Seit geraumer Zeit geistert mir durch den Kopf das größte von RWE betriebene Tagebaugebiet Europas anzusehen. Die Tatsache, dass rund um den Tagebau Hambach zahlreiche Schlösser und Burgen herum stehen, hat mir einen abwechslungsreichen Tag geschenkt. Die renaturierten Tagebauflächen bieten heute ein interessantes Wanderwegenetz. Für Kinder passend, die Suche nach der Haselmaus. Kommt ihr mit auf meine kleine Halbtagesreise?

Meine für den heutigen Tag ausgearbeitete Route führt mich zunächst zur Burg Bergerhausen, geht weiter zum Nordrand des Tagebau Hambach, führt mich dann zum Naturerlebnispfad mit der Haselmaus (ca. 5 km Wanderung), über das Schloss Hambach zur Burg Obbenhof.

Tagebau Hambach

Eine kleine Einleitung zu Beginn:

Seit 1978 sind unzählige, teils 1.000 Jahre alte Ortschaften, dem Tagebau Hambach zum Opfer gefallen. Die ersten Braunkohlevorkommen wurden 1984 aus der Tiefe der Eifler Erde hervor geholt. Die riesige Wunde, die rd. 400 Meter in die Tiefe der Erde gerissen wurde, ist nicht nur auf Google Maps erschreckend anzusehen.

Die alten Wälder gibt es nicht mehr. Die Natur muss sich, nach der Aushöhlung der Landschaft, mühselig erholen. Die Rodung des Hambacher Forst hat bis heute Klimaaktivisten auf den Plan gerufen. Bei der Räumung eines der Camps im Jahr 2018 kam zuletzt ein 27 jähriger ums Leben. Wer im „www“ nach Ereignissen zum Thema sucht, wird sehr leicht fündig.

Ich will hier keine politische oder anderweitige Diskussion lostreten. Es geht mir hier rein um mein Empfinden, um den Eindruck der sich losgelöst von jeglicher Notwendigkeitsdebatte in mir auftut.

Tagebau Hambach
Tagebau Hambach

Nun fahre ich aber erst einmal zurück zur

Burg Bergerhausen

  • Anfahrt: Wasserburg 12, 50171 Kerpen-Bergerhausen

Um 1291 findet der damalige Rittersitz der Ritter von Bergerhausen erstmalig Erwähnung. Nachdem die Erzbischöfe zu Köln den Rittersitz erwarben, geht er wieder an einen Ritter zurück, als Lohn für erwiesene Dienste. Es wechseln immer wieder die Besitzer und Ritter wohnen dort auch immer wieder. Es wird zerstört, wieder aufgebaut, erweitert und verteidigungsfähig gemacht. Viele Jahrhunderte werkeln bis 1983 der heutige Besitzer einzog.

Burg Bergerhausen
Burg Bergerhausen

In dem schönen alten Gemäuer können heute Hochzeiten und andere Feierlichkeiten stattfinden. Wunderschöne, frei zugängliche Außenanlagen laden zum Spaziergang ein. Nehmt euch Zeit mit, es lohnt sich und schaut auch mal hinauf in die Bäume, wo die Graureiher in Kolonien gerade mit dem Brutgeschäft beginnen.

Reiher auf Burg Bergerhausen
Landeanflug der besonderen Art

Das Schloss ist wunderschön und die schöne Parkanlage ebenso. Sehr schön, dass wir als SpontanbesucherInnen hier herum streunen dürfen.

Nach unserem recht kurzen Besuch fahre ich weiter zu meinem Hauptziel

Tagebau Hambach

  • Anfahrt: Nordrandweg, 50189 Elsdorf-Berrendorf

Eigentlich wollte ich nur die Ausmaße des Tagebaugebietes erfassen. So genau habe ich mich nicht erkundigt, was RWE am Aussichtspunkt „terra nova“ gebaut hat. Am Parkplatz ein riesiges Detail eines Schaufelradbaggers, ansonsten wirkt dieser Platz eher öde (könnte aufgepeppt werden). So mein allererster Eindruck.

Nachdem die schmale Straße überquert ist, erhasche ich einen ersten Blick auf den Krater in der Erde. Scharfe Konturen sind nur schwer auszumachen, alles scheint ineinander überzugehen. Ist es Staub oder Dunst?

Auf der linken Seite steht das Gebäude des RWE, das Forum terra nova. Hier können sich interessierte BesucherInnen über die Besonderheiten von Tagebaugebieten informieren, Veranstaltungen besuchen oder einfach das Restaurant besuchen. Das Gebäude soll äußerlich die verschiedenen Schichten des Tagebaus nachbilden, daher die unterschiedlich gefärbten Schichten in der Fassade.

Forum terra nova
Forum terra nova

Irritierend empfand ich dann aber den Anblick der Sonnenterrasse. In meinem Magen regt sich was, ein Unwohlsein, Abneigung… ich kann es nur schlecht beschreiben. Eine derartige Terrasse am Rand einer so tiefen Wunde in der Erde, das erscheint mir so gänzlich unpassend.

Sonnenterrasse an der Abbruchkante des Tagebau Hambach
Sonnenterrasse an der Abbruchkante des Tagebau Hambach
Tagebau Hambach
Blick in die Tiefe
Tagebau Hambach
Von den Dingern stehen hier ganz viele herum

Die Nordrandstraße

Ich bleibe nicht lange. Mit Jana kann ich ohnehin nicht in das Forum, das mir zudem noch geschlossen erscheint. Also wieder ab ins Auto. Wir fahren die lange Strecke am Nordrand des Abbaugebietes ab, so sieht es meine Tagesstrecke heute vor. Überall sind die nötigen Versorgungsleitungen für den Tagebau zu sehen.

Hier herrscht Industrie. Was alles nötig ist, um die Natur rund um solche Flächen zu erhalten, das kann sich ein Nichtfachmann kaum vorstellen. Mir war nicht bewusst, dass zur Erhaltung von Feuchtgebieten künstliche Wasserzufuhren nötig sind. Es werden unvorstellbare Mengen Rheinwasser abgeführt. Lest hier mal nach zum Thema Rheinwassertransportleitung, für mein kleines Hirn sind die Zusammenhänge kaum erfassbar.

Etliche Gelegenheiten Blicke in den Tagebau zu werfen wurden von RWE geschaffen. Nur einen gönne ich mir noch. Auffällig sind die „positiv“ formulierten Botschaften, die RWE hier am Rande dieses riesigen Lochs verkündet, so als wäre alles nicht so schlimm. Und nochmal, ja wir brauchen sehr viel Energie und trotzdem kann ich die Methoden hinterfragen und emotional auf die Verletzungen unserer Erde reagieren.

Damit Jana auch die Füße vertreten kann, werden wir nun eine kleine „Wanderung“ durch die renaturierten Flächen antreten.

Naturerlebnispfad Sophienhöhe

  • Anfahrt: Wanderparkplatz Sophienhöhe, bzw. in Google Maps als „Wanderparkplatz Hambach“ gekennzeichnet. Hier ist ein Spielplatz und eine Sitzgruppe installiert. Vor oder nach dem kleinen Spaziergang eine Möglichkeit für Picknick und Spielspaß.
  • Zu den Wanderwegen dieser Region gibt es eine App von RWE. Sucht einfach nach „RWE erleben“. Die App lässt sich auf Themenwegen gut nutzen, um zusätzliche Informationen zu erlangen. Ein Flyer zu vorhandenen Wanderwegen findet ihr hier: Flyer und speziell zum Naturerlebnispfad Sophienhöhe. 
  • Hier mein GPS Track zur Tour, die Ausschilderung ist nicht immer vollständig.

Was mich wirklich nachhaltig nervt ist die irreführende Darstellung mancher Eifler Touristiker. Weder der Lebensbaumkreis, noch das Höller Horn sind mit dieser Spazierrunde erreichbar. Auch nicht durch kleine Abstecher. Mein Hinweis in der Sache wird unkommentiert gelassen. Schade! Aber wir sind jetzt zappelig und wollen los.

Unterwegs mit der Haselmaus Sophie

Tja was soll ich sagen, ich starte und versäume es, die vorgegebene Gehrichtung zu beachten. Das macht, mit Blick auf die nummerierten Stationen des Themenweges, durchaus Sinn. Ihr erlebt also diese Runde im Rückwärtsgang. Sooo viel gibt es von meiner Seite auch nicht zu erzählen, deshalb beschränke ich mich auf eine Bildergalerie. Die kahlen Bäume geben jetzt fotografisch noch nicht so viel her. Es lohnt sich ein wenig zu warten, dann ist das Ganze noch viel spannender und schöner.

Stationen des Weges

  1. Station: Bäume im Lindenberger Wald
  2. Station: Hier duftet und summt es
  3. Station: Findlinge
  4. Station: Böden in der Rekultivierung
  5. Station: Schichten der Kohletreppe
  6. Station: Inselseewelt
  7. Station: Sophies Leckerbissen
  8. Station: Hereinspaziert!
  9. Station: Geheimnisvolle Koboldhäuschen
  10. Station: Lebensraum Totholz
  11. Station: Ein gemütliches Waldtipi

Der Eichenprozessionsspinner hat hier offensichtlich eine Teilherrschaft übernommen. Überall hängen die (leider inzwischen kaum noch lesbaren) Warnschilder.

 

Auffallend war, dass aus meiner Sicht eine eher geringe Geräuschkulisse aus der Vogelwelt wahrzunehmen ist. Kein Specht und kein Greifvogel machten auf sich aufmerksam. Meisen unterschiedlicher Art und das Rotkehlchen konnte ich entdecken. Hier bei mir daheim lachen die Grünspechte, klopfen die anderen Specht Arten die Rinde der Bäume nach Käfern ab oder bauen ihre Brutplätze. Auch Bussard & Co kreisen eifrig nach Nahrung suchend über mir.

Ich bin gespannt ob im späteren Frühjahr mehr Action im renaturierten Tagebaugebiet herrschen wird. Ergo, ich komme wieder. Wir packen uns jetzt ins Auto und fahren die kurze Strecke zum Schloss Hambach.

Schloss Hambach

  • Anfahrt: Schloßstraße 117, 52382 Niederzier

Schloss Hambach, nicht zu verwechseln mit dem Hambacher Schloss in der Pfalz, das ich 2020 einmal besuchen durfte. Ach wie sehr die Erinnerung mich jetzt gerade träumen lässt…..

Um 1280 als Burg gebaut wurde das Gemäuer durch eine Pulverexplosion (1512) restlos zerstört. Als Renaissanceschloss wieder auferstanden wurde es später als Kloster genutzt. Wie viel Veränderungen solche alten Gemäuer erleben, das erzählt Wikipedia eindrucksvoll. Mir ist ja mehr an Eindrücken der Gegenwart gelegen. Wir verlassen unser am Straßenrand geparktes Auto und sehen dann mal gleich dies:

Baum vor dem Schloss Hambach
Eindrucksvoll, was Bäume so alles zeigen, vor allem wenn Menschen Hand angelegt haben

Jana darf noch einmal ein Stück frei laufen, was sie natürlich wieder sehr genießt. Leider dürfen wir nur rund um das Schloss herum laufen. Felder breiten sich hinter dem Schloss aus und Hundehalter treffen sich zum gemeinsamen Spaziergang. Idylle pur, würde ich sagen. Wir streunen ein wenig hier herum und landen 30 Minuten später wieder am Auto.

Burg Obbendorf

  • Anfahrt: Burg Obbendorf, 52382 Niederzier

Die letzte Station des heutigen Tages ist die Burg Obbendorf. Hier vertiefen wir unsere Eindrücke nicht. Ich steige kurz aus, mache ein paar Fotos und beende damit den Ausflug. Meine Glieder sind müde und mein Kopf auch. Es wird noch weitere Möglichkeiten geben hier Erkundungstage einzulegen.

Das ehemalige Rittergut in Hambach ist heute für Events buchbar. Mit seiner Entstehung in 1604 ist es das jüngste historische Gebäude, das wir heute besucht haben. Der kleine Ort liegt mitten zwischen Feldern und Wäldern.

Burg Obbendorf
Burg Obbendorf

Es gibt hier noch viel zu sehen. Mir hat mein Tagesausflug zum Schloss Paffendorf sehr gut gefallen.

Lohnt sich, weil nicht so weit weg:

Schloss Paffendorf und Umgebung

Das war es für heute. Es grüßen euch

Elke und Jana

2 Kommentare

  1. Liebe Elke, dem Tagebau Hambach sind gar nicht so viele Dörfer geopfert worden. Hier ist ein großes Waldgebiet gewesen, welches nun nicht mehr existiert. Dafür gibt es die Sophienhöhe. Diese Abraumhalde ist riesig und übernimmt die Naherholung. Leider noch nicht so sehr bei uns in Elsdorf. Wir haben hier noch die Baustelle und kaum Bäume. Aber zurück zu den verschwundenen Dörfern. Dass war vor 40 Jahren Lich Steinstraß, heute direkt an Julich angesiedelt. Dann verschwand vor 20 Jahren Elsdorf-Etzweiler. In Kerpen war es Alt-Manheim und Morschenich Alt, gehört zu Merzenich. Mehr ist das nicht, trotz der Größe des Tagebaus. Die Einschränkung, welche man als Anwohner hat, sind enorm, da ja eine komplette Seite vollständig abgeschnitten wird. Freut mich, dass Du einen schönen Tag hattest. Viele Grüße

    1. Ja dieses abgeschnitten sein, das ist tatsächlich auffällig und mit Sicherheit schon vom erreichen umliegender Ortschaften eine Katastrophe, liebe Petra.
      Ich wünschte die Menschheit hätte andere Wege gefunden, um sich Energie zu beschaffen.
      Liebe Grüße
      Elke

Ich freue mich über ein paar nette Worte....

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