungefähr die Hälfte der Wanderstrecke begleitet hat. Ich gehe davon aus, dass das Getöse noch ärger an Wochenenden zu vernehmen ist.
Wow – ein toller Bericht! Der macht richtig Spaß, die Region auch einmal zu besuchen. Total ausführlich, liebevoll beschrieben und klasse Fotos! Vielen Dank dafür!
Hallo Elke, wenn man mal von einigen Stellen absieht ist das ein ganz tolles Wandergebiet. Für mich wäre die Anfahrt mehrere Stunden so dass ich die Wanderung in einen Urlaub legen müsste. Danke fürs Mitnehmen.
Liebe Grüße
Harald
Was bitte sind Bütterchen?
Hi hi Harald, Bütterchen sind belegte Brotscheiben ;-)
Momentan sind die Belgier dabei einige Wälder zu sperren, wegen dieser Schweinepest.
Vorerst werde ich auf Touren wohl auch verzichten, da Gebiete in Grenznähe betroffen sind.
Liebe Grüße
Elke
Stimmt! Was für den einen ganz normal klingt, ist für den anderen einer entfernten Dialektgegend unbekannt.
Bei „Bütterchen“ oder norddeutsch „Bütterken“ ist die Herleitung von Butterbrot ja noch nachzuvollziehen.
Aber wie kam die deutsche Sprache wohl auf „Stulle“?
Es gibt ja noch andere Begriffe für das gute alte Butterbrot in Deutschland. Sind dir welche bekannt?
Oder verschwinden die nun im Gange der LowCarb-Bewegung? ;-)
Liebe Elke,
wie gut, dass du dich verlaufen hast! Hättest du sonst den wundervollen Anblick – und wir die Bilder – von den urig zugewachsenen Stegen genießen können? Ich sollte also beim Nachwandern unbedingt deinen gelaufenen Track nutzen :-))
Ich weiß es nicht, aber ich dachte bisher immer, dass diese Kothaufen von großen Vögeln (Rabenkrähen) stammen und nur deshalb so groß sind, weil sie die Kerne von Beeren enthalten. Mhm, bin auch gespannt, ob es jemand richtig weiß.
Ich wünsche dir einen schönen, wanderigen Sonntag! Ich liege in den letzten Schreib-Zügen zum Wanderbuch.
Liebe Grüße, Aurora
Puh, ja Du hast ziemlich gut Arbeit an der Backe. Ich freue mich schon auf Dein Buch und bin so tierisch gespannt ;-)
JA, diese kleine Strecke kann man gut zusätzlich laufen, lohnt sich wirklich und bald hoffe ich noch einmal dort herum zu turnen ;-)
Liebe Grüße und ganz ganz viel Erfolg mit dem Buch.
Elke
Danke, danke!
Hallo Elke,
eine wirklich tolle Tour , wie aus einer anderen Welt. Du hattest ja mal weder so richtig Glück mit dem Wetter.
Und gab es dann am Abend eine leckere Pilzpfanne?
Ich muss unbedingt mal mit dem Wohnmobil dort hoch. Das ist für nur einen Tag ein bisschen weit.
Danke für die tolle Anregung und einen schönen Sonntag für Dich!
LG Matthias
Hey mit dem WoMo ist das doch klasse, eine Nacht dort bleiben und zwei Wanderungen erleben. In der Region gibt es so viel zu entdecken.
Dir auch einen schönen Restsonntag
Elke
Oh, Elke, dort will ich schon lange hin. Tro Maret liegt auf meiner Strecke von Botrange zur Hoëgne. Sehr schöne Bilder übrigens. Ich muss aber erstmal von Eupen zu Botrange. Hätte dieses WE fast geklappt, wenn da nicht usw. Lg
Zur Hoegne möchte ich auch noch, also ich bin mit Belgien noch lange nicht fertig ;-) Wie wird das denn nun geschrieben Tros Maret oder Tro Maret? Da herrscht wohl Uneinigkeit?
Trô Maret ;-)
Toller Beitrag mit sehr schönen Bildern. Tolles Auge für Details. LG Pat