Mikroabenteuer vor der Haustüre geben der Seele alles was sie braucht. Nahe dem häuslichen Umfeld oder wie hier in der Nachbarstadt, bieten sie gerade bei den vorherrschenden Temperaturen ein Gefühl von Miniurlaub. Die Wahrnehmung auf die kleinen Dinge am Wegesrand gelenkt, lassen aus einer kleinen Runde ein ausgedehntes Erlebnis für alle Sinne werden.
Mikroabenteuer vor der Haustüre
Katja vom Wellspa Portal hat mich schon vor Wochen eingeladen etwas zu „Mikroabenteuer – EntdeckerTour vor der eigenen Haustüre“ zu schreiben. Was liegt näher als diesen kleinen, nur 6 km kurzen Obstweg herzunehmen. Gerade dieser kleine Wanderweg, einer der Bergischen Streifzüge, hat für mich vor allem im Frühjahr Entdeckerqualität.
Obstweg Leichlingen
- Start/ Ziel: In der Meffert 30, 42799 Leichlingen (Rheinland) Kurze Straße
- Streckenlänge: 6 km
- Höhenmeter: 124 m
- Einkehr: Stadtmitte Leichlingen
Meine Trainingseinheiten der vergangenen eineinhalb Wochen zeigen Wirkung. Ich habe Muskelkater. So ist der erste Aufstieg auf dem Obstweg Leichlingen erst einmal anstrengend. Wenn die Muskeln warm sind, legt sich das schwere Gefühl schnell wieder.

Durch den Wald der kleine Anstieg hat sich sehr gelohnt. Oben angekommen lande ich an den ersten Streuobstwiesen und einem ersten Schild. Mir wird erklärt, dass die Streuobstwiesen in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind.
Auch der krumme Apfel schmeckt lecker
Die Streuobstwiesen in Leichlingen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Biotypen. Leider gerät uns hier unser extremer Perfektionismus in den Weg. Die Äpfel, Birnen und Zwetschgen auf den Streuobstwiesen sind nicht einheitlich groß, selten kugelrund und weisen schon mal Macken auf. Ein Grund für viele Menschen diese Früchte abzulehnen. Wie schade, denn wer schon einmal an solchen Streuobstwiesen im Spätsommer vorbei gegangen ist und sich den ein oder anderen Apfel gegriffen hat wird feststellen, dass die geradezu köstlich schmecken. Wir haben uns leider schon viel zu weit vom natürlichen Leben und genießen entfernt.
Das Rezept gegen Liebeskummer
Witzig, der Schriftsteller Janosch hat ein Rezept gegen Liebeskummer und das wird hier auf der Informationstafel vorgestellt: „Ein Kilo Äpfel, 50 g Butter, 2 Esslöffel Zucker und eine halbe Zitrone.“
– Schneide die geschälten Äpfel klein, gib sie mit Butter und Zucker in den Topf und lass alles 10 Minuten dünsten. Das liest sich sehr köstlich und ist es bestimmt auch. Gleich neben dem Schild steht ein junger Apfelbaum und lockt mit seinem rosaroten Blüten. Im Spätsommer könnten wir das Mus gegen den Liebeskummer aus den Früchten kochen.
Während die Großen lesen, lauschen die Kleinen den Geschichten
Auf der großen Informationstafel nur wenige Meter weiter erfahren wir etwas über die Herkunft des Apfels. Welche Symbolik spricht man dem gesunden runden Ball seit alters her zu und welche Inhaltsstoffe beherbergt er?
Ein kleines Kästchen wie ein Leierkasten soll den Kindern ein wenig Freude bringen. Ich gehe mal davon aus, dass dies sehr gut gelingen kann, denn die Geschichte vom schlafenden Apfel dürfte Kinder zum Lauschen bewegen.
Der Ostweg ist aufgrund seiner Kürze sehr gut für Familien mit Kindern geeignet. Eine solche Familie mit zwei Kindern bewegt sich auch vor mir auf dem Wanderweg. Vereinzelt treiben sich auch Paare hier oben herum. Wie gut ich die Menschen mit dem Wunsch nach frischer Luft und Bewegung verstehe. Eins haben sie alle gemeinsam, auf diesen kleinen Wegen nehmen sich die Menschen viel Zeit. Niemand jetzt, alle bummeln.

Die Natur ist explodiert
Ich komme gar nicht so recht vorwärts, weil mich die sanft geschwungene Landschaft mit ihren ebenso geschwungenen Wegen so bezaubert. Die Natur hat innerhalb nur einer Woche einen phänomenalen Sprung nach vorne gemacht. Die Gräser stehen hoch, überall entwickeln sich Löwenzahn und diverse Gräser.

Die ersten Obstbäume sind schon mit der Blüte durch. Kennt ihr das, irgendwo stehen, das Herz schlägt heftig und ein wenig schmerzhaft. Es können einem beinahe die Tränen aufsteigen, weil eine Situation ein Anblick so unfassbar schön ist. So geht es mir hier, kaum dass ich einen Kilometer meines heutigen Weges gegangen bin.
Einmal durch Hülstrung
Kleine Orte gilt es zu durchwandern. Aus diesem Grund ist auch der Asphaltanteil relativ hoch. Der Genuss wird an diesem Punkt in keiner Weise beeinträchtigt. Die Häuser erstrahlen im Frühjahrsglanz, die Vorgärten sind wunderschön bepflanzt. Wie es auf den Dörfer so ist, findet man auch kleine Idyllen wie ein altes Tor vor einer Wiese.
Und wieder Geschichten lauschen
Am Ortsrand von Scheidt erfahre ich etwas über Mythen und Sagen um den Apfel. Der Zankapfel ist hier auch ein Thema. Ob hier der goldene Apfel mit der Aufschrift „Die Schönste soll mich bekommen“ gemeint ist, um den sich einst drei Göttinnen stritten? Lest es nach, auf dem Schild bei Scheidt, auf dem Obstweg Leichlingen. Mikroabenteuer vor der Haustüre können auch lehrreich sein.
Für die Kinder gibt es dieses Mal aus dem Leierkasten die Geschichte von Schneewittchen oder wahlweise die des Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Da brauchen Eltern aber tatsächlich eine Menge Geduld, denn die Geschichten haben schon eine gute Länge.

Vielleicht lauschen die Schafe auf der Wiese auch den Geschichten? Das regelmäßige Vogelgezwitscher wird wohl ebenfalls dafür sorgen, dass sie immer tiefer und tiefer in ihren Schaf-Schlaf fallen. Für mich geht es, wie sollte es auch anders sein, wieder einmal Berg an, wenn auch moderat.

Ab jetzt wird es bunt und lebendig
Habt ihr gewusst dass es tatsächlich möglich ist auf einem einzigen Obstbaum durch Veredelung bis zu 300 verschiedene Sorten zu ziehen? Ja das ist möglich, aber wer macht das schon. Diese und viele weitere Informationen können auf den vielen bunten Tafeln am Weg erlesen werden. Und bevor es nach Bennert hinein geht, noch ein paar Eindrücke dazwischen.



Ehepaar auf der Weide und die bunten Steine
Die beiden haben zwar nicht synchron gekaut, aber schienen doch sehr vertraut. Er ein Prachtexemplar, klar dass sie da vollkommen beschützt und unbekümmert herum liegen konnte.

Nachdem ich die vielen Steine in der langen Schlange ausgiebig fotografiert habe, muss ich eine ganze Weile Asphalt treten.
Wieder zwischen den Feldern – Mikroabenteuer vor der Haustüre
Glücklicherweise hat es dann irgendwann doch ein Ende und ich lande wieder zwischen Feldern. Hier startet schon der Klee mit seiner Blüte. Die tiefroten Blüten treiben aus den dreiblättrigen Kleeblättern hervor. Als Futterpflanze ist er geeignet und auch dem Menschen diesen wohl die Samen als Speise.

Über einen Teerweg wandere ich zwischen den unfassbar weiten Wiesen. Was kümmern mich Asphalt und Teer wenn links und rechts solche Ansichten zu genießen sind.

Ich liebe meine Füße, die mich hier durch die Landschaft tragen. Ich mag den sanften Wind der gerade mal diese überraschende Frühjahrswärme etwas herunterkühlen kann. Es lockt die Stille die sich dazwischen ausbreitet. Immer wieder bücke ich mich hinunter zu den Löwenzahnblüten, auf denen die Insekten nach Nektar suchen.

Die Menschen hungern nach Sonne und freundlichen Menschen
Ein paar Worte wechselt man hier und dort mit Menschen die die Natur ebenso genießen. Wir sind übereinstimmend glücklich dass wir hier in unserer Heimat noch so komfortabel weiterleben können.




Fazit: Mikroabenteuer vor der Haustüre
Und schneller als mir lieb ist, endet mein kleines Mikroabenteuer vor der Haustüre. Der Obstweg Leichlingen ist etwas für Genießer der Bergischen Landschaft, mit allem was sie bietet. Vielleicht wählt ihr zum wandern die Tage Montag – Samstag, sonst könnte es voll werden.

Mirkoabenteuer, schönes Wort. Ist doch auch mal – gut, besser als nichts. Auf die Höhenmeter kommen wir hier aber nie 😉
Hey, habt ihr denn überhaupt gar keine Brücken? Das kann schon mal helfen den ein oder anderen Höhenmeter einzubauen. 😂