Wer will schon gerne über die Wupper gehen? Na ich, weil die Wupper freundlicherweise in meiner Nähe fließt. Sie bietet mir wundervolle Wege dicht neben ihr. In meinem Beitrag Wandern im Bergischen Land habe ich die Wupper ja gänzlich außen vor gelassen und das ist ganz und gar nicht gerecht. Wanderungen an der Wupper und über die Wupper gehen, mit all den unterschiedlichen Fazetten erfreut mich persönlich mehrmals jährlich. Heute gibt es diesen schönen Fluss nur eine kurze Weile der Rest der kleinen Spazierwanderung führt durch das Hinterland.
Parkplatzsuche am Wipperkotten
Es ist sonnig, es ist auch noch recht warm, an diesem Novembertag. Kein Wunder, dass der überschaubare Parkplatz am Wipperkotten gut besetzt ist. Eine kleine Wartezeit und jemand räumt einen der begehrten Plätze und schwupps sitzt mein Hyundai perfekt in Lücke.
- Start/Ziel: Solingen, Wipperaue
- Streckenlänge: 6,50 km
- Höhenmeter: 170 m
- GPS Track
- Einkehr: Wipperaue, Nahe dem Parkplatz
Weitere Wupperwanderungen:
- In den Wupperhängen….
- Eine abenteuerliche, wunderschöne Wanderung auf Wupperpfaden
- Auch diese, sehr alte Wanderung führt über grandiose Wege
Direkt am Parkplatz gibt es einen kleinen Platz unmittelbar an der Wupper. Hier hocke ich mich eine Weile hin, genieße die Stille, das leise plätschern des Wassers. Die Sonnenstrahlen hüpfen über die unruhige Wasseroberfläche, hinterlassen glitzernde Sternchen. Solche Momente genieße ich im Verlauf kurzer Wanderungen besonders intensiv.

Wipperkotten
Irgendwann rappele ich mich auf und schlendere Richtung Wipperkotten, der so anmutig vor blauem Himmelshintergrund steht. Ein Blick meiner Kamera über das Eingangstor in den hübschen Bauerngarten mit den typischen Blumenbüschen solcher Gärten, und schon sind ein paar Fotos auf meinem Chip.
Der Wipperkotten ist der letzte, erhaltene Doppelkotten an der Wupper. Im Inneren wird heute noch das alte Handwerk der Schleifer gezeigt. In dem kleinen Museum können sich Besucher über die Arbeitsbedingungen des 17. Jahrhunderts informieren.

Das Leben in der Natur
Einige der Bilder von dieser Wanderung findet ihr wieder am Ende des Beitrages in einer Bildergalerie.
Der überwiegende Teil des Herbstlaubes breitet sich bereits unter meinen Füßen aus, hat seinen Sommerhochsitz verlassen. Dadurch wirken die Waldwege ausgesprochen hell und freundlich.

Die Wupperhänge stehen unter Naturschutz, sie bieten besonderen Pflanzen und Tieren Unterschlupf und Heimat. Der Eisvogel ist hier beheimatet, der schöne bunte Vogel, den ich in der Natur noch nie sah.
Ein Blick hinauf in den Hang lässt mich wieder einmal stoppen. Immer wieder begeistert mich der Überlebenswille der Bäume an solchen Hängen. Sie klammern sich mit ihrem Wurzelwerk in die Böden, dringen in Felsspalten und verschaffen sich auf diese Weise Halt. Längst ist die schützende Erdschicht abgetragen, durch Wind und Wasser.

Hohlwege und Kotten
Seit ich mit Rouwen und seiner interessanten App Hike & Seek unterwegs war, nehme ich Hohlwege und Hügelgräber ganz anders wahr. Dieser hier ist so tief in die Landschaft eingegraben, dass er wohl auch lange genutzt wurde. Der Beweis und die Erklärung für diese These finde ich wenig weiter.

Hohlenpuhler Kotten
Nur Mauerreste sind vom alten Kotten noch zu sehen. Wenn das Laub von den Büschen gefegt ist, zeigt sich das Verborgene. Wie sehr ich das Unterwegs sein liebe, weil dazwischen solche Geschichten verborgen sind. Eine Wehranlage hat an dieser Stelle für Ärger zwischen den Kottenbetreibern geführt. Eine reiche Industriegeschichte liegt hier in Trümmern in den idyllisch anmutenden Wäldern. Es waren 24, meist große Kotten die den Schleifern Arbeitsplatz boten.
Heute etwas mehr Teer
Ich will nicht verschweigen, dass meine heutige Route mehr feste Untergründe bereithält, so wie dieser hier. Spannendes gibt es an solchen Wegen entdecken, wenn der Blick auf die felsigen Wände fällt. Kleintiere, die durch die Laubdecke huschen und wieder dicke Baumwurzeln mit skurrilen Formen.

Früher hätte man sich über Teerwege gefreut
Wieder auf einem Waldweg unterwegs mache ich mir Gedanken über die Mühsal früheren Lebens.
Die zweitweilig auftauchenden Tafeln am Wegrand erzählen Geschichten über die lange vergangene Zeiten. Transport von Gütern war damals noch mit erheblicher körperlicher Anstrengung verbunden. Die Frauen der Schleifer trugen bis zu 25 Kilo schwere Körbe auf dem Kopf. Die darin enthaltenen Waren wurden 1,5 km über schmale, steile Pfade getragen, deshalb mussten Frauen geschickt und stark sein.

Die Wupper habe ich inzwischen verlassen, und wandere nun parallel zum Hintenmeiswinklerbach. Zufällig finde ich eine Kurzfassung des Landschaftspflegerischer Begleitplan zur geplanten Anbindung (2015) der Hofschaft Hintenmeiswinkel an die öffentliche Kanalisation. Mir wird klarer, warum es so kompliziert ist, in Naturschutzgebieten bauliche Maßnahmen durchzuführen.
Vor und hinten
Lustig sind auch die Namen der Orte und Fließgewässer in dieser Region. Hintermeiswinkel ist gerahmt von den Bächen Vormeiswinklerbach und Hintenmeiswinklerbach. Auf diese Weise wird sowohl die Ortslage, als auch die geographische Lage beschrieben. Vor dem Vormeiswinklerbach liegt der Ort Vormeiswinkel. Höchst kompliziert, für Insider aber wohl eindeutig.
Über einen schmalen Wiesenpfad erreiche ich abseits gelegene Häuschen.

Ortsansichten
Einen kleinen Einblick in die Dorfidylle nehme ich als Erinnerung mit. Sie versüßen mir den nun folgenden Landstraßenabschnitt, den ich zu beschreiten habe.

Die Biotopschutzfläche mit Wegegebot
Aus der kleinen Ortschaft bin ich schnell wieder heraus gewandert und freue mich nun wieder in den Wald einzutauchen. Bevor ich das tue, lese ich wieder einmal ein Schild. Es informiert mich über das Vorhandenseins eines Biotops. Eine Stiftung (Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen e.V. ) hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Naturraum zu schützen.
Das Besondere daran:
Der Solinger Jägerschaft gelang es, zunächst mit dem Tierschutzverein, später mit Landwirten, Forstwirten, Ornithologen und anderen Naturschützern, in vielen Bereichen Gemeinsamkeiten zu erkennen und eine Zusammenarbeit aufzubauen. Zitat: https://www.stiftung-tier-natur-sg.de
Strupsmühle mit eigenem Wendehammer
Die Strupsmühle war im vorigen Jahr Grund für eine teuere Wegeumleitung. Der im Jahr 1929 von Arbeitslosen angelegte „Solinger Klingenpfad“ hat die Stadt Solingen scheinbar, aufgrund Nachbarschaftsstreitigkeiten umgelegt.
Meine Wegeführung verläuft anscheinend etwas anders, so lande ich kurz später an einem originellen Wendehammer.

Ab jetzt Natur pur, und die zeige ich mal wieder mit Fotos. Mein Pfad führt mich an die Seite des Weinsberger Bach, bis ich ihn überquere und verlasse.
Mehr Fotos als ich brauche
Wieder eine Hofschaft, ein paar Häuser, nette Ansichten außerdem Teerwege. Auf solch kurzen Strecken bleibt viel Zeit zum fotografieren, weil keine Uhr drängelt. Viel mehr Fotos sammeln sich immer auf meinem Chip, als ich verwerten kann. Vielleicht sollte ich einmal mehr die Knipse am Gurt hängen lassen?

Hasenmühle und Wipperaue
Und weil diese Spazierwanderung so kurz ist, lande ich auch schnell an der Hasenmühle. Eine kleine Ansammlung wunderschöner Fachwerkbauten in einer Kuhle der Wupperlandschaft.
Laute Rufe hoch über mir, lenken meinen Blick in den wolkenlosen Himmel. Die Zugvögel formieren sich zum Flug in den Süden. Hier an dieser Stelle trifft ein Schwarm nach dem anderen ein, als wirre Ansammlung von silber schimmernden Bäuchen. Doch schnell bildet sich das typische „V“ und das laut rufende Völkchen verlässt den Luftraum, um den nächsten Ankömmlingen Platz zu machen.


Immer wieder betrachte ich mit Wehmut den Abzug dieser Vögel, da sie die kalte Jahreszeit ankündigt.
Wipperaue und Abschied
Und dann ist es auch für mich soweit. Ein kleiner Rundgang über das Gelände des Hotel/Restaurant Wipperaue, unmittelbar an der Wupper gelegen, und dann geht es wieder heim.


Ein letzter Blick nach oben, auf einen neuen Schwarm Südflieger. Symbolisch für Abschied, den ich jetzt auch nehme. Mir hat diese kleine Runde viel Freude bereitet, denn es gab stets etwas Interessantes zu sehen.