Der Westerwald ist insgesamt eine attraktive Wanderregion und in diesem Jahr deutlich zu kurz gekommen. Die erst kürzlich eröffnete Wäller Tour Hohe Hahnscheid weckt meine Neugierde. Immerhin führt die 11 km kurze Wanderstrecke auch durch die wildromantische Holzbachschlucht. Eines sei vorab bemerkt, der Holzbach hat unter der Trockenheit nicht sehr gelitten und bietet das Schauspiel des über die dicken Steine rauschenden Wassers.
Wäller Tour Hohe Hahnscheid mit Holzbachschlucht
- Start/Ziel: An der Kirche oder Rathaus in 56479 Irmtraut
- Streckenlänge: 12 km
- Höhenmeter: 230 m
- GPS Track
- Einkehr: im Hofcafe Dapprich, etwas nach der Hälfte der Gesamtstrecke
- Ausgesprochen gut ausgeschildert mit dem grünen „W“ auf weißem Grund und diversen Schildern
Ich stelle mein Fahrzeug vor dem hübschen Rathaus in Irmtraut ab und schlendere erst einmal bewundernd um das Gebäude. Welch ein Schmuckstück steht da in einem Ort, dessen Name ich erst anlässlich der Suche nach der Startadresse erstmals höre.

Selbstversorger

Bald hinter dem Rathaus, an der Ortskirche, steht das Portal der Wäller Tour Hohe Hahnscheid und gleich dahinter sehen meine (neu) gierigen Augen einen großen Walnussbaum. Ich mache lange Finger und klaube auf was der Baum, großzügig für Finder, von den Ästen geworfen hat.
Seit einiger Zeit nutze ich zum Einkauf von Obst und Gemüse die herrlich leichten Gemüsenetze. Zwei dieser Netze liegen im Rucksack, um evtl. anfallende Fallobstbestände sauber im Rucksack transportieren zu können. In einem dieser Netze landen die gesammelten Energiebomben. Es wird nicht der letzte Spender für meinen Wintervorrat gewesen sein.
Auf befestigtem Weg marschiere ich weiter unter herrlich blauem Himmel. Welch ein Glück am richtigen Tag Sonne und Freizeit vereint zu finden. In diesem Jahr war das ein Leichtes.

Rechts von mir steht ein riesiger Offenstall. Die Rinder haben jetzt in der warmen Jahreszeit außerdem die Möglichkeit auf die Weide zu gehen. Mein Herz schlägt für diese Form der humanen Tierhaltung. Ein kleines, stilles „Danke“ geht in Richtung des Landwirtes, der den Hof betreibt.
Bildstöcke bereichern diesen Themenweg
Die Wällertour Hohe Hahnscheid wird auch „Andachtsweg“ genannt. Grund dafür sind eine Vielzahl Spuren christlichen Tuns und Glaubens, wie z.B. Bildstöcke, die ich heute immer wieder sehen werde.
Bildstock Harddriesch
Der Bildstock wurde von Josef Hartmann 1948 aufgestellt, um so der unversehrte Heimkehr seines Sohnes aus russischer Kriegsgefangenschaft zu gedenken. Nach dem Tod des Sohnes sollte eine Aufzeichnung aus dem Bildstock entnommen werden, die der Vater dort hinterlegt hatte. Damals gab es jedoch auch schon Vandalen und so war nach dem Tod des Sohnes kein Schriftstück mehr zu finden.
Der Schutzengel im Langendernbacher Wald
Immer dreht es sich bei den Geschehnissen, die zum Aufstellen von Wegkreuzen und Bildstöcken führten, um Dramen oder glückliche Fügungen. Ein emotionales Erlebnis war stets Auslöser.

Hessenblick
Auf diesen schönen Waldwegen gelange ich zum Hessenblick, der auf 433 Metern Höhe liegt. Von hier aus hat man einen tollen Blick nach Süden.

Wieso an einer der mächtigen Buchen dieses eiserne Kreuz hängt, erschließt sich mir nicht. Aber irgendwie macht es was mit mir, während ich darunter auf der Bank sitze und die schöne Aussicht genieße.


Hohe Hahnscheid
Die Basaltkuppe Hohe Hahnscheid weist mit den dicken Basaltbrocken, Spuren des vor 28 Millionen Jahren sich ereigneten Vulkanausbrüche hin.

Der mystische Wald
Als phantasiebegabte Frau gebe ich den Bäumen Namen oder vergleiche sie mit Fabelfiguren. Immer wieder verirren sich Ents in die urigen Wälder. Sie scheinen mit den dürren Ästen nach allem greifen zu können. Diese Wälder sind herrlich.



Wildromantische Holzbachschlucht
Bevor es endlich zur Hauptattraktion dieser Wanderung geht, der Holzbachschlucht, wird mir ein Blick auf Gemünden gegönnt.

Ich erinnere mich noch gut an die Zweite Bloggerwanderung der Rheinland Pfalz Touristik. Hier wurde auch die Holzbachschlucht durchwandert. Zu einem früheren Zeitpunkt gönnte ich mir an einem nebeligen Morgen eine Wanderung im Westerwald mit ganz vielen Highlights. JA, der Westerwald reizt mich immer wieder zu Besuchen.

Endlich die Holzbachschlucht
Teilweise bis zu 30m tief hat sich der Holzbach ein Bett gegraben und fließt mal ruhig mal lebendiger dahin. Ich erreiche die Brücke, die eine Wanderung auf der anderen Seite des Holzbaches ermöglicht. Diese einfache Version ist mir jedoch nicht vergönnt.
Die Wegezeichen der Wäller Tour Hohe Hahnscheid veranlasst mich bachaufwärts führende Seite zu wandern. Dafür muss ich…….

Treppen laufen
Nicht unten am Wasser entlang führt der Weg, sondern ganz oben. Ich kann es kaum erwarten, weiß ich doch wie herrlich wild diese Wege dort oben sind.

Von nun an hüpfe ich beinahe über die urigen, teilweise mit Wurzeln durchzogenen Pfade. Stürme haben Spuren hinterlassen. Bizarre Baumreste stehen links und rechts des Weges. Unter mir in der Tiefe plätschert der Holzbach, trotz Trockenperiode, höchst munter und lebendig.


Wasser ist ein lebendiges Wesen
Ich hocke mich auf der gegenüber liegenden Bachseite erst einmal nieder und fotografiere alles in meiner Nähe befindliche. Der Wechsel wieder zu anderen Uferseite eröffnet erneut schöne Perspektiven. So verbringe ich hier rund eine halbe Stunde und fotografiere Wasser, Steine Pilze, Moos und alles was sich mir in den Weg stellt. Ein kleines Filmchen gibt es nachher dann auch noch.
Ich habe aus den 43 Bildern die aus meiner Sicht schönsten heraus gesucht und das war echt schwer.
Alles hat mal ein Ende – leider
An einem kleinen Friedhof vorbei erreiche ich bald darauf den Dappricher Hof, damals Startpunkt des Wandermarathon im Westerwald. Unterwegs sehe ich das wunderschöne hölzerne Hinsweisschild zur Holzbachschlucht.
Es plätschert so dahin
Der Weg, er plätschert jetzt so dahin. Die großartigen Stellen sind passiert und jetzt ist Zeit für Gedankenruhe. Na ja bis auf die Abstecher, die meine Kamera hi und da macht, wenn sie etwas Nettes erwischt.


Blick auf Seck
Am Ortsrand von Seck erlaube ich mir eine kleine Pause. Stullen und Apfel wollen vertilgt werden. Mein Magen meldet Mittagszeit an. Ob es wohl so klug ist mit vollem Magen einen Wiesenweg hoch zu wandern? Ich habe es überlebt, knapp!


Über eine weitere Brücke, die mich wieder über den Holzbach führt, erreiche ich den örtlichen Friedhof. Seitlich von dem kleinen Feld steige ich hinauf auf einen wunderschönen Wiesenweg.

Wieder Walnüsse für den Beutel
Auf der großen Wiese stehen Apfel- Pflaumen- und Walnussbäume und ich gebe zu, mir reichlich Proviant gesichert zu haben. Irgendwann meldet sich mein Gewissen und ich ziehe weiter. Herrlich, diese Fülle in den Monaten der Obstreife.
Hinauf zur St. Josefskapelle
Eine letzte Attraktivität zeigt sich mir schon von hier unten, nämlich die Josefkapelle. Sie trohnt oberhalb des Ortes, gleich einem Symbol und das ist sie wohl auch. Ein nettes Eingangsportal zeigt mir, ich bin richtig.

Die gesamte Dorfgemeinde hat den damaligen Pfarrer Michael Müller in dem im Jahr 1897 gefassten Plan diese Kapelle zu bauen unterstützt- Sie wurde 1903/04 fertig gestellt. Das hat ja dann nochmal richtig lange gedauert. Die Umgestaltung zu einer Kriegergedächtnisstätte erfolgte 1955. Es wurden 98 Kreuze mit den Namen der Gefallenen und Vermissten sowie der bei Bombenangriffen Getöteten angeschafft und innerhalb der Kapelle angebracht.

Eine prächtige Lindenallee führt von der Kapelle weg. Es ist ein beschütztes Gefühl unter dem mächtigen Blätterdach der Linden daher zu gehen.



Schlussakkord – Wechselvoll traumhafte Landschaft
Ich kann und will jetzt nicht mehr viel schreiben. Nun folgt aus landschaftlicher Sicht einer der schönsten Streckenabschnitte. Wunderbar weiche Wiesenwege folgen einem kleinen Waldabschnitt mit Basaltwänden und irgendwann lande ich dann wieder in Irmtraut.
Fazit
Meiner Meinung nach ist diese Wäller Tour eine der schönsten. Bisher war es mir nicht vergönnt alle zu erwandern, aber bisher war ich stets zufrieden und erlebte herrliche Wandertage, sowohl mit den Wällertouren, als auch auf den Erlebnisschleifen. Westerwald Wanderungen findet ihr hier im Blog mehrfach.
Hi Elke,
nachdem ich nun doch schon paar Einträge hinterlassen habe, möchte ich auch mal lobend erwähnen, wie klasse ich deine Seite finde! Es ist kurzweilig, breitbandig, und die Art und Weise der Artikel (Klasse Berichte, authentische, sehr natürliche Fotos) spricht mir ziemlich an. Habe schon einiges gelesen und angeschaut, wirklich schön.
Die Holzbachschlucht besuche ich seit vielen, vielen Jahren immer wieder. Das ist zwar kein Geheimtipp mehr, aber an Werktagen ist hier tatsächlich kaum jemand. Und da ich ein Frühaufsteher bin, paßt das gut. Schön ist übrigens die Variante, aus der Schlucht hoch durch die Hüttensiedlung zum Wanderparkplatz an der Hauptstrasse zu gehen, diese überqueren, und im Bogen nach Winnen zu laufen. Dort, am alten Friedhof entlang dem Westerwaldsteig folgen, es wird urig und eng im Bachtal, große Felsen liegen dort, herrlich. Wenn man dann weiter den Weg gen Westerburg wählt, passiert man hangseits einen der für mich schönsten Buchenwälder der Region. Gerade im Herbst ein echter Augenschmaus.
Herzlich grüßend, Dirk
Die Fotos von Dir sind immer wieder ein Traum. Hast Du mal einen Fotokurs belegt, oder Übung macht den Meister? Einfach nur 👍👍👍
LG Nina
Hallo Nina,
ich freue mich ja total, dass Dir die Fotos gefallen. Nein einen Kurs habe ich nicht gemacht, aber immer wieder bei anderen geguckt, welche Fotos mir gefallen und einige Bücher gelesen ;-)
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke, das ist eine wunderschöne Wanderung. Danke fürs Mitnehmen. Ich begleite dich gerne, weil Du so lebhaft und auch ausführlich berichtest. Ich freue mich auf weitere Wanderungen. Liebe Grüße Harald
Hallo Harald,
und ich freue mich über Deine Begleitung und noch viel mehr über Deinen Kommentar.
Liebe Grüße
Elke
Ich glaube, diese Wanderung werden Doris und ich demnächst auch einmal in Angriff nehmen.