Traumschleife Layensteig Strimmiger Berg…
er war fällig, lange schon. Wald, Felsen, Klettersteig und Co rufen mit lauter Stimme: „Nimm mich“ Klar, das lassen wir uns doch nicht zweimal sagen. Wir, das sind Conny, Tanja und ich!
Am vergangenen Wochenende ergibt sich, nach langem Entzug, eine Möglichkeit im Wanderschnecken Trio unterwegs zu sein. Nach beinahe zweistündiger Anfahrt, den schön gelegenen Wanderparkplatz „Dommerplatz“
Kletternde Wanderschnecken
- Start/ Ziel: Wanderparkplatz Liesenich Hauptstraße
- Koordinaten: N50° 05.263′ E7° 16.294′
- Streckenlänge: 15,2 km
- Höhenmeter: 466 m
- GPS Track
- Einkehr in Beilstein, dem schönsten Ort an der Mosel
- Abstecherempfehlung: Hängeseilbrücke Geierlay – Blogartikel.
- Alle Kletterstellen können umgangen werden, Beschilderung ist vorhanden
Sonne – Wolken – Gute Laune
Zwei Stunden Anfahrt können vermutlich nur Frauen im Modus einer Nonstoppunterhaltung verbringen. Eines ist sicher, Zeit verfliegt auf diese Weise unfassbar schnell.
Mit dem Parkplatz Am Dommerplatz haben wir aus unserer Sicht genau den richtigen Griff getan. Er liegt nicht an einem Portal, bietet jedoch sofort bezaubernde Aussicht, zudem sind wir nach nur 150 m Zuweg auf der Traumschleife unterwegs.
Ein riesige Bienenhaus und doch ist es still dort. Es summt nichts, den sonst fleißigen Bestäubern und Honigsammlern ist es offensichtlich zu kalt.

Über Wiesen- und Feldwege erreichen wir das Portal Mittelstrimmig. Der Volksmund bezeichnet die Orte Mittelstrimmig, Altstrimmig, Forst und Liesenich als „Strimmiger Berg“. Wer sich für die Siedlungsgeschichte des Strimmiger Berg interessiert, dem kann ich das Heimatmuseum in Mittelstrimmig empfehlen.
Baumlehrpfad und Schockkapelle
Ein Baumlehrpfad nimmt uns alle so in Anspruch, dass ich sogar das Fotografieren vergesse. Wir sind Helden der Erinnerung, im negativen Sinn. Das Ahornblatt, die Eiche und auch die Buche, sowie die Birke haftet in unserem Gedächtnis, darüber hinaus ist Ebbe im Baumgedächtnis. Sehr traurige Billanz, stellen wir erschüttert fest. :D
Über den Baumlehrpfad, der kein Pfad ist sondern ein Teerweg, erreichen wir die Schockkapelle, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Der Schock der klaren Erkenntnis: „Jetzt geht es mir an den Kragen“ dürfte in früheren Zeiten so manchen Sünder getroffen haben, der hier an der letzten Station vor dem Galgen vorbei geführt wurde. Deshalb trug die Kapelle auch den Namen „Armsünderkapelle“
Wie furchtbar muss die Gewissheit sein, dass das Leben am Ende ist, wenn man an solch einem zauberhaften Ort mit Blick in die Landschaft bis zur Eifel steht. Eine Schiefertafel mit eingravierten Symbolen und Texten zu den Erhebungen und sichtbaren Gebäude am Horizont gibt unseren Hirnen Futter für spätere Diskussionen zur geografischen Zuordnung der Mosel (Hunsrück oder Eifel).
Guten Tag Saar-Hunsrück-Steig
Seit 2015 führt der Saar-Hunsrück-Steig bis Boppard und hat damit eine Länge von insgesamt 410 Kilometern. Ich kenne bereits einige Teilstrecken und bin jedes Mal überrascht über die Vielfalt und Naturnähe dieses Fernwanderweges. Die 111 Traumschleifen berühren ihn immer wieder und ermöglichen uns Rundwanderer/innen einen Einblick in die herrliche Natur links und rechts des Saar-Hunsrück-Steigs.
Sowohl der Fernwanderweg, als auch unsere Traumschleife können neben Wald auf freie Sicht, wobei diese immer wieder durch die Windräder gestört werden. Es tut schon ein bisschen weh die schöne Landschaft durch diese Zeichen der Zivilisation gestört zu sehen.

Wir stellen fest, dass die Wiesen ein so nahezu frühlingshaftes frisches, sattes Grün aufweisen, wohl aufgrund der warmen Regenfälle der letzten Wochen. Die Vegetation bricht alle Rekorde in diesem Jahr.
Naturraum Wald und Bachtal
Ein schmaler Pfad führt uns hinunter zum Bildbach, der meist träge und wenig Wasser führend dahin vegetiert. Er nährt aber die Umgebung mit genug Feuchte, um eine erfrischende Kühle im Sommer, sowie eine millionenschwere Stechmückenpopulation zu garantieren.
Wir sind begeistert von der Naturbelassenheit dieses Waldstückes. Die Moose auf dem Totholz und den Wegrändern werden diesem Wald auch im Winter Farbe verleihen und im Sommer immer für ein frisches Aussehen sorgen.
Wechselvoll im Charakter, wie die Traumschleifen nunmal sind, tauschen wir nun Waldpfad gegen Waldweg und den empfinden wir ebenso attraktiv wie die schmalen Pfade, ermöglichen sie doch das entspannte nebeneinander gehen.

Jetzt, beim Betrachten der Bilder, schlägt mein Herz für diese traumhafte Landschaft. Natürlich bekommt sie einen besonderen Charme wenn die Sonne durch die Bäume blinzelt, die Waldwege erreicht und ihre ganz besonderen Lichtreflexe auslöst. Und genau in diesem Moment taucht die Tafel mit dem aussagekräftigen Titel „Lebensader Wald“ auf. Sie klärt über die Besonderheiten auf, die wir immer wieder spüren, wenn wir den Wald betreten. Er lebt!!!!
Der Wechsel zum Mörsdorfer Bach
Ein idyllisch am Mörsdorfer Bach gelegener Rastplatz lädt zu einer Pause ein und vor lauter quatschen vergesse ich auch hier ein Foto zu fertigen. Lediglich das Tanjas gebannter, erstaunter Blick auf den Besen, der an einer Tafel hängt, der muss auf den Chip.
Von hier aus ist es übrigens nicht weit bis zur Hunsrücker Hängeseilbrücke Geierlay. Siehe auch mein Blogartikel.


Der Wald ist nicht so hell, dass es sich dort mühelos fotografieren ließe, so habe ich die Sinnesbank, die auf einem süßen kleinen Hügel platziert ist, nicht so optimal ablichten können. Es gibt hier viel zu entdecken. Wie allerdings die sorgfältig hintereinander platzierten Steine in den Bach geraten sind, können wir nicht sagen.




Von Blindschleichen und zugehaltenen Ohren
Einer der schönsten Rastplätze, die ich bisher im Hunsrück kennen lernen durfte, wurde hier am Mörsdorfer Bach errichtet. Vor allem wenn die Sonne scheint und dem Bach und der Umgebung ein noch romantischeres Aussehen verpasst, könnte man hier eine ganze Weile zubringen. Ich habe hier schon bei Regenwetter gesessen, war froh für die Haken an der Wand, an denen Rucksack und Regenkleidung platziert werden können.
Birkenwiese
Wir haben jedoch unsere Rast schon hinter uns, also ziehen wir über Birkenwiese weiter bis…….
eine tote Blindschleiche Tanja zu einem Schreckenschrei und der spontanen Flucht nach vorn veranlasst. Eine Panikreaktion, die bei ihr mal mehr oder weniger ausgeprägt ihr wanderndes Umfeld noch mehr erschreckt, als sie selber. :D Ich sage nur: „TT – Typisch Tanja“ Und während wir uns über die Harmlosigkeit der Schlangentiere unterhalten, läuft sie mit den Fingern in den Ohren voraus :D
Wer ist so blöd und fährt hier Auto?
Dieses Schild irrtiert uns nun doch gewaltig, zumindest Conny und mich. Wer bitte ist so blöd und fährt mit dem Auto auf solch einem schmalen Pfad? Ausgerechnet Tanja, die für gewöhnlich diejenige ist, die öfter zu Schnellschüssen in Sachen „logischer“ Interpretation neigt, klärt uns auf, dass dieses Schild UNS warnen soll. Wir queren gleich eine viel befahrene Straße. Wir sind erschüttert, Tanja der Garant für Lachsalven wird zu Miss Oberschlau…. tze tze

So langsam werden wir ungeduldig. WO sind die Kletterstellen? Auch wenn es idyllisch und wechselvoll durch herrliche Landschaft geht, wir sind jetzt doch voller Spannung, was uns erwartet. Vor Jahren bin ich eher unvermutet an die Leitern geraten und hatte Herzklopfen bis zum Hals. Schaut hier der steinalte Blogartikel. Oma lernt klettern
Die erste Kletterpassage und Panik
Ganz unvermutet stehen wir nun vor dem Schild, das uns warnt und eine Umgehung anbietet, die wir natürlich kategorisch ablehnen, vorläufig….


Und dann sind wir auf uns allein gestellt. Nach den Regenfällen sind die Böden feucht und unsere Schuhe natürlich ebenfalls. So müssen wir mit der Sohlenmitte auf die Eisen, damit wir nicht abrutschen. Alle drei sind wir zwar zuversichtlich, aber doch ein wenig ängstlich. Aber natürlich erreichen wir die obere Kante des Hanges heil und unversehrt
Pausen sind Fehlanzeige, der Adrenalinspiegel wird hoch gehalten und es macht Spaß. Unter mehr oder weniger Schauspieler reifem Gestöhne kraxeln wir die Hänge hoch.
Zwischendurch Zeit zum Verschnaufen und Genießen
Jetzt gibt es Bilder, Bilder und nochmal Bilder. Die Landschaft, aber auch der Spaß den sie uns bringt, muss nicht nur für euch liebe Leserinnen und Leser, sondern vor allem für uns Mädels in Bildform dokumentiert werden.
Nach ausgiebigem Geblödel streben wir der nächsten Kletterstelle entgegen.
Tanja wählt eine Rutschvariante
Da geht es hinunter, der Weg zur Leiter erscheint gefäääährlich und fast unüberbrückbar. Tanja tritt zurück und erklärt mit hoffnungsvoller Miene: „Ich finde einen anderen Weg hinunter“ Felsen klettern ja, Leiter nein, das soll einer verstehen :D
Es ist wohl eher der Mut der Verzweiflung, der Conny und mich den Weg über die Leiter nach unten antreten lässt. Unter uns ein Paar, die sich das Ganze Spiel vergnügt oder kritisch betrachten.



Der Blick zurück lässt eher vermuten, es ist alles gar nicht so schlimm ;-) Eine Weile schlendern wir nun geradezu, können den aufgeregten Nerven Entspannung bieten, indem die vielen Schmetterlinge bewundert und der nächste Rastplatz angesteuert wird.
Schinnkaul- Klettersteig
Und schon kündigt sich die nächste Klettervariante an. Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Wir sind alle gleichermaßen fasziniert von dieser unglaublich schönen Umgebung. Zudem stellt sich die Gewissheit ein, nur in dieser Gehrichtung hat der Wanderweg seine richtige Dramatik. Es bleibt einem der Höhepunkt in Form dieser Klettersteige in Erinnerung.
An dieser Stelle kommt jetzt Tanja ins Spiel, die meine Idee aufgreift ein Video von uns zu machen. Als uns, Conny und mir, das bewusst wird, gibt es kein Halten mehr. Dieses Gekicher und Gelächter ist unbeschreiblich und natürlich hatten wir Zuhörer in Form eines jungen Paares, das still auf der Bank über uns saß und sich dieses Schauspiel ansah. Das Video findet ihr am Ende des Artikels
Höhlen-Schlucht Klettersteig
Ganz entspannt dürfen wir nun weiter ziehen, lassen die Arme hängen, obwohl uns die Traumschleife immer wieder in die Höhe zwingt.
Doch schon stehen wir am nächsten Warnschild mit der Ankündigung einer weiteren Kletterpassage. Was nun folgt ist moderat aber die Umgebung weiterhin ein Traum. Immer höher schickt uns die Traumschleife Layensteig Strimmiger Berg.
Wir erwischen wieder ein paar schöne Ausblicke und tauchen dann schnell wieder ab in den Wald
Die Stimmung ist genial, wie war das mit den blödelnden Wanderschnecken im Hunsrück. Ja, sie sind wieder da und wer uns kennt, erkennt auch die Stimmen, die nicht immer nur leise sind :D
In dieser traumhaften Landschaft, die trotz zeitweilig Wolken verhangenem Himmels doch immer wieder der Sonne ein Schlupfloch gewährt, lässt es sich vorzüglich wandern.
Und dann unvermutet stehen wir noch einmal vor einer Herausforderung und da wird schon ein wenig müde vom quasseln, blödeln und Berg hoch wandern sind, sitzt der Schock über das Vorhandensein der beiden Leitern im ersten Moment tief. Doch dann….
Wir schaffen das – Tschaka – Per Leiter in die Schlucht
ausgerechnet Tanja startet als Erste den Abstieg und strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
Anschließend turne ich abwärts und zuletzt Conny
Was jetzt kommt ist Pille Palle
Wir werden zwar weiterhin Bergauf gezwungen und das zehrt auch sehr an unseren Kräften, doch klettern ist nun nicht mehr angesagt.
Ein wenig kulturhistorisches liegt auf dem kommenden Streckenabschnitt, der uns reichlich Zeit gibt herum zu blödeln.

Wir wandern an etlichen still gelegten Stollen vorbei, die heute per Gitter verschlossen und den Fledermäusen zur Verfügung gestellt sind. Reste ehemaliger Behausungen für die Arbeiter, die den Schiefer in den Stollen abbauten, sind noch vorhanden.
Das Klohäuschen
Und dann trauen wir unseren Augen nicht, denn mitten in der Botanik steht ein Holzhäuschen mit Herz, also unmißverständlich welchem Zweck das gute Stück dienen soll. Wer hier als erste die Nase rein steckt war klar, oder?
Bis die absolute Wanderhöhe erreicht ist, müssen wir noch fleißig hoch marschieren. Diese Tatsache wird aber geschönt, da wird weiterhin herrlichste Pfade unter den Füßen spüren und die Umgebung nicht einen Augenblick Langeweile aufkommen lässt.
Eine kurze Rast noch, dann treibt uns Hunger und Durst in den Endspurt (wobei Wanderschnecken ein eher gemäßigtes Tempo vorweisen können)
Wir erreichen nach gefühlten 25 km, tatsächlichen 15,2 km den Parkplatz und sitzen ziemlich flott im Auto. Vielleicht war ich etwas zügig unterwegs, die Serpentinen im Hunsrück punkten mit reichlich Möglichkeit einen Beifahrer in den Schockzustand zu versetzen. Wir landen aber heil und gesund in…….
Beilstein – Bitte schon mal den Tisch decken
Unser Rückweg führt uns zwangsläufig an Beilstein vorbei und das ist gut so. Dort haben wir schon einmal köstlich gespeist. Im Hotel Haus Lippmann sitzen wir erhaben über dem Treiben im kleinen Moselörtchen, lassen und Speisen und Getränke schmecken und resümieren, DAS war ein toller Wandertag.
Die Spatzen hopsen in sicherer Entfernung um uns herum, immer die Äuglein auf den Boden gerichtet, ob nicht doch ein Gast etwas fallen lässt. Große Passagierschiffe laden einen weiteren Schwung Gäste aus. Es ist voll hier und doch romantisch ruhig und unaufgeregt.
Eine Stunde und ein paar Fotografien später sitzen wir wieder im Auto und fahren heimwärts. Auch hier, zu unserem Glück, keine besonderen Hindernisse. Zwei Stunden Fahrt und Leverkusen ist erreicht.
Das Fazit spare ich mir, der Artikel hier wird darüber reichlich Auskunft gegeben haben. Wanderglück im Hunsrück eben ;-)
Ein wunderschöner Bericht und Tour. Die Klettersteigrunde muß ich mir merken. Sollten wir mal in die Gegend kommen. Weiterhin viel Spass und schöne Touren. lg Bernd
Hallo Bernd,
na für Dich sind solche Touren doch eher ein Spaziergang ;-) und Du packst Dir dabei noch Fahrrad und Hund auf den Rücken :)
Liebe Grüße lieber Bernd
Elke
Kann man die Runde auch mit Hund gehen?Und die Kletterpassagen irgendwie umgehen?
Jepp, die Kletterpassagen können umgangen werde.n.
Klasse! Hoffe im nächsten Sommer, diese Tour zu gehen :-)
Lohnt sich absolut!!!!
Bin die Tour vor einigen Wochen gewandert und habe es nun genossen, die Fotos anzuschauen, die meinen eigenen sehr gleichen. Mit Abstand die tollste Wandertour, die ich bis jetzt gemacht habe.
Sehr originell fand ich auch die umzäunte Kuhweide, die man durchqueren musste (nicht allzu weit hinter Mittelstrimmig). War das bei euch nicht der Fall?
Du Anja, die Weide war offen, kein einziges Rind darauf zu finden. War sehr angenehm ;-)
Und ja, die Runde hat mir unglaublich gut gefallen, könnte sofort wieder los :)
wieder mal eine richtig spannende tour mit tollen fotos. allerdings hat die schockkapelle aus dem 18. jahrhundert nichts mit dem mittelalter zu tun. dieses endete scon vor 1500 als die renaissence begann. sie markiert den beginn der frühen neuzeit…
aaaaaaaaaaaaaaaaaaarg, Denkfehler ;-)
Die Schleife ist wirklich besonders schön – ich werde sie auf jeden Fall wiederholen!
Die Kapelle steht am Weg zu einer mittelalterlichen Richtstätte, die Balken der jetzigen Deckenkonstruktion werden auf das 18. Jahrhundert datiert. Der Zeitpunkt der ursprünglichen Errichtung ist nicht belegt, Mauerbestandteile weisen jedoch auf eine wesentlich frühere Erbauung der Schockkapelle hin.
Danke lieber Herbert, für die Ergänzung ❤