Felsenlandschaften im Münsterland, das ist schon etwas besonderes. Die Teutoschleife Dörenther Klippen führt an und über imposante Felsen der rund vier Kilometer langen Felsformation. Das urige Bocketal rundet das kleine, aber imposante Wanderpaket ab.
An einem kühlen Septembermorgen, nach heftigen Regenfällen tags zuvor, nehme ich mir endlich die lange geplanten Teutoschleife Dörenther Klippen unter die Wanderstiefel. Auf dem Weg von meiner Unterkunft im Landal Park Dwergter Sand bleibe ich gleich auf einem Feldweg stehen. Dieser Sonnenaufgang führt zu Schnappatmung. Nebel wabbern über die Landschaft, während die Sonne erfolgreich Löcher in dieses Szenario brennt.

Über zehn Minuten dauerte es, bis die Nebelschwaden aufgelöst waren und die Sonne als Sieger in diesem kleinen Zweikampf hervorgeht. Das sind Momente in denen ich dankbar bin, dankbar dass mir mein Leben den Blick für die Natur schenkte.
Teutoschleife Dörenther Klippen
- Ibbenbüren, Brumleyweg 8 oder wie ich, Wanderparkplatz „Dörenther Klippen“ an der B219
- Streckenlänge: 10 km
- Höhenmeter: 405 m
- Einkehr in der Almhütte im Wegeverlauf
- Wandert doch auch auf dem Hermannsweg
Wie so oft, beginnt auch der heutige Rundweg mit einem Anstieg. Es werden, gemessen an der Gesamtstrecke, viele Höhenmeter zusammen kommen. Gefühlt wird es also nur bergan gehen. Wie wunderschön jedoch die Streckenführung sein würde, das konnte ich im voraus nicht wissen. Dieser kleine Premiumweg nimmt mich vom ersten Meter an gefangen.

Der Herbst kündigt sein Kommen an
Das Regennasse Blätterdach über mir wirft mit Wassertropfen nach mir und meiner Kamera. Der gestrige Tag war ja durchweg regnerisch. Die großen Teppiche des Farns kleiden sich bereits in herbstliche Farben. Für den einen ist es ein betrüblicher Anblick, für mich ein Auslöser und Ankündiger der Herbstliebe.

Die ersten Waldfrüchte fallen bereits zu Boden und erzeugen ein unregelmäßiges Trommeln. Eicheln sind es, die ab spätem September den Waldbewohnern eine fette Mahlzeit garantieren.

Schaue 74 Jahre zurück
Meinen ersten Halt mache ich an der Kriegsgräberstätte Ibbenbüren Dörenther Klippen. Hier im Münsterland hat der zweite Weltkrieg extrem getobt. Alle Menschen der Region waren aufgefordert bei der Verteidigung des Landes mitzuwirken. Aus einem Tagebucheintrag eines gerade mal 18 jährigen Burschen wird hier auf der Tafel zitiert. Er lag wie viele andere am 2. April 1945 in einem Einmannloch.

Wer diese Tafel gelesen hat, kann unmöglich erneut einen Krieg haben wollen. Flammenwerfer 40 m lang und einen Meter breit haben alles verbrannt, was sich im Weg befand. Natur und Mensch zerstört durch die kriegerische Macht der Menschen. Der Spruch: „Was Irrsinn zerstörte, dem Volke gehörte, erneuert jetzt ist. Nie sollst du vergessen, wie teuflisch vermessen, ein Krieg immer ist.“
Ab jetzt leuchtet mir immer wieder das Wegesymbol des Hermannsweges entgegen.

Die Felsen der Dörenther Klippen
Von nun an werden mir endlich die Felsformationen der Dörenther Klippen gezeigt. Felsen, die bis zu 40m hoch aufragen, beeindruckend schön und bizarr. Der Dreikaiserstuhl, Siamesische Zwillinge und der Königsstein liegen auf meinem nächsten Streckenabschnitt. So mit Höhepunkten bombadiert verlangsamt sich mein Wandertempo beachtlich. Dafür sammeln sich unzählige Fotografien auf meiner Kamera.
Ein paar rücksichtslose Biker zerstören für eine kleine Weile den göttlichen Frieden. Die Ruhe der Natur, die Stimmen der Vögel werden durch die Raser sehr stark unterbrochen Das Teutoschleifchen Dreikaiserstuhl gesellt sich nun zu meinem Weg. Auf sandigem Boden zunächst und dann auf einen Nadel Teppich dahin zu schreiten macht so viel Glückshormone.
Wurzeln legen sich hin und wieder quer vor mir über den Weg und ich muss acht geben dass ich nicht falle, während ich staunend in die Umgebung schaue. Die Sonne nimmt sich gerade eine Auszeit und verzieht sich hinter schützenden Wolken. Sie verweigert mir. die hoch aufragenden Felsen mit ihrem wunderschönen Licht zu beleuchten. Sie ist eine Diva, ohne Zweifel.



Streuobstwiesen und süße Last
Eine kleine Weile ändert sich das Bild meiner Wanderumgebung völlig. Streuobstwiesen, besetzt mit alten Apfelbäumen, sind meine Begleiter. Die reifen Früchte hängen verlockend schimmernd in den Ästen. Zäune hindern hungrige Wanderinnen am Zugriff und Testessen.

Am Rande von Brochterbeck wandert es sich gelassen parallel zum Brochterbecker Mühlenbach, den ich jedoch nicht zu Gesichte bekomme. Über der Landschaft bildet sich zunehmend eine geschlossene Wolkendecke, Merkwürdig, aber diese Stimmung gefällt mir ausgesprochen gut.


Waldwege und ein Urwald
Nun folgen Eindrücke, die auf unterschiedliche Weise mein Wander- und Naturherz berühren. Die Sonne drängelt sich wieder zwischen den Wolken hervor. Sie lässt Licht auf die Wege scheinen, entwirft schattige Muster und beleuchtet die dicken Wurzeln der Baumriesen.

Über den Trimm-dich-Pfad in den Urwald
Dschungelgefühl kommt während der jetzt kommenden Strecke auf. Schmale Pfade an Totholz und viel Farn vorbei. Steinmännchen zieren so manchen Baumstumpf. Die Restfeuchte des gestrigen Regens hängt hier noch mehr in der Luft.
Teutoschleife Dörenther Klippen – Klettergebiet Plisseetal
Wieder an dem Pilz-Rastplatz angekommen wandere ich nun zunächst durch offene Landschaft. Später wechselt die Umgebung in Wald und der Weg führt unterhalb der wunderschönen Felsen der Dörenther Klippen entlang. Die Sonne löst mit ihrem sanften Licht ein wahnsinns Glücksgefühl aus, auch jetzt während ich Text und Bilder platziere.

Die Stoppeln der Maisfelder ragen noch aus dem Boden hervor. Es ist noch nicht lange her, dass sie abgeerntet wurden.



Klettergebiet Plisseetal
Das Klettern und wandern im Klettergebiet Plisseetal unterliegt besonderen und strengen Regeln. Hier dürfen Kletterer ihrem Sport während der Brutzeiten 31.1. – 31.07. nicht uneingeschränkt nachgehen. Sorgen trägt dafür unter anderem der Naturschutz- und Kletterverein Bergfreunde Ibbenbüren e.V.

Nur der Sorgfalt des Vereins ist es sicher zu verdanken, dass der Klettersport unter den Satzungsbedingungen im Naturschutzgebiet weiter stattfinden kann. Ohne Anmeldung darf ohnehin nicht geklettert werden. Einiges an Informationen zur Satzung, den Preisen und Kontaktdaten findet ihr auf der Webseite der Bergfreunde Ibbenbüren.
Logisch ist wohl, dass ich den steilen Weg hinauf in die Felsen nehme, um mich dort oben umzuschauen. Zwei Studenten sitzen dort oben, mit denen ich später ins Gespräch komme. Sie haben sich wohl ziemlich über die Fotos gefreut, die ich dort oben von ihnen gefertigt habe. Bis zu den Beiden Fernguckern ist aber ein gehöriges Stück Schnaufen und Schwitzen angesagt. Es gibt nun in der Folge einfach die Bilder, dieses Mal auch ohne Galerie.




Es sind doch zu viele Bilder und ich möchte sie in diesem Beitrag sehen. Faszinierend sind die weiten Blicke in die Umgebung. Im Anschluss ein eine sehr nette Unterhaltung mit den beiden jungen Studenten in schwindelnder Höhe und dann mache ich mich auf den Rückweg. Ein wenig stolz bin ich immer wieder, wenn ich mir selber zuschaue, wie ich über die Felsspalten hüpfe. Doch es macht Freude, solche Wanderwege zu erleben.
Gemächlich bis zur Almhütte
Ziemlich relaxt kann ich den Streckenabschnitt unterhalb des Klettergebietes bis zur Almhütte angehen. Wunderschöne, aber sehr einfache Wege führen dort hin. Leider ist die Hütte geschlossen. So kann ich allerdings ohne Gäste auf den Bänken, Fotos machen.

Das Hockende Weib
Nach einem Fotostopp an der Almhütte und ein paar Schluck aus der Wasserflasche wandere ich weiter zur nahen Felsformation „Hockendes Weib“.

Wikipedia & Co wissen zum Hockenden Weib eine Sage zu erzählen:
Das Hockende Weib ist ein Felsgebilde im westnordwestlichen Abschnitt der Klippenkette, das einer hockenden Frau ähnelt und als ein Wahrzeichen von Ibbenbüren dient. Mit ihm verbindet sich eine weithin bekannte, in ähnlicher Form jedoch auch in anderen Regionen verbreitete Sage. Deren Inhalt zur Folge erstarrte eine heldenhafte Frau in Vorzeiten zu Stein, was namensgebend war.
Diese Frau soll als Mutter mehrerer Kinder in der Nähe der Klippen gelebt haben. Damals sollen die Meeresfluten häufig bis direkt an die Berge gereicht haben. Die Frau, die ihre Kinder vor der außergewöhnlich schnell und hoch steigenden Flut retten wollte, soll sie auf ihre Schultern gehoben und sicher über die Wassermassen gehalten haben, selbst stand bzw. „hockte“ sie dabei im Wasser. Nach langem Warten, Bangen und Beten soll Gott die Flut schließlich wieder zurückgeschickt haben, das „Weib“ wurde zu Stein, die Kinder waren jedoch gerettet. Ebenso wird das Thema in Josef Seilers Gedicht Die Dörenther Klippen und das hockende Weib mit den Anfangsversen „Das Wasser! Das Wasser! Es kommt, es kommt!“ behandelt.
Das Gebiet ist stellenweise mit Betreten verboten Schildern versehen. Scheinbar gibt es Felsabbrüche, die für uns Wanderer/innen gefährlich werden können. Soweit es möglich war, habe ich die Gegend erkundet.

Eine großartige Wanderung hat ihr Ende gefunden. Nur wenige hundert Meter hinter dem „Hockenden Weib“ liegt nämlich der Parkplatz wieder vor mir. Sehr erlebnisreich, aber auch anstrengend hat sich diese kleine Teutoschleife Dörenther Klippen präsentiert.

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