Bevor mein Beitrag zu unserer Gruppenwanderung im Westerwald online geht, möchte ich den Wandertipp am Niederhein im Diersfordter Wald kurz vorstellen. Eigentlich heißt der Weg „Hirschkäfer- und Moorweg“ in Wesel. Ich folge damit einem Vorschlag von Jürgen (Blog Wanderwegewelt),der in der Region lebt und beinahe täglich im „Revier“unterwegs ist.
Ich hatte nicht so viele schöne Anblicke erwartet, die trotz der überwiegend breiten Wege dort vorfand. Diesen kleinen Weg möchte ich gelegentlich wiederholen, nämlich dann wenn die Farne hoch gewachsen sind und sich wie Teppiche zu Füßen der alten Bäume ausbreiten. Am Ende besuchte ich noch das Schloss Diersfordt.
Wandertipp am Niederhein – Diersfordter Wald
Hinter dem Ruhrgebiet wird plötzlich die Landschaft weiter, die Häuser niedriger und Backstein bestimmt die Bausubstanz. Fast wie von selbst geht die Geschwindigkeit runter und eine gewisse Ruhe kehrt ein. Sie lässt mich schon mit Freude darauf blicken, was ich gleich sehen werde. Die Nähe zur Grenze beweist sich akustisch, indem mein Radio selbstständig auf den belgischen Sender „Klara“ wechselt. Schnell erreiche ich die große Parkfläche, wo meine Wanderung durch den Diersfordter Wald startet. Übrigens, von hier ist es nicht weit bis zum Rhein.
- Start/ Ziel: Emmericher Str., 46487 Wesel an der Hundeschule
- Streckenlänge: 10,2 km
- Höhenmeter: 84 m
- Track zur Tour
- Mehr Touren am Niederrhein Hier im Blog
- Achtung: Auf den Wanderwegen sind keine Abfallbehälter oder Bänke installiert, da das Wild hier frei herum läuft. Der Weg ist einigermaßen barrierefrei, also für Kinderwagen und Rollstühle befahrbar.
Hundeschule am Diersfordter Wald
Auf dem geräumigen Parkplatz stehen zahlreiche PKW mit geöffneter Heckklappe. In den Kombis sind Käfige für die Vierbeiner installiert. Die Bewohner werden gerade in der Hundeschule auf den Gehorsam getrimmt. Kein hektisches Bellen ertönt, nur ruhige, gelassene Fellnasen bevölkern die beiden Plätze, an denen ich gleich vorbei schlendern werde. Auch die Junghunde sind offenbar schon gut geschult.

Durch ein Wildschutzgitter, das grausam quietscht, kann ich den Wald betreten. Gleich empfängt mich Natur und wieder steigen Bilder von grüner Waldlandschaft auf. Was muss das hier schön sein, wenn die Natur explodiert. An einem Baum hängt ein Zettel mit einer Warnung vor dem Eichenprozessionsspinner, dem haarigen Raupen bissigem Haar. Nicht nur die Eichen leiden, sondern auch Mensch und Tier wird angeraten den Kontakt zu meiden.
Diersfordter Wald und die Hirschkäfer
Dieser wunderschöne Wald, dessen Attraktivität sicher erst in ein paar Wochen voll entwickelt sein wird, gehört zum Naturpark Hohe Mark. Hin und wieder erklären Texte und Bilder auf Informationstafeln, was es mit diesem Wald auf sich hat und wer darin wohnt. Dieser Wald ist nämlich äußerst lebendig. Er beherbergt unter anderem: Schwarzspecht, Baumfalke, Heidelerche, Krickenten, Zwergtaucher und den Kolkraben. Neben dem Hirschkäfer tummeln sich auch die Scharlachlibelle, Große Moosjungfer, Zauneidechse und Moorfrosch in der Gegend.

Die braunen Farne zwischen den Bäumen deuten an, welche grüne Farbenpracht in den Sommermonaten herrschen wird. Ich kann es vor meinem inneren Auge (ja sowas habe ich) sehen, wenn ich hier hindurch wandere. Die Sehnsucht nach dieser Zeit wächst ins unermessliche. Bald, in nur wenigen Wochen, wird es hier ganz anders aussehen.
Der Namensgeber der Route, nämlich der Hirschkäfer, ist jetzt noch im Tiefschlaf. Erst im Mai und im Alter von 3-7 Lebensjahren schlüpfen sie aus ihren Larven. Sie überleben anschließend nur wenige Wochen, die Weibchen bis zum Sommer. Hier im Diersfordter Wald existiert das größte Vorkommen Hirschkäfer in NRW.
Los geht es in den Diersfordter Wald
Der Diersfordter Wald weist einen sehr nährstoffarmen Boden auf, sodass nur wenige Baumarten hier existieren können. Die Stieleiche (Sommereiche, Deutsche Eiche) ist einer davon und dominert auf ca. der Hälfte der Gesamtfläche. Totholz gehört mit zu diesem alten Waldbestand und darf hier in aller Gemütlichkeit verfallen. Schon gleich zu Beginn bin ich dankbar für diesen Wandertipp am Niederhein .

Wie so oft gilt meine Bewunderung den hoch aufragenden Bäumen, die mit ihren knorrigen Fingern in den blauen Himmel pieksen. Bald werden sie in buschiger Pracht den Spaziergängern und Wanderern Schatten spenden.

Störungsfreie Zonen
Immer wieder fallen mir gesperrte Bereiche auf. Der Natur und den darin lebenden Tieren werden Ruhezonen angeboten. Von eine der angebotenen Beobachtungskanzeln kann ich eine kleine Gruppe hell gefärbtes Wild in die tiefer gelegenen Waldbereiche verschwinden sehen. Kleine Fenster, in unterschiedlicher Höhe, erlauben uns Neugierigen den geschützten Blick in die Ruhezonen.


Der Wald gehört offensichtlich nicht nur Spaziergängern und den Waldtieren. Eine muntere Gruppe Radfahrer rauschen heran und verschwinden ebenso schnell wieder. Nur zwei solcher Gruppen sind mir am heutigen Sonntagmorgen hier begegnet.

Winterliche Wälder
Für manche Menschen mag ein winterlicher Wald kaum Attraktivität bieten. Mir gefällt er. Überall freie Sicht, die schlanken und weniger schlanken Bäume haben Platz, um ihre Figuren zu zeigen. Doch ich mag sie, die Farbe braun-orange. Nun ja, ich mag sie, solange die Sonne scheint. Scheint sie nicht, kann ich schon mal mürrisch werden.

Stemkens Heide
Merkwürdige Graskugeln liegen im Wald, sie erinnern mich an die holländischen Dünen. Es gibt nun ein paar Fotos, die einer weiteren Erklärung sicher nicht bedürfen. Die hoch gewachsenen Kiefern wachsen alle zum Licht, sind gebogen. Der Boden unter meinen Füßen wird sandiger. Eine Dünenlandschaft breitet sich vor mir aus. Ich kann nur „Danke“ sagen für diesen Wandertipp. Genau richtig für mich.
Ein kleiner Pfad führt mich zu diesem originellen, der Landschaft angepassten, Unterstand. Genau genommen kann ich nicht darin stehen, sondern lediglich hocken. So könnte ich mit meinem Fernglas das lebendige Geschehen in den Dünen beobachten, aber das liegt daheim.

Langsam nähere ich mich der nächsten Attraktion, aber zunächst bleibe ich wieder einmal an einer besonders schönen Birke hängen. Sie wurden früher bewusst als Alleen gepflanzt, um einen Wegeverlauf zu kennzeichnen. Während der Dunkelheit sind die hellen Stämme nämlich gut zu erkennen.

Veenlandschaft
Das Landschaftsbild ändert sich schon wieder. Wie Gräben ziehen sich Wasserläufe zwischen den Gräsern hindurch. Sumpfig erscheint der Boden.

Ich höre das Rufen schon lange bevor ich sie sehen kann. Riesige Gruppen Zugvögel überqueren die Region. Ihre Rufe verkünden das nahe Frühjahr, läuten die vegetationsreiche Zeit ein.
Sie lösen mit ihrem Kommen und Gehen stets spezielle Gefühle in mir wach. Gehen sie, werde ich etwas wehmütig, weil der Sommer und die Wärme damit endgültig beendet ist. Kommen sie, bin ich voller Vorfreude auf Wanderungen durch die Farbenpracht der Natur.
Auf Stegen durchwandere ich die Veenlandschaft. Später im Jahr, es wird sicher nicht mehr lange dauern, ertönt hier das werbende Gequake der Moorfrösche. Später lassen sich hier seltene Pflanzen wie der Sonnentau sichten. Eine Gruppe junger Männer mit dicken Kameras kommen mir entgegen. Die langen Teleobjektive lassen keinen Zweifel an ihren Vorhaben.
Begegnungen
Die Bank an diesem Aussichtspunkt ist besetzt. Mit dem Paar komme ich schnell in ein Gespräch, das sich überwiegend um die heutigen, politischen Ereignisse dreht. Sehr angenehm, weil auch sehr meiner Gedankenrichtung ähnlich, entwickelt sich dieser kleine Plausch. Mit den Worten „Wir lassen uns dieses Naturerleben nicht vermiesen“ verabschieden wir uns nach einer Weile. Mag ich, mag ich sehr.


Über ähnliche Wege wie zu Beginn meiner Wanderung, erreiche ich bald wieder meinen Ausgangspunkt. Hier überquere ich fix die Emmericher Straße und besuche noch das Schloss Diersfordt.

Diersfordter Schloss
Ein etwas zwiegespaltener Eindruck erwischt mich, als ich mich dem Gelände nähere, Sehr alt und verfallen mischt sich mit frisch sanierten Gebäudeteilen.
1432 entstand die Schlossanlage Diersfordt. Heute ist es eine Tagungsstätte und Hotel. Mich interessiert wie es wohl im späteren Frühjahr hier aussehen wird. Die Webseite des Diersfordter Schloss erklärt noch einiges mehr zum Gebäudeensemble.


Ruinöses in den Parkanlagen
Weiter hinten in den Parkanlagen finde ich, dank unendlicher Neugierde, Ruinen. Erst daheim kann ich herausfinden, auf was ich hier gestoßen bin. Es handelt sich hier um ein achteckigen Gartenpavillon und Badehaus.



Irgendwie spannend, was man so in alten Schlossanlagen entdecken kann.
Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende zu. Eine Einkehr war mir leider nicht mehr möglich. Die ersten sonnigen Tage locken so dermaßen viele Gäste in die Gastronomie, dass der Versuch eine Tasse Kaffee und leckeren Kuchen in dem wirklich tollen Ambiente eines Cafe´s zu ergattern leider fehlschlug. Dazu später vielleicht einmal eine Wiederholung.
Wer nur den Hirschkäferweg gehen möchte, der informiere sich hier. Der Wandertipp am Niederhein – Diersfordter Wald war für mich ein wirkliches Highlight, weil abwechslungsreich und lehrreich.
Der Februar verwöhnt uns Wanderer. Und macht nachdenklich…
Sehr schöner Bericht liebe Elke. Eine meiner Lieblingstouren am rechten Niederrhein. Habe diesen Weg auch schon mal auf FreizeitWandern NRW vorgestellt. Du kannst die Tour noch erweitern um ca. 5 km rund um das Schwarze Wasser. Du wirst begeistert sein.
Liebe Grüße und dir einen sonnigen Tag.
Lieber Johann,
der Weg lohnt sich wirklich, wie sich wohl die gesamte Region drum herum lohnt. Ich hatte den Track bis zum Schwarzen Wasser erweitert und mir dann vor Ort überlegt es dieses Mal zu lassen (Muskelkater von Samstag, auaI Ich muss da nochmal hin, wenn das Grünzeug an den Bäumen ist. Das wird nie langweilig. ;-)
Liebe Grüße und auch Dir einen tollen Tag!
Elke