Vom Zauberbaum und dem Flüstertal
Eine Expedition zum Zauberbaum und was es sonst noch zu finden gibt…. Eine Suche für große und kleine Entdecker im Bergischen Land
Für heute plane ich nur ein Miniründchen von rd. 8 km und dafür fahre ich sage und schreibe 70 km nach Reichshof-Wildberg – Frei nach dem Motto „Tue täglich etwas Verrücktes“
- Streckenlänge: 8,7 km
- Höhenmeter: 220 m
- GPS Track
Spike ist nach einer ausgiebigen Tobestunde mit seinem jungen Freund müde und verkatert, bleibt deshalb daheim.

Sozial Medien haben Vorteile
Auf der Suche nach einer Wanderung, die den legendären Zauberbaum berührt, wurde ich tatsächlich fündig. Der Vorteil von Facebook ist, dass nahezu alle relevanten Touristikbüros dort vertreten sind und damit ausgesprochen komplikationslos zu erreichen. So erfahre ich welchem Wegeverlauf ich folgen muss, um den geheimnisvollen Baum zu finden und bekomme den Hinweis auf die Webseite des Dorf- und Heimatverein Wildberg e.V., eine Fundgrube wie sich herausstellt.
Der Wanderparkplatz an der Glück-Auf-Halle auf der gleichnamigen Straße in Reichshof-Wildberg ist sehr groß, drum fahre ich ein wenig herum, um mir auf dem leeren Platz den besten auszusuchen. :D
Ohne Spike ist alles doof
Ungewohnt, dass hinter mir kein Spike auf der Rückbank sitzt und erwartungsvoll darauf wartet aus dem Auto entlassen zu werden. Ein ganz grummeliges Gefühl. Eine Fotografie von der Halle, eins mit dem großen Grubenrad des Zentralschachtes.
Ein Stückchen gehe ich die Glückaufstraße zurück und erreiche die Kreuzung, an der ich links abbiege und schon das erste, riesige, grüne Schild für meinen heutigen Weg vorfinde.

Eine Besonderheit heute wird sein, dass vor allem das erste Drittel einen erheblichen Anteil an festen Wegen aufweisen wird. Bei den gebotenen Aussichten allerdings, fällt diese Tatsache kaum ins Gewicht. Deshalb schaue mal links und rechts, auch ins Buschwerk und nehme die Besonderheiten wahr. DAS ist für mich „wandern“ oder „spazieren gehen“ oder einfach „draußen sein“
Heide und Wacholder – Das Wintergrün
Schon sehr schnell erreiche ich „Auf der Brache“ ein Heidegebiet, das im Verlaufe der Bergbauzeit entstanden ist. Unzählige Wachholderbüsche haben sich hier versammelt und bilden eine grüne Hecke. Beweidung und Pflegemaßnahmen sind nötig, um der Heide hier weiterhin Platz zu gewähren.
Dies ist einer der Momente in denen mir mein Herz aufgeht, ich mich eins fühle mit der Landschaft. Sie fühlt sich etwas rau an und doch so vertraut.
Hier und dort ducken sich Häuschen in die Landschaft, werden bei voller Begrünung kaum mehr sichtbar sein, wie ein wohltuender Schutz mitten in dieser herrlichen Landschaft.
Das tiefe, dunkle Grün der Tannen schenken dem Weg Farbtupfer.
Farben und Töne
Es gibt Menschen, die Farben als Töne empfinden. Für mich hat das Tannengrün einen tiefen, wohlklingenden Ton und das helle Grün der Frühjahrslandschaft einen sehr hellen, die Blumen mit ihren bunten Blüten wieder, liegen genau dazwischen, jede für sich einen anderen Klang.
Verrückt?
Nein für mich nicht.
Wieso schlängeln sich Landstraßen eigentlich so oft durch scheinbar unbegrenzte Landstriche. Wer gibt diese Form vor? Auch Feldwege schwingen sich oftmals so attraktiv durch die Landschaft, so dass man sich darin verlieren kann.
Dort hoch würde ich gerne wandern, leider verläuft der vorgegebene Weg weiterhin unten, aber irgendwann……. irgendwann werde ich dich erkunden du wunderschöner Waldweg.⇓


Der Blick auf Wildberg und ganz hinten auf Nosbach ist traumhaft. Hier erhalte ich erstmals die Möglichkeit meinen Weg abzukürzen, eine Option die für mich selbstverständlich nicht in Frage kommt.
Hin und wieder treffe ich auf diese informativen Tafeln, die nicht nur optisch nett platziert sind, sondern auch über Themen informiert, die die Regionen bewegen. Wie wichtig Hecken für Kleintiere sind, die hier Schutz und Nahrung finden, erfahren interessierte Besucher. Welche Tierchen das genau sind, steht dort ebenfalls geschrieben.
Ist die Hecke wieder grün werden hier Eichhörnchen, Hasen und Igel Räume finden und Rehwild kann, geschützt vor Blicken der Wanderer, ihre Kitze ablegen.
Heute ist es noch zu kühl, um lange zu rasten und die Aussicht zu genießen, in ein paar Wochen bietet dieses Plätzchen traumhafte Aussichten und gemütliches Sitzliegen (Gefahr des einschlafens!!!!)

Grenzen und ihre Steine
Nun erhalte ich eine Aufforderung zum fremd gehen, denn rechts vom Weg liegt oder steht der Dreiherrenstein, ein Baudenkmal der Anlass für mancherlei Fantasien hergab.
Mythen und Sagen ranken sich um den dicken Stein, der die Landesgrenzen anzeigt. 200m sind dafür über einen schönen Wiesenweg zu wandern, bevor Stein und Rastplatz erreicht sind.
Es wird vermutet, dass ihn schon die Kelten als Grenze ihres Territoriums setzten. Heute zeigt er die Grenze der Bundesländer NRW und RLP an. Auch Grenzen von Landkreisen und Erzdiözensen werden hier symbolisch dargestellt.
Vorbei an Kamp und Nosbach
Nachdem ich noch das ein oder andere Foto geschossen habe geht es den Wiesenweg wieder hinab und weiter auf dem Rundwanderweg. An der Ortschaft „Kamp“ vorbei (1575 erstmals erwähnt) erreiche ich bald Nosbach.
Von nun an werden die Wege natürlicher, Ackerwege, Wiesenpfade unter meinen Füßen. Das beschwingt ja noch ein Stück mehr. an der nächsten Kreuzung steht das Schild mit dem Hinweis „Zauberbaum“ das antreibende Element meiner heutigen Tour.
Der Zauberbaum
Ein geradeaus verlaufender Pfad, mit wechselvollen Eindrücken links und rechts, führt mich zu einer Bergwiese und dort steht er, der Zauberbaum, der bis heute eine zauberhafte Rolle spielt.
Wie wunderschön wird er in ein paar Wochen aussehen und weithin sichtbar wird er sein.
In der unteren Astgabel liegt eine durchsichtige Kunststofftüte mit einem Kuscheltier und diversen Buch- und Malmaterial.
Wie das wohl hierher kommt, wem gilt dieses kleine Geschenk?
Nach einer Überlieferung haben hier an diesem Ort, in diesem Baum, verliebte Paare Nachrichten hinterlegt. Spielende Kinder, wie man sie so kennt, haben diese Nachrichten offenbar immer Mal entwendet und somit war der „Zauberbaum“ geboren.
Heute wird er offensichtlich wieder in die Geschichte Wildbergs eingebunden, denn unregelmäßig findet man in der Astgabel Geschenke wie dieses hier, manchmal sind auch Blumen dort hinterlegt, möglicherweise für die Liebste?
Bevor ich mich wieder auf den Rückweg mache, den ich auf parallel laufenden Wiesenwegen antrete, gibt es natürlich wieder ein paar Fotos in die tiefe bergische Landschaft.
Wer hier abkürzen möchte, kann den steilen Natursteig hinab in den Wiesengrund nehmen, für mich kommt das nicht in Frage, denn der Weg verspricht noch so manchen Abstecher.
Quellen und Quellsumpf
Die Quelle des Kamper Baches befindet sich mitten in einem Waldstück, vielmehr handelt es sich um einen Quellsumpf und präzise ausmachen konnte ich ihn nicht. Das war mir in diesem Augenblick auch nicht so wichtig, vielmehr berührten mich die samtigen Moosflächen zwischen den Bäumen sehr.
Trotzdem ist die Geschichte zu diesem durch Bauarbeiten veränderten Quell interessant. Früher stand hier ein Anwesen „Jungeseifen“ und dessen ehemaliger Brunnen ist heute der Quellsumpf.
Natur ist……….. <3
Ich ziehe talwärts, vorbei an einer Sturmfläche und erreiche eine sehr originelle Gedenkstätte. Der Text auf eine der Tafeln lässt mich innehalten, lässt Bilder von wogendem Getreide auf den Feldern aufsteigen, das weithin hörbare Vogelgezwitscher fügt sich sanft in die Bilder ein.
Es kommt mir, wie jetzt auch beim schreiben, in den Sinn, dass wandern nicht hetzen ist, sondern wahrnehmen. Diese kleine Runde schenkt allen meinen Sinnen unendlich viel für die Seele. Wie leicht ist es, das in der Natur vorhandene Potential zu nutzen, um Menschen für eine Region zu begeistern.




Flüstertal
Der nächste Abstecher leitet mich ins Flüstertal.
Seinem Namen entsprechend ist das ruhige Betreten dieses kleinen, urigen Tals ein MUSS, wenn man die Tierwelt wahrnehmen möchte, die sich heute allerdings noch sehr bedeckt hält. Auch hier wird bald das pure Leben herrschen. Das Frühjahr steht nun mal in den Startlöchern.
Ich hoffe daran zu denken, hier im Mai/Juni erneut aufzutauchen. Ich wäre gespannt hier Orchideen zu finden, wie das Schild verspricht. Hier entspringt übrigens der Wildberger Bach.

Wer mag, kann einen Abstecher in die Ortsmitte einlegen und später weiter wandern. Es lohnt sich den Dorfbrunnen, der aus dem örtlich vorkommenden Gestein gebaut wurde zu besichtigen, ebenso die Kapelle mit einem kleinen Friedhof.
Für mich geht es auf dem ausgewiesenen Rundwanderweg weiter, der noch eine kleine Überraschung für mich bereit hält.
Geschichten und Geschichtchen – Villa Ruth
Dieses etwas abstrakt wirkende Gebäude beherbergt Feriengäste. Um das zu erfahren, frage ich einen netten jungen Mann, der auf einem Grundstück arbeitet. Es ergab sich eine angeregte Unterhaltung während dessen er mir eine Menge über die Region erzählt.
Wie so oft, er nimmt diese wunderschöne Umgebung nicht mehr in so wahr, wie die Besucher und Wanderer.
Erinnert ihr euch an den Dreiherrenstein, weiter oben im Bericht? Eine Feuerstelle ist mir dort ins Auge gefallen und just erzählt mir der junge Mann, dass er schon oft dort oben gesessen habe, den Sonnenuntergang betrachtet und Lagerfeuerstimmung erleben durfte.
Die Villa Ruth wurde in den letzten Jahren umfangreich saniert und zu einem Gästehaus mit Ferienwohnungen umgebaut. Das gesamte Haus kann ebenfalls gemietet werden. Zu einer Rundumansicht geht es hier entlang: LINK
Außer der Tatsache, dass das Haus früher einer Frau Ruth gehörte, ist mir, zum Zeitpunkt der Berichterstellung, über die Geschichte leider nichts bekannt. Heute erhalte ich im unten zu sehenden Kommentar einen Hinweis auf die Webseite, die ausführliche Informationen bereit hält. Ganz lieben Dank Herr Brückner!
So ziehe ich nach diesem ausgesprochen netten Gespräch weiter, leider damit auch dem Ende meines heutigen Weges entgegen. Einen Tipp des jungen Mannes nehme ich noch mit, nämlich einen Besuch der Krombacher Insel einzulegen, dem werde ich folgen.
Links und rechts gehen kleinere Schleifen ab, wie z.B. der zur Gaststätte, die eine original Bergische Kaffeetafel anbietet. Mehr zu einer Bergischen Kaffeetafel findet ihr auf der schönen Seite von „Vielweib“
Schade, dass ich den Grubenrundweg nicht mitgenommen habe, der ist nicht sehr lang und ist mit Sicherheit sehenswert, denn ein Blick auf Wildberg wird geboten und ein tiefer Blick in den Burgschacht.
Die Heinzen
Auch der Heinzelpfad ist einen Abstecher wert. Blicke auf Wildbergerhütte und in das Wiehltal sind möglich. Der Heinzelpfad soll an die extrem betriebene Kinderarbeit im Wildberger Bergbau erinnern. Die Kinder lebten unter Tage, wurden Heinzen genannt und mussten Wasser schöpfen und die Gruben zu entwässern.
Eine kleine Bildergeschichte hier: Heinzelmännchen Diese kleine, süße aber auch traurige Symbolfigur schmückt die zahlreichen Flyer Reichhofs. Kleine Wanderwege beschäftigen sich mit dieser Figur.


Kurz nach diesem Fundament erreiche ich wieder den Wanderparkplatz an der Glückaufhalle.
Aus meiner ganz persönlichen Sicht hat diese kurze Rundtour mir mehr gegeben als mancher 20 km Weg. Ich bin dankbar für meine eigene Empfänglichkeit an solchen Tagen ausgefüllt und zufrieden nach Hause zu fahren.
Die meisten Informationen habe ich auf der Webseite „Dorf- und Heimatverein Wildberg e.V. gefunden. Eine tolle, informative und liebevoll gestaltete Webseite!
Wie oben schon geschrieben fahre ich auf einen Blitzbesuch zur………….
Krombacher Insel
Hier werde ich in absehbarer Zeit erneut wandern, wenn der Panoramasteig im Frühjahrs- oder Sommerkleid steht. Am anderen Ufer der Wiehltalsperre sichte ich Reiher der verschiedensten Arten und Schwanenpaare.
Nach dieser kurzen Visite kehre ich ein, in der……………..
Historischen Mühle in Nespen
Ein kleiner Austausch mit der Dame des Hauses klärt mich über die Möglichkeiten vor Ort Räder auszuleihen auf. Vor dem Haus können Elektrobikes wieder mit Saft und Kraft geladen werden.
Diese alte Wassermühle wurde 1749 erstmals erwähnt und ist heute noch als Getreidemühle betriebsfähig. Die Mühle ist Teil des Projektes „Mühlen und Hämmer links und rechts des Rheins“ entstanden im Rahmen der Regionalen 2010.
Jedes Jahr am Deutschen Tag der Mühlen, wird diese hier geöffnet und in Gang gebracht. Ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein, das in diesem Jahr Pfingsten wieder stattfindet.
Ein paar Eindrücke aus der Mühle und dem Gastraum, die ich nach Rücksprache fotografieren durfte, seht ihr im Folgenden. Kaffee und Kuchen sind übrigens sehr lecker.
Nach dieser erbaulichen Zeit reise ich auch schnellstem Wege wieder Richtung Heimat, um Spike von seinem Alleinseintag zu befreien. Kinners, in mir schlug das schlechte Gewissen extrem.
Besucht die Touristikstelle in Reichshof, um mehr über die Region zu erfahren oder einen Aufenthalt zu buchen: Ferienland Reichshof
Ein Besuch des Schloss Crottorf bietet sich bei der Gelegenheit ebenfalls an. Als Tourentipp enthalten in folgendem Buch:
Bücher zur Region:
- Die schönsten Schlösser und Burgen: Ausflüge im Bergischen Land
Der Bergische Panoramasteig: In 12 Tagesetappen durch das Bergische Land
Liebe Frau Bitzer,
vielen Dank für Ihren schönen Bericht über unser Dorf Wildberg und seine Wanderwege.
Die Website von der Villa Ruth lautet : http://www.villa-ruth.de
Mit bestem Gruß aus dem sonnigen Wildberg,
Daniel Brückner
Vielen Dank für Ihren Hinweis und noch einen schönen Pfingsmontag.
Den Blogbeitrag habe ich entsprechend ergänzt.
Viele Grüße
Elke Bitzer
Oh, das sieht nach einem wirklich tollen Weg aus! Was für schöne Ausblicke, und das jetzt schon, ganz ohne Frühlingskleid. Den Weg merk ich mir, 8 km reichen für mich auch vollkommen aus.:)
Ja Tina
dieser Weg bietet so viel auf recht überschaubarer Strecke, mehr braucht es für mich oft nicht, um wirklich zufrieden zu sein ;-)
Liebe Grüße
Elke