Die Süchtelner-Höhenrunde steht heute auf meiner Spazierliste. Und ja, es handelt sich hier um eine der Premium-Spazierwege der Wasser.Wander.Welt am Niederrhein. Nur selten fahre ich weiter weg, um meiner Naturliebe zu fröhnen, doch heute ist mir nach Tapetenwechsel.
Vieles hat sich in den letzten Monaten verändert. Neben den inzwischen sehr regelmäßigen, aber auch kürzeren Spaziergängen und Wanderungen, fahre ich nicht mehr so oft in weiter entfernte Regionen. Die Reisegeschwindigkeit liegt bei 100-130 km/h, also eher gemütlich. Ungehemmt das Rentendasein genießen, auch wenn Gesundheit nicht immer so mitspielt.
Heute freue ich mich ganz besonders auf meinen Ausflug, denn der zehntägige Ferienaufenthalt meiner Enkelin bestand aus Krankenpflege. Die junge Dame hatte es fies erwischt, viele Möglichkeiten mich vom Krankenbett zu entfernen gab es nicht. Gestern ging es heim zu Papa.
Süchtelner-Höhenrunde
Die heutige Runde im Naturpark Schwalm-Nette berührt in Teilen die Süchtelner Höhen, eine durch Tektonische Bewegungen entstandene „Höhenlandschaft“ deren höchster Punkt bei 87m liegt. Neben dieser eindrucksvollen Landschaft lassen sich noch zwei besondere historische Bauten entdecken. Hier aber zunächst ein paar Informationen zur heutigen Tour:

- Start: Kurz hinter der Adresse: Hindenburgstraße 161, 41749 Viersen der Parkplatz am Sportplatz
- Streckenlänge: knapp 6 km
- Höhenmeter: 103 m
- Informationen zur sehr gut ausgeschilderten Tour: Wasser.Wander.Welt
- Waldgaststätte Schroers
- An der Irmgardiskapelle startet der Irmgardispfad/Helenenpfad
- Mehr zur Region im Blog „Wanderwegewelt“
- Und Achtung, die Niederlande, besonders Venlo, sind nah. Solch ein Besuch rundet den Tag doch perfekt ab.
Nur wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt schimmert ein weißes, höchst interessant anmutendes Gebäude durch das hellgrüne Laub.
Wassererdbehälter Viersen
Der im Jahr 1907 gebaute und seit 1969 außer Betrieb genommene Wassererdbehälter versorgte über die vielen Jahrzehnte die Haushalte und Industrie der Region. Mit 400 Kubikmeter war der Behälter relativ klein. Er diente dem in den Jahren 1889/90 gebauten Wasserwerk mit Wasserturm als Erweiterung der Versorgungskapazität.


Es lohnt sich etwas näher ran zu gehen, genauer hinzuschauen. Es lassen sich wunderschöne Details ausmachen. Jugendstil, so nennt man diese architektonische Phase wohl?
Tjo, nachdem ich das schöne Gebäude von allen Seiten besichtigt und fotografiert hatte, schlendern wir gemächlich weiter zum nächsten Zwischenziel:
Irmgardiskapelle- und quelle
Die Kapelle auf dem Heiligenberg ist seit dem 15 JH urkundlich nachgewiesen. Einst lebte dort die hl. Irmgardis als Einsiedlerin. Seit 1740 gab es Wallfahrten zur Heiligen Irmgardis, um Ablass zu erlangen. Noch heute kann man auf dem 10 km kurzen Irmgardispfad oder Li’enepädsche (Helenenpfad) pilgern.
Die Grafentochter Irmgardis, die ungefähr im Jahr 1025 auf Schloss Aspel bei Rees geboren worden sein soll, starb am 4. September 1085. Ihr Sarkophag befindet sich in der Agneskapelle im Kölner Dom. Geöffnet wird dieser in jedem Jahr an ihrem Todestag.
Zu den vielen Grabsteinen an der Seite der Kapelle habe ich im Netz leider nichts gefunden. Sie werden von Besuchern wohl überwiegend als Sitzmöbel genutzt.
Unterhalb der Kapelle führt meine heutige kleine Wandertour weiter an der Irmgardisquelle vorbei. Hier wurden lt. Legende die Babys geboren. Schön beschrieben werden die Legenden und damaligen Wahrheiten auf der Seite des Rheinischen Spiegel

Et Helijepötsche, die Irmgardisquelle unterhalb der Kapelle, war nach alten Vorstellungen der Ort, an denen die Kinder zur Welt kamen. Es ist verbürgt, daß manches kleine Kind, das ein Brüderchen oder Schwesterchen erwartet, em Helijepötsche nachgeschaut hat, ob es schon da war. Ein anderer Brauch war, daß Kinder Münzen in die Quelle warfen, um ein Geschwisterchen zu bekommen. Zitat:https://www.viersen.de/de/inhalt/irmgardispfad/
Bunte Vogelwelt im lichten Grün des Frühlings
Von jetzt an gibt es für einige Kilometer nur Natur. Wenn auch die Wege zu einem großen Teil breit, teilweise auch geschottert sind, eins sucht man vergeblich und das ist Asphalt. Hier hat man durch kluge Wegeführung einen vollständig naturnahen und abwechslungsreichen Wegeverlauf hinbekommen.
Wie zu dieser Jahreszeit üblich trällert die Vogelwelt lautstark ihre Lieder. Eifrig hüpfen die kleinen Federbällchen durch die Äste, jagen sich gegenseitig, balzen was das Gefieder hergibt. Aufbruchstimmung in der Natur, ich liebe es.
Der Wald leidet auch auf der Süchtelner-Höhenrunde
Auch hier, wie überall in Deutschland, haben Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer für Verluste in den Wäldern gesorgt. Die Aufforstung geschieht durch die Aktion „Bunte Menschen“ Die Pandemie hat die geplanten Pflanzarbeiten ordentlich gestört. Nur einen Tag vor der geplanten Einbringung der Setzlinge in den Boden kam es zum Lockdown.

In den Virusarmen Sommer verschieben ging nicht, dann wären die Verluste durch Trockenschäden zu hoch geworden. Also brachten einzelne Mitglieder der „Bunten Menschen“ in privater Initiative im Oktober 2020 die ersten 1.000 Setzlinge in den Boden. Weitere 1.500 folgten Ende September 2021.

Der an dieses Gebiet angrenzende kleine Wildgehege hat ebenfalls schwer unter den Stürmen gelitten. Immer wieder musste es wegen anstehender Aufräumarbeiten geschlossen werden. Wildschweine waren nicht zu sehen, überhaupt wirkten die Gehege relativ verwaist.



Walderlebniszentrum auf der Süchtelner-Höhenrunde
Nicht nur Wälder und Tierparks erfahren Zerstörung durch Stürme. Hier am heutigen Walderlebniszentrum befand sich bis Januar 2018 ein Kletterwald. Sturm Frederike hat ganze Arbeit geleistet und den Kletterwald vollständig zerstört. Ca. 15.000 Baume wurden im Umfeld des Kletterwalds und Wildgeheges umgeworfen. Aus den „Resten“ des nach Nettetal verlegten Kletterwalds entstand das heutige Walderlebniszentrum
Tja, und dann geht es noch eine Weile durch die Natur. Ich verlege meine Route allerdings lieber über den parallel verlaufenden Reitweg. Die Wege sind uriger und angenehmer für Hundepfoten. Es ist wirklich schade, dass nach knapp zwei Stunden die Süchtelner-Höhenrunde endet.





Kleine, aber fein, so empfinde ich diese Runde. Zurecht ein Premiumwanderweg, der auf kleiner Strecke eine Menge Abwechslung bietet. Wir beenden unseren heutigen Ausflug mit einem Abstecher ins Nachbarland Niederlande. Mein Versprechen: Wir kommen wieder.
Das sind sehr schöne Beschreibungen. Ich liebe ebenfalls die Süchtelner Höhen und bin fotografisch als auch mit meinem Begleiter auf vier Beinen unterwegs. Das gibt noch einmal Inspiration. Vielen Dank und weiterhin viel Spaß auf allen Wegen.
Birgit & Lilly
Die Überraschung war groß, besonders bei diesem kleinen Spazierweg. Der bietet eine ungewöhnliche Erlebnisdichte.
Gleichfalls viel Spaß bei weiteren Erkundungen in dieser schönen Region und Grüße an die vier Pfoten an Deiner Seite.
Elke und Jana