Endlich darf es die Cochemer Ritterrunde sind. Sehnsüchtig haben wir genau auf diesen Moment gewartet „Wetter schön, das frische Frühjahrsgrün an den Bäumen und Spike in der liebevollen Obhut meiner Enkelin. Gestern war es soweit, wir packen Rucksack und Kameras, fahren zum Wandern an der Mosel, nach Cochem.
Wandern an der Mosel auf der Cochemer Ritterrunde
- Start/Ziel: Endertstraße in Cochem am Sessellift
- Streckenlänge: 16 km (Wir hatten durch Schlenker 21 km)
- Höhenmeter: 745 m (Wir hatten 840 m)
- GPS Track auf der Seite des Moselsteig/ Seitensprünge
- (Unser Track (Achtung nicht zum nacheifern bestimmt, nur zum auslachen)
- Einkehrmöglichkeiten unten in Cochem und oben auf dem Pinnerberg
Für mich hat Wandern an der Mosel immer einen Reiz, vorausgesetzt ich sehe die Mosel auch hin und wieder. Auf unserer heutigen Runde wird das zwar nur zu Beginn und am Ende möglich sein, aber trotzdem hat uns die Cochemer Ritterrunde vollkommen in Beschlag genommen.
Am frühen Morgen starten wir, samt Spike im Gepäck, nach Linz/ Rhein und liefern dort meinen vierbeinigen Senior ab. Der wird sich den heutigen Tag mit meiner Enkelin versüßen, während wir in aller Ruhe und Ausgiebigkeit die Cochemer Ritterrunde erwandern werden.

Teuer parken in Cochem
Insgesamt dauert es zwei Stunden, bevor wir Cochem erreichen. Das Parkhaus an der Endertstraße erleichtert uns erst einmal um satte acht Euro, die der gierige Kassenautomat auch nur in Münzen entgegen nimmt.
Bevor ob dieser Tatsache noch Frust aufkommen kann, entfliehen wir dem teuren Ort und streben zügig der Seilbahn und damit unserem Startpunkt entgegen. Vor uns eine Truppe Wanderunwillige, die mit großen Augen registrieren, dass man tatsächlich hoch LAUFEN kann. Wer kann, der kann, sagen die Wanderschnecken, bevor sie im typischen Schneckentempo aber hoch erhobenen Hauptes den Aufstieg angehen.

Warmhüpfen falls eine Schlange kommt – Tanja in Aktion
Ein wenig wundere ich mich, über gelegentliche, erschreckte Lautäußerungen meiner Freundin. Begleitet werden diese Töne von kleinen Hopsern, mal seitwärts, mal nach vorn aber immer bestrebt von ihrem augenblicklichen Standort weg zu gelangen.
Hätte ich ihr bloß das Foto von der Natter nicht gezeigt. Nun fokussiert sie ihre Aufmerksamkeit auf rascheln im Laub und das ist aufgrund der Vielzahl an Eidechsen hier im Hang, sehr häufig wahrnehmbar. So hüpft und hopst sie noch ein Stündchen, bis die Steigungen des Weges ihre Aufmerksamkeit mehr in Anspruch nehmen.
Hinauf zum Pinnerberg
Die Burg und Cochem liegen im Gegenlicht, klare Sicht werden wir heute nicht erleben. Was macht das schon, wenn rund herum die Bäume grün und die Vogelwelt ihre Konzerte gibt, als gäbe es kein morgen mehr.

Leichter als ich es in Erinnerung hatte, ist der Aufstieg zur Bergstation der Seilbahn am Pinnerberg. Zwischendurch gibt es Möglichkeiten zum rasten, aber vor allen Dingen zum Blick auf Cochem. Wir erblicken erstmals die Ruine der Winneburg und freuen uns unendlich den heutigen Tag mit ausgedehntem schauen, schnäbbeln und genießen zu verbringen.

Immer wieder sehen wir die Sesselbahn, freundlich wird von Berg zu Sessel gegrüßt, die Sitzenden sicher froh ohne Schweiß auf der Stirn aufwärts zu gelangen. (Fotos gibt es wegen der Persönlichkeitsrechte natürlich nicht)
Pinnerkreuz
Bevor wir uns nach dem anstrengenden Aufstieg im Restaurant an der Bergstation einen Cappuccino genehmigen, gestatten wir uns einen Abstecher zum Pinnerkreuz. Hier erwarten uns schon die Sesselfahrer mit einem strahlenden Grinsen. Wie Pingpongbälle fliegen die kleinen Sticheleien hin und her.
Für ein Foto klettert Tanja die Höhenängstliche (ehemals muss man ja sagen) hinauf auf den Felsen. Den Abstieg habe ich nur bis zu einem verträglichen Maß dokumentiert.
Im Sesselbahn-Terrassen-Cafe´ staunen wir sowohl über die schöne Aussicht, als auch über die Rechnung für zwei kaffeehaltige Getränke. Wir nehmen beides dankend und mit offen stehenden Mündern entgegen.

Dank Selbstauslöser gibt es auch eine Gemeinschaftsaufnahme, bevor wir uns endlich so richtig auf unsere Wanderung begeben.

Frau Staatsanwältin auf der Cochemer Ritterrunde
Nun folgen so schöne Waldwege, dass einem der Atem weg bleiben könnte, wenn wir den nicht zum wandern bräuchten. Eine kleine Runde auf diesen Wegen während des Herbstes bot mir damals ganz andere, aber ebenso herrliche Eindrücke
Nach nur kurzer Zeit landen wir an einem Rastplatz und dort erwarten uns die fröhlichen Sesselbahnfahrer, die wir bereits am Pinnerkreuz trafen. Plötzlich ertönt die forsche Frage an Tanja „Sind Sie mit der Staatsanwältin des Münster Tatortes verwandt?“ Tanjas rauchige Stimme erinnerte den Herrn wohl an die ‚Schauspielerin Mechthild Großmann, die im Münster Tatort die Kettenraucherin Staatsanwältin Wilhelmine Klemm spielt. Na da hatte die gute Tanja die Lacher auf ihrer Seite.
Gemächlich ziehen wir wir bis zur Aussicht Wackelei, deren Schreibweise für mich nicht eindeutig geklärt ist. Welch eine Wonne, wieder beste Aussichten, sonnige und frisch grüne Wege. Der Ginster öffnet langsam seine Blüten und unterschiedlichste Bodendecker krabbeln blühend über den Waldboden.
Wackelay oder Wakelei oder….
An der Wakelei steht eines dieser hübschen Tafeln, die uns in wenigen Worten über die Besiedlungsgeschichte des Enderttales aufklärt. Wir sind uns einig, das ist wirklich gelungen.
Hinüber zur Winneburg Ruine müssen wir ein Tal überwinden
Die Winneburg liegt etwa auf gleicher Höhe wie die Wackelei. Um dort hin zu gelangen, müssen wir hinunter zur Endert, um dann auf der anderen Seite des Tals wieder ganz hinauf zu steigen. Ich sag es euch, das kostet Körner. Die Wege sind aber so traumhaft, dass nicht ein Gedanke des Unmutes aufkommt, Freude beflügelt, das versichere ich euch!

Unten angekommen biegen wir am Hotel Winneburg auf Waldwege oberhalb des Enderttalas ab. Auf breiten und dennoch ausgesprochen attraktiven Wegen wandern wir eine Weile bergan. Sanft aber konsequent werden wir über die kommenden zwei Kilometer der Winneburg Ruine entgegen gelenkt.

Zur Winneburg
Der Zugang zur Winneburg Ruine ist wegen Arbeiten an Gelände und Gemäuer gesperrt. Leider können wir als nicht stöbern und staunen. Traurig, sehr traurig…..


Wieder steht eine Info-Tafel zu unserer Bildung bereit. Wer wann die Burg in Besitz hatte, wann sie wohin gewechselt hat…..naja mehr hierzu können interessierte Leser auf der Seite „Mosel.de“ erlesen.
In der Folge entdecken wir Merkwürdigkeiten wie eine eiseren Eule und ein T-Shirt, dass auf einem Kleiderbügel in die Bäume gehangen wurde. Ein netter kleiner Wasserfall und das Winzerhaus ergänzen die wunderbaren Eindrücke.
Wilhelmshöhe
Die Aussicht Wilhelmshöhe liegt ein kleines Stück abseits von der Cochemer Ritterrunde. Quatschend ziehen wir unserer Wege, schauen, fotografieren, ergötzen uns an der tollen Witterung und unseren unerwarteten Fitness, sodass wir dieses kleine Detail „Liegt abseits des Weges“ übersehen.
Aber erst einmal erreichen wir diesen herrlichen Aussichtspunkt, der uns wieder deutliche „Oh“ und „Ah“ Rufe entlockt. Welch ein Genuss bedeutet es hier zu sein, welch ein Geschenk in Deutschland zu leben, dass uns diese Natur zum darin unterwegs sein zur Verfügung stellt.
Hier verarzte ich meine Füße, die aufgrund falscher Socken von Blasen und Reizflächen gequält waren. Ein Tape hier, ein Pflaster dort und fluchen, dass ich es gewagt habe die alten Socken aus der Schublade zu reaktivieren (Welcher Teufel hat mich da geritten?)
Und dann verlieren wir den Weg aus den Augen
Auf eine kuriose Weise verlieren wir zwar nicht die Wegezeichen, wohl aber den korrekten weiteren Wegeverlauf aus den Augen. Statt dem nächsten Etappenziel schlendern wir ununterbrochen in Gespräche vertieft hinunter zur Viktoriahöhe.

Wir sehen zu unserem Entsetzen kurz davor einen Hinweis, dass wir uns auf dem Zuweg zum Seitensprung Cochemer Ritterrunde befinden. Hier an dieser Stelle kann die Gesamtstrecke in zwei Schleifen erwandert werden und der von uns begangene Weg teilt die eine von der anderen.
Die letzten 1,4 km müssen wir also wieder zurück und das über Serpentinen immer schön den Berg hoch. Immer wieder versichern wir uns gegenseitig, dass das zwar richtig blöd, aber die Wege dennoch bildschön sind. Ich glaube aber, das war eher Galgenhumor.
Den Faden der originalen Rundwanderung haben wir nun erst einmal verloren und gehen mehr oder weniger wirr grobe Richtung. Wir sind allerdings hoch erfreut nun bald unter freiem Himmel, mit Blick in die weite Felder- und Wiesenlandschaft zu wandern.




Weiter dürfen wir, am Antonius Kopf vorbei, entlang blühender Rapsfelder unserer Wege ziehen. Dieser Wechsel aus dem Wald heraus in diese Offenlandschaft ist ein Geschenk.




Tanja und die Riesenameisen
Zur Hubertushöhe führt ein unfassbar schöner, in der Nachmittagssonne liegender Hangpfad in Richtung Mosel. Ein Traum auf dem wir, trotz inzwischen schon sehr beanspruchter Beine, noch einmal zu beschwingtem und fröhlichem Gang motiviert. Über solche Wege schwebt der naturbegeisterte Mensch.


Tanja beginnt wieder einmal zu hüpfen. Das Tempo ist beachtlich und so verliere ich sie schnell aus den Augen. Nach einer Weile erwische ich sie wieder und sie erklärt mir den Grund ihrer Raserei.
Die großen Ameisen (wir liefen eine Zeit auf einer Ameisenstraße) KÖNNTEN die Beine hoch krabbeln, die sind ja nicht nur groß, sondern auch schnell und gefährlich. Tanja und das Krabbelgetier werden wohl doch keine Freunde.
Wieviele dieser emsigen Tierchen ihr Leben lassen müssen, nur weil wir ihre Wirtschaftswege bewandern, darüber mag ich gar nicht nachdenken. Da bin ich ganz Buddhist, ich würde am liebsten alle retten.


Atem beraubend, oder? Wir sind so hin und weg von dieser Schönheit. Am Rande der Brüstung blicken wir auf die Moselschleife und auf die Burg Cochem, die wir gleich noch von nahem betrachten werden.


Von nun an geht´s bergab
Wir sind uns beide einig, der Abstieg nach Cochem ist anstrengender als jeglicher Anstieg des heutigen Tages und davon gab es immerhin reichlich.
Teilweise müssen wir durch ein Waldstück ohne Sonneneinstrahlung und es geht recht steil hinunter. Die Müdigkeit in den Beinen erfordert nun besondere Sorgfalt beim treten. So überwinden wir diese Wegstrecke langsam, aber wie ihr gut sehen könnt, in allerbester Laune. Über eine Brücke überqueren wir den Märtscheltbach, der der Mosel zufließt.
Die Reichsburg im Blick
Sie gerät immer mehr in unser Blickfeld, die Hauptattraktion unserer heutigen Runde. Wir sind zu spät für eine Besichtigung, laufen aber hinauf, um einen Blick auf die Mosel zu werfen. Wir genießen dieses besondere Flair der Burg in der Abendsonne, freuen uns über die Ruhe ohne vielen Besucher. So lassen wir uns Zeit für diesen Schlussakkord.
Über Pestkapelle und Moselpromenade zum Ziel
Es ist nun nicht mehr weit und reichlich Ausblick auf die Mosel und die teilweise skurrilen Dachterrassen der Cochemer Häuser nehmen uns noch einmal gefangen. Zunächst landen wir aber an der Pestkapelle
Das Abendlicht wird immer wärmer und taucht die Moselpromenade in ein gelblich-oranges Licht. Wir kehren kurz zu einem letzten Kaffee ein, um die lange Rückfahrt überstehen zu können. Die Enge auf den Terrassen lassen da keine besondere Freude aufkommen und so verschwinden wir recht schnell wieder.
Es war ein herrlicher Wandertag, voll mir Erlebnissen und Eindrücken, nicht einen Meter wollten wir missen, selbst unseren Irrläufer nicht. Dieser schöne Premiumweg wird uns ganz sicher wieder sehen, die Region sowieso.
Tiefschlaf fördernd
Nachdem wir Spike bei meiner Enkelin abgeholt, und den Tageserzählungen des aktiven sechsjährigen Quirls gelauscht hatten, waren noch die restlichen 65 km Heimfahrt zu schaffen.
Es ist ewig her, dass ich nach einem Wandertag in die Kissen fiel und erst gut neun Stunden später wach wurde. Erstaunlich ist der fehlende Muskelkater. Nur meine Füße sind sicher noch ein paar Tage empfindlich.
Wunderschöne Bilder! :)
Wunderschön! (Neid, Neid ;-) ) Eine kleine Bemerkung zum Navitrack: bei jeder Wanderpause (ob auf einer Bank oder im Café) zeichnet das GPS weiter auf, sodass das Wirrwarr immer mit z.B. Basecamp nach unten korrigiert werden muss. LG
Das verstehe ich auf die Wanderzeit bezogen schon. Aber welche Kilometer zeichnet das Navi bei einer Pause auf?? Unabhängig davon drücke ich übrigens bei Pausen die Pausentaste meines Navis, die Länge der Strecke wird trotzdem höher angezeigt. Das merke ich daran, dass der Track, sobald ich ihn z.B. bei Komoot hochlade, dort mit einer kürzeren Distanz angezeigt wird als im Aktivitätsprotokoll meines Navis. Komisch…
Noch eine Frage: Kommt es bei dir auch vor, dass dein Garmin mehr Kilometer anzeigt, als z.B. ein Wegweiser oder die Angabe im Wanderbuch, auch wenn du dich nicht verlaufen hast oder vom Weg abgekommen bist (bis auf die üblichen Fotoabstecher oder Pinkelpausen)? Bei mir gibt es Abweichungen von 2-3 Kilometern auf 15 Kartenkilometern.
Jepp, das passiert uns andauernd. Tanja fragt schon immer, stimmt das wirklich oder müssen wir km drauf rechnen ;-) Ich habe aber auch keine Erklärung für diese Differenzen
Könnte daran liegen das der Garmin bei Wanderpausen weiter Positionen speichert. Der macht das mit einem Fehler von etwa 5 – 10 m. Diese 10 m werden dann bei der gelaufenen Distanz mitgerechnet.
Mach einfach mal 30 Min Pause, lass den Garmin an und schau mal nach wie viel Du in dieser Pause angeblich gelaufen bist.
Ich gehe bei meinen Tracks her und lösche alle Punkte mit einer Weglänge unter 5 m. Dann reduziert sich die insgesamt gelaufen Strecke um etwa 10-%.
Lg
Helmut
DAS ist ganz sicher der Fall und wenn ich meine Tracks bei GPSIES hochlade, verlieren die auch gerne mal einen km Wegstrecke und ein paar Höhenmeter.
Vielen Dank!!
Die Mehr-Kilometer und manchmal unrealistischen Höhenmeter-Angaben des Garmin relativieren sich meist, wenn wan die Tour in Gpsies hochlädt und den Streckenverlauf glättet.
Jepp, so ist es!!!!
Liebe Elke,
wie schön, jetzt die Mosel in sattem Grün zu sehen (vergleiche dazu meinen Beitrag von heute – an gleicher Stelle gewandert.)
Dieser Moselseitensprung hat es ja wirklich in sich! Den hätte ich mir bisher nicht zugetraut, aber …… deine Fotos von den tollen Wegen sind so verlockend!!!
Liebe Grüße
Aurora