Angestachelt durch meine kürzlich erlebte Wanderung in der Urdenbacher Kämpe und dem damit verbundenen Hochgenuss, besuche ich dieses Naturschutzgebiet erneut. Die Erlebnisroute Auenblicke – R(h)ein und raus verspricht lt. Webseite “ auf verwunschener Strecke werden Ihnen vielfältige Auen- und Wasserblicke geboten“ Ob sie hält, was versprochen wird, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.
Auenblicke – R(h)ein und raus
- Start/ Ziel: Düsseldorf Urdenbach, Baumberger Weg Wanderparkplatz
- Streckenlänge: 5,4 km
- Einkehr: Mehrere Richtung Urdenbach Ortsmitte
- Eine wirklich schöne Tour durch die Urdenbacher Kämpe
- Hier ein Track zu einer älteren Tour
Meine bisherigen Ausflüge in die Urdenbacher Kämpe verliefen eher durch spontane Wegefindung, also nicht auf ausgeschilderten Wegen. Seit einigen Jahren bietet die Region unter dem Thema „Auenblicke“ feste Routen an und eine davon werde ich heute probieren.
Die Urdenbacher Kämpe bietet dem Rhein Raum für Hochwasser. Selten werden Flüssen solche Freiräume geboten und hier entstehen dadurch extrem wandelbare Naturplätze. So kann es auch geschehen, dass dem Spaziergänger ein sehr attraktives Bild mit gefluteten Naturräumen geboten wird. Dann wie heute, zeigen sich die Naturflächen subjektiv eher unattraktiv. Weite Flächen sind ausgetrocknet. Das Leben, das auf diesen Trockenflächen existierte, hat zu einem großen Teil ein Ende gefunden. Es ist schwer, diese Tatsache als natürlichen Prozess einzustufen. Anwohner, die hier regelmäßig unterwegs sind, reagieren oft verärgert und verständnislos, dass hier nicht durch künstliche Bewässerung Abhilfe geschaffen wird.
Wenn ich jedoch die Informationen der Webseite „Auenblicke“ richtig verstehe, sind es gerade die wechselvollen Wasserstände, die für eine so bunte Flora und Fauna sorgen. Hierzu möchte ich aber in naher Zukunft im Haus Bürgel weitere Kenntnisse erwerben. Dort befindet sich u. a. die biologische Station.
Nun geht es aber los – Auenblicke
Auf einem kurzen Zuweg mit reichlich Drüsigem Springkraut und einigen Malven erreiche ich die hübsche Holzbrücke, nach deren Überqueren ich zwischen Wohnbebauung und Altrhein lande. Das steilaufragende, frühere Ufer des Rheins, sorgt für die Unantastbarkeit der vielen Wohnhäuser dort oben. Bei Hochwasser dürften die Wege hier unten geflutet sein.


Man hat hier ein gutes Mittelding für Radfahrer und Fußgänger geschaffen in denen man den geradeaus führenden Weg nur leicht befestigt hat. Ein wenig eintönig kommt er daher, so ohne jeglichen Blick auf die schönen Wasserflächen des Altrheins. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein kleiner Pfad mir Gelegenheit gibt dem Gewässer einen Besuch abzustatten, wandere ich eher lustlos.
Augenblicke des Innehaltens
Hier lasse ich mich auf einen morschen Baumstamm nieder und betrachte das Wasser. Diese Umgebung, sofern man sie genießen kann, beruhigt aufgeregte Gemüter. Das ruhig wirkende Gewässer beherbergt so viel Leben und das offenbart sich, wenn man still sitzt. Mir fällt es mit einer Portion Kaffee leichter zu rasten.

Ein Rotkehlchen hüpft über die Baumstämme, durch die Gräser und das Schilf, sucht nach Nahrung. Es wirkt etwas hektisch, vermutlich durch mein Eindringen in den empfindlichen Naturraum. Das zarte Vögelchen mit der roten Brust schnappt sich eine Raupe, lässt sie vor lauter Stress wieder fallen. Es setzt sich auf den Baumstamm, nahe meinem Sitzplatz, und schaut mich neugierig an. Vorsichtig hebe ich meine Kamera und, welch ein Glück, es gelingen mir einige Ausnahmen.

Nun lässt sich durch meine Anwesenheit kaum mehr stören. Es sucht weiter nach den leckeren Häppchen, die es hier sicherlich reichlich findet. Endlich fliegt es weg. Einerseits ist da meine Faszination, andererseits ein Hauch schlechten Gewissens, weil ich hier eingedrungen bin.
Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, hüpft zu meinen Füßen etwas ins Gras. Nach einigem Suchen finde ich ein Fröschlein, nicht viel größer als meine Daumenkuppe.

Auf und im stillen Wasser – Leben
Wasserhühner und Enten gleiten gemütlich durch das schlammige Gewässer und überall sind die Stimmen der kleinen Singvögel zuhören. Ich erkenne natürlich die Kohlmeisen und die Blaumeisen, aber vielmehr ist aus meinem Vogelstimmen Repertoire nicht herauszuholen. Ich habe sogar keine Lust diesen Platz hier zu verlassen, ob ich wohl einen Eisvogel entdecken kann wenn ich lange genug hier sitzen bleibe?
Auf der gegenüberliegenden Seite verläuft mein Rückweg dort haben sich inzwischen etliche Jogger eingefunden ein regelmäßiges knirschen und traben ist zuhören. Spaziergänger und Radfahrer, vor allem aber Hundehalter genießen die frühmorgendliche Ruhe, die es eigentlich jetzt schon nicht mehr gibt. Erst eine halbe Stunde später mache ich mich wieder auf die Socken, als ein Vater mit zwei Kindern ihren Erkundungsdrang ausleben.
Nun wird es voll
Meine Verweildauer rächt sich, denn nun sind die Wege noch wesentlich voller. Kein Wunder denn ungefähr ein Drittel der Strecke verläuft parallel zur Wohnbebauung. Die Moral von der Geschicht: „Geh diesen Weg am Sonntag nicht. Wenn du ihn gehst dann nimm ihn früh, sonst siehst du den Eisvogel sicherlich nie.“

Wieder wird eine Brücke über den Altarm gequert und bald bin ich wieder auf dem Rückweg. Eigentlich sollte dies hier die spannendere Seite sein, doch die Trockenheit des Sommers hat die gesamte Landschaft zu meiner Linken trocken gelegt. Der Garather Mühlbach schafft es nicht im trockenen Sommer sein Wasser zu halten.
Am Altrhein – Auenblicke
Gleich wird auch klar, was die starke Bewässerung der Region für die ehemals dort wachsenden Bäume zur Folge hatte. Bevor der Deich durchbrochen wurde und das Hochwasser der Rheins hierher gelangen konnte, wuchsen hier Baumarten, die für Feuchtgebiete nicht geeignet sind.


Und gleich finde ich auch die Antwort auf die Frage „Darf es hier so trocken sein?“, die weiter oben in diesem Beitrag aufkam. „Wer in der Aue leben möchte, der muss lernen mit diesem rhythmischen Wandel umzugehen.“ So steht es auf einem der blauen Schilder geschrieben und das erinnert mich an eine Aussage wie „Das einzig beständige ist der Wandel“ Nichts in dieser Welt hat Bestand, denn wenn es heute noch Dinosaurier gäbe, würden wir hier nicht gelassen durch die Natur laufen. Gut, das soll hier nicht meine Aufgabe sein. Vielmehr schaue ich mir den wild wachsenen Hopfen an, der hier am Rande des Weges wächst.

Menschen und Meinugen
Die Fülle der Wege lässt Menschen aufeinander treffen. Gespräche ergeben sich, über den Wandel, über die Eigenarten dieser Aue. Ein Fotograf ist dabei, der jede sich bietende Gelegenheit nutzt, um in solchen Gebieten unterwegs zu sein, meistens mit seiner Kamera mit einem riesigen Tele dran. Zusätzlich gehört zu seiner Ausstattung ein gutes Fernglas.

Wir gehen den Rest des Weges gemeinsam, bis zum Parkplatz und hoffen beide auf ein weiteres Treffen, denn dieses hier war erbaulich und informativ.So sind auch nur noch wenige Bilder entstanden, die ich euch hier in einer Galerie präsentiere. Wenn auch für das ungeübte Auge nicht so viel Berauschendes zu sehen war, die Hotspots für mich waren diese ausgiebige Rast und die Gespräche mit den Spaziergängern.
Ich will allerdings nicht verschweigen, dass die mit Motoren angetriebenen Räder, mit ungeübten Besitzern, eine echte Herausforderung für die Nerven und für einen gesitteten Umgang darstellten. Also mein Tipp, wochentags hin in die Urdenbacher Kämpe.
Hallo!
Ist Ihnen der alte jüdische Friedhof aufgefallen?
LG Sebastian Bittner