Mein heutiges Thema wird der Westwall und seine Relikte sein. Wandern entlang des militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches. Makaber, weil die Natur nicht die Spur von Respekt vor der Geschichte zu haben scheint. Zwischen den Hökerlinien wächst allerlei Grünzeug und darin finden sich Bodenbrüter, suchen Amseln und andere Singvögel nach Futter. Ein skurriles Bild mit dem Wissen um unsere Geschichte und doch irgendwie auch so normal. Die EifelSpur Westwall, mein Weg heute.
EifelSpur Westwall
Der Parkplatz hier in Hollerath ist beeindruckend schön. Nicht nur im Sommer sondern auch im Winter ist dieses Gebiet gerne besucht, davon zeugen auch die zahlreichen Rastplätze und Bänke. Wenn es in der Eifel schneit, dann hier und dann werden die breiten Wege zu Skispuren.

- Start: Luxemburger Str. 59, 53940 Hellenthal
- Streckenlänge: 14 km
- Höhenmeter: 180 m
- GPS Track im Original
- Einkehren könnt ihr in Hollerath
- Ein Beispiel für eine Winterwanderung auf dem Gebirgsstelzen- und Schwarzstorchpfad

Nur ein paar Meter nach dem Start steht schon ein erstes Landschaftsfenster. Hierdurch wird die Aufmerksamkeit gleich auf die ersten Höcker Linien gelenkt. Die werde ich im ersten Teil der heutigen Wanderung noch ausgiebiger betrachten können.

Beim Anblick der verstümmelten Ohrweide fallen mir gleich Parallelen zu unserem heutigen Leben ein. Alles scheint zerstört. doch es gibt immer ein danach. Wir alle wissen nicht wie dieses danach aussehen wird.

Der Westwall sieht eigentlich harmlos aus
Ich bin immer wieder auf Teile des Westwalls gestoßen, doch diese geballte Präsenz bewegt mich sehr. Sie ist für mich gleichsam ein Zeugnis einer unfassbar gewalttätigen Vergangenheit, aber auch ein Beweis dafür, dass die Natur diese Erinnerung wohl eher nicht in sich trägt. Sie ist es, die hier zwischen all dem Schrecklichen scheinbar unbeeindruckt weiter wächst.


Die Bachstelze sitzt unbekümmert auf dem Höker und lässt sich von mir ablichten. Ich war so weit nicht weg, Angst zeigt sie keine. Ein Geschenk, wie ich finde.
Tote Fichten haben sich quer über den Wall gelegt. Sie können die Zeugen unserer Vergangenheit vielleicht zudecken,aber die Geschichte bleibt die gleiche.
Und dann wandere ich durch ein Gebiet mit zahlreichen Baumstümpfen, sie erinnern an ehemals lebende Fichten. Sie haben ihre eigenen Höcker Linien gebildet. Sie sind nicht militärisch aufgereiht, sie folgen ihrer eigenen Ordnung.

Einfach nur wandern
ist nun angesagt. Die Zeichen der Kriegsjahre liegen hinter mir, jetzt heißt es die Eifel betrachten. An einem Abzweig hängen noch die Schilder, die im frühen Frühjahr das Betreten der Narzissenwiesen verhindern sollten. Im April war die Stimmung hier in der Eifel etwas gereizter. Die Wege ziehen sich etwas, da sie recht lange geradeaus führen. Glücklicherweise finden sich immer große oder kleine Dinge, die meine Beachtung finden.


Teilweise fehlen hier die Wegezeichen, doch die Orientierung fällt mir hier noch recht leicht. Mir fällt auf, dass es hier sehr wenig Weidevieh gibt. Dafür finden sich in den Hängen der Wälder unendlich viele Heidelbeeren. Das gibt hoffentlich wieder ein Beeren reiches Jahr.
Familie Schwarzkittel – EifelSpur Westwall
Mal sind es die unterschiedlich gefärbte Tannen und Nadelbäume, die in einem schönen Kontrast in der Ferne zu sehen sind und mal ist es eine kleine Berg Wiese und ein darunter fließender Bach, die meine Blicke fesseln. Das Konzert der Vögel begleitet das ganze.
Und dann sehe ich unten am Bachlauf eine Bache mit ihren Frischlingen. Aus sicherer Entfernung so etwas zu sehen und zu fotografieren ist ein Traum. Die kleinen Wurzen spielen und zanken, während Mama sich den Bauch voll schlägt. Das sind die Geschenke eines Wandertages.


Langsam bekomme ich Sehnsucht nach einer schönen Bank. Der Magen knurrt gewaltig und verlangt nach Nahrung. Doch Bänke sind auf einem großen Teil der EifelSpur Westwall Fehlanzeige.
Dafür ruft der Wald „Wanderwege vereinigt euch“ Der A1 , A2 , und A3 plus die EifelSpur Westwall verlaufen auf gleichen Wegen

Und wieder in Hollerath
Nach einer großen Schleife in die Wälder gerate ich wieder nahe Hollerath. Mit dem Heraustreten aus dem Wald muss ich mich leider auch den Geräuschen der Zivilisation wieder mehr öffnen. Eine Ferienhaussiedlung winzig klein versteckt sich zwischen den Bäumen. Auf einem Baumstumpf lege ich meine erste Pause ein, verzehre mein Butterbrot, trinke dazu den warmen Tee.
Nur ein wenig Zivilisation und dann verschwinde ich wieder in dem stillen Wald. Still natürlich nur im Sinne von Verkehrslärm denn die Vogelwelt macht eine Randale, einfach zauberhaft.
Kleiner Spaziergang durch Hollerath
Hollerath zu durchwandern ist die pure Freude. Schnuckelige Häuschen und attraktive Einkehrmöglichkeiten versammeln sich hier. Die Kirchturmuhr schlägt einmal. Was wäre es ein Jubelfest jetzt eine Tasse Kaffee zu bekommen. Doch dafür bin ich ein paar Tage zu früh. Die Lockerungen nach dem lockdown werden erst in ein paar Tagen umgesetzt. Was mir hier auf diesem Weg einfällt ist, ich habe noch immer keinen Weidevieh gesehen.
Gleich hinter dem Ortsausgang verläuft ein Panoramaweg und dort ergattere ich eine Sonnenbank. Ich gebe zu, meine Füße schmerzen ein wenig. Es sind jetzt nur noch eineinhalb km zu laufen und die kann ich getrost langsam angehen. Wenn ich da schon gewusst hätte, dass ich mich verlaufen werde.




Wer sich verläuft kriegt Geschenke
Irgendwann kommen mir Zweifel an der Richtigkeit der Wegeführung. Ich krame mein Handy heraus und schaue bei outdooractiv nach der Route. Kein Netz, keine Chance. Ich schaue hoch und sehe einen Fuchs, der mich neugierig anschaut. „Hey“ scheint er zu sagen „Komm hier herauf, ich mache auch Platz“

Er schleicht sich gemächlich, ohne Hast in die Büsche und ich steige hoch und kriege Netz für mein Handy. Der kleine Umweg tut nicht weh, ganz im Gegenteil schenkt er mir diese Begegnung.



Das war die EifelSpur Westwall
Vom Rest des Weges habe ich keine Bilder mehr, er verläuft wie hier zu sehen, zwischen Feldern. Bald stehe ich wieder am Parkplatz und nach einer kleinen Verschnaufpause reise ich wieder heim. Wieder eine EifelSpur, die mir eine Menge Freude gemacht hat. Oben im Text findet ihr den Originaltrack zur Wanderung, so wie ihn der Nordeifel Tourismus markiert hat. Hier unter dem Text findet ihr die Route, die ich gelaufen bin.
„Ein merkwürdiges Gewässer“ = das ist die Platißbach Quelle
Oh, das ist ja ne tolle information, vielen Dank. 👍
Sehr interessante Wanderung. Wo Fuchs und Wanderer sich Guten Tag sagen 🙂