Der schönste Ort in Bochum so erklärt mir ein Bochumer Hundehalter ist der Weitmarer Schlosspark mit dem Weitmarer Haus. Die Begeisterung spricht aus ihm, mit jeder Geste und jedem Wort. Wenn die Sonne lacht, so behauptet er, erscheint hier alles wie verzaubert, ob das wohl so stimmt?
Der schönste Ort in Bochum – Der Weitmarer Schlosspark
Sonniger Start
Verzaubert, ja das trifft es sehr gut. Die Sonne blinzelt pünktlich bei meinem Erscheinen in Bochum zaghaft durch die Wolkendecke. Sie taucht dieses unglaubliche Bauwerk aus alt und neu in ein warmes Licht. Zarte Schatten zeichnen sich auf der gläsernen Fassade des Kubus ab. Seit langem mal wieder ein Objekt moderner Baukunst, das mich begeistern kann. Aber zurück auf Anfang, zurück zur Nevelstraße. Dort stelle ich nämlich meinen Hyundai ab.

Grünes Bochum – Wanderungen für die Seele
Wie so oft, finde ich die Inspiration zum erwandern mir unbekannter Umgebungen in einem Buch. Heute ist es eines aus der Serie „Wanderungen für die Seele“ aus dem Droste Verlag. Ganz neu erschienen für die Region „Ruhrgebiet“ gewandert und geschrieben von Sabine Hauke. Beim ersten durchblättern geraten mir gleich ein paar postet ins Buch, als Erinnerungsstütze und Hinweis „Muss ich wandern“
- Start/Ziel: Nevelstraße an der Ruine Sylvesterkapelle in Bochum
- Streckenlänge: 10 km
- Höhenmeter: 204 m
- *Buchtipp: Ganz neu „Wanderungen für die Seele – Ruhrgebiet„ und „Glücksorte im Ruhrgebiet“ und „Ruhrgebiet: Wandern. Kultur. Genuss“
Start an der Sylvesterkapelle
Aus dem Auto falle ich direkt vor die Füße der Ruine der Sylvesterkapelle (1397 erstmals urkundlich erwähnt). Die ehemalige Hauskapelle des Herrensitz des Hauses Weitmar wurde im zweiten Weltkrieg, ebenso wie das Herrenhaus, von Bomben getroffen. Seit 1995 steht die kleine Ruine unter Denkmalschutz. Die umfassende Neugestaltung des Schlossparks im Jahr 2010 schloss die Sanierung der Ruine mit ein. (Wikipedia zur Sylvesterkapelle)

Haus Weitmar
Nur wenig weiter ragt das außergewöhnliche Ensemble aus Ruine und modernem Neubau vor mir auf. Umgeben von einem Wassergraben, in dem Enten ihre Frühjahrskonzerte abgeben, scheint dieses wunderschöne Bauwerk zu schwimmen. Rainer hat es sehr treffend beschrieben: „Ja, die alte Mauer wirkt wie eine Eischale, aus der sich das Neue herauspellt.“ Für mich ist dieser Kontakt zwischen alt und neu ausgesprochen gut gelungen, es erfüllt meinen ganz persönlichen ästhetischen Anspruch.

Funde, die man auf das 8./9. Jahrhundert datierte, gaben Auskunft über den ersten vermuteten Bau einer Hofstelle an diesem Ort. Ab 12. Jahrhundert soll der Hof mit einer Gräfte geschützt worden sein, ein ca. 2 Meter tiefer Graben. Die ganze bewegte Geschichte gibt es bei Wikipedia.
Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres errichtete die gemeinnützige Stiftung Situation Kunst mit Förderung der EU, des Landes und der Stadt Bochum einen viergeschossigen ca. 800 qm großen Glaskubus in der Ruine des Hauses Weitmar. Das Bauwerk dient der Erweiterung des künstlerischen Angebots im öffentlichen Park Weitmar. Der für kulturelle Veranstaltungen, Arbeits- und Diskursräume, Lehr- und Wechselausstellungen vorgesehene Kubus sichert zugleich die unter Denkmalschutz stehende Ruine Haus Weitmar dauerhaft. Bochum Tourismus
Ich nehme mir reichlich Zeit, um dieses Prachtstück von allen Seiten zu fotografieren. Frau Sonne nimmt immer wieder eine Auszeit hinter den Wolken. So entstehen reichlich Wartezeiten, bis zu ihrem erneuten Erscheinen. Ihre Strahlen geben dem Sandstein eine wunderschöne Farbe und zeichnen Schatten der kahlen Äste auf die Glasfassade des Kubus. Ich kenne Bochum nicht wirklich, aber für manche Bochumer ist dieser Ort wohl zu recht „Der schönste Ort in Bochum“
Museum unter Tage
Das MUT = Museum unter Tage, wurde im November 2015 eröffnet.

Ein Drittel (ca. 500 m2) der Ausstellungsfläche wird für Wechselausstellungen genutzt, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten der RUB entwickelt und wenn möglich von hier aus bundes- bis europaweit in andere Museen auf Tournee geschickt werden.
Zwei Drittel (ca. 1.000 m2) der Ausstellungsräume dienen dazu, dauerhaft Teile des Konvolutes Weltsichten zu präsentieren. Dieses umfasst etwa 350 Werke der Landschaftskunst seit dem 15. Jahrhundert, vom klassischen Ölgemälde bis zur raumfüllenden Video-Sound-Installation. In einer von Bochum ausgehenden Ausstellungsreihe wurde dieses Konvolut bereits in mehreren deutschen und internationalen Museen (darunter Kiel, Wiesbaden, Chemnitz, Cottbus, Maastricht) gezeigt. (Situation Kunst)
Über die Brücke ins Weitmarer Holz
Durch den Schlosspark schlendere ich langsam und genüsslich am Weiher vorbei über die sonnige Brücke. Just in diesem Moment erscheint sie, die Sonne und beleuchtet die Situation.

Zugegeben, Wanderer/innen werden auf der heutigen Route meist über breite, gut ausgebaute und manchmal auch geteerte Wege geführt. Das 80 ha große Waldgebiet „Weitmarer Holz“ jedoch, verführt zum langsamen gehen und genießen. Die Geräusche der Zivilisation treten hinter dem Gesang der Vögel zurück, schenken in sekundenschnelle eine willkommene Auszeit.
Bergschadensgebiet
Zu beachten gilt, dass es sich um ein Bergschadensgebiet handelt und vom Verlassen der Wege dringend abgeraten wird. Durch den Untertagebau sind Einstürze zu befürchten, dem Risiko würde ich mich auch nicht aussetzen wollen.


Der schönste Ort in Bochum – Wanderungen für die Seele
Trotz der Nähe zu den Wohnsiedlungen ist es still. Nur die Vögel singen schon ihr typisches Frühlingskonzert. Es ist so bezaubernd. Bänke laden zum Rasten ein und zum lauschen Kinderspielplätze finde ich hier reichlich. Ja, so sollte eine Stadt für ihre Bürger sorgen. Hier können sich Alt und Jung wohl fühlen, ganz so wie der junge Mann es vorhin erzählte. Uralte Bäume, teils mit sehr eigenwilligen Formen, dürfen wachsen und sterben wie es die Natur vorgibt.
Eine kleine Diashow gibt euch die Eindrücke
Hohe Buchen dominieren diesen Waldabschnitt und eine tiefe Kerbe zieht sich hindurch. Die Tiefe des Kerbtals glaubte ich auf den Fotos darstellen zu können, musste aber daheim feststellen, dass mir dies nicht gelungen ist.
Zeugnisse der Bergbaugeschichte
Die historische Bergbau-Pferdeschleppbahn ist als Fußweg begehbar und führt entlang alter Stollen und dem ältesten erhaltenen Malakow-Förderturm vorbei. Auf Tafeln kann ich zu den einzelnen Stollen und Kleinzechen eine Menge erlesen.

Von Kröten und Frösche und der silbernen Kugel
An anderer Stelle habe ich es bereits gelesen „Die Kröten sind los“ Fangzäune weisen darauf hin, dass auch hier für die sichere Landung am Krötenlaichplatz der Mensch hilfreich zur Seite steht. Wenn die Quakerweibchen mit ihrer Last (meist mehrere der kleineren Männchen) die Straße zum Weiher überqueren, kommen sie durch Autoreifen oft zu Tode. Deshalb stehen die Fangzäune dort am Straßenrand. Ehrenamtliche Helfer sammeln die Tiere ein und tragen sie zum ablaichen zum Tümpel und unterstützen sie auch bei ihrem späteren Rückweg.

Und dann ist da noch die Sache mit der silbernen Kugel. Ich finde sie direkt am Zaun. Nun kenne ich ja die Geschichte vom Froschkönig, allerdings kam hier eine goldene Kugel zum Einsatz. Vielleicht war hier jemand auf der Suche nach einem Krötenkönig und vielleicht reicht ihm eine silberne Kugel? Eventuell lebt hier aber ein Froschkönig mit geringeren Ansprüchen? Wo steckt die Prinzessin?
Vielleicht ist es aber auch die fehlende Boule-Kugel von Ursula? Das Rätsel werde ich wohl nicht lösen können. Mit diesem Gedankenwirrwarr schlendere ich langsam weiter.
Der Sturm war fleißig
Es war mir ja klar, dass ich hier auf Sturmbruch treffen würde. Die Schäden halten sich jedoch im Rahmen, nur wenige und gut zu überwindende Hindernisse liegen auf den Wegen.


Ungewöhnlich schöne Überreste einer Buche breiten sich am Hang am Wegrand aus. Herrlich, wie stabil und unkaputtbar dieser Fuß erscheint. Ein stürmisches Wetter hat den oberen Teil abgerissen.

Und wieder möchte ich ein paar Eindrücke aus diesem wundervollen Plätzchen Erde hier lassen.
Kap Kaminski – Sternwarte Bochum
Ich bin keine so interessierte Sternguckerin im wissenschaftlichen Sinn, aber das Radom ist schon eindrucksvoll. Wer mag, kann hier eine kleinen Reise durch die Sternenwelt antreten.

Die Wolken über mir ziehen jetzt flotter und sehen zunehmend bedrohlicher aus. Ob es wohl tatsächlich noch regnen wird? Glücklicherweise habe ich für meine neue Kamera den Regenschutz mitgenommen. Auf sie werde ich hoffentlich mehr achten, als auf das Vorgängermodell, das im Winter so einige Schneeflocken eingesammelt hat.

Immer wieder fallen mir Bäume dieser Art auf, die mit ihren außergewöhnlichen Windungen um sich selber eine herrliche Figur abgeben.

Im Forsthaus könnte ich einkehren, habe aber heute keine Geduld mich vom Wandergenuss abbringen zu lassen. Mir ist nach Sonne, Wald und Naturgeruch. Ein schöner Spielplatz ist dem Haus angegliedert. Im Biergarten lässt es sich in der warmen Jahreszeit sicher prima rasten.


Durch Wald und am Wildpark vorbei
Ein merkwürdiger Stollen oder Schacht erweckt natürlich meine Neugierde. Ein dickes Loch im Zaun gestattet mir eine Aufnahme. Schade, ich finde nichts zu diesem Loch, schade dass meine Neugierde so entsetzlich unerfüllt bleibt. Andererseits, es könnten Fledermäuse drinnen sein

Eine ganze Weile wandere ich entlang des Wildgeheges Jörgenstein. Der Versuch außer dem Dammwild weitere Tiere zu sichten scheitert. Dafür treffe ich, nicht das erste Mal am heutigen Tage, auf freundliche Hundehalterinnen. Selten habe ich so viele Schleppleinen gesehen, wie am heutigen Tage. So haben die Vierbeiner genug Auslauf ohne Radfahrer, Spaziergänger oder andere Tiere zu gefährden. Vor allen Dingen bei älteren Hunden kommen immer wieder wehmütige Gedanken an Spike auf, denn er fehlt mir schon sehr.



Wie so oft in der letzten Zeit, ermüdet das wandern meine Beine schneller. Ich bin froh um die kurze Strecke, die ich mir ausgesucht habe. Viele wunderschöne Eindrücke erlaubte mir diese Runde, das trotz winterlicher Blattlosigkeit. Dabei konnte der Eindruck entstehen, dass Bochum herrliche Ecken hat. Dafür dass ich inmitten einer Großstadt unterwegs war, habe ich ausgiebig genießen können.
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Liebe Elke,
diesen Ort kenne ich tatsächlich auch noch nicht. Nichts wie hin!
Aurora