Nur wenige Stunden ohne Regen. Die wollen genutzt werden. Die neue EifelSchleife Wääsch jangs steht heute auf meinem Wanderplan. Mit nur 8 km Streckenlänge, inklusive ein paar Abstechern, ist die Eifelschleife angenehm kurz. Entlang des Parcours der biologischen Vielfalt erfahre ich viel über Flora und Fauna der Region.

Kennt ihr sie schon, die neuen Wanderwege der Nordeifel Tourismus GmbH? Es sind wahrhaftig aus den alten Wanderwegen des Eifelverein 94 Eifelschleifen und 18 Eifelspuren entstanden. Neue Markierungen, angepasste Wegeverläufe und sogar eine neue Webseite sind entstanden. Ich freue mich jetzt noch mehr auf meine Rentenzeit, hoffentlich mit besserer Gesundheit als aktuell, damit ich einen Teil dieser Wege erkunden kann.

EifelSchleife Wääsch jangs

  • Start/ Ziel: Parkplatz Sportplatz: Eichener Str. 13A, 53902 Bad Münstereifel
  • Streckenlänge: 8 km (Mit kleinen Abstechern)
  • Höhenmeter: 189 m
  • Immer aktueller GPS Track 
  • Wer eine längere Tour bevorzugt mag die Sahrbachtour wählen, wunderschön und abenteuerlich
  • Die Dörferblickschleife verläuft ebenfalls in der Nähe: Beitrag im Blog
  • Sehenswert ist zusätzlich die Innenstadt von Bad Münstereifel
  • Einkehr in Bad Münstereifel

Ich parke am Sportplatz und gleich die Straße runter in der Verlängerung, liegt die Pfarrkirche St. Thomas von Houverath. Hier verweile ich dann auch eine Weile. Der kleine Friedhof mit den regelmäßig angeordneten Grabkreuzen wird nicht mehr neu belegt. Einiges an Sanierungsarbeiten wurde notwendig, da die Kirche nur geringfügig über dem Houverather Bach liegt und oft von Wasserschäden betroffen war.

Pfarrkirche Houverath - EifelSchleife Wääsch jangs
Alte Pfarrkirche St. Thomas

EifelSchleife Wääsch jangs oder „wääch jangs“?

Vor der kleinen Pfarrkirche finde ich eine kleine Tafel, aufgestellt von der Dörfergemeinschaft Thürne. Am 30. Juni 2019 hat die Dörfergemeinschaft Thürne den Weg: parcour der biologischen Vierfaltwääch jangs eingeweiht, der gleichzeitig auch EifelSchleife Wääsch jangs heißt.  Die Schreibweisen unterscheiden sich, der Sinn dieser Worte vermutlich nicht. Über die Natur und Geschichte, aber auch zu aktuellen Themen informieren die kleinen Infotafeln.

Beschilderung des Ort ThürneDie Vielzahl, nämlich 19 Punkten an der Strecke, verwundert mich. Keine davon ist überflüssig, allesamt sind sie informativ. Wer mag, der lasse sich die über QR Code verfügbar gemachten, zusätzlichen Informationen geben.

Zitat der Webseite: Der Name „wääch jangs“ entstammt dem in diesem Teil der Eifel verbreitetem, ripuarischen Dialektraum und bedeutet soviel wie „neben dem Weg“.

Oberhalb der Kirche, welch ein ungewohntes Geräusch an einem Gotteshaus, das typische Geklapper aus einem Kuhstall. Unterhalb des kleinen Friedhofes liegen wiederkäuend zwei Dutzend Rinder unterschiedlichen Alters. Wie immer müssen sich einige dieser sanft wirkenden Tiere als Model zur Verfügung stellen.

Kuhgesicht auf der EifelSchleife Wääsch jangs
Welch eine Ruhe in diesem Gesicht

Der Dunkle Ameisenbläuling

Es ist ein Tagfalter, der „Dunkle Ameisenbläuling“ und er lebt nur dort, wo der Große Wiesenknopf und die Rote Knotenameise existieren können. Er ist gefährdet, weil oft zu oft gemäht wird und Blumen nicht lange genug auf Wiesen bleiben können. Der Vorteil kleiner Wanderwege ist, ich habe Zeit zum lesen, zum staunen und genießen. So erfahre ich auch über eine der 19 Informationstafeln, dass der Feuersalamander im Herbst häufiger in Hausnähe zu finden ist ( So auch bei Volker, Haus Am Raßberg, wo ich ein Ferienquartier habe)

Eien idyllische Stelle im von der Sonne gefluteten Wald am Houverather Bach lässt mich erneut verharren. Zu schön ist die kleine Brücke über den Bach, der im späteren Verlauf Sahrbach heißt.

Houverather Bach - EifelSchleife Wääsch jangs
Houverather Bach

Nach Überqueren der Kreisstraße führt mich ein schmaler Waldpfad hinauf zum Mühlenberg. Die Sonne schafft es immer wieder kleine Lücken in der dichten, dunklen Wolkenschicht zu finden. Ein Geschenk am heutigen Tag, der landesweit mit viel Nass von oben aufwartet.

Der Mühlenberg

Ich erinnere mich , dass der Eifelverein von Bad Münstereifel im Verlaufe der nötigen Demarkierungsarbeiten bereits einiges an Müll von den Wanderwegen gesammelt hatte. Auch Hundebesitzer, die hier ihre Lieblinge auf die Wege kacken lassen, werden offenbar als Problem wahrgenommen.  Ein eigens am Parkplatz befestigter Zettel bittet um Rücksicht.

Steinbruch am Mühlenberg

Im Juni 1910 wurde die Genehmigung zum Bau der St. Thomas Pfarrkirche erteilt. Die nötigen Steine kamen aus dem Steinbruch Am Mühlenberg. Der Platz wird von den ansässigen Dorfgemeinschaften regelmäßig gepflegt, damit sich die kostbaren Flora dort entwickeln kann.

Steinbruch Am Mühlenberg
Steinbruch Am Mühlenberg

Unterhalb einer Häusersiedlung führt der kleine Pfad weiter. Natürlich muss ich den bergan führenden Pfad testen, jedoch endet er an einer Straße, sodass ich ohne tolle Fotos von einer sagenhaften Aussicht wieder hinunter rutsche. Ja es kann schon mal glitschig werden, in diesen herbstlichen Zeiten.

Was Baumrinde mit Leder zu tun hat

Flammersheim und Münstereifel waren früher für die Lederindustrie bekannt. Zum gerben nutzte man damals Lohrinde, meist von Eichen oder Fichten. Mit einem Lohlöffel wurde damals die Rinde abgeschält, gehäkselt oder gemahlen. Schlau gemacht hat mich wieder eines der kleinen Schilder.

Herrlicher BErgpfad - EifelSchleife Wääsch jangs
Schnucklige Wege und Pfade

Wieder ist es ein kleiner Pfad, der mich in Entzücken versetzt. Er schlängelt sich hinauf auf die Höhen, wieder dichter an die besiedelten Flächen von Houverath heran. Leider folgt nun ein, nicht dem Original GPS Track folgender Wegabschnitt auf der Landstraße Richtung Limbach. Glücklichweise zweigt aber auch diese unglückliche Passage nach ein paar Hundert Metern wieder in ruhigere Gefilde ab.

Die Natur ist stur

Oben auf der Freifläche zeigt sich, dass die Herbstwinde schon ordentliche Arbeit geleistet haben. Die Bäume recken ihre dürren Äste in den grau verhangenen Himmel. Die Mistel wird wieder deutlicher sichtbar, wie sie die oberen Baumregionen mit ihren buschigen Nestern besetzt.

Misteln auf Bäumen
Wie Vogelnester hängen die Misteln den den hohen Bäumen

Zwischen Zivilisation und Einsamkeit

Eine der schönen Bänke hat die Thürmer Dorfgemeinschaft in die Landschaft gestellt . Mit Blick auf den Namensgeber der Dörfergemeinschaft lässt es sich hier prima dahin träumen, vor allem wenn die Sonne scheint. Auf dem Schild am Weg steht noch einiges zum Hochthürmer und zum so genannten Thürnegebiet geschrieben.

Blick auf den Hochthürmer
Blick auf den Hochthürmer

Westlich von Houverath breiten sich Wiesen aus. Stare fliegen im Schwarm auf, setzen sich wieder nieder und picken wie wild alles auf, was in die Schnäbel passt. Versammeln sie sich, um weiter nach  Italien oder Nordafrika zu fliegen, oder bilden sie nur zum Schutz des Einzelnen diese großen Gruppen?

Stare auf einer Wiese
Stare versammeln sich. Es werden immer mehr.

Eine Weile stehe ich, schaue ihnen zu. Es treffen immer wieder kleinere Gruppen von 8-10 Tieren ein. Immer wieder erhebt sich der gesamte Schwarm wie auf Kommando in die Lüfte, um nur wenige Meter weiter wieder zu landen. Faszinierend!

Parasolpilze und Hochleistungsgräser auf der EifelSchleife Wääsch jangs

Abbiegend in nördliche Richtung bleiben mir weite Wiesen erhalten. Hier und da stehen in Gruppen die schmackhaften Parasolpilze (Zubereitungsart unter diesem Beitrag).

Parasolpilz
Riesenschirmling oder Parasolpilz

Ich nehme an die großen Wiesen dienen als Futterquelle für Weidevieh. Und schon sehe ich das Schild aus dem Fundus der 19 Stelen, des Parcours der biologischen Vielfalt. Früher wurden die Wiesen nur einmal im Jahr, meistens im Juni gemäht. Auf der Tafel steht die typische Frage der Landsleute:  „Häste et Heu drenne?“ Heute, in Zeiten der Hochleistungsgräser, wird öfter gemäht. Kein Wunder also, dass Wildblumen hier keinen Platz mehr finden, es sei denn sie werden in Form von Blühstreifen bewusst gesät. Damit dürfte auch der eingangs erwähnte Dunkle Ameisenbäuling keine Chance auf Leben haben.

Keine 100 Meter weiter steht das nächste Schild. Ich bin begeistert und angetan von der Vielfalt der Informationen die hier gegeben werden. Ginster, Weißdorn, Wildrose und Schlehe die mir alle nur zu bekannt sind wachsen hier. Nicht bekannt war mir allerdings, dass diese Zusammensetzung ein Ausdruck unterschiedlicher Nutzungsintensität der Region sein können. Schilder lesen macht schlau, vorausgesetzt man vergisst den Inhalt nicht.

Kein Parasolpilz
Kein Parasolpilz

Über weite Strecken gibt es nichts zu berichten. Die herbstliche Tristesse beherrscht ein wenig Stimmung und Landschaft. Die Wolken senken sich immer dichter zum Boden und kündigen den beginnenden Regen an. Lange kann es nicht mehr dauern. Also möchte ich doch ein wenig Land gewinnen.  Die alte Bogenbrücke taucht vor mir auf, eine Landstraße ist wieder einmal zu queren.

Alte Bogenbrücke - EifelSchleife Wääsch jangs

Der Steinbruch und das Schollpäädche

Ein Foto und so schnell es geht wandere ich weiter. Das geht gut, bis ich an einem Steinbruch lande. Ich lese alle Schilder und dieses hier verweist auf einen schmalen Pfad auf eine Felsnase. Er verläuft zwischen Scheuren und Houverath und diente früher als Schulweg (Schollpäädche). Natürlich muss ich den erkunden, zumal der Text mir verspricht, dass ich hoch oben auf einen Rastplatz treffen werde.

Ich wuchte also mein Kampfgewicht den steilen Pfad hinauf und erreiche tatsächlich die Tischgruppe. Pilze wachsen auf der Sitzfläche der vermoosten Bank. Sie ist wohl eher Denkmal als nutzbar, aber das ist mir egal. Der Platz ist idyllisch und ich habe einen alten Schulweg kennen gelernt. Nur wenig weiter würde ich Scheuren erreichen.

Alte Tischgruppe - EifelSchleife Wääsch jangs
Da ist sie, die Tischgruppe zum rasten

Von nun an schlendere ich genüsslich durch den herbstlich geschmückten Wald, genieße die letzten Eindrücke vor meinem Ziel. Leichter Nieselregen setzt ein, aber er beeinträchtigt das Wandervergnügen in keiner Weise.

Das Ende eines Wandervergnügens

Kurz aber auch kurzweilig verläuft die kleine EifelSchleife Wääsch jangs. Wer die Augen offen hält und sich für die informativen Texte interessiert, hat eine mehrstündige Beschäftigung. Kein Premium, aber dafür einen Einblick in Geschichten der Region erwartet den Eifelwanderer hier.  Und hier noch, wie versprochen…..

Der gebackene Parasolpilz

Ich habe sie gesammelt und nach den folgenden Kriterien erkannt. Weißes Fleisch, das sich auch nach dem anschneiden farblich nicht verändert.

Ein verschiebbarer Ring am langen Stil, unterhalb des riesigen Schirmes (bis zu 40 cm). Junge Pilze haben eine Ei-Form und breiten sich dann langsam zu einem gewölbten Teller aus. Dabei zerreißt die hellbraune Oberfläche in eine Art Schuppen. Bitte nur ernten, wenn ihr ganz sicher seid den richtigen Pilz zu haben, bzw. einen Kenner gefragt habt. Der Pilz ist roh ungenießbar.

Zubereitung

Wissende Menschen haben mir die folgende Zubereitung empfohlen.

Parasolpilz
Riesenschirmling oder Parasolpilz
parasolpilz angeschnitten
Angeschintten bleibt er hell

Den Stil lösen, die Pilzhutoberfläche mit einem Pinsel oder Pilzbürsten vorsichtig säubern (nicht waschen) Ich habe den Hut in dicke Scheiben geschnitten und in gepfeffertes und gesalzenes Ei gewälzt.  Anschließend in Paniermehl gewendet und in min. 3 Eßlöffel Öl gebraten, schmeckt er sau-lecker.

 

 

3 Kommentare

  1. Vielen Dank für die schöne Wegbeschreibung und die herbstlichen Fotos!
    Am Startpunkt befindet sich jetzt noch ein Kartenspender, auf dem Faltblatt ist u.a. (korrekte) Karte. Die entsprechenden GPS-Daten sind auch unter https://www.gpsies.com/map.do?fileId=vwiayroocnvfrlri abrufbar.
    Für das Frühjahr 2020 planen wir noch eine geführte Wanderung mit mehr Infos zur Botanik, Geologie und Geschichte des Gebietes.
    Weiterhin schönen Wanderungen in der Eifel!
    H. Dibbern

  2. Hallo Elke,
    ich hab bei selbstgesuchten Pilzen auch Angst und würde mich auch nicht trauen sie zu essen. Den Parasolpilz zu fotografieren liebe ich sehr. Er ist nach dem Fliegenpilz mein zweitliebstes pilziges Fotoobjekt. Im Moment sprießen sie ja überall wie verrückt. Ich seh es immer wieder gern.

    LG Ulrike

  3. Also ich würde mich nie trauen, die Pilze zu essen.
    Außerdem habe ich schlechte Erinnerungen an ein Pilzessen in Österreich. Als Jugedlicher bekam ich einen Pilz vorgesetzt, der wie ein Schnitzel aussah.
    Schmeckt
    E auch, nur bei der 2. Gabel habe ich einige …
    gesehen und seitdem kann man mich mit diesen Pilzen jagen.
    Aber jedem das Seine♥️

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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