Ich bin aus gutem Grund Mitglied im Eifelverein, derzeit nicht aktiv, aber zahlend. Mir persönlich ist es wichtig, dass diese wertvolle Arbeit weiter geführt wird. Auch aus diesem Grund entwickelte ich das Bedürfnis ein langjähriges Mitglied des Eifelvereins um einen Gastbeitrag zu bitten. Voila, hier ist er!
Der Eifelverein – was wäre, wenn es ihn nicht gäbe?
Autor: Hans-Eberhard Peters
„Kein Problem, interessiert mich nicht!“, wird mancher sagen, insbesondere junge Leute. „Ich bin Individualist, kein Vereinsmeier“, hört man. „Ich wandere zwar voller Begeisterung, aber lieber allein oder mit Freunden, und das spontan“. „Außerdem bin ich im Beruf gefordert, habe keine Zeit, will Karriere machen“.
Ursula und ich haben Verständnis dafür, wir haben früher ähnlich gedacht. Wir wandern heute noch lieber zu zweit als in großer Gruppe. Unser ältester Sohn (40) ist begeisterter Wanderer, Mitglied in einem Wanderverein ist er nicht. Wir haben uns erst mit meiner Pensionierung entschlossen, Mitglied zu werden. Zum einen, weil wir uns ehrenamtlich engagieren wollten, zum anderen, weil wir uns – aus Liebe zur Eifel –für diese wunderbare Region in Deutschland einsetzen wollen. Wir sind eben EIFELsüchtig http://hepeters.bplaced.com/wordpress/, und daran möchten wir andere teilhaben lassen.
Die Anfänge
Den Eifelverein gibt es seit nunmehr 130 Jahren, er wurde am 22. Mai 1888 in Bad Bertrich gegründet. Die Eifel war damals bitterarm, „Preußisch-Sibirien“ sagte man. Die Gründer des Eifelvereins wollten u.a. den Tourismus fördern und damit zur wirtschaftlichen Entwicklung der Eifel beitragen.

Man muss sich vorstellen: Wer damals Urlaub in der Eifel machen wollte, musste einen Brief an den Ortsbürgermeister auf die Reise schicken und ihn bitten, ihm Unterkünfte zu benennen. Der Eifelverein gab Zeitschriften und Bücher heraus. Er informierte über Natur und Kultur der Eifel, gab Wandertipps und Hinweise zu Unterkünften. Das belebte schon früh die wirtschaftliche Entwicklung.
Wer mag, kann in den alten Zeitschriften „Das Eifelland“ (ab 1896), „Rheinische Touristenblätter“, „Eifelvereinsblatt“ (ab 1900) und „Die Eifel“ (ab 1933) blättern und sich in die Zeit versenken; Links zu den Zeitschriften zum Herunterladen gibt es auf der Homepage des Eifelvereins http://www.eifelverein.de/index.php/verlag/zeitschrift-die-eifel.

Das Eifelland
1907 erschien im Verlag des Eifelvereins das „Verzeichnis der Sommerfrischen und der Kur- und Badeorte in der Eifel“ in zweiter Auflage. Dort fand man Unterkünfte mit Übernachtungspreisen und den Preisen für Frühstück und Mittagessen. Heute ein kurzweiliges Lesevergnügen und eine nette Reise in die Vergangenheit. Das Büchlein kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden: http://www.dilibri.de/rlb/content/titleinfo/86933?&query=eifel

Festlegen und Betreuen von Wanderwegen
Seit 1894 markiert der Verein ein weitverzweigtes Wegenetz und gibt Wanderkarten von hoher Qualität heraus. Informationen zu den Hauptwanderwegen gibt es auf der Homepage http://www.eifelverein.de/index.php/hauptwanderwege, Wanderkarten kann man im Shop online bestellen (Mitglieder erhalten Sonderkonditionen): http://www.eifelverein.de/index.php/verlag/buecher-und-karten/wanderkarten.
Kulturpflege
Der Eifelverein tritt für den Erhalt des kulturellen Erbes ein. Am 5. April 1899 erwirbt er die Niederburg in Manderscheid. Mit der Renovierung der Burg stellt der Verein sich einer großen Aufgabe in seiner Tradition der Denkmalpflege. 2017 übergibt er die Burg für den symbolischen Betrag von 1 Euro an die Stadt Manderscheid.

Jugendherbergen
In Westdeutschland war der Eifelverein der erste Wanderverein, der das Konzept der „Schülerherbergen“ (Jugendherbergen) aufgriff (ab 1904). Die ersten Schülerherbergen wurden versuchsweise entlang der beiden Hauptwanderwege Aachen-Sinzig und Köln-Trier eingerichtet. Im Jahre 1909 bestanden bereits insgesamt 46 Herbergen entlang der Linien
- Köln-Trier,
- Trier-Aachen,
- Aachen-Sinzig,
- Düren-Trier,
- Andernach-Eupen
- und fünf Einzelherbergen.
Die meisten Herbergen waren in Privat- oder Gasthäusern untergebracht und besaßen drei bis sechs Freiquartiere.
Im Jahre 1913 betreute der Eifelverein 52 Herbergen, die von 11343 Schülern besucht wurden. Damit stand der Eifelverein an der Spitze aller Touristenvereine. Musterherbergen waren in der
- kurfürstlichen Burg zu Andernach,
- im Zülpicher Tor zu Nideggen
- und im Grafenschloß
zu Neuerburg eingerichtet worden.

Natur- und Landschaftsschutz
Der Eifelverein hat sich von Anfang an den Schutz und die Erhaltung der Natur auf seine Fahnen geschrieben. Die Ortsgruppe Bonn begann 1906, das Bergmassiv zwischen Ahr und Kesselingertal zu erwerben. Die Vision war, schützenswerte Wacholderbestände, sowie reiche Heide- und Ginstervegetation auf dem Steinerberg, Kölmisch und dem Wibbelsberg zu erhalten.
Ebenfalls noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde aufgrund einer Initiative der Ortsgruppe Eupen die Aufforstung bzw. Abtorfung der sogenannten „Miste“ im Hohen Venn verhindert. 1911 kaufte die Ortsgruppe Düsseldorf den „Grünen Pütz“. Das Quellgebiet der römischen Wasserleitung zwischen Urft und Nettersheim, sollte im ursprünglichen Zustand erhalten bleiben.
Ohne den Eifelverein wäre vieles nicht geschehen
In den zwanziger Jahren verhinderte der Eifelverein im Zusammenwirken mit anderen rheinischen Naturfreunden die Pläne des RWE, den Laacher See zu einem Pumpspeicherwerk „umzufunktionieren“. Nicht zuletzt aufgrund der Bemühungen des Eifelvereins und der auf seine Anregung gegründeten „Vereinigung zum Schutz des Laacher Sees“ wurde der Laacher See 1926 zum Naturschutzgebiet erklärt.
Im Jahr darauf konnte die endgültige Unterschutzstellung der Dauner Maare (Gemündener und Weinfelder Maar) und des Gebietes um den Kratersee des Mosenberges erreicht werden. Für die Erhaltung der Landskrone im Ahrtal mit prächtigen Basaltlava- und Säulenbasaltfelsen hatte sich der Eifelverein bereits vor der Jahrhundertwende eingesetzt. Auch dieser herrliche Aussichtspunkt für die Ahr- und Rheinlandschaft wurde in den zwanziger Jahren unter Schutz gestellt, nachdem der Eifelverein den Bau einer Drahtseilbahn verhindert hatte.
Als zugleich Natur- und Geschichtsdenkmal war die Kakushöhle bei Eiserfey, eine prähistorische Wohn- und Schutzstätte, auf Betreiben des Eifelvereins unter Schutz gestellt worden, ebenso das Kalkarer Moor zwischen Euskirchen und Münstereifel, das seltene Wiesen- und Heidemoorbestände beherbergte.
Der Eifelverein heute
Heute umspannt ein dichtes Netz von 142 Ortsgruppen die Eifel und darüber hinaus: Im Westen reicht es bis Eupen in Belgien, im Norden bis Ratingen. Im Osten schon bis Berlin und Potsdam und im Süden bis Trier. Wo es den Eifelverein überall gibt, sehen Sie auf seiner Homepage: Googlemaps. Der Verein mit seinen Ortsgruppen bleibt auch weiterhin mehr als bloß ein Wanderverein: Er legt Wanderwege fest und betreut sie, engagiert sich für den Natur und Landschaftsschutz und die Kulturpflege, leistet Jugendarbeit und gibt Publikationen heraus.
Das Umfeld aber hat sich geändert. Naturschutzverbände wie NABU oder BUND geben Natur- und Umweltschutz eine starke Stimme. Der Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz wirkt seinem Namen entsprechend. Das Deutsche Jugendherbergswerk verbuchte im Jahr 2015 mehr als 10 Millionen Übernachtungen in seinen 488 Jugendherbergen (Wikipedia). Viele Jugendherbergen erreichen heute Hotelstandard.
Neue Wege gehen
Touristische Akteure haben die Aufgabe übernommen, die Eifel zu einer führenden Urlaubs- und Freizeitregion in Deutschland weiterzuentwickeln. Damit wird der Tourismus als bedeutenden Wirtschaftsfaktor zu erhalten und auszubauen. Der Eifelverein begrüßt diese Entwicklung und begegnet ihr partnerschaftlich. Sie stärkt die Eifel und entspricht den Zielen des Vereins. Der Verein sucht die Zusammenarbeit, insbesondere mit den touristischen Akteuren im Bereich seiner Kernkompetenzen Wandern und Wegearbeit. Wozu bedarf es noch des Eifelvereins?
„Das interessiert mich alles nicht“ wird der ein oder andere sagen, „ich habe mein Smartphone und mein Garmin, lade mir meine Tracks herunter und gehe meinen Weg.“ Das aber ist recht kurz gedacht. Viele, wenn nicht wir alle, die wir dem Wandern und der Eifel verbunden sind, würden zu spüren bekommen, wenn es den Eifelverein nicht gäbe.
Was also wäre, wenn es den Eifelverein nicht gäbe?
Kommunen und touristischen Akteuren fehlte der kompetente Ansprechpartner vor Ort, wenn es um die Konzipierung neuer Wege geht, deren Markierung und die Wegepflege. Der Eifelverein markiert drei Fernwanderwege
- (Europäischer Fernwanderweg NR. 8 (E8),
- Eifel-Ardennen-Rundweg (AE) und
- Maas-Rhein-Weg),
- einen Weitwanderweg (Weitwanderweg der Weg der Deutschen Einheit (WDE))
- und 15 Hauptwanderwege mit einer Gesamtlänge von rd. 2.100 km.
Darüber hinaus hat er das Wegemanagement von Qualitätswanderwegen:
- (Eifelsteig, NRW-Partnerwege,
- AhrSteig,
- Wittlicher
- Erlebnisschleifen,
- Moselsteig,
- Eifelleiter
mit 2.000 km, insgesamt betreut der Hauptverein somit 4.100 km Wanderwege. Hinzu kommen rd. 6.000 km Rundwanderwege, die von den einzelnen Ortsgruppen betreut werden. Diese Wege bilden das tragende Gerüst der Wanderinfrastruktur in der Eifel.
Geht es nicht auch anders?
„Ich brauche keine Wegemarkierungen“ mag mancher einwenden. „Ich habe ja mein Navigationsgerät oder mein Smartphone; außerdem habe ich immer eine gute Wanderkarte dabei.“ Tja, aber detaillierte Wanderkarten wie die des Eifelvereins, würde es dann für die Eifel kaum noch geben.
Deren Produktion ist teuer, der Eifelverein schafft das, weil ehrenamtliche Kartografen und mehr als hundert engagierte Ortskundige ehrenamtlich die Karten auf Änderungen prüfen, sie ergänzen. Ein Verlag könnte das zu vertretbaren Kosten nicht leisten.

„Gut, dann verzichte ich auf die Karte und nutze eben mein Smartphone“. Wer das entgegnet, sollte bedenken, dass auch die Datenbasis der Routenplaner auf die Kartengrundlagen des Eifelvereins zurückgreift. Ohne den Eifelverein würden die Routenplaner an Aktualität und Zuverlässigkeit verlieren. Der ein oder andere Weg mag gar nicht mehr existieren. Andere Wege könnten überwuchert und unbegehbar sein. Aus traumhaftem Wandern wird da schnell ein Wanderalptraum.
Premiumwege sind doch ausgeschildert
„Gut, aber es gäbe ja immer noch die Premiumwege der touristischen Akteure. Die sind perfekt ausgeschildet und immer bestens in Schuss“. Stimmt, aber bedenken Sie, dass viele der Wegepaten Mitglieder im Eifelverein sind. Sie wurden dort qualifiziert. Außerdem hat der Eifelverein bei einer Reihe dieser Wege das Wegemanagement übernommen. Darauf wurde bereits hingewiesen.
Unsere 1.500 geschulten Wanderführer begleiten unsere Touren. Urlauber von nah und fern sind bei uns stets gern gesehene Gäste. Wir machen die Menschen durch thematische Exkursionen mit unserer Heimat vertraut. Mitglieder des Eifelvereins beleben in den Kommunen als Gästeführer das touristische Angebot. Zertifizierte Wanderführer führen Gruppen von Touristen. Mitglieder des Eifelvereins leisten so ihren Beitrag zur touristischen Entwicklung der Eifel.
Der Eifelverein gibt seinen Mitgliedern Gemeinschaft: In Wandergruppen, in Theatergruppen, beim Gesang und im Orchester. Bei mehrtägigen Wander- und Urlaubsfahrten in Deutschland und Europa wirkt er mit. Viele Menschen möchten nicht allein unterwegs sein, sie suchen die Gemeinschaft mit anderen. Sie suchen die Vertrautheit, das Gespräch. Das alles finden sie im Eifelverein.

Fazit:
Wanderwege, Natur- und Landschaftsschutz, Kulturpflege, wandern, Gemeinschaft – der Eifelverein hat viel zu bieten. Er bereichert unser Leben!
Ohne den Eifelverein wäre die Eifel um viele Facetten ärmer.
Ich sage: „Danke, Hans- Eberhard und Ursula Peters
Ich danke für diesen Gastbeitrag, für euer engagiertes Reisen. Auch das Veröffentlichen vieler wunderschönen Fotos (fotografiert von Ursula) und das Schaffen bleibender Erinnerung . Die Summe all dessen findet ihr im Blog: EIFELsüchtig
Text und Fotos: Hans-Eberhard und Ursula Peters
Die wichtige Arbeit der Wegepaten
Vor einiger Zeit war ich mit Volker, einem Wegepaten des Traumpfades Bergheidenweg, unterwegs. Einen Beitrag findet ihr hier im Blog: Danke an die Wegepaten
Hallo Elke,
ein schöner Gastbeitrag ! Als Wanderer nutze ich sowohl smartphone als auch Kartenwerke.. und bin bislang sehr gut damit gefahren. Mittlerweile weiß ich auch, wie das Kartenwerk und die Wegpflege zustande kommt- nicht etwa durch einen bezahlten Ordnungshüter, sondern durch das Ehrenamt. Was die Arbeit der Ehrenamtlichen in den (Eifel-, Westerwald- etc.) Vereinen angeht, so ist dies hochlobenswertes Engagement !
Es ist unentgeltliche Sichtbarmachung unserer Heimat von Bürgern für Bürger- und das schon über lange Zeit.
„Heimat“ hat halt doch etwas mit unserer „Verwurzelung“ zu tun.. wichtig ist, wie wir den Begriff interpretieren und mit ihm umgehen im Alltag- grade in diesen Tagen. Dass sich auch der Eifelverein dafür einsetzt , kann man in dem Text sehr fein lesen- Danke dafür
P.S. Eine familiäre Frage: Bekommt man beim Eifelverein auch Informationen zur Gründung des „Menke- Parks“?